In der letzten Analyse zu ASML war das Fazit eindeutig positiv. Doch seitdem ist der Kurs von 561 auf 877 Euro gestiegen. Sollte man hier besser Gewinne mitnehmen?
Wie ASML die Technologiebranche beherrscht
Über die Jahre hinweg habe ich mich immer wieder positiv zu ASML geäußert. Es handelt sich um ein Top-Unternehmen, welches eine Schlüsselposition in einer der weltweit wichtigsten Branchen einnimmt.
Ohne die Lithografie-Systeme von ASML geht in der Halbleiterbranche gar nichts. Hergestellt werden die Halbleiter zwar von einer ganzen Reihe von Anbietern wie Intel, Samsung oder Taiwan Semi.
Die Lithografie-Systeme für die Produktion dieser neuen Halbleiter-Generation fertigt jedoch einzig und allein ASML.
Egal ob Hochleistungsrechner, autonomes Fahren, 5G, Künstliche Intelligenz, Big Data, Gaming, Virtual Reality oder Medizintechnik: Überall setzt man auf sogenannte EUV-Leiterplatten.
So ziemlich jeder namhafte Hersteller von EUV-Leiterplatten und -Chips kauft bei den Niederländern ein und benötigt ihre Maschinen, um die eigene Produktion hochzufahren.
Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern, ganz im Gegenteil. Die Bedeutung von EUV-Lithografie nimmt immer weiter zu und ASML hat seinen technologischen Vorsprung in den letzten Jahren weiter ausgebaut.
Globales Monopol in einem Wachstumsmarkt
Die Niederländer haben ein globales Monopol geschaffen und sind allen Konkurrenten technologisch um Generationen voraus.
Die wenigen Wettbewerber, die es gibt, konkurrieren nicht im Top-Segment, sondern bei technologisch weniger anspruchsvollen Geräten.
Darüber hinaus war und bin ich seit jeher sehr bullisch, was das Wachstum im Halbleitermarkt angeht.
Es gibt kaum ein vorstellbares Szenario, in dem die Zahl von elektronischen Geräten in Zukunft nicht zunimmt. Mechanische Geräte werden auf elektronisch umgestellt, die Zahl er Chips in elektronischen Geräten steigt und hinzukommt der massive Ausbau von IT-Infrastruktur, Cloud, KI et cetera.
Will man mehr Chips herstellt, benötigt man mehr Lithografie-Systeme. Daher steigt die Nachfrage für die Geräte von ASML geradezu unaufhörlich.
Aktuell haben wir es bei ASML jedoch mit einer Kombination von Faktoren zu tun, die nicht gerade optimal sind.
Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich seit der letzten Analyse dramatisch verschlechtert.
Der Kurs ist von 561 auf 877 Euro gestiegen. Hinzu kommt, dass der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr stagnieren dürfte und der Gewinn sogar leicht rückläufig sein könnte.
ASML und Ikarus: Der Sonne zu nahegekommen?
Darüber hinaus ist die Bewertung vergleichsweise hoch. Aktuell kommt ASML auf ein KGV von 46.
Das ist selbst für dieses Unternehmen zu viel. In den letzten fünf Jahren lag das KGV durchschnittlich bei 40.
Man sollte einzelnen Quartalen nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken. Der Bau der meisten Lithografie-Systeme dauert 12 bis 24 Monate und einzelne Maschinen können mehr als 100 Mio. Euro kosten.
Daher können die Zahlen durch eine kleine Menge von Auslieferungen in einem einzelnen Quartal stark steigen oder fallen.
Daher sollte man es nicht überschätzen, dass der Umsatz im ersten Quartal von 6,75 auf 5,29 Mrd. Euro, der Gewinn von 4,96 auf 3,11 Euro je Aktie gesunken ist.
Das kann im nächsten Quartal bereits vollkommen anders aussehen.
Wichtiger ist der folgende Punkt: Der Auftragseingang ist zum Jahresauftakt zwar meistens schwach, hat mit 3,6 Mrd. Euro aber trotzdem enttäuscht und lag weit unter dem Umsatz.
Das muss sich schleunigst wieder ändern.
Ausblick und Bewertung
Das ist dem Vorstand natürlich auch bewusst und daher gab sich alle Mühe, die Lage positiv darzustellen. Demnach seien die Auftragsbücher für 2024, 2025 und darüber hinaus so voll, dass es ausreichen würde, wenn man in den kommenden Quartalen jeweils ein wenig mehr als 4 Mrd. Euro an neuen Aufträgen erhalten würde.
Die zugrundeliegenden Trends seien sehr stark und man sei derzeit vor allem damit beschäftigt, sich auf ein sehr starkes Geschäftsjahr 2025 vorzubereiten.
(„CEO: The secular trends are very, very strong; If you look at what’s in the backlog today for 2024, for 2025, beyond 2025, then in the next three quarters we would need a little bit over €4B for each of the three quarters to come in order to, at the beginning of 2025, be fully booked for that midpoint. […] Really gearing up towards what we think is going to be a strong year of 2025 – Source TradeTheNews.com“)
Die Aussagen des ASML-Chefs ergeben durchaus Sinn. Es stellt sich nur die Frage, ob der Markt das alles nicht bereits vorweggenommen hat.
Es ist schon lange klar, dass 2024 ein Übergangsjahr werden wird und der Gewinn stagnieren dürfte.
Da man für 2025 jedoch einen Gewinnsprung um über 50% erwartet, ist die ASML-Aktie im Zuge des KI-Hypes durch die Decke gegangen.
Nehmen wir an, dass die Prognosen richtig sind (was mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall ist), dann wird ASML im kommenden Jahr einen Gewinn von 29 bis 30 Euro je Aktie erzielen.
Je nachdem welches KGV man jetzt unterstellt, ergibt sich mehr oder weniger Kurspotenzial. Selbst bei einem KGV von 35 ist nicht mehr viel Luft vorhanden. Größere Rücksetzer wären jedoch eine Gelegenheit.
Gelingt beispielsweise ein Einstieg nahe den alten Höchstständen bei 765 Euro, wäre das Chance-Risiko-Verhältnis wieder deutlich besser.
Fällt die Aktie jetzt unter 850 Euro, könnte es zu einer Korrektur in Richtung 765 Euro. Darunter wäre sogar eine Korrektur in Richtung 715 oder den Aufwärtstrend bei 670 Euro denkbar.
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