Im Chartbild der Aixtron-Aktie zeichnet sich eine sehr ausgeprägte, langgezogene untere Trendwendeformation ab. Die Linie, über welcher diese vollendet wäre, ist klar definiert. Ob die Aktie diese Hürde in absehbarer Zeit wirklich überwindet, ist indes eine ganz andere Frage.
Aixtron baut Anlagen für die Halbleiterindustrie. Die wiederum ist immens konjunkturabhängig und die Marktteilnehmer momentan hin- und hergerissen. Auf der einen Seite setzt man auf einen starken Anstieg der Produktion durch den KI-Boom. Auf der anderen Seite sieht man eine – der flauen Weltwirtschaft geschuldete – trübe Perspektive bei den „normalen“ Chips. Zugleich hatten die Anlagenbauer im Zuge der Lieferengpässe nach Corona eine Phase, in der ihnen mit Neuaufträgen die Tür eingerannt wurde. Diese Anlagen werden aber jahrelang laufen. Was gestern bestellt wurde, wird morgen nicht mehr bestellt. Die Beurteilung, wann es wieder kräftiger vorangeht, ist daher für Anleger und Analysten gleichermaßen schwierig.
Momentan lautet der Konsens, dass Aixtron im laufenden Jahr weniger verdienen wird als 2024, dann aber ab 2026 leichte Gewinnsteigerungen drin sind. Allerdings in einem moderaten Tempo. Das Erreichen bzw. Überbieten des bisherigen Rekordgewinns pro Aktie von 1,29 Euro im Jahr 2023 sieht man erst im Jahr 2028. Und das nur auf Basis aktueller Annahmen. Verändert sich das Umfeld, kann es völlig anders laufen. Besser … aber eben auch schlechter. Was bedeutet:
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Expertenmeinung: Eine vollendete Trendwende wäre auf jeden Fall ein Vorgriff auf eine positive Zukunft in Bezug auf Aixtrons Umsatz, Marge und Gewinn. Denn aktuell liegt die Bewertung der Aktie mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp 22 auf Basis der durchschnittlichen Gewinnschätzung für 2025 auf einem fairen Level, ein moderates, aber konstantes Gewinnwachstum in den kommenden Jahren vorausgesetzt. Das sehen auch die Analysten mehrheitlich so. Von den 14 Aixtron regelmäßig beobachtenden Experten plädieren im Moment acht dafür, die Aktie nur zu halten, d. h. erst einmal nichts zu tun. Das durchschnittliche Kursziel liegt zwar mit 16,10 Euro über dem momentanen Kurs. Aber es liegt nicht viel höher … und vor allem nicht über der Nackenlinie dieser großen, potenziellen Aufwärtswende-Formation.

Deren Nacken- bzw. Entscheidungslinie liegt, Sie sehen es im Chartbild, um 16,70 Euro. Dieser Linie vorgelagert wartet bei knapp 16 Euro eine etwas weniger markante Widerstandslinie. Erst, wenn Aixtron diese Nackenlinie bei 16,70 Euro signifikant (mindestens ein Prozent darüber) auf Schlusskursbasis überboten hätte, wäre diese Formation vollendet, die man ebenso als Untertassen- wie als umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation sehen könnte. Und auch, wenn man behaupten darf, dass deren Vollendung „in Arbeit“ ist: Ein Selbstläufer ist die Sache sicher nicht.
Denn dass die auffallend dynamische Rallye der letzten Tage, befeuert durch die Hoffnung, dass zunehmende Kooperationen den Halbleitermarkt beflügeln und damit die Nachfrage nach Produktionsanlagen steigern könnten, bereits bei der vorgelagerten Widerstandslinie bei knapp 16 Euro erst einmal gestoppt wurde, kommt nicht von ungefähr. Die Vollendung der Formation würde ein deutlich höheres Kurs-/Gewinn-Verhältnis bedeuten und damit einen noch optimistischeren Vorgriff auf steigende Gewinne in der Zukunft. Deren „Ob“ und „Wann“ eben völlig offen ist, daher wundert es nicht, wenn Anleger in die zuletzt deutlich gestiegenen Kurse hinein Gewinne mitnehmen oder sogar short gehen.
Man wäre vermutlich am besten bedient, wenn man warten würde, bis diese charttechnische Trendwende wirklich „eingetütet“ ist und sich zugleich die Nachrichtenlage in Bezug auf die Halbleiterunternehmen und deren Zulieferer glaubwürdig weiter aufgehellt hat.