DAX Prognose DAX: Befreiungsschlag oder Bullenfalle? Noch ist das offen!

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

von | |
In diesem Artikel

DAX
ISIN: DE0008469008
|
Ticker: DAX --- %

--,--
---% (1D)
1 W ---%
1 M ---%
1 J ---%
Zum DAX

Die gestern gemeldeten Vorab-Zahlen zur deutschen Inflation waren höchst unerfreulich, aber zwei andere Meldungen befeuerten die Käufe am Montag und sorgten dafür, dass der DAX die in den Vortagen immer wieder gerissene Hürde von 20.000 überwand. Aber hält das auch?

Rein charttechnisch gesehen ist die Sache angenehm simpel. Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der DAX seit dem letzten Handelstag vor Weihnachten mehrfach an oder knapp über der Marke von 20.000 Punkten nach unten abgewiesen wurde. Damit wurde diese Linie nicht nur ein psychologisch relevanter Level, sondern auch ein handfester Widerstand. Als der DAX am Montag gegen 12 Uhr auf einmal rasant anzog, wurde dieser Bereich überboten, damit fungiert er jetzt als Support.

DAX: Tages-Chart vom 06.01.2025, Kurs 20.216,19 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 06.01.2025, Kurs 20.216,19 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Ein Pullback an diese Linie erfolgte bereits am gestrigen, frühen Nachmittag – und da kamen an der 20.000er-Linie umgehend Käufe auf, die so intensiv waren, dass der DAX am Ende sogar auf Tageshoch aus dem Handel ging. Bislang ist das also ein perfekter Befreiungsschlag nebst intraday bereits erfolgtem, tadellos absolviertem Pullback: passt für die Bullen.

Mit einem Schlusskurs gut ein Prozent über der 20.000 Punkte-Linie könnte man den Ausbruch zudem schon als einigermaßen signifikant ansehen, sprich das nächste Kursziel wäre der am 13.12. erreichte Verlaufsrekord von 20.522 Punkten. Es sei denn, der Index rutscht relativ schnell und deutlich wieder unter diese 20.000 zurück und macht den Befreiungsschlag dadurch zu einer Bullenfalle. Aber wie wahrscheinlich ist das?

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Es ist nichts, worauf man oberhalb von 20.000 Punkten wetten sollte. Aber es ist denkbar genug, um sich mit aggressiven Long-Trades einigermaßen nahe unterhalb der 20.000 abzusichern. Denn die Argumente, die zum Ausbruch führten, sind ein wenig wacklig.

Da ist zum einen die Meldung, dass der taiwanesische Halbleiter-Auftrags-Hersteller Foxconn starke Zahlen vorlegen konnte. Ist das richtungweisend für die gesamte Halbleiterindustrie? Oder signalisiert das nur, dass immer mehr Chiphersteller so viel wie möglich ihrer Produktion auslagern, um Kosten zu sparen? Die Halbleiteraktien nebst Zulieferern zogen daraufhin am Montag erheblich an. Aber wirklich „schussfest“ ist diese Argumentation, dass Foxconn nur früher zeigt, was andere Unternehmen der Branche in Kürze zeigen werden, nicht. Und dass Microsoft mitteilte, 80 Milliarden US-Dollar in neue KI-basierte Rechenzentren investieren zu wollen … ob das den Markt befeuert oder ggf. nur Microsoft hilft, Schritt zu halten, ist die Frage.

Ebenfalls gestern kam von der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ die Meldung, man habe von gut informierten Kreisen erfahren, dass Donald Trumps Berater in Bezug auf dessen Pläne, unerwünschte Importe durch höhere Zölle einzugrenzen, einen Plan entwickelt hätten, der deutlich moderatere Strafzölle vorsieht, als man sie bislang befürchtet. Ist das so? Und wenn ja, wird Mr. Trump seinen Beratern auch folgen? Und werden die Zölle nicht am Ende trotzdem weiter steigen, wenn nicht zeitnah der gewünschte Effekt eintritt? Diese Meldung schob den DAX zwar über die 20.000er-Hürde. Aber ob er deswegen wirklich höher stehen muss?

Die Frage, ob daran nicht womöglich auch viele Investoren zweifeln und diesen erneuten Ausflug über die runde Marke als Ausstiegsgelegenheit einordnen. Oder im Gegenteil jetzt die Charttechnik das Ruder in der Hand behält und der DAX an und über das bisherige Verlaufshoch anzieht … dürfte sich ziemlich bald beantworten. Zumal der Index durch den gestrigen Kursanstieg die am 19.12. entstandene und bis 20.242 Punkte reichende Kurslücke fast geschlossen hat und die US-Indizes Richtung US-Handelsende gestern einiges von ihren zeitweise beachtlichen Gewinnen wieder abgaben. Beides erfordert, dass das bullische Lager zeitnah Farbe bekennen muss.

Solange der DAX dabei nicht nennenswert unterhalb der Supportzone 19.468/19.675 Punkte schließen würde, wäre zwar grundsätzlich noch nichts angebrannt. Aber dass er die testet und dann womöglich nicht hält, wird deutlich wahrscheinlicher, falls der gestrige Befreiungsschlag durch Schlusskurse klar unter 20.000 doch noch zu einer Bullenfalle wird. Das sollte man also im Auge behalten.

DAX: Wochen-Chart vom 06.01.2025, Kurs 20.216,19 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 06.01.2025, Kurs 20.216,19 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Chartanalysen
---
---
---
News
---
---
---
Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen des DAX Index

Die Vorgabe für den Start ins Jahr 2025 ist nicht gerade ideal. Der DAX beendete 2024 nahe einer Unterstützung, ein gutes Stück vom Hoch entfernt. Und die US-Indizes wackelten zum Jahresende auffällig. Die Bullen müssten jetzt Zeichen setzen. Aber sind sie dafür stark genug?

Man sollte diese Frage vermutlich etwas anders formulieren: Ist die Summe des Kapitals  derjenigen, die weder Bullen noch Bären, sondern einfach nur Sparer sind, die passiv immer auf steigende Kurse setzen und dafür monatlich einen bestimmten Betrag direkt oder über Sparpläne in Fonds oder ETFs investieren, groß genug? Größer als das, was erfahrene Investoren, aber womöglich auch die ersten Hedgefonds, an Druck durch Verkäufe ausüben, wenn ein Jahr beginnt, das eines ablöst, über das viele sagen dürften: So ein Glück haben wir nicht noch einmal?

Die Vorgaben sehen dergestalt aus, dass nicht gerade wenige den Gedanken im Kopf haben dürften: „take the money and run!“ Oder, sinngemäß: Nimm den Gewinn mit, solange er noch da ist. Immerhin sind die Vorlagen auf allen Ebenen zugleich problematisch:

Expertenmeinung: Der Blick an die wackelnden US-Börsen ist eine hochgezogene Augenbraue wert. Die konjunkturellen Perspektiven für Deutschland sind irgendetwas zwischen mager und finster. Die US-Wirtschaftspolitik kann in Kürze für die deutschen Exporteure zum Problem werden. China springt als erhoffter Wachstumsmotor weiterhin noch nicht an. Die Bewertung des DAX insgesamt ist zu hoch. Und die Marktbreite der in der zweiten Dezemberhälfte erst einmal unterbrochenen Rekordjagd zu schwach.

Das Gros der Unerfahrenen wird sich dieser Aspekte teilweise oder sogar vollständig nicht bewusst sein. Hier orientiert man sich an der Performance des eigenen Depots: Solange die steigt, denkt man nicht daran, die regelmäßigen Käufe zu stoppen oder Geld aufs Konto zurück zu überweisen. Zumal sich der Gedanke, dass Buchgewinne im Depot real und in Stein gemeißelt sind, immer weiter ausbreitet, je länger die Reihe von Monaten ist, die im Plus endeten. Und so wacklig der Dezember war, im Saldo brachte auch er dem DAX ein Plus.

Die Frage ist daher weniger, ob das Lager der bullischen Trader imstande wäre, den Zufluss dieses automatisch kommenden Geldes der passiven Sparer so zu verstärken, dass der DAX die Verkäufe derer, die zusehen, dass sie in einem Umfeld wie diesem aus dem Markt kommen, kompensiert. Es ist die Frage, ob die Bullen das wollen, falls das Verkaufsvolumen in den ersten zwei Handelswochen stark sein sollte.

Dass die US-Indizes, aber letztlich auch der DAX, nach einem starken Jahr ausgerechnet kurz vor dem Jahresende schwächer werden, ist eher ungewöhnlich. Schließlich ist die Jahresperformance ein Werbeargument für die institutionellen Investoren. Ein starkes Jahr animiert dazu, zuzukaufen oder erst neu einzusteigen. Dass man mehr oder weniger (eher mehr) tatenlos zusah, dass die Kurse ein gutes Stück unter die Hochs rutschten, ist daher kein gutes Omen, denn:

Wenn man schon vor diesem Stichtag Silvester so viel Abgabedruck sieht, was, könnten sich viele über Silvester gefragt haben, muss da erst nach dem Ultimo kommen? In dieser Situation liegt der Ball daher bei den Verkäufern. Wird der Druck größer als gedacht, werden die Bullen den Gedanken, die regelmäßigen Zuflüsse der Sparer zu verstärken, verwerfen und geplante Käufe zurückziehen. Ob er größer wird als gedacht, werden wir jetzt sehen. Letztlich redet das Chartbild ein gewichtiges Wort mit, ob er zu groß wird, um das Ruder herumzureißen. Denn eine Zone muss halten, sonst wird es kritisch:

DAX Index: Chart vom 30.12.2024, Kurs 19.909,14 Punkte, Kürzel: DAX | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart vom 30.12.2024, Kurs 19.909,14 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Der DAX hatte am Tag der Terminbörsen-Abrechnung am 20. Dezember ein Zwischentief bei 19.650 Punkten ausgebildet. Dieses Zwischentief lag in der wichtigen Supportzone 19.492 zu 19.675 Punkte, die auf den Herbst zurückgeht. Diese Zone muss halten, ansonsten wäre der Weg direkt an die im November getestete und damals gehaltene Unterstützungszone 18.780 zu 19.045 Punkte frei, die, da die 200-Tage-Linie knapp darunter verläuft, wie ein Magnet wirken könnte. Achten Sie auf den Bereich 19.492 zu 19.675 Punkte: Wenn der fällt, sollte man äußerst vorsichtig werden.

Teuer ist er, der DAX, stark gelaufen auch. Und das Umfeld würde eigentlich zu einer Baisse passen, denn „good news“ haben in Bezug auf die deutsche Wirtschaft Seltenheitswert. Doch der DAX hat allem getrotzt. Ist das ein Beweis dafür, dass er auch zukünftig nicht fallen wird?

Das ist genau das, wovon viele derzeit überzeugt sind. Und im ersten Moment wirkt der Gedankengang auch logisch: Wenn die Lage nicht besser wird, die Nachfragebelebung in Schlüsselbranchen wie Chemie oder Automobile ein ums andere Mal ausbleibt, das Wachstum nicht zurückkehrt und die Verbraucher immer vorsichtiger werden – und der DAX all das wegsteckt, was soll ihn denn dann noch umwerfen? Dabei ist er ja nicht seitwärts gekrochen, hat nicht mit Müh und Not eine Abwärtswende verhindert, nein: Er steigt auf immer neue Rekorde. Ist das nicht ein Beweis dafür, dass die Börse bzw. wenigstens der DAX eine Einbahnstraße ist und einem hier nicht allzu viel passieren kann?

DAX: Tages-Chart vom 16.12.2024, Kurs 14.422,35 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 16.12.2024, Kurs 14.422,35 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das hieße zu unterstellen, dass, was steigt, auch weiter steigen wird. Allerdings gab es noch nicht eine Aktie, einen Rohstoff, eine Währung oder einen Index, der immer nur in dieselbe Richtung lief. Irgendwann dreht alles. Und gerade dann, wenn es scheint, als hätten die Bären nicht nur ihre Chancen liegen gelassen, sondern wären zudem glattweg ausgestorben, wenn es also wirkt, als sei die Lage ruhig und im Griff, wird es gefährlicher. Allerdings für beide Seiten, auch für die Bären. Weil?

Expertenmeinung: Es klingt ein wenig simpel, aber nichts anderes bringt eine Wende: In dem Moment, in dem zu wenige Akteure kaufen, aber ungewöhnlich viele verkaufen wollen, geht es naturgemäß abwärts. Kommen dann nicht sofort frische Käufer an den Markt, sondern sind zu viele bereits voll investiert oder agieren lieber vorsichtig, kann das eine Lawine lostreten. Vor allem, wenn die Rahmenbedingungen negativ sind und ein Index wie der DAX zugleich viel zu hoch bewertet ist. Aber wann passiert das?

Das ist genau der Knackpunkt: Das weiß man nicht. Das kann heute sein, in einer Woche oder in ein paar Monaten auf viel höheren Levels. Was auch bedeutet: Nicht nur die Bullen tappen derzeit im Nebel, auch die Bären können nie sicher sein, dass man ihnen nicht das Fell über die Ohren zieht.

Denn kippt es, dann basiert das ja nicht zwingend auf einem fest zu definierenden Ereignis, das die Relation Käufer zu Verkäufer nicht nur ein, zwei Tage, sondern längere Zeit umkehrt. Da muss nichts zum Wendepunkt werden, das man vorher im Terminkalender hätte finden können. Es kann schon reichen, dass einfach zufällig zu wenige kaufen wollen, währen ein, zwei große Adressen mehr in den Markt geben, als der aufnehmen kann … und schon kann – muss nie! – die Sache kippen. Selbst aktuell, direkt vor US-Notenbanksitzung, Terminbörsen-Abrechnung und Jahresultimo kann das passieren – wenngleich das in diesen verbleibenden Handelstagen des Jahres weniger wahrscheinlich ist. Aber unmöglich? Das ist an der Börse nie etwas. Und in solchen Situationen, in denen so viele sicher sind, dass, was steigt, weiter steigt, schon mal gar nicht.

DAX: Monats-Chart vom 16.12.2024, Kurs 14.422,35 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 16.12.2024, Kurs 14.422,35 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und da man in Situationen, in denen sich ein scheinbar stilles Wasser als tiefer als gedacht erweist, einen immens hohen Anteil an rein emotional gesteuerten Entscheidungen sieht, kann man sich auch nicht komplett auf die Charttechnik verlassen. Die nächstliegende Supportzone im DAX ist der Bereich 19.468 zu 19.675 Punkte. Im Normalfall würde der einer Korrektur standhalten. Aber es muss eben nicht beim Normalfall bleiben. Sich absolut sicher zu sein, dass es beim „stillen Wasser“ bleibt, wäre unnötig riskant.

Es gibt zwar diesen alten Spruch „auf Verluste muss man achtgeben, Gewinne passen auf sich selber auf“. Aber wenn man nicht warten will, bis die Gewinne wider Erwarten doch zu Verlusten geworden sind, wäre es sicherlich kein Fehler, den einen oder anderen „Fallschirm“ ins Depot einzubauen, indem man seine Positionen mit Stop Loss-Orders absichert. Auch, wenn die nie perfekt sein können, vor allem nicht, wenn zu viele aus trügerischem Dämmerschlaf gerissen werden und rein emotional handeln: So ganz ohne Absicherung auf dem Wasser gehen zu wollen, ist ebenso wenig eine gute Idee wie zu glauben dass, was bislang nicht fiel, auch weiterhin nicht fallen kann.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Deutsche Aktienindex befindet sich aktuell im Höhenflug und ist in den Medien überall präsent. Bei vielen Anlegern dürfte daher wohl der berühmte FOMO-Effekt eintreten (fear of missing out). Das ist die Angst, eine tolle Rallye zu versäumen. Doch gerade in solchen Situationen kauft man meist zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt ein. Aber ist dies beim DAX wirklich der Fall?

Der Trend ist bullisch und wir sehen hier eine Serie von höheren Hochs und höheren Tiefs. Lediglich Mitte November leisteten sich die Bullen den ein oder anderen Patzer, doch der auch im LYNX Marktbericht erwähnte Supportbereich bei 18.800 bis 18.900 Punkten konnte nachhaltig verteidigt werden. Mit dem Breakout aus der Konsolidierung konnte der DAX Ende November den Turbo zünden.    

Expertenmeinung: Zurück zur aktuellen Lage. Der Index hat sich sehr weit von der 50-Tage-Linie entfernt. Bislang war dies ein klares Zeichen für eine anstehende Zwischenkorrektur, wie wir sie dieses Jahr bereits Ende September und Mitte Oktober zu sehen bekamen.

Hierbei wurde zuerst die 20- und danach die 50-Tage-Linie getestet. Aus meiner Sicht befindet sich der DAX zwar in einer stark bullischen Phase, doch die aktuelle Situation lädt eher zu Gewinnmitnahmen als zu neuen Einstiegen ein.

Aussicht: NEUTRAL

DAX Index: Chart vom 06.12.2024, Kurs: 20.384,61 Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Chart vom 06.12.2024, Kurs: 20.384,61 Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Wochenlang war die 20.000er-Marke so nah und doch so fern. Jetzt könnte sie bereits heute erreicht und überboten werden. Charttechnisch ist das ein blitzsauberer Befreiungsschlag. Aber gerade das könnte auslösen, was bislang auf Sparflamme lief: Gewinnmitnahmen.

Einen Monat vor dem Jahresultimo steht die DAX-Performance 2024 bei 19 Prozent. In den vorangegangenen 20 Jahren lag die Performance im Schnitt bei 7,5 Prozent. Der Index ist also weit im Bereich der starken Jahre. Nur das Umfeld, das ist es nicht. Und das ist ein Damoklesschwert, das man zwar ausblenden, aber dadurch nicht entschärfen kann.

DAX Index: Tageschart vom 02.12.2024, Kurs 19.933,62 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis hat aktuell knapp 18 erreicht, berechnet als Schnitt der tatsächlich gemeldeten Gewinne der einzelnen DAX-Unternehmen. Das wäre in einem Umfeld soliden Wachstums nicht gerade billig, in den vergangenen 20 Jahren lag der DAX außerhalb von durch Rezessionen bzw. Verzerrungen wie Corona beeinflussten Phasen nur einmal höher. Das war Anfang 2015, als man dachte, die EZB würde das Wachstum umgehend wieder befeuern. Und sich irrte. Danach ging es fast ein Jahr lang in mehreren Schüben markant bergab. Zwar gibt es zu 2015 Unterschiede. Nur machen diese die Sache nicht besser, sondern noch kritischer:

2015 war das Wachstum mager, aktuell haben wir gar keines. Und ausgerechnet Schlüsselbranchen wie Automobile, Pharma oder Chemie haben Probleme. 2015 pendelte die Inflation um die Nulllinie, heute liegt sie leicht über dem Zielbereich der EZB. 2015 lagen die Leitzinsen quasi bei null, heute sind sie, auch nach den ersten Senkungen, so hoch wie im Herbst 2008. Und trotzdem steigt der DAX von einem Rekord zum nächsten. Das muss ja schiefgehen … oder?

Expertenmeinung: Das wird es vermutlich. Aber wann und auf welchem Kursniveau, das ist die Frage. Das könnte heute seinen Anfang nehmen, falls der DAX die 20.000 erreicht, überschreitet und das dann nicht eine weitere Kaufwelle, sondern Gewinnmitnahmen auslöst. Aber dieses „könnte“ muss man dick unterstreichen, denn es muss nicht so kommen.

Letztlich ist es der Weg des Geldes, das den Trend bestimmt und nicht die Logik. Wäre die reine Logik der einzige und unbestechliche Leitstrahl der Kurse, wäre der DAX ja nie so weit gekommen, würde eher mit der 15.000 ringen statt mit der 20.000. Schließlich ist da auch kein Silberstreif am Horizont, mit dem man diese Hausse argumentativ unterfüttern könnte, sondern weitere dunkle Wolken:

China kümmert sich erst einmal um sich selbst, in den USA muss man damit rechnen, dass die Mauern für die deutschen Exporteure noch eine Schicht höher werden. Und immer mehr Verbraucher drehen den Euro zweimal um, bevor sie ihn ausgeben … angesichts der kaum eingrenzbaren Kosten für neue Autos oder Heizungen, immer mehr Meldungen über Stellenabbau in vierstelligen Höhen und steigende Kfz- und Krankenversicherungskosten. Woher soll der Aufschwung denn kommen? Aber wie gesagt:

Die Logik ist nicht der Motor dieser Hausse, sondern das Geld. Solange mehr hinein als hinaus fließt, läuft der DAX weiter.

Wie aber weiß man, wann der Zufluss frischen Geldes schwächer wird, dafür aber so viele ihren Gewinn mitnehmen, dass der Index dreht? Wie könnte man vorab abschätzen, ob die Käufer das dann nicht als ein Signal dafür sehen, jetzt besser selbst auch nicht mehr weiter zu kaufen, sondern auch lieber schnell ein wenig Kasse zu machen und dadurch aus harmlosen Gewinnmitnahmen eine Lawine wird?

Man weiß es nie vorher. Aber solche „magischen Marken“, kombiniert mit kritischen Rahmenbedingungen, sind immer eine Nagelprobe für eine Hausse. Wenn der DAX diese 20.000er-Marke überwindet und sich zwei, drei Tage darüber hält, ohne dass massiverer Druck aufkommt, wäre sie aus Sicht der Bullen überstanden. Wenn es indes dort zu Abgaben kommt, ist Vorsicht geboten.

Allerdings ist eine solche Konstellation für das Bullen-Lager auch von Vorteil, zumindest für diejenigen, die wachsam agieren. Denn durch den Break über die Hochs der Monate September bis November ist nicht mehr die Zone 18.780 zu 19.045 Punkte, sondern eben diese Hochs zwischen 19.468 und 19.675 Punkten die entscheidende Unterstützungszone, unter der man sich absichern kann und sollte. Was hieße: Augen auf und Stop Loss nachziehen!

DAX Index: Wochenchart vom 02.12.2024, Kurs 19.933,62 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Am Tagestief wäre der DAX gestern fast aus der entscheidenden Unterstützungszone nach unten heraus gerutscht, am Handelsende hatte er sie verteidigt. Aber dass die Aufholjagd eine Rettungsaktion war, war nicht zu übersehen. Und das dürfte die Bären zuversichtlich stimmen.

Es geht um eine immens wichtige Chartzone. Bereits letzte Woche hatte der Bereich 18.780 zu 19.045 Punkte im Feuer gestanden, aber es gelang, den DAX aus der Zone nach oben hinaus zu ziehen. Man kam jedoch nicht weit, am Dienstag war er schon wieder drin. Und mit einem Tagestief von 18.812 Punkten noch tiefer als in der Vorwoche. Dass der Leitindex am Ende knapp 250 Punkte über diesem Tagestief aus dem Handel ging und damit den Tag knapp über dieser Zone beendete, könnte die Bullen hoffnungsvoll stimmen. Aber man sollte Hoffnung nicht mit Entwarnung verwechseln, die Sache ist noch nicht entschieden.

DAX: Monats-Chart vom 19.11.2024, Kurs 19.060,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 19.11.2024, Kurs 19.060,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das bullische Lager hat schon seit einiger Zeit ein Problem. Und dass es bis in den Oktober hinein gelang, die kritischen Faktoren vom DAX fernzuhalten, heißt nicht, dass sie nicht da wären. Das ist den meisten Bullen klar … und ihnen ist wohl ebenso klar, dass das auch das Bären-Lager weiß.

Dass Donald Trumps Wahlsieg für Europa ein Wachstumsmotor werden könnte, haben sich wohl ohnehin die wenigsten eingebildet. Aber jetzt ist auch die Hoffnung, dass aus China ein Ausgleich durch eine zügig anziehende Nachfrage nach deutschen Exportgütern kommen könnte, erst einmal begraben. Und mittlerweile beginnen viele auch noch zu realisieren, dass diese Gemengelage dazu führen kann, dass die EZB die Leitzinsen nicht so schnell senkt wie erhofft. Im Fall drastischer Auswirkungen der US-Zollvorhaben auf die Preise von Energie und Rohstoffen sogar Inflation bei stagnierendem Wachstum auftreten und in das oft hartnäckige Szenario der Stagflation führen kann. Dies im Verein mit einer ungewöhnlich hohen Zahl an gesenkten Umsatz- und Gewinnprognosen in vielen Branchen deckelt den Spielraum des ohnehin schon eher teuer bewerteten DAX vorerst.

Expertenmeinung: Jeder Deckel ließe sich heben, auch dieser. Aber dazu bräuchte es Aufbruchsstimmung und Kapitalzuflüsse, die potenziellen Verkaufsdruck im Bereich des bisherigen Hochs einfach überrennen würden. Da es dafür aktuell aber wenig Anlass gibt, wird das eher knifflig.

DAX: Tages-Chart vom 19.11.2024, Kurs 19.060,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 19.11.2024, Kurs 19.060,31 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Daher wäre zu vermuten, dass viele von denen, die den DAX gestern aus einer Unterstützungszone zogen, deren Bruch eine Toppbildung vollenden und den Weg zumindest mal an die bei 18.420 Punkte verlaufende 200-Tage-Linie freigeben würde, vor allem deswegen zugriffen, weil ihnen ein solcher Ausbruch nach unten ernsthafte Probleme bereiten würde. Und eben nicht, weil sie sicher sind, dass die Hausse-Party jetzt in die nächste Runde geht. Das Dumme dabei ist eben:

Die Bullen wissen, dass die Bären wissen, dass das die meisten Bullen auch wissen. Damit wurde diese Zone zwar jetzt zum zweiten Mal in kurzer Zeit „gerettet“, ist dadurch aber noch wichtiger geworden. Jetzt dürften knapp darunter noch mehr Stop Loss-Orders Long liegen. Jetzt hätten die Bären noch weniger Grund, schon nach einem kurzen Unterschreiten der Zone ihr Ziel als erreicht anzusehen und den DAX durch Short-Eindeckungen unfreiwillig wieder nach oben zu ziehen. Was heißt: Ein dritter Test kann jederzeit erfolgen. Und dass dieser Bereich 18.780/19.045 Zähler dann erneut hält, ist eher fraglich.