Erst wird die Aktie des im MDAX ebenso wie im TecDAX gelisteten, deutschen Wirkstoff-Forschers Evotec jahrelang übersehen oder von den Anlegern geschnitten, dann wollen auf einmal alle dabei sein. Seit dem letzten erfolgreichen Test der Unterstützungslinie um 21,30 Euro Ende September ist die Evotec-Aktie um 45 Prozent gestiegen. Für den Zeitraum nur eines Quartals eine grandiose Performance, nur:
In dieser Zeitspanne hat sich bei Evotec nichts verändert, dass eine solche Rallye zwingend machen würde. Die Evotec-Aktie ist nach Analyse hochspannend, weil dieses Biotechunternehmen seit Jahren schwarze Zahlen schreibt, sich durch wohlüberlegte Zukäufe geschickt vergrößert und immer wieder lukrative Kooperationen eingeht die, wie zuletzt seitens Bristol-Myers Squibb, für lukrative Meilensteinzahlungen sorgen. Der Umsatz wächst stetig. Der Gewinn schwankt, da solche Meilensteinzahlungen als Basis der Einnahmen nicht berechenbar wie ein Monatsgehalt eintrudeln, weist aber von der Tendenz ebenso nach oben. Das alles spricht für die Aktie an sich. Aber nach einer solchen Rallye sollte man sich auch fragen, ob da nicht langsam Gewinnmitnahmen zu überlegen wären.
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Expertenmeinung: Denn egal, ob man die voraussichtlichen 2020er-Gewinne als Basis der Berechnung des Kurs/Gewinn-Verhältnisses (KGV) hernimmt oder nach vorne blickt, den Konsens-Schätzungen der Analysten für 2021 oder 2022 vertrauen will: Die Aktie ist auf dem jetzt erreichten, höchsten Kursniveau seit dem Jahr 2001 schlicht „teuer“. Auf Basis der derzeitigen Analystenschätzungen läge das KGV für das gerade beendete Jahr um 200, für 2021 um 110 und für 2022 bei ca. 85.
Die Bullen mögen als Gegenargument anführen, dass diese Prognosen zum einen ja übertroffen werden könnten und zum anderen viele Biotechunternehmen nicht einmal Gewinn erzielen und auf Basis des Kurs/Umsatz-Verhältnisses deutlich teurer wären als Evotec. Was zweifellos richtig ist. Aber ob das Trader nach einer derartigen Rallye, die sogar über die obere Parallele des steilen März-Aufwärtstrendkanals lief und seitens der Markttechnik einen deutlich überkauften Zustand hervorgerufen hat, davon abhält, auch mal Kasse zu machen?
Der Weg zu einer auf diesem Niveau für die Branche fairen bis günstigen Bewertung mag stetig sein, aber er ist eben auch relativ lang. Wer langfristig denkt, mag nicht mit der Wimper zucken, wenn die Aktie auch mal wieder deutlicher zurücksetzt, aber wer etwas aggressiver und/oder kurzfristiger investiert ist, könnte sich allemal überlegen, hier bei einem Teil der Position auch mal Gewinne zu sichern. Denn ein Rücksetzer in die Unterstützungszone 25,90/26,77 Euro wäre normal … und würde der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie, derzeit im Bereich 23,50/23,75 Euro durch die 200-Tage-Linie verstärkt, nicht einmal nahe kommen.
Auch letztere Zone wäre grundsätzlich ein mögliches Korrekturziel. Daher wäre es zudem zu überlegen, bei aggressiven Long-Trades einen Stoppkurs unter die 20-Tage-Linie (im Chart blau) zu legen, die derzeit bei 27,90 Euro verläuft, steil ansteigt und die nächstliegende Unterstützungslinie ist – wenn man die vorgenannte Parallele zur März-Aufwärtstrendlinie einmal ausklammert, die zwar momentan verteidigt wird, grundsätzlich aber eher als wackliger und nicht entscheidender Support einzustufen wäre.

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