Der TecDAX notiert in unmittelbarer Reichweite des bisherigen Jahreshochs. Ein Ausbruch nach oben scheint ein Kinderspiel zu sein. Aber erstens liegt über diesem „Deckel“ noch ein weiterer. Zweitens reicht es nicht, die Daumen zu drücken, die Bullen müssten weiter kaufen.
Dieser „Deckel über dem Deckel“ ist die Zone der Topps von Ende 2021 zwischen 3.951 und 4.010 Punkten. Ende 2021, als man von Inflation, höheren Leitzinsen, Zollstreit und dem Ukraine-Konflikt noch nichts ahnte. Als man dachte, die deutsche Wirtschaft würde nach Corona durchstarten. Was sie aber nicht tat und bis heute nicht tut. Diese Hochs 2021 waren aus der Euphorie geboren und starben 2022 in einer Realität, die ganz anders aussah als gedacht. Heute haben wir nicht einmal den Vorteil, noch nicht zu ahnen, was an Unbill kommen könnte: Die negativen Rahmenbedingungen sind bereits da.

Das mag bullische Trader, die sich um das „Drumherum“ außerhalb der reinen Charttechnik nicht scheren, solange nicht stören, wie das Momentum der Rallye hoch und massive Charthürden fern sind. Aber jetzt sind sie eben nahe: Das Jahres-Verlaufshoch 2025, im Februar bei 3.905 Punkten erzielt und diese 2021er-Widerstandszone bei 3.951 zu 4.010 Zählern. Nahe genug, um sie im Handstreich zu überbieten, wenn genügend Akteure weiter einsteigen. Aber auch nahe genug, um diejenigen, die sich den markttechnisch recht hoch notierenden TecDAX ansehen und ihn zur Gesamtsituation in Bezug setzen, zu Gewinnmitnahmen, womöglich sogar zu Short-Trades zu animieren.
Expertenmeinung: Vor allem, wenn man sich ansieht, was genau im TecDAX da stark zugelegt und den Index gezogen hat. Mit gewaltigem Abstand stärkstes Zugpferd ist die Hensoldt-Aktie, deren Rallye aber schon Jahre an steigenden Verteidigungsausgaben vorweggenommen hat und die hoch über dem durchschnittlichen Kursziel der Analysten schwebt.
Und es sind darüber hinaus auffällig viele Telekommunikationstitel, die den TecDAX gezogen haben: IONOS, 1&1, United Internet, die Telekom. Aktien, von denen gerne gesagt wird, dass man die immer kaufen könne und die wirken, als seien sie gegen konjunkturelle Schwächephasen einigermaßen geschützt. Was grundsätzlich auch richtig ist, aber nur, wenn das Wachstums der Unternehmensgewinne mit der Hausse der Kurse mithält. Und das ist bei Kursgewinnen von 18 Prozent bei der Telekom zwar einigermaßen denkbar, aber weniger bei den 45 bis 78 Prozent Kursanstieg seit Jahresbeginn, die für die anderen drei vorgenannten Aktien zu Buche stehen.
Es bräuchte, um den TecDAX nachhaltig nach oben hinaus zu bekommen, anziehende Kurse in den beiden anderen, wichtigen Bereichen des Index: bei den Software- und den Halbleiterunternehmen. Und das, ohne dass Hensoldt und die Telekommunikationsaktien zugleich wieder nachgeben. Das kann gelingen, falls es in den kommenden Wochen zu einer glaubhaften Aufhellung der weltweiten Wachstumsperspektive durch umgehende Beilegung der Zoll-Drohungen seitens der USA käme. Aber solange, das offen bleibt, wird ein solcher Befreiungsschlag, der den Index solide über die 4.000 Punkte-Marke trägt und nicht als Bullenfalle endet, alles, nur kein Selbstläufer sein.

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