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Intel gilt als gefallener Riese – überholt, abgeschrieben, irrelevant. Doch nun mehren sich die Zeichen für ein Comeback, das die Branche erschüttern könnte.
Niederlage auf allen Ebenen
Intel steckt seit Jahren in Schwierigkeiten und hat allem Anschein nach den Anschluss verloren.
Intel war über Jahrzehnte hinweg ein dominanter Akteur in der Halbleiterindustrie, doch in den letzten Jahren hat das Unternehmen in mehreren Geschäftsbereichen deutlich an Boden verloren – sowohl technologisch als auch marktwirtschaftlich. Besonders auffällig ist der Rückstand im Bereich der Prozessoren für Rechenzentren. Hier konnte AMD, lange Zeit als kleinerer Wettbewerber belächelt, mit seiner EPYC-Produktlinie enorme Marktanteile gewinnen.
Dank einer fortschrittlicheren Fertigungstechnologie und einer effizienteren Architektur gelang es AMD, Serverkunden von Intel abzuwerben. Während Intel auf der 10-Nanometer-Fertigungstechnologie feststeckte, profitierte AMD von der Zusammenarbeit mit TSMC und konnte frühzeitig 7- und später 5-Nanometer-Chips anbieten.
Auch im Bereich mobiler Prozessoren, insbesondere bei Laptops, hat Intel massiv an Marktanteilen verloren.
Im Bereich der Fertigungstechnologie, lange Zeit Intels Paradedisziplin, wurde das Unternehmen ebenfalls von Konkurrenten überholt. TSMC und Samsung entwickelten sich zu den führenden Auftragsfertigern der Welt. Während Intel mit Produktionsproblemen kämpfte und wiederholt seine Roadmaps verschieben musste, produzierte TSMC in Rekordzeit Chips für Unternehmen wie Apple, AMD, Nvidia und viele andere.
Komplett abgehängt
Im aufstrebenden Bereich der KI-Beschleuniger und spezialisierten Chips für maschinelles Lernen hat Intel ebenfalls den Anschluss verpasst. Während Nvidia mit seinen GPUs und der CUDA-Plattform eine Monopolstellung aufgebaut hat und Unternehmen wie Google eigene Tensor Processing Units (TPUs) entwickelten, gelang es Intel nicht, eine konkurrenzfähige Lösung zu etablieren.
Intel hat nahezu alle wichtige Geschäftsbereiche an frühere Wettbewerber verloren oder ist von neuen Anbietern überholt worden. Die Gründe dafür liegen in strategischen Fehlentscheidungen, operativen Problemen und technologischen Rückschlägen.
Die Probleme sind so tiefgreifend, dass inzwischen eine Zerschlagung des Konzerns im Raum steht. Seit Anfang kursieren Spekulationen, wonach TSMC einen Teil der Chipfabriken von Intel übernehmen könnte.
Der Gewinn von Intel ist in den letzten Jahren kontinuierlich eingebrochen. Im Geschäftsjahr 2024 hat man sogar rote Zahlen geschrieben.
Die Mehrheit dürfte Intel längst abgeschrieben haben.
Ein undankbarer Job
Der einstige Gigant könnte jedoch vor einem Turnaround stehen. Das Fundament dafür hat Pat Gelsinger geschaffen, sein Nachfolger könnte bald die Früchte ernten.
Im Jahr 2021 kehrte Pat Gelsinger als CEO zu Intel zurück, um eine ambitionierte Wende einzuleiten. Sein Plan umfasste eine beschleunigte Roadmap mit „fünf Prozessknoten in vier Jahren“, die Einführung neuer Technologien wie EUV-Lithografie, RibbonFET-Transistoren und PowerVia-Stromversorgung sowie den Aufbau von Intel Foundry Services (IFS), um Chips für Drittkunden zu produzieren.
Ich erspare Ihnen die technischen Details von RibbonFET und PowerVia, wichtig ist nur das Resultat. Mit RibbonFET ist eine höhere Leistung bei niedrigerem Energieverbrauch möglich. Mit PowerVia wird die Stromversorgung direkt von unten durch den Wafer möglich, was ebenfalls eine bessere Energieeffizienz und stärkere Performance ermöglicht.
Intel ist der erste große Hersteller, der diese Technologien im großen Maßstab einsetzen will. TSMC und Samsung arbeiten zwar ebenfalls an ähnlichen Technologien, haben aber bisher noch keine Serienfertigung angekündigt.
Das war teuer
Diese Strategie erforderte enorme Investitionen in Höhe von 25 Milliarden Dollar, was die Profitabilität massiv belastete. Gleichzeitig führte man Kostensenkungen in Höhe von 10 Mrd. USD durch.
Die Aktionäre überzeugte das jedoch nicht, Gelsinger trat zurück.
Er hat jedoch die Grundlage für ein mögliches Comeback von Intel geschaffen. Das Herzstück von Intels Comeback ist der 18A-Prozessknoten, der 2025 eingeführt wird und Intel wieder an die Spitze der Fertigungstechnologie bringen soll.
Mit einer Strukturgröße von 1,8 Nanometern, RibbonFET-Transistoren und PowerVia-Technologie verspricht 18A kleinere, schnellere und effizientere Chips, die in bestimmten Aspekten TSMCs 2nm-Prozess übertreffen könnten.
Auf dieser Basis sollen in der zweiten Jahreshälfte 2025 Produkte wie die KI-CPU Panther Lake und die Server-CPU Clearwater Forest auf den Markt kommen.
Damit könnte Intel endlich wieder wettbewerbsfähig werden und Marktanteile zurückgewinnen.
2025: Die Stunde der Wahrheit
Neben der Wiederbelebung der eigenen Produkte zielen die strategischen Maßnahmen darauf ab, dass Intel auch im Foundry-Geschäft eine bedeutende Rolle einnehmen kann, ähnlich wie TSMC und Samsung.
Die ersten Erfolge in diesem Bereich wurden bereits erzielt. Darunter ein milliardenschwerer Vertrag mit Amazon Web Services (AWS) zur Produktion eines KI-Beschleunigerchips auf 18A-Basis sowie eine Partnerschaft mit dem US-Verteidigungsministerium.
Darüber hinaus erhält man erhebliche politische Unterstützung. Bereits unter der letzten US-Regierung wurden durch den Chips-Act erhebliche Anreize für den Ausbau der Halbleiter-Produktion in Nordamerika geschaffen. Aus nachvollziehbaren Gründen wird die totale Abhängigkeit von Taiwan Semi in der Chip-Fertigung kritisch gesehen.
Der Aufbau eigener Kapazitäten in Nordamerika und Europa wird daher politisch gefördert und ist willkommen.
Die neuen 18A-Chips sowie das Foundry-Geschäft (IFS) könnten zu einer finanziellen Transformation von Intel führen.
TSMC hat als weltweiter Marktführer in diesem Bereich in den letzten 12 Monaten einen Umsatz von 96,7 Mrd. USD erzielt, die operative Marge lag bei etwa 50%.
Selbst ein geringer Marktanteil im Foundry-Markt könnte für Intel milliardenschwere, hochmargige Einnahmen bedeuten.
Derzeit steht auch eine Ausgliederung und ein anschließender Börsengang der Sparte im Raum.
Ausblick und Bewertung
Das Sentiment ist am Boden, Intel wird von der Mehrheit als abgeschlagener Verlierer ohne nennenswertes Potenzial betrachtet. Nach der desaströsen Entwicklung der letzten Jahre ist das nachvollziehbar.
Sollte Intel jedoch mit 18A und/oder dem Foundry-Geschäft halbwegs erfolgreich sein, könnte sich die Wahrnehmung drastisch ändern.
Die ersten positiven Auswirkungen der strategischen Neuausrichtung zeichnen sich bereits ab. Der Konzernumsatz stagnierte im ersten Quartal zwar bei 12,7 Mrd. USD, der Geschäftsbereich Data Center and AI konnte jedoch um 8% auf 4,1 Mrd. USD zulegen. Das Foundry-Geschäft verzeichnete ein Wachstum von 7% auf 4,7 Mrd. USD.
Bisher wird das alles noch von Sondereffekten wie Verkäufen von Unternehmensteilen und der Restrukturierung überschattet. Darüber hinaus sind die neuen Chips auf 18A-Basis noch nicht auf dem Markt.
In der zweiten Jahreshälfte soll die Produktion der neuen Prozessor-Generation Panther Lake beginnen, 2026 kommen weitere Produkte auf 18A-Basis auf den Markt.
Vielleicht steht uns eine Überraschung ins Haus. Derzeit geht man davon aus, dass Intel in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben wird. Im kommenden Jahr soll der Gewinn sprunghaft ansteigen.

Die Aktie versucht sich seit einigen Monaten an einer Bodenbildung nahe der Unterstützung bei 19 USD.
Gelingt ein Anstieg über 22 USD, ist der Weg in Richtung 25 USD frei.
Darüber kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 29,50 – 30,50 und 35 – 37 USD.
Fällt die Aktie hingegen per Wochenschluss unter 19 USD, muss mit einem Abverkauf in Richtung 15 USD gerechnet werden.
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