Am Donnerstag passte der Logistiklösungen-Spezialist Jungheinrich die 2025er-Prognose nach unten an. Quittung: Ein drastisches Minus von 16,15 Prozent in der Aktie. Das womöglich kleiner ausgefallen wäre, wären nicht mehrere unglückliche Faktoren zusammengekommen.
Am Donnerstag lancierte Jungheinrich um 12:37 Uhr eine adhoc-Meldung, in der die Gesamtjahresprognose nach unten angepasst und künidgte die Etablierung eines sogenannten „Transformationsprogramms“ (das man als Spar- und Restrukturierungsprogramm übersetzen könnte) an. Die Aktie rutschte haltlos weg und beendete den Tag mit gut 16 Prozent Verlust. Hätte das sein müssen?
Ad hoc meint „aus dem Augenblick heraus“, d.h. man gibt Informationen sofort weiter, sobald man davon Kenntnis erlangt. Das ist ja auch gut so, grundsätzlich. Aber dem Vorstand fiel eher nicht erst am Mittwoch spontan auf, dass die Zahlen in die falsche Richtung laufen und man daher mit einem solchen Transformationsprogramm dagegenhalten muss. Es hätte also allemal gereicht, diese Informationen nach Handelsende weiterzugeben, wie es die meisten anderen Unternehmen auch tun. Denn dann hätte sich die klassische Verkaufslawine, die daraufhin abging, vielleicht vermeiden lassen.

Wir sehen im Chart, dass die Aktie eine Supportlinie nach der anderen brach. Beginnend mit der steilen April-Aufwärtstrendlinie ging es durch eine ganze Reihe an als Support tauglichen Zwischenhochs und Zwischentiefs, die sehr wahrscheinlich auch als Unterstützung wahrgenommen wurden. Was heißt: Unter diesen Linien dürften viele Anleger Stop Loss-Verkaufsorders zur Sicherung ihrer Positionen platziert haben. Als die initiale Reaktion die Aktie durch die ersten dieser Linien drückte, wurden diese Verkäufe ausgelöst, drückten den Kurs weiter, in und unter die nächste Unterstützung, was erneut Stop Loss-Orders auslöste und so weiter. Was vor allem deswegen so „reibungslos“ abging, weil die negativen Nachrichten der adhoc-Meldung dazu geführt haben dürften, dass, wer das las und Kauforders im Markt liegen hatte, diese umgehend löschte. Aber was leitet man daraus ab?
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Expertenmeinung: Richtig ist, dass die Trader sich in Ruhe hätten überlegen können, ob sie aussteigen, ihre Stop Loss anpassen oder sogar zukaufen, wäre die Meldung außerhalb der Handelszeit gekommen. Nicht zwingend daraus abzuleiten ist, dass die Aktie zu weit gefallen ist. Denn ja, diese Veröffentlichung mitten im Handel und diese Stop Loss-Lawine waren unglücklich. Aber das heißt nicht, dass das Minus so überzogen ist, dass man hier getrost die Hand aufhalten könnte, denn „Peanuts“ waren die Prognose-Senkungen keineswegs.
Jungheinrich senkte den Ausblick für den 2025er-Umsatz von bislang 5,4 bis 6,0 auf 5,3 bis 5,9 Milliarden Euro. Den Auftragseingang sieht man nach 5,5 bis 6,1 jetzt noch bei 5,3 bis 5,9 Milliarden. Was alles eher undramatisch wäre, wenn nicht zugleich eine deutliche Senkung der Margen-Prognose erfolgt wäre. Denn die Prognose für die EBIT-Gewinnmarge (Gewinn vor Zinsen und Steuern) wurde deutlich von bis dahin 7,8 bis 8,6 auf 5,3 bis 6,1 Prozent nach unten korrigiert. Das zusammen mit den niedriger gesehenen Umsätzen schlug entsprechend heftig bei der EBIT-Gewinnprognose durch: Hier erwartet Jungheinrich jetzt nach bislang 430 bis 500 Millionen Euro nur noch 280 bis 350 Millionen. Und das ist in der Tat ein Wort.
Und das ist nicht der einzige Grund, weshalb man eine unglückliche Kombination aus Verkaufslawine und Zeitpunkt der Veröffentlichung der Prognosesenkung lieber nicht automatisch als gute Basis für eine deutliche Gegenreaktion sehen sollte:
Die jüngsten Kursziele von Analysten, die seit Ende Juni ausgegeben wurden, dürften zwar viele in ihrer Erwartung bestätigt haben, dass diese Aktie noch viel Luft nach oben hätte, immerhin lagen diese Ziele zwischen 42 und 56 Euro. Aber jetzt ist die Gewinnperspektive eben eine andere. Und wirklich schlagende Argumente, warum die Jungheinrich-Aktie Anfang Juni über das „Prä-Zollstreit-Hoch“ vom März hätte laufen müssen, gab es nicht.
Man hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt und ist jetzt aus demselben gefallen. Und wenn man sich ansieht, dass der Kurs mit dem gestrigen Abverkauf gerade mal auf das Kurslevel von Anfang März zurückgekommen ist, ist das Risiko, dass der Abwärtsspielraum trotz Verkaufslawine noch nicht ausgelotet ist, groß genug, um hier besser erst einmal nicht zuzugreifen.
Quellenangaben: Prognose-Anpassung für das Gesamtjahr 2025, 17.07.2025: https://www.jungheinrich.com/presse-events/ad-hoc-meldung-transformationsprogramm-beschlossen-2051124
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