Ein Plus von über 50 Prozent bei einem Chiphersteller, während die Weltwirtschaft den schnellsten und schärfsten Konjunktureinbruch aller Zeiten verdauen muss, das wirkt absurd. Aber dass Infineon zu den Top-Gewinnern 2020 im DAX gehört, hat durchaus eine Grundlage: Das Unternehmen ist weit besser durch die Krise gekommen als man es anfänglich allgemein dachte.
Allerdings bedeutet „besser als gedacht“ nicht, dass der Aktienkurs auf ewig weiter steigen könnte. Die Aktie ist durch diese Rallye seit März von der Bewertung her schlicht teuer. Selbst, wenn der Kurs in den kommenden zwei Jahren wie festgenagelt auf dem derzeitigen Niveau bleiben würde, müsste auch in zwei Jahren noch mit kräftigem Gewinnwachstum zu rechnen sein, um das jetzt für das Ende des am 1. Oktober begonnenen Geschäftsjahrs bei knapp 33 liegende Kurs/Gewinn-Verhältnis zu rechtfertigen. Sicher, das könnte ja auch so kommen, weil Infineon gestärkt aus der Krise herauskommt und mit höherer Rentabilität alte Rekordgewinne übertrifft. Aber es ist gewagt, das einfach vorauszusetzen, zumal:
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Infineon Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Die Aktie hat mittlerweile die Hochs der letzten Jahre weit überboten. Genauer gesagt notiert Infineon jetzt so hoch wie seit Juni 2001 nicht mehr, als der Kurs damals im Zuge der platzenden „Dot.Com“-Blase von 83 Euro Mitte 2000 auf 4,48 Euro im Oktober 2002 durchgereicht wurde. Und was die Aktie damals wie ein Blitz traf, kann sich wiederholen: Infineon gehört zu den sogenannten „Fahrstuhl-Aktien“: Senkrecht und schnell hoch, aber ebenso auch wieder runter. Der Grund liegt in der enormen Konjunktursensibilität. Wenn die Konjunktur brummt, steigen die Gewinnmargen und der Umsatz rasant, kippt das Wachstum und gehen Investitionen und Konsum in die Knie, bricht alles ebenso schnell ein.
Das war auch 2020 der Fall, nur blieb diese Phase eine kurze. Im am 30.9. beendeten Geschäftsjahr 2019/2020 hatte Infineon durchaus weit weniger verdient, nur zogen Umsatz und Gewinn schon im Sommerquartal wieder an und man ist zuversichtlich, schnell wieder die alte Dynamik zu erreichen … und idealerweise zu überbieten. Ob das aber wirklich so kommt, ist nicht sicher vorhersagbar, daher sollte man als Trader besser vorsichtig agieren, zumal der Chart andeutet, dass da erst einmal das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte.
Sie sehen, dass Infineon das obere Ende eines leicht keilförmigen Aufwärtstrendkanals erreicht hat. Zugleich dürfte die Aktie durch den jetzt anstehenden Jahresultimo als Top-Gewinner besonders gesucht gewesen sein … und sie ist, was die Markttechnik angeht, überkauft. Da würde es sich anbieten, nicht mehr ohne Fallschirm in Form eines konsequenten Stoppkurses unterwegs zu sein, für den sich derzeit ein Level knapp unter 30 Euro und damit unterhalb der doppelten Unterstützung in Form der November-Aufwärtstrendlinie und der 20-Tage-Linie anbieten würde.

Wir beobachten für Sie regelmäßig die interessantesten Aktien am Markt. Die Besten stellen wir Ihnen jeden Morgen kostenfrei im LYNX Börsenblick vor. Aktuell ermöglichen wir so über 30.000 Lesern täglich einen schnellen Überblick über die spannendsten Aktien.
Machen Sie sich selbst ein Bild und abonnieren Sie unseren täglichen Newsletter Börsenblick oder einen anderen auf unserer Seite Börsennews.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen