Zweimal hat sich die Aktie der Luxusgüter-Ikone Hermès schon an der 1.000 Euro-Marke versucht. Jetzt scheint man einen dritten Anlauf zu nehmen. Der sollte besser sitzen, sonst geht der Schuss nach hinten los.
Während sich die Analysten beim Luxusgüterkonzern LVMH vor Begeisterung überschlagen, sind sie bei Hermès, einem anderen großen französischen Unternehmen der Branche, eher vorsichtig. Fast alle Analysten sehen die Aktie nur als Halteposition, das durchschnittliche Kursziel liegt derzeit bei knapp 900 Euro. Die Anleger scheinen sich nicht daran zu stören und kaufen. Aber in der Region um 1.000 Euro scheint bislang ein Deckel drauf zu sein, dort setzen Gewinnmitnahmen ein. Und das ist auch nachvollziehbar.
Denn Hermès ist von der klassischen Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis her weit teurer als z.B. die LVMH-Aktie. Und die ist schon nicht gerade „billig“. Man erkennt das sofort, wenn man sich anschaut, dass Hermès 2020 wieder auf den Gewinn des Jahres 2018 zurückgeworfen wurde (sogar einen Tick darunter). 2018 bewegte sich diese Aktie in einer Spanne zwischen 450 und 600 Euro. Wo sie heute notiert, sehen Sie. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die 2020er-Gewinne läge aktuell bei 70. 2019 lag das KGV zum Jahresende bei 45, in den Jahren zuvor immer klar unter 40. Also?
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Expertenmeinung: Also wäre dieses Kursniveau nur gerechtfertigt, wenn der Gewinn 2021 um ca. 80 Prozent zulegen würde, dann wäre wieder ein historisch normales KGV erreicht. Es ginge auch noch an, wenn man erwarten dürfte, dass der Gewinnanstieg bis Ende 2022 geschafft wäre. Allerdings: Um die für diese Aktie normalerweise übliche Bewertung zu erreichen, würde die Rechnung so nur aufgehen, wenn der Aktienkurs nicht weiter steigt, sonst müsste auch der Gewinn umso mehr zulegen. Ist damit zu rechnen?
Dass Hermès optimistisch ist und auf ein sehr starkes viertes Quartal 2020 zurückblickt, dass ein Analyst von Wartelisten für Hermès-Produkte schrieb, ist sicher erfreulich. Aber wie in dieser Branche üblich, hält man sich mit präzisen Prognosen betont zurück. Dass Hermès 2021 mehr verdienen wird als im Vorjahr, darf man unterstellen. Ob es genug sein wird, um diesen immensen Vorgriff auf neue Rekordgewinne zu unterfüttern, ist indes fraglich.
Als die 2020er-Bilanz im Februar vorgelegt wurde, führte das zu einem immensen Kurssprung. Das war das bislang einzige Mal, dass die Aktie die Marke von 1.000 Euro überbot. Aber nur intraday. Der Kurs setzte sofort zurück und schloss auf der oberen Begrenzung des keilförmigen, mittelfristigen Aufwärtstrendkanals, in den sie prompt zurückfiel. Das bullische Lager unternahm im März einen zweiten Anlauf, der aber wurde bereits unter 1.000 Euro und direkt an der oberen Begrenzung des Trendkanals abgewiesen.
Zuletzt hat sich Hermès auf Höhe der 20-Tage-Linie stabilisiert und hätte damit die Basis für einen dritten Anlauf. Aber der muss in jedem Fall sitzen, denn sollte der Kurs erneut unter der 1.000er-Marke abdrehen, würden viele Bullen wohl mit einem Seitenblick auf die skeptischen Analysten die Flinte ins Korn werfen. Bärisch wäre die Aktie zwar erst, wenn sie mit Schlusskursen unter 900 Euro aus dem Trendkanal nach unten herausfiele. Aber sollte der nächste Versuch scheitern, die bisherigen Hochs zu bezwingen, könnte das schnell passieren.
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