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Bechtle erwartet im zweiten Halbjahr eine Belebung der Nachfrage. Sind die bisherigen Schätzungen viel zu niedrig? Eine Prognose.
Das Tal durchschritten
In der letzten Analyse zu Bechtle sind wir darauf eigegangen, dass an der Börse systematisch zu kurzfristig gedacht wird.
Der aktuellen Geschäftsentwicklung wird ein enormes Gewicht beigemessen und die langfristige Perspektive wird tendenziell ignoriert.
Aufgrund von konjunkturellen Sorgen und anderen makroökonomischen Problemen hatte sich der Kurs von Bechtle halbiert, obwohl das Geschäft gut lief.
Das war und ist erstaunlich, denn eigentlich sollte das Geschäft bei Bechtle ziemlich schlecht laufen.
Kommt es zu konjunkturellen Problemen oder werden sie erwartet, sparen Unternehmen und am einfachsten spart man bei externen Kostenquellen wie IT-Dienstleistern.
Um es mit einfachen Worten auszudrücken: Man schiebt Projekte auf die lange Bank. Diesen Effekt haben wir in den letzten Quartalen bei nahezu allen IT-Dienstleistern gesehen.
Die Branche litt unter einer handfesten Nachfrageflaute.
Aber an den langfristigen Trends ändert das aber wenig. Die Digitalisierung schreitet voran und der Modernisierungsbedarf verschwindet nicht.
Die unaufhaltsame Digitalisierung
Bechtle ist einer der führenden Anbieter von IT-Konzepten für Gewerbekunden in Deutschland. Das Geschäftsmodell verbindet IT-Dienstleistungen mit dem herstellerunabhängigen Direktvertrieb von Hard- und Software für inzwischen mehr als 75.000 Kunden.
Die Services von Bechtle umfassen alle Dienstleistung von der IT-Strategieberatung über die Projektplanung und Durchführung, Systemintegration bis zum Komplettbetrieb der IT ganzer Unternehmen.
Digitalisierung ist ein niemals endendes Thema und im Endeffekt hinkt ein bedeutender Teil der Unternehmen der technologischen Entwicklung hinterher.
Das bedeutet für Bechtle, dass immer Bedarf herrscht. Natürlich lässt die Nachfrage während Krisen nach, womöglich bricht dann zeitweise der Gewinn ein, doch der Modernisierungsbedarf verschwindet dadurch nicht.
Wenn man die Digitalisierung aufschiebt, muss sie später nachgeholt werden. Unternehmen haben keine andere Wahl als ihre IT-Systeme aufzurüsten und den sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen und Anforderungen anzupassen.
Normalerweise ist Wandel ein Problem für Investoren. Im Fall von Bechtle sieht das aber anders aus, denn Bechtle profitiert von dem niemals endenden Wandel.
Outperformer mit Grund
Bechtle konnte den Umsatz binnen zehn Jahren von 2,27 auf 6,03 Mrd. Euro massiv steigern.
Der Gewinn kletterte im selben Zeitraum von 0,50 auf 1,99 Euro je Aktie.
Die Dividende wurde im selben Zeitraum von 0,18 auf 0,65 Euro je Aktie erhöht.
Da das Geschäft nicht sonderlich kapitalintensiv ist, konnte man das Wachstum vollständig aus dem laufenden Cashflow finanzieren, Kapitalerhöhungen waren nicht notwendig.
In Summe hat das Bechtle zu einem massiven Outperformer gemacht und langsam kehrt die Einsicht ein, dass Bechtle auch in Zukunft das Potenzial dafür hat.
Erfolgreich im stürmischen Fahrwasser
Am 11. August hat Bechtle die Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte man den Umsatz um 6,5% auf 1,51 Mrd. Euro steigern.
Das Vorsteuerergebnis EBT legte um 5,9% auf 93,8 Mio. Euro zu, die EBT-Marge konnte auf dem Vorjahresniveau gehalten werden.
Die Zahlen liegen über den Erwartungen und das ist gleich aus mehreren Gründen erstaunlich.
Die Nachfrage im Bereich IT-E-Commerce, auf das fast ein Drittel des Konzerngeschäfts entfällt, war außerordentlich schwach. Der Umsatz war sogar um 4,8% rückläufig.
Darüber hinaus hat 1.306 neue Mitarbeiter und die Belegschaft um etwa 10% vergrößert. Angesichts des Fachkräftemangels will man sich genügend qualifizierte Mitarbeiter sichern, um das Wachstum auch in der Zukunft zu ermöglichen.
Aus strategischer Sicht ergibt dieser Schritt Sinn, doch kurzfristig belastet es die Margen.
Dass es Bechtle gelungen ist, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und dem Personalaufbau, die Margen zu halten, muss man positiv bewerten.
Optimistischer Ausblick
Für das zweite Halbjahr stellt Bechtle eine Nachfragebelebung in Aussicht. Umsatz und Gewinn sollen 2023 „deutlich steigern“.
In den ersten sechs Monaten konnte man den Gewinn um 5,4% steigern und das zweite Halbjahr soll besser werden.
Demnach wären die bisherigen Konsensschätzungen, die für 2023 lediglich einen Anstieg des Gewinns um 4% auf 2,05 Euro je Aktie vorsehen, zu niedrig.
Doch selbst auf dieser Basis käme Bechtle nur auf ein KGVe von 20,6. Das wäre fair, in den letzten fünf Jahren lag das KGV durchschnittlich bei 27,8.

Die Aktie ist übergeordnet klar bullisch, die langfristigen Aufwärtstrends sind intakt. Die jüngsten Zahlen haben einen kleinen Kurssprung ausgelöst und könnten die Initialzündung für eine neue Rallye liefern.
Aus technischer Sicht ist der Weg in Richtung 44-45 Euro frei. Gelingt ein Ausbruch über diese Widerstandszone, hellt sich das Chartbild nachhaltig auf.
In diesem Szenario wären weitere Kursgewinne bis 49-50 Euro wahrscheinlich.
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