NIKE Aktie Prognose Bei Nike läuft es blendend, aber das ist nicht wichtig

News: Aktuelle Analyse der NIKE Aktie

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Die Quartalszahlen von Nike haben ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Andere Erkenntnisse sind aber viel wichtiger.

Heute so, morgen so

Im Nachhinein ist es fast lustig. Die letzte Analyse zu Nike erschien, nachdem das Unternehmen die Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt hatte und der Kurs um 9% einbrach (Link).
Am 20. Dezember wurden dann die Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt, woraufhin der Kurs 12% in die Höhe geschossen ist.

Doch damals wie heute sind es nicht die Quartalszahlen, die wichtig sind.
Folgend ein Auszug aus der letzten Analyse.
Im Kern dient Nike nur als Beispiel für eine viel weitreichendere Erkenntnis.

Nike stürzt nach den Zahlen um mehr als 9% ab. Warum das in Wirklichkeit bedeutungslos ist, zeigen wir Ihnen in dieser Analyse.

Wer zur Quelle will…

Dass die Börse einen relativ kurzen Zeithorizont hat, dürfte hinlänglich bekannt sein. Die meisten Anleger machen sich bestenfalls über die nächsten 6-12 Monate Gedanken.

Anders ist es nicht zu erklären, dass es nach Quartalszahlen ständig zu massiven Kurssprüngen oder Crashs kommt.
Nehmen wir beispielsweise Nike, die gestern nach den Zahlen um 9% abgestürzt ist.

Wenn man die Sache wirklich zu Ende denkt, bedeutet das, dass die Börse ihre Meinung zu Nike schlagartig und massiv geändert hat.
Mathematisch wäre eine derartige Reaktion nur zu rechtfertigen, wenn man davon ausgeht, dass Nike in allen kommenden Jahren 9% weniger Cashflow und Gewinn generieren kann als bisher angenommen.

Das ist natürlich Nonsens. In Wirklichkeit ist es vielmehr so, dass es an der Börse ständig und geradezu im Wechsel zu Überreaktionen kommt, sowohl zur Ober- als auch zur Unterseite.

Vorübergehende Themen werden so eingepreist, als wären sie von dauerhafter Natur.
Wer es nicht glaubt, möge sich den Kursverlauf des S&P 500 der letzten 20 Jahre ansehen, oder aber die 20 Jahre davor oder die davor oder… Sie verstehen, was ich meine.

… muss gegen den schwimmen

Man muss sich doch nur eine Sache vergegenwärtigen:
Der S&P 500 hat sich binnen weniger Jahre vor der Jahrtausendwende vervielfacht. Dann bis 2002 nahezu halbiert, bis 2007 verdoppelt, in der Finanzkrise wieder halbiert.
Anschließend 2020 mehr als verdreifacht, dann 30% verloren, sich wieder verdoppelt und in den letzten Monaten wieder massiv verloren.

Daraus ergibt sich zwangsweise die Erkenntnis, dass der Markt zu Überreaktionen neigt.
Läuft es gerade gut, steigen die Bewertungen auf ein Niveau, als ginge es ewig so weiter und umgekehrt. Selbstverständlich ist das ein Trugschluss.

Einer der wichtigsten Schlüssel zum langfristigen Börsenerfolg ist daher, diese Übertreibungen zu erkennen und für sich zu nutzen.
Aber dazu muss man eben einen anderen Blickwinkel einnehmen und einen längeren Zeithorizont haben.

9% über Nacht

Denken Sie also nicht darüber nach, was die nächsten Monate bringen und wie sich Dax oder S&P 500 in dieser Zeit entwickeln mögen.
Denken Sie besser darüber nach, wo ein spezifisches Unternehmen in 10 Jahren stehen wird.

Und da wären wir wieder bei Nike. Man kann natürlich auch zu einem anderen Schluss kommen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass es Nike auch noch in 10 Jahren geben wird.

Ich wage noch eine „steile These“: Nike wird in diesem Zeitraum wachsen und am Ende wesentlich mehr Umsatz und Gewinn erzielen als heute.

Wenn man zu diesem Schluss kommt, ergeben sich eigentlich nur zwei Fragen. Ist das Unternehmen qualitativ so stark aufgestellt, dass es meine persönlichen Investment-Kriterien erfüllt?
Und welchen Preis wäre ich bereit zu zahlen?

Vor allem bei der Preisfrage hilft ein Abverkauf von 9% über Nacht erheblich.

So schnell dreht der Wind

Seitdem ist der Kurs von 86,40 auf 116,39 USD gestiegen. So schnell kann das gehen, in nur drei Monaten ein Plus von 34%.

Das zeigt, wie kurzfristig an der Börse gedacht wird. Der Zeithorizont der Mehrheit ist viel zu kurz.
Wer damals allerdings ein bisschen weiter geblickt hat, kam zu einem vollkommen anderen Ergebnis.

Wie zuvor beschrieben spielt ein einzelnes Quartal keine Rolle, die wirklich wichtigen Fragen finden auf einer ganz anderen Zeitebene statt.

Was damals so wichtig erschien, interessiert schon Tage später niemanden mehr und so ist das an der Börse eigentlich immer.
Das gilt für einzelne Quartale wie auch für die vermeintlich wichtigen Themen auf makroökonomischer Ebene.

Vielleicht liefert die folgende Grafik von Ritholtz Wealth Management einige Denkanstöße:

Grafik von Ritholtz Wealth Management
Grafik von Ritholtz Wealth Management

Am Ende des Tages hatten die wenigsten Gründe für einen vermeintlichen Crash auch wirklich Auswirkungen auf die Kurse und wenn es so war, konnte man es nicht vorhersehen.

Als Anleger muss man sich damit abfinden, dass man nicht weiß, was der Markt als Nächstes tun wird.
Die gute Nachricht ist, dass sie es auch gar nicht wissen müssen. Warren Buffett weiß es auch nicht.

Sie müssen nur wissen, wie sie reagieren werden, wenn der Markt zum Beispiel um 20% abstürzen wird.
Werden sie panisch ihre Investments verkaufen, versuchen mit Hedging noch gegenzusteuern und am Ende der nächsten Rallye hinterherlaufen?

(Denn sind wir ganz ehrlich: Die absolute Mehrheit derer, die nachdem die Börse um -15% eingebrochen ist, aus Angst vor weiteren Kursverlusten verkauft, um später wieder günstiger einzusteigen, wird bei -20% oder -25% nicht plötzlich mutig.)

Oder werden Sie ruhig und gelassen mit der Sache umgehen? Weil Sie wissen, dass die kurzfristige Kursentwicklung mit der wirtschaftlichen Realität wenig zu tun hat. Weil Sie wissen, dass Sie Top-Unternehmen im Depot haben, die Krisen bewältigen können und in 5 oder 10 Jahren sehr viel besser dastehen werden als heute.

Es ist ihre Wahl.

Nike: Quartalszahlen

Kommen wir zurück zu Nike. In der Realität hat sich das Unternehmen in den letzten drei Monaten nur marginal verändert, Kurs und Bewertung allerdings schon.

Damals war die Stimmung schlecht, heute ist sie scheinbar wieder gut. In beiden Fällen ist der Auslöser gleich unbedeutend, nämlich einzelne Quartale.

Schauen wir sie uns trotzdem gemeinsam an.
Der Gewinn lag in Q2 mit 0,85 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,65 USD. Der Umsatz übertraf mit 13,3 Mrd. die Analystenschätzungen von 12,6 Mrd. USD ebenfalls.

In Nordamerika legte der Umsatz um 31% zu und ohne die negativen Währungseffekte hätte man auch in allen anderen Teilen der Welt Wachstumsraten von 33-34% erzielt, abgesehen von China.
Doch auch dort dürfte sich die Entwicklung zukünftig wieder verbessern, da die Regierung ihre Null-Corona-Politik aufgegeben hat.

Bei Nike läuft es erstaunlich gut und selbst wenn das aktuell nicht der Fall wäre, wäre das nicht die Frage, die man überhaupt stellen sollte.
Die wichtigste Frage ist, wo Nike in 5 oder 10 Jahren steht. Was das angeht, bin ich heute so optimistisch wie vor drei Monaten.

Chart vom 21.12.2022 – Kurs: 116,39 Kürzel: NKE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 21.12.2022 – Kurs: 116,39 Kürzel: NKE – Wochenkerzen

Größere Rücksetzer dürften sich demnach als Gelegenheit herausstellen. Antizyklische Investoren müssen also darauf hoffen, dass ein Ausbruch über 113 USD und somit eine Rückkehr in den oberen Aufwärtstrend vorerst scheitert.

In diesem Szenario wäre anschließend ein Rücksetzer in Richtung 104,50 USD denkbar.
Darunter rücken Kursziele bei 100 sowie 89,50 – 93,50 USD in den Vordergrund. Aus technischer Sicht würde ein Einstieg zwischen 89,50 – 93,50 USD natürlich das beste Chance-Risiko-Verhältnis bieten.

Bricht Nike jedoch über 113 USD aus, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 120 – 122 sowie 130 USD.

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Vorherige Analysen der NIKE Aktie

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Nike stürzt nach den Zahlen um mehr als 9% ab. Warum das in Wirklichkeit bedeutungslos ist, zeigen wir Ihnen in dieser Analyse.

Wer zur Quelle will…

Dass die Börse einen relativ kurzen Zeithorizont hat, dürfte hinlänglich bekannt sein. Die meisten Anleger machen sich bestenfalls über die nächsten 6-12 Monate Gedanken.

Anders ist es nicht zu erklären, dass es nach Quartalszahlen ständig zu massiven Kurssprüngen oder Crashs kommt.
Nehmen wir beispielsweise Nike, die gestern nach den Zahlen um 9% abgestürzt ist.

Wenn man die Sache wirklich zu Ende denkt, bedeutet das, dass die Börse ihre Meinung zu Nike schlagartig und massiv geändert hat.
Mathematisch wäre eine derartige Reaktion nur zu rechtfertigen, wenn man davon ausgeht, dass Nike in allen kommenden Jahren 9% weniger an Cashflow und Gewinn generieren kann als bisher angenommen.

Das ist natürlich Nonsens. In Wirklichkeit ist es vielmehr so, dass es an der Börse ständig und geradezu im Wechsel zu Überreaktionen kommt, sowohl zur Ober- als auch zu Unterseite.

Vorübergehende Themen werden so eingepreist, als wären sie von dauerhafter Natur.
Wer es nicht glaubt, möge sich den Kursverlauf des S&P 500 der letzten 20 Jahre ansehen, oder aber der 20 Jahre davor oder der davor oder…
Sie verstehen, was ich meine.

… muss gegen den Strom schwimmen

Man muss sich doch nur eine Sache vergegenwärtigen:
Der S&P 500 hat sich binnen weniger Jahre vor der Jahrtausendwende vervielfacht. Dann bis 2002 nahezu halbiert, bis 2007 verdoppelt, in der Finanzkrise wieder halbiert.
Anschließend 2020 mehr als verdreifacht, dann 30% verloren, sich wieder verdoppelt und in den letzten Monaten wieder massiv verloren.

Daraus ergibt sich zwangsweise die Erkenntnis, dass der Markt zu Überreaktionen neigt.
Läuft es gerade gut, steigen die Bewertungen auf ein Niveau als ginge es ewig so weiter und umgekehrt. Selbstverständlich ist das ein Trugschluss.

Einer der wichtigsten Schlüssel zum langfristigen Börsenerfolg ist daher, diese Übertreibungen zu erkennen und für sich zu nutzen.
Aber dazu muss man eben einen anderen Blickwinkel einnehmen und einen längeren Zeithorizont haben.

9% über Nacht

Denken Sie also nicht darüber nach, was die nächsten Monate bringen und wie sich Dax oder S&P 500 in dieser Zeit entwickeln mögen.
Denken Sie besser darüber nach, wo ein spezifisches Unternehmen in 10 Jahren stehen wird.

Und da wären wir wieder bei Nike. Man kann natürlich auch zu einem anderen Schluss kommen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass es Nike auch noch in 10 Jahren geben wird.

Ich wage noch eine „steile These“: Nike wird in diesem Zeitraum wachsen und am Ende wesentlich mehr Umsatz und Gewinn erzielen als heute.

Wenn man zu diesem Schluss kommt, ergeben sich eigentlich nur zwei Fragen. Ist das Unternehmen qualitativ so stark aufgestellt, dass es meine persönlichen Investment-Kriterien erfüllt?
Und welchen Preis wäre ich bereit zu zahlen?

Vor allem bei der Preisfrage hilft ein Abverkauf von 9% über Nacht erheblich.

Das hat den Crash ausgelöst

Schauen wir uns also gemeinsam die Zahlen an, die den Kurssturz ausgelöst haben.

Der Gewinn lag in Q1 mit 0,93 je Aktie über den Erwartungen von 0,90 USD. Der Umsatz übertraf mit 12,7 Mrd. die Analystenschätzungen von 12,3 Mrd. USD ebenfalls.

Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 4%, ohne negative Währungseffekte hätte das Plus bei 10% gelegen.
Der Gewinn war allerdings um 20% rückläufig.

Als Ursache dafür nennt der Vorstand Probleme in den Lieferketten, die zu hohen Lagerbestände geführt hatten.
Daher waren Rabatte notwendig, die wiederum rückläufige Margen in Nordamerika zur Folge hatten.

Des Weiteren belasten die Lockdowns und die allgemeinen Rahmenbedingungen in China das Geschäft.
Im Geschäftsbereich „Greater China“ war der Umsatz um 16% auf 1,66 Mrd. USD rückläufig.

In allen anderen Geografien wächst man allerdings. In Nordamerika konnte um 13% auf 5,5 Mrd. USD gesteigert werden.
In „Europa, dem Mittleren Osten und Afrika“ konnte der Absatz währungsbereinigt um 17% auf 3,3 Mrd. USD gesteigert werden.
Im Segment „Asien Pazifik und Lateinamerika“ kletterte der Umsatz um 16% auf 1,54 Mrd. USD.

Ausblick und Bewertung

Auch hier kann man wieder unterschiedlicher Meinung sein, aber die Probleme scheinen nicht hausgemacht und obendrein von vorübergehender Natur zu sein.

Ferner gewinnt das Direkt-Kunden-Geschäft immer mehr an Bedeutung, zuletzt entfielen bereits 5,1 Mrd. USD der Umsätze auf diesen Bereich.
Perspektivisch dürfte Nike einen immer größeren Teil der Umsätze ohne Zwischenhändler generieren, was natürlich die Margen befeuert.

Die zugrundeliegenden Trends sind demnach intakt und es ist anzunehmen, dass die Wachstumsraten in Zukunft im Durchschnitt auf einem ähnlichen Niveau liegen werden wie in der Vergangenheit, also bei etwa 10% p.a.

Dazu dürften das organische Wachstum, steigende Margen sowie Buybacks beitragen.

Die realistische Renditeerwartung liegt demnach bei etwa 10% p.a. zuzüglich möglicherweise steigenden oder fallenden Bewertungen.
Die Konsensschätzungen sehen für 2024 und 2025 sogar Gewinnsteigerungen von jeweils 18-20% vor.

Aktuell kommt Nike auf eine P/E sowie forward P/E von 23,0. In den fünf Jahren vor der Hype-Phase von 2020/2021 lag die P/E durchschnittlich bei 27,1 und am Tief bei 20,5.
Wir befinden uns somit eher am unteren Ende der Spanne, was nahelegt, dass eine leichte Unterbewertung vorliegt.

Chart vom 30.09.2022 – Kurs: 86,40 Kürzel: NKE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 30.09.2022 – Kurs: 86,40 Kürzel: NKE – Wochenkerzen

Nike notiert vorbörslich 9,37% im Minus bei 86,40 USD. Wird dieser Kurs im regulären Handel bestätigt, würde dadurch ein Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen in der Unterstützungszone bei 77-80 USD ausgelöst.
Auf diesem Niveau läge die P/E nur noch bei etwa 21. Für antizyklische Investoren könnte das eine Gelegenheit sein.

Geht es noch eine Etage tiefer, bis zu den Unterstützungen bei 70 oder gar 60-64 USD, würde die P/E auf 18,7 respektive 16-17 sinken.

Um all das einzuordnen: Selbst am Tief des Crashs von 2020 lag die P/E noch bei 24.
Unter 19 lag die P/E zuletzt 2012 und unter 17 zuletzt während der Finanzkrise.

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Nike ist derzeit diejenige Aktie im Dow Jones, die seit Jahresanfang die schlechteste Performance ausweist. Zugleich sind die meisten Analysen für die Aktie bullisch und die Gewinnprognosen für die kommenden Jahre beeindruckend. Wo also klemmt es hier?

Ganz einfach: Die Anleger kaufen den Analysten ihren Optimismus nicht ab. Denn bullisch waren die auch schon für das letzte Geschäftsjahr 2021/2022, das bei Nike immer am 31.5. endet. Und das lief dann am Ende keineswegs so wie avisiert. Sicher, den Gewinnen kamen die Inflation, die schwieriger werdende Situation in China und letztlich auch Lieferprobleme in die Quere. Aber irgendetwas ist ja immer, eigentlich sollten die Analysten ja solche Risiken bedenken, statt Prognosen für einen „Best Case“ zu verbreiten, der so gut wie nie eintrifft.

Daher wundert es nicht, dass viele offenbar nicht glauben, dass Nike’s Gewinne in den kommenden drei Jahren konstant um jährlich 20 Prozent steigen werden. Denn genau das avisiert die durchschnittliche Analysten-Prognose immer noch, obwohl der eigentlich viel höher erwartete Gewinnanstieg im Geschäftsjahr 2021/2022 am Ende nur bei knapp sechs Prozent lag. Jetzt könnte man einwenden, dass der Gewinn immerhin dennoch stieg, warum sollte das rechtfertigen, dass die Nike-Aktie seit letzten November nicht nur deutlich verloren hat, sondern auch bei der Rallye des US-Gesamtmarkts nicht recht mitziehen kann?

Expertenmeinung: Weil sich die Lage Richtung Ende des Geschäftsjahres eingetrübt hatte. Zwar hatte Nike die angeblichen Erwartungen der Analysten im Zuge der Bilanz des vierten, am 31.5. beendeten Geschäftsjahresquartals übertroffen. Aber verglich man den Gewinn von 0,90 US-Dollar pro Aktie mit dem des Vorjahresquartals und nicht mit der Prognose von 0,81 US-Dollar, lag er eben niedriger, ein Jahr zuvor hatte Nike noch 0,93 US-Dollar erreicht. Auch der Umsatz von 12,2 Milliarden US-Dollar lag über der Prognose (12,07 Milliarden), aber unter dem des Vorjahres (12,34 Milliarden). Insgesamt hatte der Gewinn zwar, wie eingangs geschrieben, um knapp sechs Prozent zugelegt. Aber bei einem derzeitigen Kurs/Gewinn-Verhältnis von 31 müsste Nike in den kommenden Jahren wirklich jährlich um die 20 Prozent mehr verdienen, um nicht zu hoch bewertet zu sein. Dass das ausgerechnet einem Unternehmen des Konsumgütersektors aus der gehobenen Preisklasse gelingen soll, gegen steigende Kosten und nervöse Verbraucher, glauben derzeit eben nicht viele.

Würde die Aktie ein bullisches Signal auf charttechnischer Ebene schaffen, wäre die Chance zwar da, dass aus diesem hässlichen Entlein des Dow Jones doch noch ein Schwan werden könnte. Denn gemeinhin schwinden die Zweifel der Anleger, je dynamischer eine Aktie zulegt. Aber dazu müssten erst einmal einige markante Charthürden überwunden werden.

Mit Schlusskursen über 124 US-Dollar wären die 100-Tage-Linie, das Juni-Hoch und die übergeordnete, mittelfristige Abwärtstrendlinie bezwungen, dann wäre der Weg nach oben erst einmal wieder frei. Aber bevor das nicht passiert ist, wäre das, was Nike da zeigt, nichts anderes als eine bärische Flagge und somit eine Konsolidierung in einem weiterhin intakten Abwärtstrend, der leicht ein neuer Baisse-Schub folgen würde, sollte diese Flagge mit Schlusskursen unter 109 US-Dollar eindeutig nach unten verlassen werden.

Nike Aktie: Chart vom 18.08.2022, Kurs 116,01 Euro, Kürzel NKE | Online Broker LYNX
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Nike muss man nicht lange vorstellen. Dieses Unternehmen kennt jeder und das ist für sich genommen bereits ein sehr gutes Argument für die Aktie.

Es gibt wenige Marken mit einer derartigen Strahlkraft und die so omnipräsent sind. Wer sich fünf Minuten in einer beliebigen Fußgängerzone, auf einem Spielplatz oder sonst wo bewegt, stößt auf Nike.

Wer mit einem Investorenauge durch die Welt läuft, dem fällt es umso mehr auf. Probieren Sie es mal aus. Sie werden erstaunt sein, wie oft Sie im Alltag auf Nike Produkte treffen.
Das erstaunliche ist auch, welche demografische Durchdringung die Marke mit dem Swoosh erreicht hat. Vom Kleinkind bis zum Rentner, alle tragen Nike.

Simpel

Dementsprechend ist Nike wohl die einfachste Investment-These, die vorstellbar ist. Nike gehört zu den wenigen Marken, die nicht mehr wegzudenken sind. Man kann sich kaum ein Katastrophen-Szenario ausmalen.
Mir fehlt dazu jedenfalls die Kreativität.

Unter dem Strich konnte Nike den Umsatz in den letzten zehn Jahren von 23,33 auf 44,54 Mrd. USD nahezu verdoppeln.

Gleichzeitig konnte die operative Marge von 13 auf 16% gesteigert werden. Der Gewinn legte daher überproportional von 2,26 auf 5,73 Mrd. USD zu.

Da die Zahl der ausstehenden Aktien im selben Zeitraum von 1,88 auf 1,61 Milliarden Stück eingedampft wurde, legte das Ergebnis sogar von 1,35 auf 3,56 USD je Aktie zu.

Man muss nicht lange rätseln, die Aktie ist ein Outperformer. Wobei man aber auch konstatieren muss, dass die Bewertung über die Jahre hinweg gestiegen ist.

Quartalszahlen und Ausblick

Die Zukunft von Nike dürfte der Vergangenheit sehr ähnlich sein. Manch ein Anleger könnte zwar annehmen, dass die Marke bereits so verbreitet ist, dass es keinen Raum für Wachstum gibt, doch der täuscht sich.

Das Argument hätte man bereits vor Jahren anbringen können und es wäre damals so falsch wie heute.
Tatsächlich erzielt Nike etwa die Hälfte des Umsatzes in den USA.

Dort ist das Wachstum natürlich nicht mehr so hoch, andernorts sieht das aber ganz anders aus.
In der Region EMAE (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) lag das Umsatzwachstum bei 25%, in APLA (Asien, Pazifik, Lateinamerika) sogar bei 45%.

Das sollte man nicht unterschätzen. Inzwischen verdient Nike in diesem Gebiet fast so viel wie in Nordamerika.

Nachdem das Unternehmen im letzten Jahr einen Gewinnsprung um 123% erzielt hat, kommt es im laufenden Geschäftsjahr, welches im Mai bereits abgeschlossen wurde, zu einer Atempause.

Enttäuschend?

Am Montag wurden nachbörslich Zahlen präsentiert und die können sich sehen lassen.

Der Gewinn lag in Q4 mit 0,90 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,82 USD. Der Umsatz übertraf mit 12,2 Mrd. die Analystenschätzungen von 12,1 Mrd. USD ebenfalls.

Auf Jahressicht konnte der Umsatz um 7% gesteigert werden, das Ergebnis war jedoch um 3% rückläufig.
Da rund die Hälfte des Konzerngeschäfts nicht auf den Dollar-Raum entfällt, wirkt sich die Stärke des Greenback erheblich negativ aus.

Um das zu verdeutlichen: Währungsbereinigt lag das Wachstum bei 11% statt 7%. Die zugrundeliegenden Trends sind also vollkommen intakt.
Die negative Kursreaktion auf die Zahlen ist daher gewohnt kurzsichtig.

Für das angebrochene Geschäftsjahr 2023 stellt Nike ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich in Aussicht. Die Bruttomarge dürfte um 50 Basispunkte, also von 45,0 auf 44,5% sinken.

Buybacks und Bewertung

Begeisterung löst das sicherlich nicht aus, selbstverständlich könnte es auch besser laufen können.
Aber die Wechselkurse kann Nike eben nicht beeinflussen und das Russland-Geschäft kann man auch nur einmal einstellen.

Da es aktuell nicht optimal läuft, ist die Aktie aber auch von 179 auf 107 USD gefallen.
Die P/E ist dadurch von 50 auf 28,8 gesunken. Das macht einen sehr großen Unterschied.

Es wird der Zeitpunkt kommen, wenn das Wachstum wieder dynamischer wird und/oder sich die Wechselkurse plötzlich vorteilhaft entwickeln. Dann wird die Stimmung der Anleger plötzlich wieder blendend sein und die Aktie durch die Decke gehen. So wie immer.

Daher könnte langsam die Zeit der antizyklischen Investoren gekommen sein.

Nike möchte die Gunst der Stunde ebenfalls nutzen. Daher hat man massive Aktienrückkäufe mit einem Volumen von 18 Mrd. USD beschlossen, was mehr als einem Zehntel des Börsenwerts entspricht.

Chart vom 27.06.2022 - Kurs: 107,31 Kürzel: NKE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 27.06.2022 – Kurs: 107,31 Kürzel: NKE – Wochenkerzen

Als Reaktion auf die Quartalszahlen und den Ausblick, hat die Aktie nachbörslich um 2,89% auf 107,31 USD nachgegeben.
Aus technischer Sicht ist dieser Rücksetzer unbedeutend. Erst wenn Nike nachhaltig unter 104 USD fällt, droht eine Ausdehnung der Korrektur. In diesem Szenario wären weitere Kursverluste in Richtung 90 USD denkbar.

Solange Nike jedoch nicht unter 104 USD fällt, besteht weiterhin Hoffnung auf eine Bodenbildung auf diesem Niveau. Ausgehend von diesem Niveau könnte es dann jederzeit zu einer Erholung in Richtung 110 USD kommen.
Darüber wäre Platz bis 120 USD.

Können 122 USD nachhaltig überwunden werden, hellt sich das Chartbild deutlich auf.