Die Ceconomy-Aktie gewinnt zweistellig. Endlich hat man den jahrelangen Streit mit der Familie des Media-Markt-Gründers beigelegt.
Ceconomy übernimmt die verbleibenden Anteile an Media-Saturn und gibt eine positive Prognose. Demnach soll der Konzern wieder auf den Wachspfad zurückkehren.
Was passiert hier gerade?
Ceconomy ist der Betreiber von Media Markt und Saturn. Der Konzern mit Niederlassungen in mehr als 30 Ländern entstand im Jahr 2017 durch die Aufspaltung der Metro AG.
Seitdem schwelte ein Konflikt zwischen der Familie des Media-Markt-Gründers Kellerhals und Ceconomy.
Teilweise wurden die Streitigkeiten um die Strategie und Ausrichtung des Konzerns sogar vor Gericht ausgetragen.
Jetzt scheint man sich endlich geeinigt zu haben. Ceconomy übernimmt die von der Familienholding Convergenta gehaltene Media-Saturn-Beteiligung von 21,62%.
Im Gegenzug erhält Convergenta bis zu 29,99% der Anteile an Ceconomy und wird der größte Aktionär des Unternehmens.
Die Familie Kellerhals wird somit auch zukünftig im Aufsichtsrat vertreten sein.
So viel ändert sich in Wirklichkeit also gar nicht. Ceconomy gehört zukünftig schlichtweg mehr vom selben Geschäft.
Die Börse feiert die Nachricht trotzdem, so wie derzeit scheinbar alles gefeiert wird.
All das billige Geld der Notenbanken will schließlich investiert werden.
Das ist der Unterschied
Ich möchte aber auch nicht zu negativ klingen. Selbstverständlich ist ein Ende der Streitigkeiten positiv, ebenso klare Zuständigkeiten.
Die Auswirkungen auf das Tagesgeschäft dürften sich aber in Grenzen halten.
Bei Ceconomy sieht man das selbstverständlich anders. Man erwartet allerlei positive Effekte.
Darunter ein unmittelbar steigender Gewinn, „erhebliches Wertschöpfungspotential“, einfachere Entscheidungswege und so weiter.
Man möchte wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren und hat sich zum Ziel gesetzt, „die größte Omnichannel-Plattform Europas zu bauen“.
Hört sich alles gut an. Man darf aber nie vergessen, dass es die Aufgabe der Investor-Relations-Abteilung ist, die Vorgänge im Unternehmen positiv darzustellen.
Meine Aufgabe ist es hingegen, diese Aussagen kritisch zu hinterfragen. Denn in knapp zehn Jahren als Analyst habe ich erlebt, wie sich die Mehrheit der rosigen Prognosen in Luft aufgelöst hat.
Das gilt in noch viel größerem Ausmaß, wenn sie nach dem folgenden Schema ausfallen: „bisher lief es nicht gut, aber in der Zukunft wird alles besser“.
Um beurteilen zu können, ob wir es hier mit so einem Fall zu tun haben, muss man eine Bestandsaufnahme durchführen.
Bestandsaufnahme
Seit der Abspaltung von Metro im Jahr 2017 ist der Umsatz von Ceconomy von 22,16 auf 21,46 Mrd. Euro gesunken.
Die Profitabilität war rückläufig und das operative Ergebnis ist von 327 auf 205 Mio. Euro gesunken.
Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr ist der Umsatz natürlich weiter gesunken und man musste einen Verlust von -237 Mio. Euro hinnehmen.
Die Lage ist zwar nicht dramatisch, die Tendenz zeigt aber zur Unterseite und die Margen sind so niedrig, dass man selbst vor der Krise nur knapp profitabel war.
Daher waren zwischenzeitlich auch mehrere Kapitalerhöhungen nötig, wodurch die Zahl der ausstehenden Papiere von 327 auf 361 Millionen Stück gestiegen ist.
Dementsprechend ist auch vollkommen klar, warum die Ceconomy-Aktie ein Underperformer ist.
Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ist dringend notwendig. Ob das allerdings gelingen wird, ist fraglich.
In der Vergangenheit ist es schließlich auch nicht gelungen.
Ausblick und Bewertung
Pluspunkte sammelte der Konzern in der Vergangenheit vor allem mit großen Vermögenswerten, einer starken Bilanz und Barmitteln, die nahezu dem Börsenwert entsprachen.
Leider hat sich das durch Corona geändert. Derzeit liegt die Nettoverschuldung von Ceconomy bei 854 Mio. Euro, vor einem Jahr konnte man noch eine Nettoliquidität von 882 Mio. Euro vorweisen.
Gerade wenn ein Unternehmen wenig verdient, sind Schulden ein ernstzunehmendes Problem.
Die Zinsen zehren dann schnell einen bedeutenden Teil des operativen Ergebnisses auf.
Wirklich einladend ist das alles nicht. Für Investoren sollte es einfach sein, attraktivere Anlagemöglichkeiten zu finden.
Ein Engagement würde hier nur Sinn ergeben, wenn das Unternehmen das Ruder nachhaltig herumreißen könnte und sich die Zahlen auf allen Ebenen verbessern würden.
Moment mal
Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass die Media-Saturn-Anteile von Convergenta nicht kostenlos sind.
Ceconomy muss 815 Mio. Euro auf den Tisch legen, was fast der Hälfte des Börsenwerts entspricht.
Da man so viel Geld nicht hat, wird der Zukauf durch eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe einer Wandelanleihe finanziert.
Demnach sollen 125,8 Millionen neue Stammaktien ausgegeben werden, die Anleihe kann in bis zu 27,9 Mio. weitere Aktien gewandelt werden.
Die Zahl der ausstehenden Papiere steigt dadurch sprunghaft von 361 auf 514 Millionen Stück.
Die bisherigen Aktionäre werden also gleich doppelt und in erheblichem Umfang verwässert.
Ob sich das am Ende alles auszahlt steht in den Sternen.
Man könnte folgende unschöne Rechnung aufmachen: Ceconomy erhält durch den Deal 28% mehr Anteile an Media-Saturn, die Zahl der Aktien steigt dadurch aber um 42%. Nach dem Deal steht jedes Papier also für einen kleineren Anteil am Konzerngeschäft als davor.
An der Börse ist man trotzdem in Feierlaune. Ceconomy notiert 26% im Plus bei 5,16 Euro.
Chart
Kunden von LYNX finden die Aktie unter dem Tickersymbol MEO.
Ceconomy befindet sich in einem langfristigen Abwärtstrend und übergeordnet sitzen die Bären fest im Sattel.
Kurzfristig könnte sich die Erholung allerdings in bis in den Bereich zwischen 5,60 und 6,30 Euro fortsetzen. In dieser Zone könnte es für die Bullen schwierig werden.
Über 6,30 Euro käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 7,00 und 7,50 Euro.
Fällt die Aktie hingegen unter 4,50 Euro haben die Bullen ihre Chance vertan.

Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Mehr als 50.000 zufriedene Kunden. Ich bin einer davon.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen