Ob Autobauer, Pharmabranche oder die Chemie: Oft war in den Ausblicken auf das Gesamtjahr 2025 zu lesen, dass man von einer Belebung der Nachfrage im zweiten Halbjahr ausgehe. Zumindest was den Chemikalienhändler Brenntag angeht, ist das jetzt Makulatur.
Anfang März 2024 war die Aktie des Chemie-Großhändlers Brenntag noch einmal an das 2021 erreichte Rekordhoch von 87,40 Euro herangelaufen, obwohl man damals schon hätte wissen können, dass der Wind für die Chemiebranche nicht nur rau ist, sondern auch vorerst rau bleiben wird. Denn ein ums andere Mal hatte man avisiert, dass es gerade eine Flaute gäbe, diese aber in den kommenden Quartalen einer Verbesserung der Lage weichen würde. Das hörte man 2023, das hörte man 2024 und dieses Jahr erneut. Auch 2025 wurde das erhofft, nachdem die Belebung zuvor jedes Mal ausblieb … aber jetzt kassiert Brenntag den Ausblick:
Basierend auf einer mageren Nachfrage und höherem Preisdruck in verschiedenen Endmärkten fiel das zweite Quartal 2025 schlechter aus als erwartet. Als Konsequenz senkte Brenntag am Freitagabend nach Handelsende in einer adhoc-Meldung die 2025er Zielzone für den operativen Gewinn von 1,1 bis 1,3 auf 0,95 bis 1,05 Milliarden Euro und hielt fest, dass sich Nachfrageprobleme und Preisdruck aus aktueller Sicht auch im zweiten Halbjahr fortsetzen würden.
Die Aktie reagierte am Montagmorgen mit einer Abwärtskurslücke von immerhin knapp 5,4 Prozent. Aber statt Anschlussverkäufen wurde in diese Lücke hinein umgehend gekauft. Am Ende reduzierte sich der Abschlag auf 2,7 Prozent. „Buy the dip“ ist derzeit überall am Aktienmarkt das neue Motto, sicher. Aber ist das wirklich eine gute Idee?
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Expertenmeinung: Es kommt darauf an, wen man fragt. Die Deutsche Bank bestätigte trotz Prognose-Senkung ihr Anfang Juli von 80 auf 75 Euro gesenktes Kursziel und stufte die Brenntag-Aktie unbeirrt mit „Kaufen“ ein. Das wirkt motivierend, nur müsste man, um wegen dieser Meinung bullisch zu sein bzw. zu bleiben und in fallende Kurse hinein die Hand aufzuhalten, andere Einschätzungen beflissen ignorieren. Denn JPMorgan und Jefferies goutierten die Senkung des Gewinnausblicks deutlich weniger positiv, vergaben Kursziele von 51,50 bzw. 53,00 Euro und stuften die Aktie beide mit „Verkaufen“ ein.
Damit erscheint der Griff ins fallende Messer ziemlich gewagt, wobei da die Charttechnik durchaus mit im Spiel gewesen sein dürfte. Denn die Käufe setzten in einer bis in das Jahr 2017 zurückreichenden Unterstützungszone ein, wie wir in diesem Chart auf Wochenbasis sehen. Gut möglich, dass viele Käufer darauf setzen, dass diese Zone hält. Was auch möglich wäre, aber nur, wenn genug Akteure Brenntag mit mittel- und langfristiger Perspektive traden. Denn dass es irgendwann wieder ein besseres Umfeld geben wird, ist zwar hoch wahrscheinlich … nur kurzfristig könnte es, nicht zuletzt mit Blick auf die US-Handelspolitik, zuerst noch ungemütlicher werden.
Und wäre das der Fall, wäre auch diese Supportzone 53,58 zu 56,32 Euro, zu der man noch das April-Crash-Tief bei 51,70 Euro rechnen könnte, nicht zu halten. Nach oben wäre erst dann ein Befreiungsschlag vollzogen, wenn es gelingt, die 200-Tage-Linie und die im März 2024 etablierte Abwärtstrendlinie eindeutig zu überwinden. Dazu müsste die Brenntag-Aktie über 63 Euro schließen. Und dieser Weg ist, mit dieser gesenkten Prognose im Gepäck, ein ziemlich steiniger, so gesehen wirken die gestrigen Käufe in anfänglich größere Verluste hinein äußerst riskant und empfehlen sich eher nicht zur Nachahmung.

Quellenangaben: Prognose-Anpassung 2025, 11.07.2025:
https://corporate.brenntag.com/de/investor-relations/finanznachrichten/ad-hoc-news/
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