Nemetschek Aktie Prognose Nemetschek: Was fängt man mit diesem Geschenk an?

News: Aktuelle Analyse der Nemetschek Aktie

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Nemetschek
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+15,47 Prozent: Keine Aktie am deutschen Markt legte gestern auch nur ansatzweise so stark zu wie die des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers Nemetschek. Ist dieser Kurssprung ein Geschenk, das man annehmen sollte … oder wäre da jetzt noch viel mehr drin?

Es war der Ausblick, der diesen Riesensprung auslöste, denn wie 2022 gelaufen war, dazu hatte es Mitte Februar bereits Vorab-Zahlen gegeben, die am Donnerstag dann nur bestätigt wurden. Zahlen, die die Aktie bei der Vorlage dieser vorläufigen Daten am 14. Februar keineswegs in Fahrt gebracht hatten, denn die Ergebnisse lagen eher am unteren Ende der Erwartungen. Und jetzt kommt das Überraschende:

Der Ausblick auf 2023 war alles, nur nicht begeisternd. Man rechnet bei Nemetschek zwar mit einem leichten Umsatzanstieg zwischen vier und sechs Prozent. Dafür soll die EBITDA-Gewinnmarge aber nach den stattlichen 32 Prozent des Vorjahres in einen Bereich zwischen 28 und 30 Prozent zurückkommen. Unter dem Strich bedeutet das: Der Gewinn wird im besten Fall konstant bleiben, eher leicht nachgeben. Das soll die Anleger dazu gebracht haben, die Aktie derart massiv zu kaufen? Nein. Es war der Ausblick auf die Jahre 2024 und 2025.

Das Software-Unternehmen avisierte nämlich, dass es ab 2024 dann mit den Umsätzen im zweistelligen Prozentbereich vorangehen werde und zugleich auch die Gewinnmarge wieder über 30 Prozent steigen werde. Und 2025 soll die Dynamik dann sogar noch größer sein.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Nemetschek Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Das klingt in der Tat gut. Und wer sich den Chart ansieht, stellt fest, dass die Aktie im Vorfeld dieses Kurssprungs nur halb so viel kostete wie zum Zeitpunkt des im November 2021 bei 116,15 Euro markierten Rekordhochs. Das wirkt, als könne man mit einem Einstieg nichts falsch machen. Aber da sollte man sich zumindest nicht zu sicher sein, denn:

Erstens ist es gewagt, derart weit in die Zukunft reichenden Ziele, wie sie Nemetschek gestern ausgab, als in Stein gemeißelt anzusehen. Diese ab 2024 erwartete Zunahme der Umsatz- und Gewinndynamik basiert auf Annahmen in Bezug auf die Rahmenbedingungen. Und die Rahmenbedingungen können sich jederzeit auch ins Negative verkehren.

Zweitens ist der Vergleich mit dem Rekordhoch vom Herbst 2021 keine gute Idee. Denn damals gehörte Nemetschek zu den Aktien, deren Bewertung absurd überzogen war. Zum Zeitpunkt des Rekordhochs wies die Aktie ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 100 auf, obwohl das Gewinnwachstum bestenfalls für ein KGV um die 40 bis 50 gut war. Und nimmt man das 2022er-Ergebnis bzw. den Ausblick für 2023, läge die Aktie jetzt vom KGV her schon bei ca. 42. Das wäre zwar fair, wenn das Wachstum 2024/2025 wirklich so stark zulegt. Aber auch dann müsste man konstatieren, dass nach oben nicht mehr allzu viel Luft wäre, bis die Aktie mit einem KGV um die 50 schon wieder ziemlich teuer wäre. Fazit:

Die Begeisterung könnte lange genug vorhalten, um die leicht aus dem Trendkanal nach oben hinausgelaufene Aktie bis in den Bereich der Widerstände um 68,40/74,50 Euro zu tragen, das muss aber nicht klappen. Bei einem Teil vorhandener Aktien den Gewinn mitzunehmen, dieses Geschenk also anzunehmen, wäre auf jeden Fall überlegenswert. Der Rest der Position ließe sich dann mit einem Stopp absichern, den man sukzessiv mit dem Anstieg der aktuell bei 50,80 Euro verlaufenden unteren Begrenzung des Aufwärtstrendkanals nachzieht.

Nemetschek Aktie: Chart vom 23.03.2023, Kurs: 60,60 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nemetschek Aktie: Chart vom 23.03.2023, Kurs: 60,60 Euro, Kürzel: NEM | Quelle: TWS
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Vorherige Analysen der Nemetschek Aktie

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Deutlich vor dem eigentlichen Bilanztermin am 23. März präsentierte der Bau- und Architektursoftware-Spezialist Nemetschek am Dienstagmorgen Vorab-Ergebnisse des Jahres 2022. Doch die Aktie verhielt sich seltsam ruhig … wo bleiben die Trader?

Wenn man sich überlegt, dass die Nemetschek-Aktie vor einem Jahr noch um die 80 Euro notierte, heute aber um 50 Euro pendelt, während der gestern gemeldete EBITDA-Gewinn gegenüber 2021 deutlich gestiegen ist, fragt man sich schon: Wo bleiben die Käufer? Aber ganz so überraschend ist die ausgebliebene Reaktion nicht, wenn man genauer hinsieht.

Richtig ist, dass es beim Software-Entwickler 2022 voranging. Der Umsatz legte um 17,7 Prozent zu, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 15,8 Prozent, die EBITDA-Gewinnmarge hielt sich mit 32,0 Prozent nach 32,6 Prozent im Vorjahr in einem insgesamt ja durchaus schwierigen Umfeld wacker. Und wenn man sich dann ansieht, dass die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis derzeit nur etwa ein Drittel so hoch ist wie Ende 2021, könnte man meinen, die Aktie müsse jetzt ein wahres Schnäppchen sein. Aber gerade an dieser Bewertung machen viele jetzt fest, dass sie lieber erst einmal abwarten, was Nemetschek für 2023 erwartet. Was aber erst am 23. März auf den Tisch kommt. Wieso diese Zurückhaltung?

Expertenmeinung: Die Nemetschek-Aktie war lange Zeit massiv überbewertet. Hier erreichte man zeitweise ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 100, das in keinem Verhältnis zum Gewinnwachstum stand. Das geht so lange gut, wie die Anleger einfach einem dynamischen Aufwärtstrend folgen und Nachrichten ausbleiben, die die zu hohe Bewertung hinterfragen würden. Aber die Eintrübung der konjunkturellen Aussichten und der starke Abstieg fast aller vorherigen Publikumslieblinge erfasste auch die teure Nemetschek-Aktie: Im ersten Halbjahr 2022 fiel der Kurs dramatisch. Sobald so etwas passiert ist, werden Anleger, die vorher auf die Bewertung gar nicht geachtet haben, vorsichtig … und bisweilen sogar übervorsichtig.

Denn eigentlich könnte man mittlerweile von einer recht attraktiven Bewertung sprechen. Das derzeitige Kurs/Gewinn-Verhältnis läge auf Bass der jetzt vorgelegten 2022er-Gewinne um 35. Und sollten die Analysten Recht behalten, die momentan unterstellen, dass Nemetschek in diesem Jahr in etwa den Gewinn des Vorjahres erzielen, danach dann aber pro Jahr um die 20 Prozent beim Gewinn zulegen kann, wäre dieses Kurs/Gewinn-Verhältnis angemessen bis günstig. Die Frage ist eben, ob sie Recht behalten – und dazu wird Nemetschek selbst eben erst am 23. März erste, handfeste Informationen liefern.

Daher reagierten nur wenige auf diese Vorab-Zahlen. Allerdings könnte hier auch im Vorfeld des 2023er-Ausblicks wieder Leben in die Aktie kommen, falls es gelingt, das letzte Zwischenhoch, Anfang des Monats bei 56,66 Euro erzielt, mit Schlusskursen über 57,50 Euro so deutlich zu überwinden, dass es zugleich gelingt, den im November entstandenen, nur leicht aufwärts weisenden Trendkanal zu überwinden. Das wäre ein großer Schritt hin zum Abschluss der laufenden Bodenbildung und, im Vorfeld des Ausblicks Ende März, immerhin auf reiner Trading-Basis eine interessante Long-Chance.

Nemetschek-Aktie: Chart vom 14.02.2023, Kurs 51,36 Euro, Kürzel NEM | Online Broker LYNX
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Dass Nemetschek die Gewinnerliste im MDAX oder TecDAX anführt, ist in diesem Jahr eine Rarität. Gestern gelang es – und könnte Basis einer erfolgreichen Bodenbildung sein. Aber noch steht dahinter ein Fragezeichen. Was muss gelingen, damit die Wende Realität wird?

Die Frage ist an sich schnell beantwortet: Die Nemetschek-Aktie muss da durch, wo sie im Oktober zweimal nach unten abgewiesen wurde: durch die Widerstandszone bei 52,80 zu 53,40 Euro, basierend auf den Tiefs der Monate Juni und Juli. Da rutschte sie im September durch und vermochte seither nicht, diesen Bereich zurück zu erobern. Wenn das diesmal gelingen würde, wäre das ein starkes Signal dahingehend, dass die Short-Seller, sprich die „Bären“, die Aktie nicht mehr aktiv drücken.

Von Vorteil ist, dass dieses gestrige Plus von einem neuen Jahrestief aus zustande kam. Das Mitte Oktober entstandene Tief wurde bereits Anfang November gekauft, als es erneut angelaufen wurde. Diesmal ging die Aktie noch einen Tick weiter darunter … und zog erneut an. Aber der Hintergrund dafür ist einer, der einer Bestätigung bedarf.

Expertenmeinung: Denn diese Käufe dürften die Reaktion auf die Neueinstufung der Aktie durch die Analysten von Alsterresearch gewesen sein, die Nemetschek von „Halten“ auf „Kaufen“ mit Kursziel 56 Euro hochstuften. Das ist zwar eine grundsätzlich gute Nachricht. Aber bislang eben die einzige. Seit der Bilanz zum 3. Quartal, die Nemetschek am 27. Oktober vorgelegt hatte, gab es bis gestern seitens der Analysten acht Kursziel-Senkungen und keine einzige Anhebung. Daher wäre es nicht nur mit Blick auf die noch ein gutes Stück entfernt liegende, charttechnische Entscheidungszone vonnöten, dass die Aktie jetzt Anschlusskäufe sieht, sondern auch dafür, dass dieser eine Lichtblick nicht in Vergessenheit gerät.  

Grundsätzlich könnte die Aktie des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers ja durchaus besser laufen. Diese Bilanz zum 3. Quartal war an und für sich gut. Der Umsatz war zum Vorjahr um knapp 20 Prozent gestiegen, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um knapp 16 Prozent, beides lag über den Analystenerwartungen. Die EBITDA-Gewinnmarge lag mit 31,0 Prozent nur einen Hauch unter der Prognose von 31,1 Prozent und hielt sich in diesem problematischen, wirtschaftlichen Umfeld gegenüber der Marge von 32,1 Prozent, die im 3. Quartal 2021 erreicht wurde, wacker. Hinzu kommt: Im Herbst 2021 gehörte diese Aktie zu den am stärksten überbewerteten am deutschen Aktienmarkt. Da wurde zeitweise ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 100 erreicht. Heute läge dieses KGV für die 2022er-Gewinnschätzung bei 32 – das passt. Was fehlt, ist ein klares charttechnisches Signal, das dazu führt, dass diejenigen, die sich zuvor mit dieser vor einem Jahr viel zu teuren Aktie die Finger verbrannt hatten, wieder auf sie aufmerksam werden. Und dazu muss Nemetschek diese Widerstandszone 52,80/53,40 Euro nehmen!

Chart vom 23.11.2022, Kurs 47,14 Euro, Kürzel NEM | Online Broker LYNX
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Die Nemetschek-Aktie hat eine äußerst unerfreuliche Woche hinter sich. Mittlerweile hat sich der Kurs seit dem Jahresanfang glatt halbiert. Und trotzdem muss der Abstieg noch nicht zu Ende sein, 25 Prozent nach unten wären auch jetzt noch denkbar.

Analysten-Einstufungen sind schon eine ulkige Sache, wenn man sie engmaschig und über längere Zeit verfolgt. Obwohl die Aktie des Bau- und Architektursoftware-Entwicklers Nemetschek am Hoch, das im November 2021 bei 116,15 Euro erreicht wurde, mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von glatt 100 absurd überbewertet war, stuften die meisten Analysten die Aktie damals als „Kauf“ ein. Jetzt, nachdem sich der Kurs halbiert hat, empfiehlt man „Halten“. Ohne aber zuvor, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nahe am Hoch zum Ausstieg geraten zu haben.

Daher wäre es wohl eine gute Idee, diese Einstufungen ebenso zu ignorieren wie das durchschnittliche Analysten-Kursziel für die Aktie, das sich zwar langsam nach unten bewegt, aber immer langsamer als die Aktie selbst. Momentan liegt es bei 88 Euro. Und dass die Nemetschek-Aktie da in absehbarer Zeit wirklich hinläuft, ist zumindest nichts, worauf man bauen sollte. Worauf aber sollte man sich dann stützen, wenn es um die ewige Frage geht: Kaufen, halten, aussteigen, Short gehen?

Expertenmeinung: Falls der unternehmenseigene Ausblick, den Nemetschek im Zuge der Bilanz des ersten Quartals Ende April bestätigt hatte, erhalten bleibt, könnte der Unternehmensgewinn 2022 etwa 15 Prozent zulegen. Zieht man den gesunden Menschenverstand zu Rate und sieht sich das immer kritischer werdende, konjunkturelle Umfeld an, würde man da zumindest skeptisch werden. Aber selbst wenn diese +15 Prozent Realität werden, läge das Kurs/Gewinn-Verhältnis der Aktie dann auf dem aktuellen, gedrückten Kurs für diesen 2022er-Gewinn noch bei 40. Weit weniger als die absurden 100 im Herbst, sicher. Aber immer noch eher zu hoch, denn wenn der Gewinn 2023 und 2024 im Bereich von 15 Prozent weiter steigt, womit man derzeit mehrheitlich rechnet, wäre eher ein Kurs/Gewinn-Verhältnis um 30 angemessen. Um das zu erreichen, müsste die Aktie jedoch weiter zurückkommen, in die Region um 41 Euro. Dann erst wäre sie normal bewertet.

Und sollte das auch dem bärischen Lager aufgehen, würde der Blick auf den Chart geradezu dazu einladen, die Sache doch gleich mal in Angriff zu nehmen. Denn die untere Begrenzung des zur Jahreswende etablierten Abwärtstrendkanals würde derzeit genau dort, knapp über 40 Euro, verlaufen.

Zunächst geht es aus charttechnischer Sicht erst einmal um das bisherige Jahres-Verlaufstief bei 50,90 Euro. Aber sollte diese Linie signifikant gebrochen werden, wäre es, egal, was die Analysten schreiben, keine Überraschung, wenn die Nemetschek-Aktie in den kommenden Wochen und Monaten einen Touchdown auf dieser unteren Begrenzung des Trendkanals vollzieht.

Nemetschek-Aktie: Chart vom 17.06.2022, Kurs 54,62 Euro, Kürzel NEM | Online Broker LYNX

Es ist ein geflügeltes Wort aus dem Western-Genre: Die Kavallerie kommt immer im letzten Moment, aber rechtzeitig. Daher nennt man auch in einer charttechnisch kritischen Lage eingreifende Bullen so. Bei Nemetschek wäre es mit Blick auf den Chart jetzt wirklich dringend.

Am vergangenen Donnerstag legte der Entwickler von Bau- und Architektursoftware Nemetschek sein Ergebnis für die ersten drei Monate 2022 vor. Die Zahlen wirkten höchst ansehnlich, die Aktie reagierte mit einem kräftigen Zugewinn von 7,2 Prozent. Doch am Freitag wurde der Großteil dieses Anstiegs abverkauft, am Montag gingen die Abgaben weiter. Und zögerliche Käufe am Dienstag brachten nicht viel ein, obwohl die Aktie jetzt aus charttechnischer Sicht am seidenen Faden hängt. Wieso hielt die positive Reaktion nicht vor, sondern schlug sogar ins Gegenteil um?

Am Zahlenwerk an sich lag es nicht. Der Umsatz legte zum Vorjahresquartal um 21,3 Prozent zu, der Gewinn auf EBITDA-Basis um 40,9 Prozent. Die bestehende Prognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt, die einen Umsatzanstieg zwischen 12 und 14 Prozent und eine EBITDA-Gewinnmarge zwischen 32 und 33 Prozent avisiert (2021: 32,7 Prozent). Es scheint also alles zu passen. Aber wer den Kurssprung nach der Bilanz zum Ausstieg nutzte, hatte durchaus seine Argumente.

Expertenmeinung: Nemetschek ist eines der Paradebeispiele einer zuvor viel zu hoch bewerteten Aktie. Die Aktie stieg und stieg, kaum jemand störte sich daran, dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis zweitweise über 70 lag, was für die Software-Branche extrem hoch ist. Es sei denn, das Unternehmen hätte die Perspektive, in den kommenden Jahren etwa 30 bis 40 Prozent pro Jahr mehr zu verdienen. Aber diese Perspektive hat Nemetschek nicht.

Aus aktueller Sicht könnten 2022 15 Prozent mehr drin sein … sofern die immer negativer werdenden Bedingungen am Gesamtmarkt die Investitionsbereitschaft der Kunden nicht doch deutlicher beschneiden sollte. Und ein Wachstum zwischen 15 bis 20 Prozent beim Gewinn, das die Analysten auch für 2023 und 2024 in dieser Größenordnung sehen, das würde ein Kurs/Gewinn-Verhältnis zwischen 30 und 40 rechtfertigen, aber nicht eines von 55, mit dem Nemetschek momentan bewertet wird. Die Aktie ist also eigentlich immer noch zu teuer, so gesehen hätten diejenigen, die da seit Freitag verkaufen, nicht nur ein Argument, um auszusteigen … sondern auch eines, Short zu gehen.

Daher wäre es jetzt äußerst dringend, dass die „Kavallerie“ eingreift und die jetzt gefährdete, mittelfristig entscheidende Unterstützungszone rettet. Die liegt zwischen dem bisherigen Jahres-Verlaufstief vom März bei 68,32 Euro und der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie bei 71 Euro. Sollte diese Zone fallen, wäre es, alleine aufgrund der hohen Bewertung, nicht überraschend, wenn Nemetschek mittelfristig in die Region 55/60 Euro durchgereicht würde.

Nemetschek-Aktie: Chart vom 03.05.2022, Kurs 71,78 Euro, Kürzel NEM | Online Broker LYNX

So ein Chartbild sieht man nicht alle Tage: Als Reaktion auf einen bullischen 2022er-Ausblick hat die Nemetschek-Aktie einen Kurssprung hingelegt, der bislang eine „Insel“ im Chartbild darstellt. Aber wird daraus ein „Island Reversal“ oder kommt jetzt das nächste „Gap Up“?

Als der Entwickler von Bau- und Architektursoftware Nemetschek am 22. März neben den Ergebnissen des vierten Quartals 2021 auch einen Ausblick auf 2022 vorlegte, machte die Aktie einen Satz um in der Spitze fast 14 Prozent. Denn diese Perspektive war in einem Umfeld, das von Konjunktur- und Zinsängsten geprägt ist und in dem viele Unternehmen keine klare Prognose wagen, überraschend optimistisch:

Nemetschek rechnet für 2022 mit einem Umsatzplus zwischen 12 und 14 Prozent, im Schnitt hatten die Analysten bis dahin mit zehn Prozent kalkuliert. Und mit einer EBITDA-Marge von 32 bis 33 Prozent soll sich die Gewinnmarge in etwa auf dem starken Niveau des Vorjahres (32,7 Prozent) halten. Was insgesamt bedeutet, dass der Gewinn zulegen wird … wenn Nemetschek mit diesem Ausblick richtig liegt. Was als Software-Hersteller bei der Marge wohl anzunehmen ist, aber beim Umsatz wird sich noch zeigen, wie stark sich die Nachfrage der Kunden in diesem insgesamt negativen wirtschaftlichen Umfeld präsentieren wird.

Aber es fällt auf, dass der Kurssprung schon am selben Tag auf Gewinnmitnahmen traf und die Aktie seither seitwärts läuft. Und genau das sorgt dafür, dass man die Aufwärts-Chancen des Kurses momentan mit einem Fragezeichen versehen müsste.

Expertenmeinung: Ein Grund ist: Die Nemetschek-Aktie wäre selbst dann auf dem derzeitigen Kursniveau nicht günstig bewertet, wenn der Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr um 15 Prozent steigen würde. Denn daraus würde sich ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 66 errechnen. Sogar dann, wenn sich ein Gewinnanstieg von 15 Prozent auch 2023 und 2024 fortsetzen sollte (was nüchtern betrachtet in den Sternen steht), wäre das ungewöhnlich teuer. Dass Nemetschek im vergangenen Jahr zeitweise sogar ein KGV von 100 auswies, ist zwar richtig. Aber da war der Aufwärtstrend noch nicht gebrochen und die Stimmung unter den Anlegern von Sorglosigkeit geprägt. Das ist heute völlig anders.

Ein weiterer Aspekt, der den weiteren Anstieg des Kurses bremsen kann, ist, dass die Analysten auf diesen bullischen Ausblick nicht gerade euphorisch reagierten. Sechs Experten haben seither ihre Kursziele angepasst. Drei haben es angehoben, drei gesenkt – und im Schnitt liegen diese neuen Kursziele bei 96 Euro. Diesen Level hatte die Aktie im Zuge der ersten Reaktion auf den 2022er-Asublick schon fast erreicht. Und ein drittes Problem der Bullen ist die Charttechnik:

Nemetschek-Aktie: Chart vom 01.04.2022, Kurs 88,26 Euro, Kürzel NEM | Online Broker LYNX

Im Bereich 93,84 zu 99,02 Euro trifft der Kurs auf eine Widerstandszone. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass die Aktie den Ausbruch nach oben trotzdem schafft, aber alleine der Umstand, dass Nemetschek die 200-Tage-Linie (im Chart die schwarze Linie) dadurch zurückerobert hat, sich von ihr aber seither nicht nach oben lösen kann, macht deutlich, dass das bullische Lager momentan nicht gerade stark ist. Wie sollte man sich da positionieren?

Momentan idealerweise noch gar nicht. Denn so spannend diese Inselbildung des Kurses auch ist, sie wird erst noch in eine Trendentscheidung münden – und die sollte man abwarten. Entweder es gelingt ein Ausbruch über die Widerstandszone 93,84/99,02 Euro, von der die Aktie bislang auf Distanz gehalten wird. Oder aber Nemetschek fällt zurück unter die durch diesen Kurssprung überbotene, jetzt als Unterstützung fungierende Zone 80,70/82,64 Euro und wird dadurch wieder bärisch.

Das ist eine höchst spannende Ausgangsbasis für einen neuen, dynamischen Trendimpuls. Aber auch, wenn die Bären momentan die besseren Karten haben: Sicherer wäre es abzuwarten, bis die Kurse echte Fakten liefern, indem diese „Insel-Zone“ eindeutig nach oben oder unten verlassen wird.