Der Nasdaq 100 steht unmittelbar vor der „magischen Marke“ von 25.000 Punkten. Wird sie zur Etappe auf einem noch deutlich weitergehenden Sturmlauf der Bullen? Oder ist sie für so viele ein Ziel, an dem man die Segel streichen sollte, dass wir jetzt nahe am Hoch notieren? Zum Wochenschluss war das völlig offen. Wie geht man mit so etwas um? Raten oder warten?
Ein unmittelbarer, fulminanter Sturmlauf über die jetzt in Schlagdistanz liegende „magische Marke“ von 25.000 Punkten gelang beim Nasdaq 100 erst einmal nicht. Das muss kein böses Omen sein – kann es aber. Was kann bzw. sollte man da jetzt als Trader tun?
Es gibt Situationen, in denen man gerade dann, wenn man über viele Jahre Erfahrung verfügt, erkennen muss, dass diese Erfahrungen einem nur eines sagen: Ich kann nicht abschätzen, was jetzt passieren wird. Es gibt zwar viele Argumente, um zu dem Schluss zu kommen, dass die 25.000 im technologielastigen Nasdaq 100 nicht das Ziel der Reise, sondern nur eine Zwischenstation sind. Es gibt aber mindestens genauso viele, die die Ansicht untermauern würden, dass der Index bereits jetzt viel zu weit gelaufen ist.
Für die unmittelbare Fortsetzung der Hausse spräche, dass weiterhin mehr Geld in die großen Technologietitel hinein- als abfließt, dass die Phantasie in Sachen KI noch präsent ist und viele einfach davon ausgehen, dass die kommenden Monate bullisch bleiben, weil der Herbst das rein statistisch gesehen meistens ist. Dagegen spräche eine bereits sehr teure Bewertung des Index an sich und der die Hausse führenden Überflieger erst recht. Und dass man in Sachen Zöllen mit China viel redet, aber nichts erreicht und die politische Ebene für die Märkte komplett unberechenbar ist, ebenfalls. Was wird am Ende schwerer wiegen?

Logisch zu denken ist am Aktienmarkt immer sinnvoll, danach zu handeln eher selten
Wenn es um die Frage geht, welche Seite da am Ende an dieser runden Marke, auf die jetzt alle starren, die Oberhand gewinnt, ist es absolut nicht entscheidend, ob man rein rational die besseren Argumente ins Feld führen könnte. Denn sehr viele Marktteilnehmer, auch unter den großen Adressen, entscheiden aus einer subjektiven Auslegung der Dinge, spontan und oft emotional. Was auch bedeutet: So mancher weiß heute noch nicht, wie er morgen oder übermorgen über die Sache denken und was er dann tun wird. Auch, weil das vom jeweilen Kursgeschehen abhängt. Und das wiederum wird von allen Akteuren – zumindest denen, die dann aktiv handeln – „gemacht“, die ebenso spontan und emotional entscheiden könnten. Kurz:
Was jetzt passiert, ist nicht vorhersagbar. Also muss man sinnvollerweise einfach, was in den kommenden Tagen mit dem Index passiert. Bislang zumindest ist für das bullische Lager noch nichts angebrannt:

Am Freitag ging es bis 24.958,86 Punkte nach oben, dann setzten Abgaben ein. Am Vortag hatte es der Nasdaq 100 bis 24.944,75 Punkte geschafft. Der Anstieg über die 25.000 wäre also ein Katzensprung gewesen. Dass es nicht gelang, deutet an, dass dort größere Verkaufsorders im Markt liegen. Aber daraus lässt sich ja nur ableiten, dass einige Akteure diese runde Marke als Ziel und damit als idealen Level für Verkäufe ansehen. Aber wie viele sind das?
Was liegt da an Verkaufsorders im Markt? Und werden die „aufgefüllt“, wenn sich die Käufer daran abarbeiten? Oder aber sind die Bullen immens stark und haben den Sprung über die 25.000 einfach nur auf diese neue Woche „vertragt“, haben also bis jetzt noch gar nicht alles in den Ring geworfen, was sie haben? Und selbst, wenn man das wüsste, weil man wirklich in die Köpfe aller Marktteilnehmer hineinschauen und zugleich dort finden würde, was die in ein paar Handelstagen denken und tun werden:
Auch das würde nicht ausreichen, um aus dieser zweifellos hoch spannenden Gemengelage heraus eine kurzfristige Prognose abzugeben, denn eine Antwort brächte umgehend neue Fragen hervor.
Antworten auf Fragen führen zu weiteren Fragen
Zum Beispiel die, ob ein Ausbruch über 25.000 womöglich gezielt provoziert würde, um Anschlusskäufe zu generieren, in die hinein man dann seitens großer Adressen eigene Long-Positionen reduziert, weil man den Markt als zu riskant einordnet und die Barreserve erhöhen will, ohne Gefahr zu laufen, dabei unverhofft in ein Käufer-Vakuum zu geraten. Daher sind Kaufwellen als Reaktion auf einen scheinbar erreichten Meilenstein da immer eine hervorragende Gelegenheit dafür.
Oder die Frage, ob ein Abdrehen an dieser „magischen Marke“ nicht sehr schnell aufgefangen würde, weil so viele potenzielle Käufer jeden kleinen Rücksetzer bereits als perfekte Chance sehen, auf den Zug aufzuspringen oder ihre Positionen aufzustocken. Dann müsste man sich hüten, ein Abdrehen des Index zu früh als Scheitern auszulegen. Man weiß es nicht.
Ausgerechnet dann, wenn es besonders spannend wird, keinen klaren Blick nach vorne zu haben, ist zwar ärgerlich, aber letztlich auch logisch. Denn große Spannung bedeutet große Emotionen und damit, auch an der Börse, eine geringere Berechenbarkeit dessen, was kommt. Eines ließe sich zumindest mal festhalten:

Börse aktuell: Kaufen? Zukaufen? Halten? Aussteigen? Short gehen?
Dass ein wichtiger US-Index unmittelbar unter einer derart markanten Chartmarke erst einmal zurücksetzt, kommt zwar vor. Dass er seine Hausse dann aber auch dauerhaft beendet, wäre zumindest ziemlich ungewöhnlich … falls das Hoch nahe ist, wäre eine Abwärtswende nach einem Fehlausbruch über 25.000 ein wahrscheinlicheres Szenario. Aber auch keineswegs eines, worauf man einfach wetten könnte. Also?
Jetzt noch in einen überkauften Index mit exorbitant teurer Bewertung neu einsteigen zu wollen, wäre keine gute Idee, ob da jetzt eine runde Chartmarke wartet oder nicht, ist diesbezüglich ja nicht relevant. Zukaufen sollte man, wenn neue Rekorde erzielt werden, aber kein tauglicher Support in der Nähe ist, ohnehin eher nicht, das wäre nahe an wichtigen Unterstützungen im Zuge einer Korrektur sinnvoller.
Und was ist mit aussteigen? Dass man ausgerechnet jetzt nicht gerade als Käufer auftreten sollte heißt nicht automatisch, dass man bei bestehenden Positionen die Segel streichen müsste. Wichtig ist nur, sich sauber abzusichern. Dazu sollte man die Chartmarken ins Auge fassen, unter denen man aus heutiger Sicht vermuten dürfte, dass die Bullen die Kontrolle über den Index verlieren bzw. verloren haben. Was wo sein könnte?
Das wäre momentan die am Freitag auf 23.821 Punkte gelaufene 50-Tage-Linie. Sie ist seit Ende April nicht mehr unterboten worden, wurde Anfang September erfolgreich getestet und wäre nach der 20-Tage-Linie und dem August-Hoch dann der dritte Support von Belang, der fallen würde … das wäre, normalerweise, einer zu viel. Das wäre dann auch eine Linie, unter welcher man nicht nur nicht mehr Long sein sollte, sondern über Short zumindest nachdenken könnte. Bis dahin aber gälte:
Lieber einen Zug verpassen als ohne Halt in die falsche Richtung fahren
Ein Penny für die Gedanken all der Trader weltweit. Und noch einen obendrauf für das, was sie noch denken werden, es aber heute selbst noch nicht wissen. Wenn man partout nicht absehen kann, was genau jetzt kurzfristig passiert, kann und sollte man nicht versuchen, eine Münze zu werfen oder sich einfach eine Meinung zu bilden und nach dieser stur vorzugehen. Man sollte einfach beobachten, was sich jetzt tut.
Das schickt einen zwar eine Zeitlang in die Passivität. Aber wollte man raten, wie es weitergeht und sich einfach auf diesen Verdacht hin positionieren, müsste man gleich noch einmal raten, wenn es um den Punkt X geht, der indizieren würde, dass man so sicher falsch liegt, dass man da dann aussteigen sollte. Denn auch das ist nicht vorhersagbar. Ein Prozent über der 25.000 oder zwei in Sachen Short-Trade? Ein, zwei oder mehr Prozent im Fall, dass der Index nach unten dreht? Ab wann ist eine Bullen- oder Bärenfalle nicht mehr wahrscheinlich? Das weiß man nicht. Man wäre also, könnte man jetzt seine Füße nicht stillhalten, womöglich in einem Zug unterwegs, der nicht nur in die falsche Richtung fährt, sondern wo es auch keinen nahegelegenen Bahnhof gäbe, an dem man wieder aussteigen und den Fehler korrigieren könnte ohne fürchten zu müssen, damit gleich den nächsten Fehler zu begehen!
Solche Situationen kommen nicht allzu oft vor, aber sie gehören eben „zum Geschäft“. Und genau dann kommt es darauf an, ob man die Anlegertugend der Geduld mitbringt oder nicht. Wer es fertigbringt zu warten, bis man klarer sieht, ist auf jeden Fall besser dran: Erfahrungsgemäß sind es diejenigen, die eher selten, dann aber auf Basis tauglicher Signale agieren, die am Ende erfolgreicher sind!
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!
Ihr
Ronald Gehrt
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