Die Zeiten sind nicht einfach, das gilt vor allem auch für Anleger und Unternehmen in der Erdöl-Branche.
Brent, WTI & Co wollen einfach nicht steigen. Eigentlich sollte das niemanden überraschen, im Endeffekt ist der Ölpreis auch jetzt noch zu hoch.
Manipulation
Es gibt viele Anleger, die der Meinung sind, dass der Goldpreis manipuliert wird. Kann gut sein, bei Öl ist das aber mit Sicherheit der Fall.
Die OPEC ist schließlich ein Kartell. Gemeinsam mit Russland und den anderen Förderländern manipuliert man den Ölpreis. Man hat natürlich ein Interesse, den Preis nach oben zu treiben.
Es geht um Unsummen. Unsummen, die man den Konsumenten aus den Taschen ziehen will.
Daher senkt man auch sofort die Fördermengen, wenn die Nachfrage lahmt. Genau das ist aktuell auch wieder der Fall. Der Wirtschaft geht es mehr schlecht als Recht und die in vielen Ländern beschlossenen oder kommenden Lockdowns tun ihr Übriges.
Angebot und Nachfrage
Bereits vor Corona lebten wir in einer Welt, in der das Angebot die Nachfrage deutlich überschritt. Kaum ein Förderland pumpte mit Vollgas.
Die Öl-Produzenten könnten jeden Tag Millionen von Barrel mehr auf den Markt werfen, als sie es tun.
Inzwischen ist die Nachfrage weiter gesunken und die Lücke wird immer größer. Daher hatte ich immer wieder vor dem Sektor gewarnt.
Zuletzt Anfang September: Der Öl-Sektor steht mit dem Rücken zur Wand
Seitdem hat sich die Lage nicht gerade verbessert. Der Ölpreis ist weiter gesunken und die Mär von der V-förmigen Erholung dürfte sich langsam in Luft auflösen.
Die Aktien, vor denen ich im Artikel explizit gewarnt hatte, sind in der kurzen Zeit nochmal um 20-30% eingebrochen.
Die Kernfrage
Doch wie immer stellt sich die Frage, ob an diesem Punkt nicht alles Negative eingepreist ist? Wenn die Stimmung am Boden ist, kann es schließlich nur noch nach oben gehen.
Bei einigen Öl-Aktien wird das sicherlich der Fall sein. Irgendwann kommt der Rebound. Die Frage ist nur wann und ob Sie sich die zwischenzeitlichen Schmerzen im Depot antun wollen und müssen.
Ich würde behaupten nein, denn diese Pandemie und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Probleme werden uns noch auf Monate hinweg beschäftigen. Das drückt auf den Ölpreis und somit auch auf die Kurse der Aktien im Sektor.
Ölförderer & Co. schreiben unterdessen weiter rote Zahlen. Die Schulden steigen und das belastet den Gewinn auch mittel- bis langfristig.
Selbst wenn der Ölpreis dann wieder steigt, wird man nicht an die alte Profitabilität herankommen.
Einige Unternehmen werden in Schieflage geraten oder sind es bereits. Daher sollte jeder, der in diesem Sektor engagiert ist, unbedingt die Bilanzen seiner Investments prüfen.
Mahnende Beispiele
Denn das Kernproblem der Branche sind die hohen Schulden. Kein anderer Sektor hat höhere Verpflichtungen, meistens das mehrfache des Umsatzes.
Das führt zu einem mehr als offensichtlichen Problem: Man benötigt eine erhebliche Marge, um die Schulden bedienen zu können.
Leider sind die Margen aber seit Jahren zu niedrig, heute umso mehr. Viele Unternehmen schreiben rote Zahlen, heute umso mehr.
Stellvertretend für den Sektor wieder einige mahnende Beispiele.
Kinder Morgan:
Börsenwert 27,3 Mrd USD, Umsatz 11,9 Mrd. USD, Schuldenstand 32,66 Mrd. USD.
Wie man den Schuldenberg jemals abtragen will, weiß wohl niemand. Die Verpflichtungen entsprechen ungefähr dem fünfzehnfachen des Gewinns aus dem besten Jahr der Unternehmensgeschichte.
In den letzten zwölf Monaten hat man 122 Mio. verdient.
Whiting Petroleum:
An der Spitze war der Konzern mehr als 10 Mrd. USD Wert, heute sind es noch 500 Mio. USD.
Um Splits bereinigt ist der Kurs von 370 auf 14 USD eingebrochen.
Man musste sich immer wieder frisches Kapital beschaffen, sonst wäre man bereits insolvent. Doch wie lange werden die derzeitigen Cash-Reserven von 492 Mio. USD ausreichen bis man die nächste Kapitalerhöhung durchführen muss?
In den letzten vier Quartalen hat man schließlich 4,37 Mrd. USD an Verlusten eingefahren.
Patterson-UTI Energy:
Börsenwert 472 Mio. USD, Umsatz 1,40 Mrd. USD, Schuldenstand 0,97 Mrd. USD. Im letzten Jahr hat man einen Verlust von 783 Mio. USD eingefahren.
Damit kennt man sich aus. Im Endeffekt ist man seit 2015 durchgehend unprofitabel.
Vermillion:
Börsenwert 390 Mio. USD, Umsatz 1,49 Mrd. USD, Schuldenstand 2,14 Mrd. USD. Im letzten Jahr hat man einen Verlust von 1,40 Mrd. USD eingefahren.
Notable Mention, again
Im Zuge dieser Analyse musste ich auch an den Kohleproduzent Peabody Energy denken. Das Unternehmen ist zwar nicht im Öl-Sektor aktiv, aber natürlich sind Kohle- und Ölpreis eng miteinander verknüpft.
Peabody ist auch ein viel zu gutes mahnendes Beispiel, um es nicht aufzugreifen. Bereits Anfang Februar hatte ich eindringlich vor der Aktie (und dem Coronavirus) gewarnt:
Ford, China und der Coronavirus: Es hagelt Tiefschläge
Damals war der Kurs von Peabody bereits von 45 auf 9 USD eingebrochen. Heute stehen wir bei 1,29 USD. Bis zum harten Support bei 0 fehlt also nicht mehr viel. Daraus sollte jeder Anleger seine Lehren ziehen.
Chart: Brent Crude Oil
Die Bären sitzen fest im Sattel. Unter 37 USD wurde ein Verkaufssignal ausgelöst. Mögliche Kursziele liegen bei 30 und 27,50 USD.

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