Am Donnerstag vor Handelsbeginn meldete Nemetschek, dass man das US-Unternehmen GoCanvas erwerben werde, ein Software-Dienstleister im Bauwesen. Die Aktie stieg kräftig … und steht jetzt an der Schwelle, in die Region des bisherigen Allzeithochs zurückzukehren.
Die Sache wirkt gut durchdacht. GoCanvas bietet Software-Lösungen zur Steigerung der Sicherheit und der Produktivität an, Nemetschek ist ein Software-Spezialist für den Bereich Bau und Architektur. Laut Nemetschek ergänzen sich die technologischen Ansätze von Nemetschek und GoCanvas, zugleich bietet das Leistungsspektrum des US-Unternehmens eine laut Nemetschek perfekte Ergänzung des gesamten Angebots-Portfolios.
In der adhoc-Meldung wurde der Kaufpreis zwar nicht explizit als Summe genannt, ließ sich aber errechnen. Nemetschek erklärte, dass GoCanvas derzeit wiederkehrende Umsätze von 67 Millionen US-Dollar erreicht, der Kaufpreis betrage das 11,5fache dieser Umsätze. Damit kommt man auf 770 Millionen US-Dollar. Angesichts eines Umsatzes von 853 Millionen Euro bei Nemetschek im vergangenen Jahr ist das ein Wort. Aber ist das damit zwingend zu teuer?
Das kann man noch nicht absehen. Die Synergieeffekte könnten immens sein, nicht zuletzt auch dadurch, dass man so auch die bisherigen GoCanvas-Kunden ins Kundenportfolio bekommt. Aber das kann und wird sich erst in den nächsten Jahren klar darstellen lassen. Erst kostet ein solcher Zukauf eben Geld, bevor er Gewinn bringt … oder auch nicht. Was bleibt ist der Eindruck, dass Nemetschek so in Sachen weiteren Wachstums den Fuß in die Tür gestellt hat. Aber ist das ein Argument, jetzt bei der Aktie zuzugreifen?
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Expertenmeinung: Das sollte man sich in zweierlei Hinsicht besser genau überlegen. Denn zum einen ist ein stetiges, zügiges Wachstum bereits in die Aktie eingepreist. Denn nur, wenn es immer weiter vorangeht, wäre ein Kurs/Gewinn-Verhältnis, das nach dem gestrigen Kursanstieg auf Basis der derzeitigen 2024er-Gewinnschätzung der Analysten bei „sportlichen“ 58 liegt, aufrechtzuerhalten. Und bevor GoCanvas dieses Wachstum spürbar positiv beeinflussen könnte, ist das laufende Jahr wohl auf jeden Fall um.
Dementsprechend sehen auch die Kursziele der Analysten aus. Zwar reicht das höchste bis hinauf auf 112 Euro und damit nahe an das bisherige, 2021 markierte Allzeithoch von 116,15 Euro. Aber der Durchschnitt der Kursziele liegt momentan bei 86,75 Euro … und wäre damit bereits überboten. Hinzu kommt der charttechnische Aspekt:
Unser Chart auf Wochenbasis zeigt, dass die positive Reaktion auf die GoCanvas-Übernahme zwar dazu führte, dass die Nemetschek-Aktie aus der seit Ende Januar bestehenden Handelsspanne nach oben ausbrach und in einem Aufwasch das markante Zwischenhoch vom April 2022 bei 94,78 Euro überwand. Aber hier ließe sich behaupten: Nach der Hürde ist vor der Hürde.
Denn jetzt ist die Aktie bereits an das untere Ende der 2021er-Toppbildungs-Zone zwischen 99,06 und 116,15 Euro gelaufen. Mit Blick auf die äußerst ambitionierte Bewertung und den Umstand, dass wohl die meisten, die auf die GoCanvas-Meldung hin zugreifen wollten, auch bereits eingestiegen sind, dürfte der Weg nach oben jetzt steiniger werden. Ausgerechnet jetzt noch neu einzusteigen oder zuzukaufen, wirkt daher gewagt, das sollte man eher nach einer Korrektur angehen, die ja bekanntlich irgendwann immer kommt.
Quellenangaben: adhoc-Meldung zur Übernahme von GoCanvas, 06.06.2024: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/2110/news.html?newsID=2779823
Analysten-Kursziele: https://ir.nemetschek.com/websites/nemetschek/German/1000/aktie.html#Analysten
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