S&P 500 Prognose Zinssenkungen vom Tisch? S&P 500 in akuter Korrekturgefahr

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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Inflation für Zinssenkungen zu hoch. Droht ein böses Erwachen? Wir zeigen Ihnen, wie wahrscheinlich eine Korrektur ist und wie tief es gehen könnte.

Zu viel des Guten?

Der S&P500 hat einen enormen Run hinter sich. Seit dem Tief vom Oktober 2022 kletterten die Kurse von 3.500 auf 5.250 Punkten, was exakt einem Plus von 50% entspricht.

Im langjährigen Durchschnitt legte der Index in etwa 8% pro Jahr zu. Der S&P500 hat also innerhalb von wenigen Monaten eine Performance erzielt, für die normalerweise etwas mehr als 5 Jahre benötigt werden.

Aber selbstverständlich ist das damalige Tief nur ein Referenzpunkt. Es zeigt aber, dass die Rallye in ihrem Umfang und ihrer Geschwindigkeit eher ungewöhnlich ist.

In den letzten 20 Jahren lassen sich lediglich drei vergleichbare Rallyes identifizieren:
Nach der Finanzkrise 2009, 2019, 2020/2021 und jetzt wieder ab 2022.

Es wäre gut möglich, dass es sich nur um eine zufällige Häufung handelt, aber es ist mindestens genauso wahrscheinlich, dass sich der Aktienmarkt strukturell gewandelt hat.
Der Zeithorizont an der Börse scheint immer geringer zu werden.

Es wird ruppiger

In den 1950er Jahren lag die durchschnittliche Haltedauer von Aktien noch bei 8 Jahren. Aus heutiger Sicht erscheint das unvorstellbar.
In einer Studie von Reuters und der NYSE lag die durchschnittliche Haltedauer im Jahr 2022 nur noch bei 5,5 Monaten.

Heute dürfte es noch weniger sein. Hinzu kommen Futures, Optionen und zahllose Derivate wie CFDs, Hebelzertifikate & Co., die in einem noch sehr viel kürzeren Zeitrahmen gehandelt werden.

Heutzutage wird von Schlagzeile zu Schlagzeile gedacht, bestenfalls von Quartal zu Quartal.
Das belegen unzählige Beispiele.

Wir sollten uns also besser darauf einstellen, dass die Volatilität zunehmen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir in Zukunft ähnliche Kurskapriolen erleben werden wie in den letzten 5-6 Jahren.

In dieser kurzen Zeit ist der S&P500 von 2.940 auf 2.346 Punkte eingebrochen, dann auf 3.400 Punkte gestiegen, wieder auf 2.250 Punkte gefallen, auf 4.750 gestiegen, auf 3.500 eingebrochen und zuletzt auf 5.250 Punkte gestiegen.

Es ist noch nicht sicher, ob wir das finale Hoch gesehen haben, dass der Markt irgendwann aber nochmal gehörig unter Druck kommen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Die Basis für die Rallye bröckelt

Die Rallye seit Oktober 2022 basierte vor allem darauf, dass die erwartete (schwere) Rezession in den USA ausgeblieben ist, dass die Inflation rückläufig war und Zinssenkungen möglich erschienen.

Als es im Oktober 2023 klar wurde, dass die Fed die Leitzinsen nicht mehr erhöhen würde, schalteten die meisten Investment-Modelle, wie beispielsweise Aladdin von Blackrock, von einem Tag auf den anderen von „Risk off“ auf „Risk on“ und der Markt schoss in die Höhe.

Das bringt uns jetzt in eine problematische Lage. Denn die Gründe für die Rallye zerbröseln langsam, aber sicher vor unseren Augen.

Die Inflation in den USA stellt sich als hartnäckiger heraus, als man erwartet hatte. Im März kletterte die Teuerungsrate von 3,2% auf 3,5%.
Die Kerninflation, ohne die stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie, lag sogar bei 3,8%.

Solange die Inflation auf einem derartigen Niveau bleibt, wird die Fed die Leitzinsen nicht senken. Punkt.

Für den Aktienmarkt ist das ein erhebliches Problem. Setzt sich die Erkenntnis durch, dass es noch länger dauern wird, bis die Leitzinsen sinken, könnte das den Markt spürbar unter Druck bringen.

Zinssenkungen werden immer unwahrscheinlicher

Fed-Direktorin Bowman, ein stimmberechtigtes Mitglied der Fed, warnte kürzlich sogar davor, dass die Fed die Zinsen möglicherweise wieder anheben muss, um die Inflation einzudämmen.

Im Moment sei das zwar nicht sehr wahrscheinlich, so Bowman, aber es könne notwendig werden, falls die Inflation weiter hoch bleibt.
Bowman ist als „Falke“ bekannt, steht also für eine straffe Geldpolitik.

Die Fed Futures, die die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen abbilden sollen, sind in den letzten Tagen regelrecht kollabiert.
Den Fed Futures zufolge ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung am 12. Juni von 55% auf 18% gesunken und für den 31. Juli von 73% auf 45%.

Derzeit werden in diesem Jahr noch zwei Zinssenkungen erwartet, zumindest ist das aktuell der Konsens. Im Oktober vergangenen Jahres, als die Rallye richtig Fahrt aufgenommen hat, wurden noch fünf Zinssenkungen erwartet.

Sollte die Inflation nicht sinken, und danach sieht es aus, wird es am Ende gar keine Zinssenkung geben.
Selbst wenn die Inflation wieder sinken würde, wird die Fed nicht sofort reagieren, sondern abwarten. Denn die Wirtschaft wächst und der US-Arbeitsmarkt ist stabil. Daher gibt es keinerlei Gründe, warum die US-Notenbank stimulieren müsste.

Das wahrscheinlichste Szenario scheint zu sein, dass es in diesem Jahr in den USA keine Zinssenkungen mehr geben wird.

S&P500 Index: Chart vom 11.04.2024, Kurs: 5.160 - Kürzel: S&P500 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P500 Index: Chart vom 11.04.2024, Kurs: 5.160 – Kürzel: S&P500 | Quelle: TWS

Sollte sich diese Meinung an der Börse durchsetzen, wäre es gut möglich, dass der S&P500 eine Korrektur in Richtung 4.800 oder 4.600 Punkte vollzieht.
Möglicherweise wird sogar der Aufwärtstrend nahe 4.400 Punkte angesteuert.

In welchem Umfang der Markt korrigieren wird, hängt maßgeblich davon ab, wie sich die Inflation entwickelt.
Wenn es ganz schlecht läuft, wird es bald nicht mehr darum gehen, ob und wann die Fed die Leitzinsen senkt, sondern ob und wann man sie erhöht.

Dem CEO von JP Morgan zufolge könnte der US-Leitzins auf 8% steigen. Darüber hinaus sei die Wahrscheinlichkeit einer „harten Landung“ deutlich höher als die Märkte es einpreisen würden.

(„JPMorgan CEO Dimon: US could push interest rates as high as 8% as a large number of persistent inflationary pressures likely to continue […] Although the US economy is proving resilient, the chances of a hard landing are significantly greater than markets are pricing in.“ Quelle: thetimes.co.uk)

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Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Erfahrene Investoren dürften die letzten Wochen beim S&P 500 mit einer hochgezogenen Augenbraue verfolgt haben. Es tauchen mehr und mehr Warnsignale auf. Allerdings sind Warnsignale eben noch keine Verkaufssignale. Worauf sollte man jetzt besonders achten?

Rein charttechnisch gesehen ist noch nichts angebrannt. Aber zwei Aspekte sollte man genauer verfolgen. Zum einen ist der aktuelle kurzfristige Aufwärtstrend des S&P 500 so steil, dass er nicht auf Dauer gehalten werden kann. Die Ende Oktober etablierte Aufwärtstrendlinie musste zuletzt bereits ein wenig flacher gezeichnet werden, mit dem Freitags-Minus sinkt der Steigungswinkel erneut ein wenig. Und dass der RSI-Indikator schon auffallend lange eine negative Divergenz zum Index zeigt, sprich dessen neue Hochs keine neuen Hochs im Indikator generierten, könnte das bullische Lager sogar als Beleg dafür sehen, dass von dieser Seite auch keine Gefahr mehr kommt. Beides sind dennoch Warnsignale.

Zum anderen sollte man im Auge behalten, dass der Index auf Wochenbasis jetzt bereits zwei Dojis auf Rekordniveau ausgebildet hat und auch da, im mittelfristigen Zeitraster, längst markttechnisch heiß gelaufen ist. Das ist verdächtig … aber es ist noch nicht per se bärisch.

Ein anderer Aspekt: Die Stars der letzten Monate waren immer schneller und höher gelaufen. Aber ob Nvidia, AMD, Broadcom oder viele andere, die man mit dem KI-Hype in Verbindung bringt: Auf einmal sackten die Kurse durch. Und die meisten dieser Aktien sind nicht nur Teil der Technologiebörse Nasdaq, diese genannten Aktien sind auch im marktbreiten S&P 500 notiert. Die Frage ist aber:

Waren diese Abgaben, so heftig sie kurzfristig auch waren, normale Korrekturen in einem besonders dynamischen Trend, ein Verschnaufen also, dem bald, womöglich sogar umgehend, neue Käufe und neue Hochs folgen? Oder wird aus diesen Aktien weiter abfließendes Geld einfach in andere Branchen umgeschichtet, verlässt den Aktienmarkt also nicht, so dass der S&P 500 seinen Aufwärtstrend trotzdem hält? Das sind Dinge, die man jetzt im Auge behalten muss. Aber nicht die einzigen.

So fällt auf, dass Rücksetzer zuletzt äußerst hurtig wieder aufgekauft wurden … da einen Zusammenhang zur am Freitag absolvierten Abrechnung an der Terminbörse herzustellen, wäre nicht abwegig. Denkbar wäre es also durchaus, dass sie es war, die den S&P 500 so lange ohne eine Korrektur oben gehalten hat. Ob das auch ohne diesen Faktor funktioniert oder nicht, dürften wir bereits in dieser Woche absehen können, denn jetzt, direkt nach einer Abrechnung, tritt der Einfluss des Terminmarkts meist schnell ins zweite Glied zurück.

 

Expertenmeinung: Dass es in einem solchen Umfeld schnell mal aus scheinbar heiterem Himmel abwärts gehen kann, dürfte zumindest den erfahrenen Tradern klar sein. Gerade diese plötzlichen Schwächeanfälle bei Nvidia & Co. zeigen das ja. Und eines muss man natürlich sehen:

S&P 500: Tages-Chart vom 15.03.2024, Kurs 5.117,09 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 15.03.2024, Kurs 5.117,09 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Das Umfeld würde einfach immer weiter steigende Kurse nicht begünstigen, eine Korrektur – oder sogar mehr – indes schon. Die Zahl der im laufenden Jahr erwarteten Leitzinssenkungen bewegt sich nur noch im Bereich zwischen zwei und drei … Anfang des Jahres hatte man kurzzeitig bis zu sechs Zinsschritte gesehen. Und diese Zinssenkungen sind eigentlich der einzige Treibstoff der Bullen, denn so mancher Ausblick von Unternehmensseite (wie zuletzt Broadcom oder Adobe) fiel unter den großen Erwartungen der Anleger aus, immer mehr Konjunkturdaten schwächeln deutlich.

Aber der Blick auf den Wochenchart macht auch klar, dass eine echte Abwärtswende, bei der dann das bärische Lager aus der Versenkung zurückkehrt und das Ruder übernimmt, noch ein gutes Stück entfernt wäre:

S&P 500: Wochen-Chart vom 15.03.2024, Kurs 5.117,09 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochenchart vom 15.03.2024, Kurs 5.117,09 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Erst, wenn der S&P 500 wieder in seinen im Herbst 2022 etablierten, mittelfristigen Aufwärtstrendkanal zurückfallen und das alte Rekordhoch des Jahres 2021 bei 4.819 Punkten unterbieten würde, wäre das mehr als nur eine kräftige Korrektur. Alles, was sich oberhalb dieses Niveaus abspielt, böte dem bullischen Lager noch die Chance, jederzeit das nächste „Bein“ der Hausse zu etablieren.

Wieder legte der marktbreite US-Index S&P 500 zum Wochenschluss ein neues Rekordhoch aufs Parkett. Und das, obwohl das Fundament der Ende Oktober begonnenen Hausse wackelt. Ist das ein Zeichen, dass man der Hausse nichts anhaben kann – oder das Gegenteil?

Nachdem der S&P 500 Ende Oktober bei 4.104 Punkten abrupt nach oben drehte, wurde folgendes Szenario als Grundlage für die Kaufwelle propagiert: Die Inflation wird schnell in den Zielbereich der US-Notenbank um zwei Prozent zurückkommen. Die US-Notenbank wird die Leitzinsen daraufhin 2024 schnell und deutlich senken. Und das wiederum wird, vor allem bei den stärker kreditfinanzierten Technologie-Unternehmen, zu rasant steigenden Gewinnen führen. Also legte man los, trieb den Index bis zum Freitag von diesem Tief aus gerechnet um 21 Prozent nach oben. Eine Distanz, die größer ist als das langjährige, durchschnittliche Jahres-Plus des Index. Man hat diesem bullischen Szenario also bereits vorgegriffen. Einem Szenario, das indes so eher nicht kommen wird.

Dass die US-Notenbank am vergangenen Mittwoch deutlich machte, dass es mit dem vom Markt mehrheitlich erwarteten Start der Zinssenkungen im März eher nichts wird, hat zwar für einen kleinen Rücksetzer am Abend desselben Tages gesorgt. Aber schon am Donnerstag wurde wieder fleißig gekauft. Und am Freitag zog der S&P 500 auf neue Rekordlevels davon, getrieben von massiv anziehenden Technologiewerten, allen voran Meta und Amazon, deren Bilanzen und Ausblicke man am Donnerstagabend als grandios eingestuft hatte. Ob die so hervorragend waren, wie das die immensen Käufe andeuten, sei mal dahingestellt. Aber es ist äußerst auffällig, dass damit ein anderer Aspekt völlig unter den Tisch fiel: die US-Arbeitsmarktdaten.

Expertenmeinung: Statt der im Schnitt prognostizierten 187.000 neuen Jobs im Januar wurden laut der Schätzung des US-Arbeitsministerium 353.000 geschaffen, also sehr viel mehr als gedacht. Und dann wurde auch noch die eher moderate Zahl von 216.000 neuen Arbeitsplätzen im Dezember nachträglich auf 333.000 nach oben korrigiert. Was belegt, dass die „Fed“ recht hat: Der Arbeitsmarkt bleibt eng. Und dass das den Rückgang der Inflation deutlich behindern kann, zeigte die mit diesen Daten veröffentlichte Veränderung der durchschnittlichen US-Stundenlöhne. Denn statt der erwarteten und akzeptablen 0,3 Prozent über Vormonat lagen die um 0,6 Prozent höher. Und im Vergleich zum Januar 2023 liegt die Steigerung bei 4,5 Prozent, erwartet hatte man 4,1 Prozent.  

Das Gerüst, auf dem die Hausse aufbaut, ist also kräftig am Wackeln. Aber sie sehen es in den Charts: Es wird trotzdem einfach weiter gekauft … und allzu viel Abgabedruck, den man dazu hätte überwinden müssen, konnte man im Handelsverlauf des Freitags nicht ausmachen. Aber wie darf man das einordnen? Ist das halsbrecherisch ignorant und damit brandgefährlich oder aber der Beweis dafür, dass genug frisches Geld zufließt, um auch negative Faktoren einfach „wegzukaufen“?

Vermutlich würde man am nächsten bei der Realität liegen, wenn man beides als gegeben annimmt. Auf der einen Seite ist natürlich völlig klar, dass der Fluss des Geldes den Trend macht. Und der kann, gerade bei intensiven Aufwärtstrends, in denen das Wörtchen „Gier“ eine wachsende Bedeutung erlangt, völlig abseits der Faktenlage laufen. Und dass den Bullen da in Kürze das Geld ausgeht, ist nicht zu erwarten, immerhin kann man gerade am Derivate-Markt aufgelaufene Gewinne als Sicherheit für noch mehr Positionen nutzen, eine Position also „pyramidisieren“. Aber:

S&P 500: Tages-Chart vom 02.02.2024, Kurs 4958,61 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 02.02.2024, Kurs 4958,61 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Tatsache ist, dass man momentan in der Luft hängt, was den Unterbau der Hausse angeht. Man baut auf ein Szenario, das so eher nicht eintreten wird, hat aber eigentlich schon einen Kurslevel erreicht, der dessen positive Folgen bereits einpreist. Mit einem derzeitigen Kurs/Gewinn-Verhältnis von 26,9 auf Basis der gemeldeten Gewinne der letzten zwölf Monate ist der S&P 500 dabei schon relativ teuer bewertet.

Das führt zu der Vermutung, dass das Gros der größeren Investoren sehr wohl weiß, dass man auf einem Pulverfass sitzt, dessen Lunte bereits brennt. Aber gerade diese großen Adressen dürften versuchen, die Bewegung so weit wie möglich auszureizen. Insbesondere weil sie wissen, dass gerade in Rekordphasen viele Privatanleger kaufen, so dass sie sich ausrechnen können, noch in steigende Kurse hinein die Nachfrage zu sehen, um einen Teil ihrer Positionen abbauen zu können, ohne die Kurse dadurch unter Druck zu setzen.

Aber man sollte auf jeden Fall im Hinterkopf haben, dass diese Profis auch blitzschnell und kompromisslos handeln, sollte sich eine Gemengelage ergeben, die ein solches, schnelles Handeln erfordert. Der eindeutige Bruch der durch die Rückkäufe nach den Abgaben im Anschluss an die US-Notenbanksitzung verteidigten, steilen Oktober-Aufwärtstrendlinie durch einen Schlusskurs unter dem Wochen-Verlaufstief bei 4.845 Punkten könnte bereits ein solches Ereignis sein.

S&P 500: Monats-Chart vom 02.02.2024, Kurs 4958,61 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 02.02.2024, Kurs 4958,61 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Quellenangaben:
KGV-Bewertung des S&P 500: https://www.multpl.com/s-p-500-pe-ratio

Dass man an der Wall Street versuchte, die Options-Abrechnung am Freitag auf höchstmöglichem Kursniveau ablaufen zu lassen, zeichnete sich schon einige Zeit zuvor ab. Das ist mit einem neuen Rekordhoch beim marktbreiten S&P 500 gelungen. Aber was kommt jetzt?

Dass die Abrechnung der Optionen auf Aktien und Indizes, die in den USA als Derivate eine weit wichtigere Rolle spielen als hierzulande, nur rein zufällig mit neuen Rekorden bei Dow Jones, Nasdaq 100 und S&P 500 zusammenfiel, glaubt wohl niemand wirklich. Ob der Mehrheit der Anleger klar ist, welche wichtige Rolle der Terminmarkt gerade vor und während einer solchen Abrechnung für den Kassamarkt spielen kann, sei einmal dahingestellt, aber:

S&P 500: Tageschart vom 19.01.2024, Kurs 4.839,81 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 19.01.2024, Kurs 4.839,81 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Es war schon auffällig, dass die Kurse seit Donnerstag auf einmal wie an der Schnur gezogen stiegen und dann in der zweiten Sitzungshälfte des Freitags noch einmal richtig durchstarteten. Und das, obwohl die Konjunkturdaten zuletzt gegen das „Goldilocks“-Szenario aus in Kürze beginnenden Zinssenkungen und Konsumboom sprachen, sich die Notenbanker entsprechend vorsichtig äußerten und man am Bondmarkt begann, weniger Zinssenkungen im laufenden Jahr einzupreisen als zuvor. Kurz:

Wirklich greifbare Gründe, wieso die Kurse ausgerechnet jetzt nach oben ausbrechen … und dann auch noch bei allen drei Indizes auf einmal … gab es nicht. Die Frage ist: Ist es denn nicht egal, ob das von der Terminbörse „erledigt“ wurde oder die Anleger die neuen Rekorde in ihrer Gesamtheit erreichten?

Expertenmeinung: Nein, das ist nicht egal. Denn würde die breite Masse der Marktteilnehmer den S&P 500 aus Überzeugung heraus über die alte, Anfang 2022 bei 4.819 Punkten markierte Höchstmarke tragen, wäre diese Überzeugung, dass der Markt noch Luft nach oben hat, natürlich nicht mit dem Erreichen eines neuen Hochs dahin. Im Gegenteil, dieser Ausbruch würde die Anleger in ihrer bullischen Ausrichtung noch bestätigen, so dass Anschlusskäufe recht wahrscheinlich wären.

Ist aber der Terminmarkt die treibende Kraft, sieht es anders aus. Die großen Akteure dort wollen, dass ihre komplexen Options-Strategien den höchst möglichen Gewinn erzielen. In diesem Fall war das unübersehbar gegeben, wenn der S&P 500 und mit ihm die wichtigsten, großen Aktien so hoch wie möglich abgerechnet werden. Doch mit dieser Abrechnung ist die Motivation, die Kurse höher zu ziehen, eben vom Tisch. Und ob man gezielt mit Blick auf die nächste Abrechnung am 16. Februar sofort wieder à la hausse agiert, ist völlig offen.

Wäre also der Terminmarkt der Motor des neuen Rekords im S&P 500, hätte das bullische Lager ab jetzt, nach dieser Abrechnung, eben nichts als das „nackte“ Rekordhoch als Argument. Was zwar ein per se bullisches Signal ist. Aber in einem Umfeld wie diesem, in dem Hoffnung und Gier die Kurse treiben, die bullischen Fakten aber nicht ausreichend vorhanden sind, um das zu unterfüttern, wäre es zumindest nicht überraschend, wenn im Verlauf dieser Woche Gewinnmitnahmen einsetzen und sich die Nagelprobe stellt, ob dieser Ausbruch nicht womöglich als Bullenfalle endet. Die Spannung ist mit dieser Terminmarkt-Abrechnung also noch nicht vorbei … jetzt geht es erst richtig los!

S&P 500: Monatschart vom 19.01.2024, Kurs 4.839,81 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 19.01.2024, Kurs 4.839,81 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Bei 4.818,62 Punkten erreichte der marktbreite US-Index S&P 500 vor fast genau zwei Jahren sein bisheriges Verlaufshoch. Am 28. Dezember fehlte mit 4.793,30 Punkten gerade einmal ein halbes Prozent bis dorthin – und der Index drehte ab. Lassen die Bullen das auf sich sitzen?

Man darf vermuten, dass viele sicher waren, dass der US-Aktienmarkt in den ersten Tagen des neuen Jahres weiter steigen würde. Zumindest zunächst. Immerhin hatte die Rallye im November und Dezember, die, wie der Chart auf Monatsbasis zeigt, ungewöhnlich dynamisch war, viele Zweifler widerlegt. 2023 wurde ein Jahr mit überdurchschnittlichen Kursgewinnen. Das zieht frisches Geld an und ermutigt diejenigen, die bereits investiert sind, zuzukaufen.

S&P 500: Monatschart vom 05.01.2024, Kurs 4.697,24 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 05.01.2024, Kurs 4.697,24 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Hinzu kommt, dass die mit steigenden Kursen immer mehr als Gewissheit gehandelte Erwartung einer besiegten Inflation, die zu schnell sinkenden Leitzinsen führt und dies das Wachstum der Unternehmensgewinne erheblich intensiviert, zunächst ja nicht widerlegt werden kann. Denn auch, wenn das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung nicht eindeutig in diese Richtung wies: Bevor nicht neue Inflationsdaten und neue Aussagen seitens der „Fed“ da sind, hätte man annehmen dürfen, dass der Trend sicherstellt, dass die Bullen keinen Gegenwind erhalten. Sie erhielten ihn aber doch.

Expertenmeinung: Rein charttechnisch betrachtet ist noch nicht viel passiert. Das Minus betrug in der Spitze kaum mehr als zwei Prozent, außerdem liegt die nächste, wichtige Unterstützungszone im Bereich 4.541 zu 4.607 Punkte noch nicht einmal in der Nähe. Außerdem wurde so das zuvor markant überkaufte Level der markttechnischen Indikatoren auf Tagesbasis abgebaut. Eigentlich könnte das bullische Lager also zufrieden sein, denn man könnte es auch so sehen: Der Index nimmt Anlauf, um das alte Hoch im zweiten Versuch – und dann erfolgreich – zu bezwingen.

S&P 500: Tageschart vom 05.01.2024, Kurs 4.697,24 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 05.01.2024, Kurs 4.697,24 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Wenn da nicht die Frage wäre, warum der Druck genau dann einsetzte, als man dachte, mit frisch zufließendem Sparer-Kapital würde der S&P 500 mühelos nach oben ausbrechen und Gewinnmitnahmen erst einsetzen, wenn dieser oft gesehene „Neujahrs-Effekt“ abebbt. Warum jetzt, warum so knapp unter der Hürde? Wurde seitens der Anleger womöglich mehr Kapital abgezogen, als neu hinzukam? Bauen die großen Adressen ihre Barreserven wieder auf, die im Zuge der vorherigen Super-Rallye geschrumpft sind? Oder haben, und das ist wohl die Sorge vieler überraschter Bullen, zu viele gemerkt, dass diese Rallye auf tönernen Füßen steht, weil die Realität erst einmal liefern muss, was in den Kursen vorweggenommen wurde?

Diese neue Woche wird da entscheidend sein. Am Donnerstag kommen die US-Inflationsdaten für den Dezember, womöglich werden sie zum Zünglein an der Waage. Dass das bullische Lager einfach so aufgibt, ist normalerweise keine Option. Daher würde ein Bruch dieser vorgenannten Unterstützungszone 4.541/4.607 Punkte eine heftig negative Wirkung auf die Bereitschaft haben, abrutschenden Kursen aktiv entgegenzutreten. Gelingt es, das zu verhindern, würde diese Woche sogar gut im Plus enden, wären die Bullen wieder im Spiel. Wenn aber nicht, könnte das für die kommenden Wochen wegweisend werden, denn wie gesagt: Insgeheim dürften viele wissen, dass die Kurse besser dastehen als die Perspektiven in Sachen Zinsen und Wachstum. 

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Im gestrigen Handel sahen wir an der Wall Street erstmals seit Beginn der Rallye, welche Anfang November gestartet wurde, einen deutlichen Verkaufsdruck. Es bildeten sich im S&P 500 Index und anderen führenden US-Indizes deutliche große Abverkaufskerzen.

Der Start einer möglichen Korrektur ist ohnehin längst überfällig und dies könnte nun der Startschuss dazu gewesen sein. Die letzte euphorische Phase an der Börse endete Ende im Juli mit einer ebenso großen roten Kerze. Zwar versuchten die Bullen diese schnell wieder zu negieren, doch wie der August endete, wissen wir. Der Trend des Marktes bleibt vorerst aber noch bullisch.  



Expertenmeinung: Im gestrigen Webinar hatte ich einen Rücklauf des S&P 500 in den kommenden Tagen auf bis zu 4.600 Punkte in Aussicht gestellt. Dies war der zuletzt gebrochene Widerstand, welcher dem Markt noch einmal einen richtigen Schub bescherte.

Ein Test dieses Niveaus scheint sehr wahrscheinlich. Gleichzeitig könnte ein solcher Rücklauf wieder gute Kaufgelegenheiten liefern, sofern der Boden auch tatsächlich gehalten werden kann. Vorerst bleibe ich noch bullisch auf den Gesamtmarkt, sehe aber in den kommenden Tagen eine hohe Wahrscheinlichkeit für tiefere Notierungen.

Aussicht: BULLISCH

S&P 500 Index: Chart vom 20.12.2023, Kurs: 4.698,35 Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 20.12.2023, Kurs: 4.698,35 Kürzel: SPX | Quelle: TWS