Palo Alto liefert erneut starke Zahlen und wird dafür an der Börse abgestraft. Warum das für clevere Investoren eher eine Chance als ein Problem sein könnte, erfahren Sie hier.
Global Player
Palo Alto ist einer der führenden Anbieter von Cybersecurity. Wenn es um die Überwachung von komplexen Netzwerken und großen Datenmengen geht, ist man die weltweite Nummer eins.
Das ist ein klarer Wachstumsmarkt, denn die Menge der verarbeiteten Daten steigt überproportional stark.
Produkte, die früher ohne jegliche Sensoren auskamen und keinerlei Daten produziert haben, sind heute Hightech-Produkte.
Denken Sie nur an den Unterschied zwischen einer gewöhnlichen Uhr und den heutigen Smartwatches.
Bei komplexen Netzwerken geschieht ähnliches: Sie werden immer größer und automatisierter. Maschinen übermitteln, verarbeiten und tauschen in unglaublicher Geschwindigkeit Daten aus.
Eine manuelle Überwachung ist schon lange nicht mehr möglich. Es sind moderne Technologien wie Machine Learning und automatisierte Systeme notwendig, um Datendiebstähle und Cyberattacken abzuwehren.
Dadurch wird eine detaillierte und gezielte Echtzeitüberwachung des Datenverkehrs für alle Anwendungen und Benutzer ermöglicht, auch in komplexen Netzwerken wie bei größeren Unternehmen, Behörden oder dem Militär.
Die Sieger in diesem Spiel
Die Börse hangelt sich von Quartalsbericht zu Quartalsbericht und reagiert auf jedes Update, als wäre es lebensverändernd. Die Kurse schlagen wie wild aus, obwohl sich fundamental kaum etwas verändert hat.
In welchem Umfang das geschieht und wie unsinnig das teilweise ist, hatte ich im letzten Artikel zu Palo Alto bereits ausführlich beschrieben. Es ist wirklich bemerkenswert:
Palo Alto: Wie sich Anleger systematisch verschätzen. NGS wächst um 43 %
Die Sieger in diesem Spiel sind diejenigen, die den Blick auf den Horizont richten statt auf die Motorhaube, und langfristig investieren.
Natürlich entwickelt sich nicht jede Aktie so stark wie Palo Alto, doch das ist auch nicht notwendig.
Wer langfristig investiert, muss in seinem Investorenleben nur ein paar Volltreffer landen. Wer beispielsweise beim Börsengang von Palo Alto im Jahr 2012 zugeschlagen hat, hat seinen Einsatz in etwa verzwanzigfacht.
Selbst, wenn Sie damals noch drei andere Investments getätigt hätten, die allesamt komplette Nieten gewesen wären, wäre die Performance unter dem Strich wahrscheinlich sehr gut.
Langfristige Investoren haben die Zeit auf ihrer Seite.
Zahlen lügen nicht, aber der Markt hört nicht zu
Die gestrigen Quartalszahlen beweisen mal wieder, dass die Börse diese Weitsicht nicht besitzt. Palo Alto notiert vorbörslich 3,94 % im Minus bei 186,81 USD und man fragt sich, warum.
Der Gewinn lag in Q3 mit 0,80 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,77 USD. Mit einem Umsatz von 2,29 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 2,28 Mrd. USD knapp übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 15 % und einem Gewinnsprung von 21 %.
Palo Alto Networks setzt seinen Wachstumskurs demnach fort, insbesondere im Bereich der Next-Generation-Security (NGS).
Die jährlichen wiederkehrenden Erlöse (ARR) konnten um 34 % auf 5,1 Mrd. USD gesteigert werden.
Der Wert der ausstehenden Verträge (Remaining Performance Obligations, RPO) stieg um 19 % auf 13,5 Mrd. USD, was für eine Fortsetzung des Wachstumspfades spricht.
Die Zahlen unterstreichen die robuste Nachfrage nach den Sicherheitslösungen des Unternehmens.
Plattform-Lösung auf KI-Basis
Im Mittelpunkt der Strategie von Palo Alto steht die Umstellung aller Sicherheitslösungen auf eine Plattform, angeführt von der KI-gesteuerten Lösung XSIAM.
CEO Nikesh Arora bezeichnete XSIAM als das „am schnellsten wachsende Produkt“ in der Geschichte des Unternehmens: „Es verändert grundlegend, wie Unternehmen Sicherheit betreiben.“
„XSIAM wird das Betriebssystem für moderne Security Operations – es konsolidiert Daten, reduziert Reaktionszeiten von Wochen auf Minuten und eröffnet neue Anwendungsfälle“, so Arora.
Um die Führungsposition im Bereich KI-Sicherheit auszubauen, gab Palo Alto die Übernahme von Protect AI für 700 Mio. USD bekannt. Protect AI bietet Lösungen zur Absicherung von KI-Modellen, ein Bereich, der laut Arora dringend benötigte Innovationen erfordert: „Die Branche braucht Sicherheitslösungen für Agentic AI – Protect AI versetzt uns in die Lage, diese zu liefern.“ Zusätzlich entwickelt Palo Alto mit Prisma AIRS eine umfassende Lösung zur Absicherung von KI-Anwendungen im produktiven Einsatz. Arora betonte: „Unsere Firewalls sichern nicht nur klassische Netzwerke, sondern auch KI-Modelle im laufenden Betrieb – das ist die neue Realität.“
Die Plattformstrategie zahlt sich besonders bei Großkunden aus. Im abgelaufenen Quartal schloss Palo Alto über 90 neue Plattform-Deals ab, darunter einen 90-Mio.-USD-Vertrag mit einem globalen Beratungsunternehmen, das vier Sicherheitslösungen auf Basis von Cortex/XSIAM konsolidierte.
„1.250 unserer Top-5.000-Kunden nutzen unsere Plattform vollständig, und das Wachstum bei Multi-Plattform-Nutzern lag bei fast 70 %“, erklärte Arora.
Ausblick und Bewertung
Für das Schlussquartal stellt Palo Alto einen Umsatz von 2,49 – 2,51 Mrd. USD und ein Ergebnis von 0,87 – 0,89 USD je Aktie in Aussicht.
Die Konsensschätzungen lagen bisher bei 2,49 Mrd. USD und 0,86 USD je Aktie.
Die Umsatzprognose für das im Juli endende Geschäftsjahr wurde von 9,14 – 9,19 auf 9,17 – 9,19 Mrd. USD konkretisiert. Die Gewinnerwartungen wurden von 3,18 – 3,24 auf 3,26 – 3,28 USD je Aktie erhöht.
Die FCF-Marge soll bei 37,5 – 38,0 % liegen.
Warum die Aktie nach diesen Neuigkeiten nachgegeben hat, ist mir schleierhaft.
Aus meiner Sicht ist das einzige Argument der Bären die hohe Bewertung, doch das war auch schon vor den Quartalszahlen der Fall. Das Argument ist demnach fragwürdig.
Der forward P/FCF liegt derzeit bei 38,5. Im kommenden Geschäftsjahr, das bereits im August beginnt, könnte der P/FCF auf 33,7 sinken. Größere Rücksetzer dürften sich als Gelegenheit herausstellen.

Eine Möglichkeit dafür könnte beispielsweise ein Rücksetzer zur Unterstützungszone bei 166 – 172 USD oder 144 – 154 USD liefern.
Gelingt hingegen ein Ausbruch über den Abwärtstrend bei 195 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 202 und 207,50 USD.
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