LANXESS Aktie Prognose Lanxess: Die Bullen hätten noch eine zweite Chance

News: Aktuelle Analyse der LANXESS Aktie

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Die Bilanz des Vorjahres war schlecht, der Ausblick auf 2024 ernüchternd. Aber auch, wenn die Lanxess-Aktie am Tag der Zahlen mit einem dicken Minus aus dem Handel ging: Zeitweise waren die Abschläge noch deutlich größer. So ganz ist die Tür nach oben noch nicht zu.

Minus 17 Prozent beim Umsatz, -45 Prozent beim operativen Gewinn, gerechnet als EBITDA, das Jahr 2023 war eines zum Vergessen. Allerdings fiel da gestern niemand aus allen Wolken, als der Polymer-Spezialist Lanxess diese Zahlen vorlegte, das war schon längst klar und bekannt. Die Frage stellte sich aber, ob 2024 endlich die Nachfrage- und Margenbelebung kommen würde, auf die die Chemieindustrie 2023 vergebens gehofft und gewartet hatte.

Vorerst wohl weiterhin nicht, Lanxess sieht das erste Halbjahr als „herausfordernd“ an. Für 2024 insgesamt peilt man derzeit ein EBITDA moderat über dem 2023er-Egebnis an. Was indes, da Letzteres 45 Prozent unter dem von 2022 lag, nicht unbedingt eine Trendwende darstellen würde. Allerdings wies man auch darauf hin, dass die Gesamtsituation kaum kalkulierbar ist. Und das kann grundsätzlich natürlich auch positive Überraschungen bedeuten.

Allzu viel Honig ließ sich aus diesem Zahlenwerk also nicht saugen, nur ein Aspekt stach ins Auge: Der Cash Flow, ob als Operating oder als Free Cash Flow, war immens gestiegen. Und das bedeutet: Wenn die Rahmenbedingungen wieder besser werden, hätte Lanxess eine gute Cash-Basis, um durchstarten zu können.

Solange der dafür nötige Silberstreif nicht am Horizont zu sehen ist, bringt das zwar noch nichts. Aber dass die Aktie sich vom Tagestief löste, deutet an, dass da einige durchaus bereit sind, auf diesem Niveau schon mal auf eine bessere Zukunft hin zuzugreifen.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur LANXESS Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Ein wenig unterstützt wurden diejenigen, die das in der Spitze gut 11 Prozent ausmachende Minus des Lanxess-Kurses auf am Ende 6,5 Prozent verringerten, von den Analysten. Die gestern nach Ergebnis und Ausblick neu vergebenen oder bestätigten Kursziele bewegten sich in einer Spanne zwischen 26 und 36,50 Euro, je nachdem, wie optimistisch oder pessimistisch der zuständige Experte aktuell für Branche und Unternehmen eben ist. Unter dem gestrigen Schlusskurs lag aber keines der neuen Ziele – immerhin.

Lanxess Aktie: Chart vom 14.03.2024, Kurs 24,44 Euro, Kürzel: LXS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Lanxess Aktie: Chart vom 14.03.2024, Kurs 24,44 Euro, Kürzel: LXS | Quelle: TWS

Was auch auffällt ist, dass die Aktie in den Tagen vor der Bilanz kräftig Boden gutmachte. Dadurch kam der Kurs, trotz des nominal recht markanten Minus, am Donnerstagabend nur auf den Level des Montags-Schlusskurses zurück. Das wäre für das bullische Lager durchaus ein Grund, die Flinte noch nicht ins Korn zu werfen. Zumal die Aktie zwar dadurch an der am Vortag erreichten, als Widerstand derzeit entscheidenden 200-Tage-Linie abpralle, aber für einen zweiten Anlauf immer noch nahe genug wäre.

Allerdings wäre es ratsam, einen Schlusskurs über diesem gleitenden Durchschnitt, der aktuell bei 26,25 Euro verläuft, abzuwarten. Denn erst dann würde aus der aufrechterhaltenen Chance auf ein bullisches Signal auch ein tatsächliches.

Quellenangaben: Ergebnis Geschäftsjahr 2023, 14.03.2024:
https://lanxess.com/-/media/Project/Lanxess/Corporate-Internet/Investors/Reporting/2023/2023-Q4-LANXESS-Financial_Summary.pdf

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Vorherige Analysen der LANXESS Aktie

Noch weiß man nicht, wie das vierte Quartal bei Lanxess lief oder wie das Unternehmen das angelaufene Jahr einschätzt. Aber dass die Branche weiter unter Druck steht, das weiß man. Und daher überrascht es nicht, dass die im Herbst stark erholte Aktie gerade nach unten dreht.

Es ist zwar gut möglich, dass der Polymer-Spezialist Lanxess im Vorfeld der regulär am 14. März anstehenden Quartalszahlen, die dann mit dem Gesamtjahresabschluss einhergehen würden, mit vorläufigen Ergebnissen und einem Ausblick aufwartet. Aber man weiß nicht, ob und wann. Und man weiß erst recht nicht, was da dann für 2024 an Zielen auf den Tisch kommt. Was man aber weiß: Die deutliche Belebung der Nachfrage, die man zuerst für das erste und dann für das zweite Halbjahr 2023 erhoffte, kam nicht. Und einige Unternehmen der Branche konstatierten bereits, dass sich daran in den ersten Wochen des neuen Jahres nichts geändert hat.

Wenn die Skeptiker ins Feld führen, dass, was für die Branche allgemein gilt, vermutlich auch für Lanxess gilt und damit die beeindruckende Rallye, welche die Aktie zwischen Ende Oktober und Mitte Dezember in der Spitze um bis zu 45 Prozent nach oben getragen hatte, keine Grundlage hat, hätten sie Recht. Heißt das, dass der Weg nach unten jetzt, nachdem der Lanxess-Kurs am Mittwoch eine wichtige Kreuzunterstützung gebrochen war, wieder frei ist?

Expertenmeinung: Im Prinzip ja, zumindest mal aus chart- und markttechnischer Sicht. Die Voraussetzungen für einen erneuten Baisse-Schub sind aus dieser Warte heraus ideal: Die Aktie stoppte ihre Herbst-Hoffnungsrallye unterhalb des letzten, markanten Zwischenhochs vom September und, wichtiger noch, an der 200-Tage-Linie, an welcher sie im Dezember zweimal nicht vorbeikam. Von dort aus startete unmittelbar zu Jahresbeginn eine Abwärtsbewegung, was auf Verkäufe institutioneller Investoren deutet, die die Chemiebranche im Zuge der Neuausrichtung ihrer Anlagestrategie womöglich gezielt untergewichten.

Lanxess Aktie: Chart vom 31.01.2024, Kurs 24,95 Euro, Kürzel: LXS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Lanxess Aktie: Chart vom 31.01.2024, Kurs 24,95 Euro, Kürzel: LXS | Quelle: TWS

Der Versuch einer Stabilisierung oberhalb der Unterstützungslinie bei 25,27 Euro (das Hoch des Novembers) scheiterte gestern durch das kräftige Minus von 3,14 Prozent, wobei dadurch auch noch die Ende Oktober etablierte Aufwärtstrendlinie fiel. Das nächste Kursziel wäre jetzt das Zwischentief von Ende November bei 21,89 Euro, darunter ginge es gleich um das 2023er-Verlaufstief von Ende Oktober bei 20,14 Euro.

Und warum auch nicht, sagen sich die Bären, wenn die Hoffnung auf eine Belebung des Geschäfts, welche die Rallye des Herbstes befeuerte, dahin ist? Damit ist klar:

Die Bullen könnten den bislang nur knappen Bruch dieser Kreuzunterstützung aus Oktober-Aufwärtstrend und November-Hoch nur dann bereinigen, wenn sie sofort aktiv werden. Aber dazu wären neue Argumente nötig, idealerweise durch Vorab-Zahlen, die aufzeigen, dass die Lage womöglich besser ist als befürchtet und der Silberstreif am Horizont real ist. Kommt das nicht, dürften die Bären die Lanxess-Aktie so leicht nicht aus ihren Fängen entlassen.

Gerade erst am Montagabend hatte ein Analyst das Kursziel der Lanxess-Aktie von 40 auf 26 Euro gesenkt, doch am Dienstag schloss die Aktie trotzdem im Plus. Man spielt gerade wieder die Optimismus-Karte … aber zu Jahresbeginn war genau das schief gegangen.

Druck auf den Umsatz, noch mehr Druck auf den Unternehmensgewinn: Der Polymerspezialist Lanxess steht nicht anders da als die gesamte Chemiebranche. 2022 war bereits ein Jahr mit sinkenden Gewinnen gewesen, aber da hatte man erwartet, dass die zuvor im Zuge der Materialengpass-Phase gefüllten Lager der Kunden 2023 leer genug wären, um wieder anziehende Umsätze und mit ihren steigende Gewinnargen zu bringen. Vor allem auf China ruhten große Erwartungen, immerhin hatten die Corona-Lockdowns dort bis Ende 2022 angedauert und ganze Industrieregionen wochenlang paralysiert. Da würde es erheblichen Nachholbedarf geben, sagte man sich. Und lag falsch damit.

Heute wissen wir, dass die Belebung in China viel länger ausblieb als erwartet und derzeit so schwach ist, dass sie die Stagnation in Europa nicht ausgleichen kann. Doch obwohl man bei Lanxess Anfang 2023 massiv zugriff, um im weiteren Jahresverlauf feststellen zu müssen, dass man damit auf Sand gebaut hatte, sehen wir jetzt erneut eine „Jahreswende-Rallye“, vermutlich in der Erwartung, dass man irgendwann mit dem Joker China schon richtig liegen wird. Das ist zwar gewagt, aber:

Expertenmeinung: Vorerst ließe sich dem bullischen Lager ja nicht das Gegenteil beweisen. Bevor Lanxess sein Ergebnis des vierten Quartals meldet bzw. im Zuge der 2023er-Zahlen einen Ausblick auf 2024 präsentiert, dauert es noch. Damit haben die Käufer jetzt den Vorteil eines dynamischen Aufwärtsimpulses, der weitere Käufer anlocken soll und auch könnte, ohne eine allzu große Gefahr, dass negative Nachrichten die Rallye unverhofft beenden.

Die Hoffnung zieht die Aktie. Und dass die Abstufung durch die Baader Bank am Montagabend von „Kaufen“ auf „Reduzieren“ und die damit einhergehende, radikale Senkung des Kursziels von 40 auf 26 Euro keinen Druck auf den Kurs auslöste, zeigt: Man ist, solange der Schwung erhalten bleibt, imstande, solche „Irritationen“ zu ignorieren. Aber wird das Momentum der Rallye denn weiter hoch bleiben?

Um das sicherzustellen, muss es gelingen, die Lanxess-Aktie zunächst über die aktuell bei 29,27 Euro verlaufende 200-Tage-Linie zu bringen, an der sie am Freitag hängengeblieben war. Danach wäre der Weg frei bis in die Widerstandszone 30,96/31,53 Euro. Wird dieser Level erreicht, würde es wieder knifflig, weil dann die große Abwärts-Kurslücke vom Juni geschlossen wäre, was bärische Trader normalerweise zurückbringt. Aber so, wie sich das aktuell darstellt, dürften sich die wenigsten schon jetzt darüber Gedanken machen, man wird einfach versuchen, eine Hürde nach der anderen „abzuarbeiten“.

Was dabei auf keinen Fall passieren darf, wären Gewinnmitnahmen, die so stark ausfallen, dass sie das Rallye-Momentum brechen. Das wäre dann zu unterstellen, wenn Lanxess unter die zuletzt bezwungene Supportzone 25,75/27,26 Euro rutscht. Denn geht der Schwung, gehen in einer reinen Hoffnungs-Rallye wie dieser umgehend auch die Käufer von der Bühne.

Lanxess Aktie: Chart vom 19.12.2023, Kurs 28,49 Euro, Kürzel: LXS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Genau eine Woche lang, in der allerersten Handelswoche des Jahres, lief die Lanxess-Aktie rasant aufwärts. Der damalige Optimismus ist längst einem tiefen Pessimismus gewichen, die Performance der Aktie eine Katstrophe. Aber übertreibt man es jetzt nicht ein wenig?


Viele Branchen, die Chemiebranche aber ganz besonders, hatten zur Jahreswende 2022/2023 mit einem markanten Nachfragerückgang zu kämpfen. Der basierte darauf, dass die Materialengpässe zuvor dazu geführt hatten, dass viele Abnehmer im Gegensatz zu früheren Jahren erhebliche Lagerbestände aufbauten, um nicht wieder in einen Engpass zu geraten. Dann jedoch schwächte sich, auch bedingt durch die Inflation, die Nachfrage ab. Die Unternehmen begannen, die Lagerbestände zurückzufahren, für die Hersteller wie den Polymer-Spezialisten Lanxess entstand ein Nachfrageloch. Doch 2023 ging man optimistisch ins Jahr, weil man zwei Dinge erwartete:


Zum einen, dass der Abbau der Lagerbestände im ersten Halbjahr über die Bühne sein würde. Zum anderen, dass das Ende der in China noch bis Ende 2022 große Bereiche der Wirtschaft blockierenden Corona-Lockdowns die dortige Nachfrage massiv befeuern würde. Im Jahresverlauf jedoch wurde deutlich: Beides blieb aus … und bleibt es bis heute.


Das führte dazu, dass Lanxess seine Gesamtjahresprognose im Juni erheblich senkte. Und nicht wenige fürchten, dass eine weitere Prognosesenkung nötig sein könnte. Das führte zu diesem Waterloo im Chartbild, in dem wir eine Lanxess-Aktie auf dem tiefsten Stand seit fast 14 Jahren sehen, nachdem mittlerweile sogar das „Corona-Crash-Tief“ vom März 2020 unterboten wurde. Aber wie lange soll die Aktie denn noch fallen?



Expertenmeinung: Letztere Frage ist zwar eine, die verständlich ist, aber eine sichere Antwort darauf ist natürlich nicht möglich. Nicht zuletzt, weil nicht vorherseh- und eingrenzbare Emotionen diese Baisse befeuern, die die Anleger umso intensiver beeinflussen, je stärker die Kursbewegungen sind. Aber man kann durchaus behaupten: Grundsätzlich ist jetzt eine Phase erreicht, in der man die Sache nach unten übertreibt.


Zwar ist man auch bei Lanxess selbst jetzt in Sachen Optimismus höchst vorsichtig. So erklärte der CEO im Zuge der Anfang August vorgelegten Halbjahresergebnisse, dass das „Destocking“, d.h. der Lagerabbau der Kunden, wahrscheinlich nicht vor Ende August beendet sei und dass das vierte Quartal „möglicherweise“ wieder mehr Bestellungen bringen könnte, man sich darauf aber nicht verlassen wolle. Aber all diese Ernüchterung, der jetzt umgehende Pessimismus, ist in der Aktie ja eingepreist. Jetzt, so scheint es, treiben vor allem die Short-Seller den Kurs immer tiefer und nicht mehr Anleger, die einfach nur entmutigt aussteigen.


Das birgt grundsätzlich Chancen auf der Oberseite. Alleine, wenn die Short-Seller, sprich die Leerverkäufer oder „Bären“, ihre Short-Positionen eindecken, um die Gewinne zu sichern. Schon das könnte eine Rallye auslösen … und angesichts einer solchen Baisse kann auf der Nachrichtenseite schon eine auch nur einigermaßen erfreuliche Nachricht viel nach oben bewegen. Aber noch ist diese Aktie eben ein „fallendes Messer“. Wo das Tief sein wird, wann es kommt, ist in solchen Situationen völlig unvorhersehbar, daher sollte man die Lanxess-Aktie zwar im Auge behalten, aber:


Einsteigen sollte man aus heutiger Sicht besser erst dann, wenn das Chartbild zeigt, dass die Bären sich zurückgezogen haben, indem der Kurs an Widerständen nach oben durchläuft. Die Rückkehr in die vorherige Seitwärtsspanne durch Schlusskurse klar über 25,80 Euro wäre dafür das absolute Minimum, was man sehen müsste. Und wer weniger Risiko hinnehmen will, wartet sogar, bis eben diese, aktuell klar unterbotene Handelsspanne aus der Zeit zwischen Mitte Juni und Mitte September komplett überwunden wurde, was mit Schlusskursen über 31,52 Euro der Fall wäre. Denn ja, man übertreibt es hier gerade und ja, Lanxess sieht „billig“ aus. Aber der Spruch „was an der Börse billig scheint, kann leicht noch viel billiger werden“ hat eben schon seine Berechtigung.

Lanxess Aktie: Chart vom 28.09.2023, Kurs 23,59 Euro, Kürzel: LXS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Halbjahresbericht 2023, 04.08.2023:
https://lanxess.com/de-DE/Investoren/Neuigkeiten-und-Events/Neuigkeiten/2023/08/03/13/11/LANXESS-lowers-costs-and-increases-efficiency

Die Lanxess-Aktie läutete mit ihrer am Abend des 19. Juni herausgegebenen Gewinnwarnung eine Verkaufswelle bei Chemietiteln ein. Die Aktie selbst versuchte sich seither zu stabilisieren. Aber so, wie sich das Chartbild jetzt darstellt, vergebens: Das Jahrestief kommt in Reichweite.

Es hätte zwar nicht überraschend kommen dürften, aber die Mehrzahl der Akteure überraschte es unübersehbar doch: Die Chemiebranche läuft nicht so, wie man sich das zu Beginn des Jahres dachte, als gerade die Chemietitel vom Start weg haussierten. Den ersten, harten Beweis dafür, dass man sich da verkalkuliert hatte, lieferte der Polymer-Spezialist Lanxess am Abend des 19. Juni. Das Unternehmen nahm die 2023er-Gewinnprognose auf EBITDA-Basis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) deutlich von zuvor 850 bis 950 Millionen auf 600 bis 650 Millionen Euro nach unten. Der Grund: Die Nachfrage, von der man dachte, sie würde sich zur Jahresmitte wieder beleben, belebte sich nicht.

Die Aktie brach mit einer großen Abwärts-Kurslücke ein, markierte andererseits an diesem 20. Juni, als man auf diese am Vorabend lancierte adhoc-Meldung reagieren konnte, auch das bisherige Jahrestief. Es schien, als würden manche davon ausgehen, dass die Sache damit jetzt eingepreist sei. Und immerhin war Lanxess ja bereits im Vorfeld der Gewinnwarnung auf dem Weg nach unten gewesen und hatte am Tagestief des 20. Juni 46 Prozent gegenüber dem Jahreshoch eingebüßt. Das schien genug, schließlich war die Sache mit der Belebung der Nachfrage nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. So, wie sich der Chart jetzt darstellt, wird dieser Optimismus aber nicht belohnt.

Expertenmeinung: Im Zuge der am 4. August vorgelegten Bilanz des zweiten Quartals konstatierte Lanxess, dass sich die Gewinnsituation im laufenden dritten Quartal, zumindest bis Anfang August, nur wenig besser darstellt als im zweiten, die Lage im vierten Quartal aber vermutlich besser aussehen werde. Hinzu kommt, dass Lanxess umgehend einen die Kosten senkenden Aktionsplan gestartet hatte. Das las sich einigermaßen ermutigend. Aber ohne eine klare Belebung der Nachfrage, vor allem im entscheidenden Markt China, ist eine echte Wende zurück zu alter Stärke dennoch kaum zu erwarten.

Es dürften die wieder anziehenden Energiepreise sein, die weiterhin bärischen Konjunkturdaten aus China und die insgesamt kippende Stimmung am Aktienmarkt, die dazu führten, dass die Erholung der Lanxess-Aktie bereits endete, bevor die im Juni gerissene Abwärts-Kurslücke geschlossen wurde. Jetzt hat der Kurs bereits wieder die Zone der im Zuge der Erholungsversuche ausgebildeten Zwischentiefs erreicht, der tiefste dieser Punkte liegt bei 27,26 Euro, da war die Aktie im gestrigen Tagestief bis auf vier Cent herangekommen.

Das Chartbild seit dem Kurseinbruch vom Juni stellt sich dabei wie ein „Rounding Top“ dar, eine müde Erholung, gefolgt von sukzessiv abbröckelnden Notierungen. Das unterstreicht, dass bei Lanxess kein Schwung hereinkam, der Glaube an eine baldige Besserung der Gemengelage zu schwach war, um eine dynamische Rallye hervorzurufen. Das steigert das Risiko, dass diese Linie bei 27,26 Euro bricht und die Aktie das bisherige Jahres-Verlaufstief bei 25,75 Euro testet … und ob es dann hält, ist zumindest offen. Hier jetzt die Hand aufzuhalten, wäre eher gewagt.

Quellenangaben: Halbjahresbericht 2023, 04.08.2023:
https://lanxess.com/de-DE/Investoren/Neuigkeiten-und-Events/Neuigkeiten/2023/08/03/13/11/LANXESS-lowers-costs-and-increases-efficiency
Prognose-Senkung für das GJ 2023, 19.06.2023: https://lanxess.com/de-DE/Investoren/Neuigkeiten-und-Events/Neuigkeiten/2023/06/19/16/32/LANXESS-Results-for-Q2-and-FY-2023-estimated-below-market-expectations

Lanxess kappt die Prognose. Wenn es nach dem Chef geht, hat sich der Chemiestandort Deutschland erledigt.

Die deutsche Chemiebranche hat bereits eine längere Durststrecke hinter sich, doch scheinbar wird es nicht besser werden, ganz im Gegenteil.

Der Kursverfall zieht sich bereits über Monate hinweg und obwohl die Bewertungen spottbillig sind, wird jede Erholung wieder abverkauft.
So ist es kürzlich auch beim Spezialchemie-Konzern geschehen und nach den jüngsten Meldungen dürfte der Druck weiter zunehmen.

Lanxess Aktie: Chart vom 20.06.2023, Kurs: 28,74 - Kürzel: LXS | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Lanxess Aktie: Chart vom 20.06.2023, Kurs: 28,74 – Kürzel: LXS | Quelle: TWS

Aus technischer Sicht befindet sich die Aktie am Scheideweg. Die wichtige Unterstützungszone bei 33,70 Euro wurde bereits unterschritten, jetzt droht der Rückfall in Richtung 29,25 Euro.
Darunter wäre sogar der Weg zur Unterstützung nahe des 2020-Tiefs bei 27,50 Euro frei.  

Im Sinne der Aktionäre kann man nur hoffen, dass diese Marke nicht auch noch unterschritten wird.

Erfreulich ist es nicht

Doch selbst wenn einer der Supports hält und die Aktie irgendwo wieder zur Oberseite dreht, ist Lanxess für Anleger seit Jahren ein Verlustgeschäft.

Solange sich die Geschäftszahlen nicht nachhaltig bessern, wird sich daran auch nichts ändern.
Wenn der Umsatz und Gewinn eines Unternehmens nicht nachhaltig steigen, können es die Kurse auch nicht.

Und wenn man es nüchtern betrachtet, sind die Resultate der Vergangenheit ziemlich dürftig. Der Umsatz liegt heute bei knapp über 8 Mrd. Euro und somit noch auf dem Niveau von vor zehn Jahren.
Der Gewinn pendelt, abgesehen von größeren Ausreißern, weitgehend zwischen 1 und 3 Euro je Aktie und Jahr, ein klarer Aufwärtstrend ist nicht zu erkennen.

Die Nettomargen liegen in der Regel knapp über der Nulllinie, zwischen 2 und 3 %, der Großteil der erwirtschafteten Mittel muss reinvestiert werden, ohne dass dadurch eine Verbesserung der Zahlen erreicht wird.

Man wünscht sich im Moment des Schreibens, dass es besser wäre, aber dem ist leider nicht so.

Deshalb ist die Aktie günstig

Das Geschäft ist kapitalintensiv, margenschwach und erwirtschaftet eine niedrige Kapitalrendite.

Das ist auch der Kerngrund, warum die Aktie über weite Strecken nur mit einem einstelligen KGV gehandelt wird. Wer sich die Lage genau anschaut, dem ist vollkommen klar, dass man es hier mit einem Problemfall zu tun hat.

Lanxess hatte also ohnehin schon genug Baustellen, durch den Ukraine-Krieg und die Handelssanktionen hat sich die Lage nur noch weiter verschärft.

Nach einem Gewinneinbruch um 22 % im letzten Jahr, war man bisher davon ausgegangen, dass es in diesem Jahr abermals um 22 % abwärts geht.
Doch selbst das scheint noch zu optimistisch zu sein, denn gestern kürzt Lanxess seine Prognose für das laufende Jahr, weil das zweite Quartal schwächer als gedacht verlaufen ist.

Mit Ansage

Bereits im Mai hatte man davon gesprochen, dass 2023 ein hartes Jahr werde (Link). Die gedämpfte Nachfrage, die man bereits im vierten Quartal 2022 deutlich gespürt habe, halte an.

Am 20. Juni bekräftigte man diese Aussage. Die Nachfrage sei sehr schwach und der anhaltende Lagerabbau bei Kunden hätte sich im zweiten Quartal fortgesetzt.
Daher werden das bereinigte EBIT voraussichtlich auf etwa 100 Mio. Euro sinken. Bisher lagen die Konsensschätzungen für das bereinigte EBIT bei 199 Mio. Euro.

Die finalen Quartalszahlen will Lanxess am 4. August vorlegen.

Für das Gesamtjahr hat man die EBITDA-Prognose von 850-950 auf 600-650 Mio. Euro ebenfalls drastisch gesenkt.
„Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar – weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten”, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert.

Deutschland ist abgehängt

Der Vorstand wiederholte auch seine Aussagen zum Standort Deutschland, wonach man aufgrund von hohen Energiepreisen und überbordender Bürokratie nicht mehr wettbewerbsfähig sei (“Im Vergleich mit den USA ist Deutschland abgehängt“).

Der letzte macht das Licht aus.

Ich hätte gerne bessere Nachrichten, aber das sind die Fakten. Selbst als antizyklischer Investor und nachdem die Aktie bereits abgestürzt ist, gibt es wenige Gründe für ein Investment.
Es ist keine Besserung der Lage in Sicht und bis Lanxess nennenswerte Teile der Produktion an profitablere Standorte verlagert hat, wird einige Zeit vergehen.
Außerdem kostet der Aufbau neuer Kapazitäten und der Abbau alter Standorte zuerst Geld, bevor es irgendwann zu einer Besserung führt.