Dass die Stimmung am Aktienmarkt derzeit angeschlagen ist, erkennt man an den radikalen Verkäufen, die auftauchen, wenn Erwartungen auch nur leicht verfehlt werden. Das traf am Donnerstag die Aktie des IT-Dienstleisters Bechtle als Folge der Vorab-Ergebnisse für 2021.
Denn das, was Bechtle da vorlegte, war keineswegs schlecht. Zwar blieb der Anstieg des Vorsteuergewinns mit +18 Prozent etwas hinter der durchschnittlichen Erwartung der Analysten zurück. Auch der Umsatz, der gut sieben Prozent zulegte, war etwas besser erwartet worden. Aber da führte Bechtle Lieferschwierigkeiten als Grund an. Ein Klotz am Bein, der nicht von Dauer sein dürfte. Und eigentlich hätte die Anleger der ebenfalls gemeldete Rekord-Auftragsbestand versöhnlich stimmen können, der mit 1,87 Milliarden Euro 80 Prozent höher lag als Ende 2020.
Aber von „versöhnlich“ war nichts zu sehen. Die Bechtle-Aktie schloss sehr nahe am Tagestief, es wollte also so gut wie niemand trotz des so deutlich gedrückten Kurses die Hand aufhalten. Und dass die Analysten der DZ Bank ihr Kursziel als Reaktion auf diese Zahlen von zuvor 64,10 auf 55,00 Euro nach unten nahmen, war zweifellos nicht hilfreich, die negative Stimmung zu verbessern. Zwar läge auch dieses Kursziel deutlich über dem gestrigen Schlusskurs. Aber es liegt auf einem Level, den der Kurs erst vergangene Woche gesehen hatte. Und die Einschätzung „Halten“, welche die DZ Bank mitlieferte, animierte natürlich auch nicht zum Einstieg. Aber ist das Minus nicht dennoch überzogen?
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Expertenmeinung: Das lässt sich erst beantworten, wenn die kompletten Bilanzdaten vorliegen und, vor allem, die Perspektive für 2022. Denn dass der Auftragsbestand sehr gut ist, ist eine Sache, aber nur, wenn auch starke Gewinnmargen erzielbar sind, schlägt das positiv auf den Gewinn pro Aktie durch. Dazu muss Bechtle etwas sagen, das aber wird wohl erst zum regulären Bilanztermin am 18. März passieren.
Bis dahin bleibt letztlich nur die Charttechnik als Orientierung, was sich mit dieser Aktie bzw. diesem Abverkauf anfangen ließe. Der Chart auf Wochenbasis zeigt, dass der Kurs mit diesem Abschlag eine Toppbildung vollendet hätte … vorausgesetzt, die Aktie würde es heute nicht doch noch zum Handelsende über deren Nackenlinie bei 47,16/47,86 Euro schaffen.
Ob die Bechtle-Aktie deutlich weiter nachgibt, in Richtung der mittelfristigen Aufwärtstrendlinien bei 35 und 31 Euro rutscht, ist zwar eher fraglich, schließlich war das, was das Unternehmen an Zahlen ablieferte, nur wenig unter den Prognosen. Aber das bedeutet nicht im Umkehrschluss, dass man zwingend bereits nahe eines Tiefs wäre, dafür ist dieses bärische Signal im Chart zu markant. Erst, wenn es gelänge, diese Nackenlinien-Zone des Topps so deutlich zu überbieten, dass Bechtle auch über dem Vorwochen-Hoch bei 54,76 Euro schließt, wo der Kurs zuletzt nach unten gedreht hatte, könnte man sich hier einen Einstieg überlegen.

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