Gestern zog die Rendite für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit auffällig um 11 Basispunkte auf knapp 4,6 Prozent an, die Kurse fielen entsprechend. Sie fielen an eine charttechnisch hoch brisante Supportlinie – und die könnte durchaus brechen. Ein Alarmsignal.
Dass die Verkäufe bei den US-Anleihen in dem Moment einsetzten, als gemeldet wurde, dass die US-Regierung das Geschenk Katars in Form eines Luxus-Jets offiziell angenommen habe, war sehr wahrscheinlich ein Zufall. Und dürfte trotzdem mit der Sache zusammenhängen, wenngleich indirekt.
Der unmittelbare Auslöser für diese Verkäufe, welche die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen (Treasury Bonds oder kurz T-Bonds) nach oben und den Kurs nach unten trieben und die am Aktienmarkt einen auffallend deutlich negativen Widerhall sahen, lag in der Auktion neuer US-Staatsanleihen, die um 19 Uhr über die Bühne ging. Es wurden für 16 Milliarden US-Dollar T-Bonds mit 20 Jahren Laufzeit angeboten … und das lief schlecht:
Die Rendite kam bei 5,05 Prozent heraus, weit über den 4,81 Prozent der vorherigen Auktion für „Zwanzigjährige“ Mitte April. Dieser drastische Anstieg kam unerwartet, die Emissions-Rendite für diese Laufzeit lag zuletzt im Oktober 2023 höher. Eine unerwartet hohe Rendite basiert auf einem schwachen Kurs, der erzielt wurde, d.h. die Nachfrage war schlecht. Und das ist etwas, das zum einen ein Licht auf die Sicht internationaler Investoren auf die Entwicklung in den USA wirft und andererseits die US-Regierung in Schwierigkeiten bringt.
Expertenmeinung: Die Verschuldung der USA wird vorerst weiter steigen, selbst wenn Trumps Kabinett an neuralgischen Stellen mit dem Rotstift herumkitzelt und man dort glaubt, Zölle könnten den Kapitalbedarf auffangen. Aber je höher die Renditen am Anleihemarkt steigen, desto höher wird die Zinslast, die der Staat für seine Kapitalbeschaffung zu zahlen hat. 4,5 Prozent bei den T-Bonds mit zehn Jahren Laufzeit gilt da als Schmerzgrenze. Gestern schlossen diese „Zehnjährigen“ aber bei 4,599 Prozent. Kurz vor Trumps Amtsübernahme wurde das bisherige Jahreshoch bei 4,89 Prozent markiert, im Oktober 2023 wurden mal für einen kurzen Moment 5,00 Prozent erreicht. Noch höhere Levels gab es zuletzt 2007.

Wenn die Nachfrage nach US T-Bonds so schlecht ist, reflektiert das das Misstrauen der Investoren gegenüber dem derzeitigen Kurs. Das Hin und Her um die Finanzierung und die Steuersenkungen kommt nicht gut an. Und auch, wenn es eigentlich eine Nebensache ist: Dass Donald Trump sich hat von Katar beschenken lassen, nachdem er Jahre zuvor die damaligen Regierungen scharf dafür kritisierte, dass sie zu Ländern wie diesen überhaupt Geschäftsbeziehungen unterhalten, ist ein Symbol dafür, dass die Leute am Steuerruder dieser Wirtschaftsmacht einen problematischen Kurs fahren.
So sieht es so aus, als müsste die US-Regierung zukünftig sukzessiv höhere Zinskupons anbieten, um ihre Anleihen loszuwerden und sich so weiter refinanzieren zu können. Und das ist mittel- und langfristig ein großes Problem, denn die US-Staatsschulden steigen ohnehin rasant.
Es wäre nicht unbedingt überraschend, wenn auch andere Anleihe-Auktionen für T-Bonds schlecht laufen und die wichtige Zehn-Jahre-Laufzeit dadurch das bisherige Jahreshoch anpeilt. Ein „Trigger“ dafür wäre ausgelöst, wenn die 10-jährigen T-Bonds die jetzt nahe gekommene Supportlinie bei 109 8/32 US-Dollar durchbrechen und damit der Weg an das bisherige Jahres-Verlaufstief frei würde, das im Januar bei 107 8/32 US-Dollar entstand. Das wäre ein markant bärisches Signal, das dann auch am Aktienmarkt seine Wirkung entfalten dürfte. Denn auch, wenn man dort meist weit weniger eng entlang der Rahmenbedingungen agiert: Deutlich steigende Zinsen würden da nicht übersehen!
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