Die gestern gemeldeten Vorab-Zahlen zur deutschen Inflation waren höchst unerfreulich, aber zwei andere Meldungen befeuerten die Käufe am Montag und sorgten dafür, dass der DAX die in den Vortagen immer wieder gerissene Hürde von 20.000 überwand. Aber hält das auch?
Rein charttechnisch gesehen ist die Sache angenehm simpel. Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der DAX seit dem letzten Handelstag vor Weihnachten mehrfach an oder knapp über der Marke von 20.000 Punkten nach unten abgewiesen wurde. Damit wurde diese Linie nicht nur ein psychologisch relevanter Level, sondern auch ein handfester Widerstand. Als der DAX am Montag gegen 12 Uhr auf einmal rasant anzog, wurde dieser Bereich überboten, damit fungiert er jetzt als Support.
Ein Pullback an diese Linie erfolgte bereits am gestrigen, frühen Nachmittag – und da kamen an der 20.000er-Linie umgehend Käufe auf, die so intensiv waren, dass der DAX am Ende sogar auf Tageshoch aus dem Handel ging. Bislang ist das also ein perfekter Befreiungsschlag nebst intraday bereits erfolgtem, tadellos absolviertem Pullback: passt für die Bullen.
Mit einem Schlusskurs gut ein Prozent über der 20.000 Punkte-Linie könnte man den Ausbruch zudem schon als einigermaßen signifikant ansehen, sprich das nächste Kursziel wäre der am 13.12. erreichte Verlaufsrekord von 20.522 Punkten. Es sei denn, der Index rutscht relativ schnell und deutlich wieder unter diese 20.000 zurück und macht den Befreiungsschlag dadurch zu einer Bullenfalle. Aber wie wahrscheinlich ist das?
Expertenmeinung: Es ist nichts, worauf man oberhalb von 20.000 Punkten wetten sollte. Aber es ist denkbar genug, um sich mit aggressiven Long-Trades einigermaßen nahe unterhalb der 20.000 abzusichern. Denn die Argumente, die zum Ausbruch führten, sind ein wenig wacklig.
Da ist zum einen die Meldung, dass der taiwanesische Halbleiter-Auftrags-Hersteller Foxconn starke Zahlen vorlegen konnte. Ist das richtungweisend für die gesamte Halbleiterindustrie? Oder signalisiert das nur, dass immer mehr Chiphersteller so viel wie möglich ihrer Produktion auslagern, um Kosten zu sparen? Die Halbleiteraktien nebst Zulieferern zogen daraufhin am Montag erheblich an. Aber wirklich „schussfest“ ist diese Argumentation, dass Foxconn nur früher zeigt, was andere Unternehmen der Branche in Kürze zeigen werden, nicht. Und dass Microsoft mitteilte, 80 Milliarden US-Dollar in neue KI-basierte Rechenzentren investieren zu wollen … ob das den Markt befeuert oder ggf. nur Microsoft hilft, Schritt zu halten, ist die Frage.
Ebenfalls gestern kam von der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ die Meldung, man habe von gut informierten Kreisen erfahren, dass Donald Trumps Berater in Bezug auf dessen Pläne, unerwünschte Importe durch höhere Zölle einzugrenzen, einen Plan entwickelt hätten, der deutlich moderatere Strafzölle vorsieht, als man sie bislang befürchtet. Ist das so? Und wenn ja, wird Mr. Trump seinen Beratern auch folgen? Und werden die Zölle nicht am Ende trotzdem weiter steigen, wenn nicht zeitnah der gewünschte Effekt eintritt? Diese Meldung schob den DAX zwar über die 20.000er-Hürde. Aber ob er deswegen wirklich höher stehen muss?
Die Frage, ob daran nicht womöglich auch viele Investoren zweifeln und diesen erneuten Ausflug über die runde Marke als Ausstiegsgelegenheit einordnen. Oder im Gegenteil jetzt die Charttechnik das Ruder in der Hand behält und der DAX an und über das bisherige Verlaufshoch anzieht … dürfte sich ziemlich bald beantworten. Zumal der Index durch den gestrigen Kursanstieg die am 19.12. entstandene und bis 20.242 Punkte reichende Kurslücke fast geschlossen hat und die US-Indizes Richtung US-Handelsende gestern einiges von ihren zeitweise beachtlichen Gewinnen wieder abgaben. Beides erfordert, dass das bullische Lager zeitnah Farbe bekennen muss.
Solange der DAX dabei nicht nennenswert unterhalb der Supportzone 19.468/19.675 Punkte schließen würde, wäre zwar grundsätzlich noch nichts angebrannt. Aber dass er die testet und dann womöglich nicht hält, wird deutlich wahrscheinlicher, falls der gestrige Befreiungsschlag durch Schlusskurse klar unter 20.000 doch noch zu einer Bullenfalle wird. Das sollte man also im Auge behalten.
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