Strahlender Gewinner, verschmähter Wachstumswert, Kursrakete, Gaming, Payment, E-Commerce. Auf Sea trifft jedes dieser Stichworte zu.
Vom Börsenflop zur digitalen Supermacht
Sea Ltd. ist ein Paradebeispiel dafür, wie stark Börsenkurse und Unternehmensrealität auseinanderklaffen können und wie sehr der Kurs von der Wahrnehmung der Anleger abhängt.
Ab 2020 begann ein Aufstieg, der seinesgleichen sucht. Das Gaming-Geschäft von Sea explodierte regelrecht und die Aktie schoss in den folgenden Monaten in die Höhe. Die Aktie wurde als Krisengewinner wahrgenommen.
Als das Gaming-Geschäft unweigerlich einbrach, wurde man jedoch als Verlierer und unprofitabler Wachstumswert abgestempelt. Die Aktie verlor etwa 90 % an Wert.
Es dauerte lange, bis sich die Aktie wieder halbwegs gefangen hatte, aber inzwischen scheint die Börse verstanden zu haben, welche Qualitäten das Unternehmen in Wirklichkeit mitbringt. Ich erspare Ihnen an dieser Stelle den Verweis auf die vielen Analysen, die ich bereits zum Unternehmen geschrieben habe.
Gaming, Shopee (E-Commerce) & Fintech
Gegründet wurde das Unternehmen 2009 von Forrest Li unter dem Namen Garena. Li ist bis heute CEO und der größte Einzelaktionär von Sea Ltd. Im Jahr 2010 investierte der chinesische Technologieriese Tencent erheblich in Garena und gewährte dem Unternehmen bevorzugten Zugang zu seinem Spieleportfolio.
Diese strategische Partnerschaft positionierte Garena als führende Spieleplattform in Südostasien. Durch regionale Innovationen wie AirPay, das es Nutzern ermöglichte, Bargeld an physischen Schaltern für Online-Zahlungen einzuzahlen, konnte Garena seine Marktposition weiter stärken. AirPay entwickelte sich später zu SeaMoney, dem Finanzdienstleistungsarm des Unternehmens.
SeaMoney ist ein digitaler Zahlungsabwickler, unterstützt den Online-Handel der anderen Geschäftsbereiche und hat sich zu einem eigenständigen, schnell wachsenden und profitablen Unternehmen entwickelt.
Angesichts des unterentwickelten E-Commerce-Marktes in Südostasien und inspiriert von der Vision, ein führendes Internetunternehmen in der Region zu schaffen, gründete Garena 2015 die E-Commerce-Sparte Shopee. Shopee, das sich an Vorbildern wie Alibaba und Amazon orientiert hat, entwickelte sich zur größten E-Commerce-Plattform Südostasiens und ist heute das wichtigste Geschäftsfeld von Sea Ltd.
3 Sparten, 1 Comeback
Sea besteht also aus drei Geschäftsbereichen, die durch unterschiedliche Dynamiken geprägt sind.
Aus meiner Sicht könnte der Payment-Bereich langfristig zu einer echten Cashcow werden, obendrein in einem gigantischen Markt. Aus der Ferne unterschätzt man leicht, welchen Aufschwung die ASEAN-Staaten mit ihren knapp 700 Millionen Einwohnern erlebt haben. Wer Städte wie Kuala Lumpur oder Singapur nicht hautnah erlebt hat, kann es sich kaum vorstellen.
Am 13. Mai hat Sea Quartalsergebnisse präsentiert.
Der Gewinn lag in Q1 mit 0,65 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,60 USD. Mit einem Umsatz von 4,84 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 4,90 Mrd. USD jedoch verfehlt.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 30 % und einer Vervielfachung des Gewinns.
Zum Wachstum haben alle drei Sparten beigetragen. Das E-Commerce-Geschäft (Shopee) verzeichnete einen Anstieg der Umsätze um 28,3 % auf 3,5 Mrd. USD, das EBITDA kletterte von -21,7 auf +264,4 Mio. USD.
Der Umsatz im Bereich Digital Financial Services (Sea Money) konnte um 57,6 % auf 787,1 Mio. USD gesteigert werden, das EBITDA hat um 62,4 % auf 241,4 Mio. USD zugelegt.
Digital Entertainment (Garena) erzielte ein Umsatzplus von 8,2 % auf 495,6 Mio. USD und das EBITDA verbesserte sich um 56,8 % auf 458,2 Mio. USD.
Fazit
Auf Konzernebene hat man demnach ein erhebliches Wachstum erzielt, auch wenn die Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Die Profitabilität hat jedoch stärker zugenommen, als erwartet wurde.
Das EBITDA hat sich auf Jahressicht von 401 auf 947 Mio. USD mehr als verdoppelt und hat die Konsensschätzungen von 657 Mio. USD weit übertroffen.
Auf den ersten Blick wirkt die Aktie dennoch hoch bewertet, da der gemeldete Gewinn relativ wenig mit der wirtschaftlichen Realität zu tun hat. Sea investiert den kompletten operativen Cashflow in Wachstum – die Sache erinnert stark an Amazon vor 5 oder 10 Jahren.
Das laufende Geschäft hat in den letzten 12 Monaten einen operativen Cashflow von 3,57 Mrd. USD erwirtschaftet.
Sea kommt demnach auf einen P/OCF von 23,5. Das ist in Anbetracht aller vorliegenden Informationen gerechtfertigt.

Gelingt jetzt ein Ausbruch über 155 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 175 USD. Darüber wären auch 200 USD denkbar.
Prallt die Aktie jedoch am Widerstand bei 155 USD ab, muss mit einem erneuten Rücksetzer bis 137 oder möglicherweise zum Aufwärtstrend gerechnet werden.
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