Um ein Haar hätte die Aktie des Lagertechnik-Spezialisten Jungheinrich Mitte März die Trendwende nach oben geschafft. Doch dann brach der Kurs als Reaktion auf den Ausblick auf das Gesamtjahr 2022 haltlos weg. Ist die Aktie jetzt „billig“?
Mitte März hatte sich die Jungheinrich-Aktie bis 34 Euro nach oben gekämpft, vor genau einer Woche setzte sie dann bei 24,58 Euro auf. Da könnte man schon auf den Gedanken kommen, so etwas wie ein „Schnäppchen“ vor sich zu haben, zumal für die Aktie des Flurförderzeuge- und Gabelstapler-Herstellers im Verlauf des Jahres 2021 immer mal wieder fast das Doppelte aufgerufen wurde. Aber eine alte Börsenregel lautet: Was billigt scheint, kann leicht noch viel billiger werden“.
Und diese Regel kommt nicht aus dem Nichts. Sie soll verhindern, dass man sich als potenzieller Käufer daran orientiert, wo eine Aktie herkommt. Es geht alleine um die Frage, ob für den Moment bereits eine Übertreibung nach unten vorliegt, sich zwischen Perspektiven und Kurs eine Schere aufgetan hat, die sich zu Gunsten des Kurses schließen dürfte … oder ob selbst ein deutlich gedrückter Kurs noch Spielraum nach unten hätte. Und vor allem die Aktien besonders konjunktursensibler Unternehmen sollte man daraufhin abklopfen. Denn die fungieren oft als sogenannte „Fahrstuhlaktien“, d.h. im Zuge eines wirtschaftlichen Booms profitieren solche Unternehmen stark, die Aktien sausen schnell und weit nach oben. Kippt aber die Lage, fallen die Unternehmensgewinne auch entsprechend schnell und stark … und die Aktie gemeinhin mit ihnen. Und Jungheinrich ließe sich in diese Kategorie einordnen.
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Expertenmeinung: Gestern hatte Jungheinrich die Bilanz 2021 vorgelegt, aber das bewegte den Kurs kaum. Erstens, weil man bereits mit vorläufigen Ergebnissen aufgewartet hatte, zweitens, weil der Ausblick auf 2022 weit wichtiger war. Der kam bereits vorher, am 24. März … und sorgte dafür, dass die Aktie wie ein defekter Fahrstuhl nach unten sauste. Alleine an diesem 24. März verlor die Jungheinrich-Aktie 17 Prozent. Und Sie sehen im Chart, dass sich die Käufer seither kaum blicken lassen. Was nachvollziehbar ist.
Im Jahr 2019, bevor die Corona-Problematik die Lage verzerrte, bewegte sich die Jungheinrich-Aktie in einer Spanne zwischen 17,50 und 32,20 Euro. Dass diese Spanne 2021 deutlich nach oben verlassen wurde, basierte auf einem Auftragsboom, weil Unternehmen mit einem immensen Anziehen des Wachstums rechneten und unter anderem eben auch in die Logistik investierten. Aber heute ist dieses Bild auf den Kopf gestellt und viele Investitionen in den Logistikbereich bereits vollzogen worden.
In diesem Umfeld ist es zumindest ein realistisches Risiko, dass die Gewinnmargen bei Jungheinrich unter Druck geraten, womöglich auch der Umsatz zurückgeht. Mit schrumpfenden Margen rechnet Jungheinrich selbst bereits, denn trotz der Erwartung eines leicht über Vorjahr liegenden Umsatzes kalkuliert man dort mit einem „deutlich unter dem Vorjahreswert“ liegenden Gewinn vor Steuern (EBT). Sollte sich die Gemengelage nicht deutlich aufhellen, wäre es daher nicht ausgeschlossen, dass der Gewinn wieder auf den Level von 2019 zurückkommt … und dann wäre auch ein Test des damaligen Jahrestiefs um 17,50 Euro in den kommenden Monaten ein denkbares Szenario.
Das muss nicht so kommen, aber solange die Aktie keine Anzeichen einer Aufwärtswende zeigt und kein Break über entscheidende Widerstände deutlich macht, dass die Verkäufer sich zurückgezogen haben, wäre diese Aktie eben auch auf diesem gedrückten Niveau noch nicht als „billig“ im Sinne eines guten Chance/Risiko-Verhältnisses anzusehen.

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