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Luxus verkauft sich doch nicht in jeder Wirtschaftsphase gut, das hat 2023 gezeigt. Aber auch, dass es darauf ankommt, wer ihn verkauft. Denn im Gegensatz zur Kosmetik-Aktie L’Oréal, die am Freitag wegen schwacher Zahlen abrutschte, erreichte die Hermès-Aktie neue Hochs.
Hermès International hatte sich im Kreis der Luxusgüterhersteller in den letzten Jahren als der Stärkste in Sachen Wachstum herauskristallisiert, das blieb angesichts der am Freitagmorgen vorgelegten Ergebnisse auch in Bezug auf das Gesamtjahr 2023 so:
Der Umsatz stieg gegenüber dem Jahr 2022 um 16 Prozent, zu konstanten Wechselkursen gerechnet sogar um 21 Prozent, auf 13,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg, dank einer von 29,0 auf 32,1 Prozent gesteigerten Netto-Marge, überproportional um 28 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Das war deutlich besser als das, was die Konkurrenz zu bieten hatte. Und es war mehr, als die Experten im Vorfeld geschätzt hatten. Entsprechend stark reagierte die Aktie:
Der Kurs hatte bereits am Donnerstag in Erwartung starker Zahlen die Widerstandszone 2.000 zu 2.050 Euro überboten. So etwas ist immer gewagt, ging bei L’Oréal daneben … aber bei Hermès wurde der Wagemut belohnt. Die Aktie legte zum Handelsende um 4,12 Prozent zu und erreichte damit einen neuen Schlussrekord. Der Verlaufsrekord lag mit 2.206 Euro sogar noch ein Stück höher. Es wirkt, als könnte diese Rallye nichts aufhalten, zumal:
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Hermes Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Man sagt zwar, bei neuen Rekorden kann es keine charttechnischen Widerstände geben, weil man sich dann im sogenannten „uncharted territory“ bewegt. Aber natürlich gibt es Trendkanäle und deren obere Begrenzungen. Und wer so richtig bullisch ist, dürfte jetzt davon träumen, dass die Hermès-Aktie ruckzuck die aktuell bei 2.375 Euro verlaufende, obere Begrenzung des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals anläuft. Jedoch sollte man da lieber zweimal nachdenken, denn es gibt nicht nur ein „Aber“, sondern gleich mehrere.
Zum einen war die Aktie schon vorher teuer, jetzt ist sie es erst recht. Denn auch, wenn der Gewinn deutlicher zulegen konnte als gedacht, käme die Aktie beim aktuellen Kurs und auf Basis dieses 2023er-Gewinns auf ein Kurs/Gewinn-Verhältnis knapp über 50, das ist um das Doppelte der Bewertung von Kering, Richemont oder LVMH. Um die Aktie zurück auf eine normale Bewertung zu bringen, müsste der Gewinn 2024 dramatisch zulegen. Und wenngleich man wie üblich in Bezug auf das neue Jahr in der Bilanzmeldung Zuversicht verbreitete: Ob es zu einem vergleichbar starken Gewinnplus kommt wie 2023, ist zumindest fraglich.
Und dann wäre da noch die Chart- und Markttechnik. Die obere Begrenzung des Trendkanals als Kursziel auszurufen, mag einem entschlossenen Bullen gut zu Gesicht stehen, aber diese obere Linie definiert sich nur durch einen Berührungspunkt, ist also noch nicht als relevant bestätigt worden. Darüber hinaus endete der Freitag zwar mit einem Plus, der Kursverlauf selbst wurde aber zu einem Doji, d. h. es gab keinen nennenswerten Zugewinn nach der Aufwärts-Kurslücke zur Eröffnung. Was vor allem deswegen zur Vorsicht mahnt, weil die Aktie zuletzt in kurzer Zeit sehr stark gelaufen und daher markttechnisch massiv überkauft ist, siehe der im Chart mit eingeblendete RSI-Indikator.
Solange Hermès die jetzt als Support fungierende Zone 2.000 zu 2.050 Euro nicht unterschreitet, bleibt die Tür für weitere Kursgewinne zwar offen. Aber es wirkt, als wäre sie nicht mehr so weit geöffnet, dass man da noch völlig unbesorgt hindurch gehen könnte.
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