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Inflation für Zinssenkungen zu hoch. Droht ein böses Erwachen? Wir zeigen Ihnen, wie wahrscheinlich eine Korrektur ist und wie tief es gehen könnte.
Zu viel des Guten?
Der S&P500 hat einen enormen Run hinter sich. Seit dem Tief vom Oktober 2022 kletterten die Kurse von 3.500 auf 5.250 Punkten, was exakt einem Plus von 50% entspricht.
Im langjährigen Durchschnitt legte der Index in etwa 8% pro Jahr zu. Der S&P500 hat also innerhalb von wenigen Monaten eine Performance erzielt, für die normalerweise etwas mehr als 5 Jahre benötigt werden.
Aber selbstverständlich ist das damalige Tief nur ein Referenzpunkt. Es zeigt aber, dass die Rallye in ihrem Umfang und ihrer Geschwindigkeit eher ungewöhnlich ist.
In den letzten 20 Jahren lassen sich lediglich drei vergleichbare Rallyes identifizieren:
Nach der Finanzkrise 2009, 2019, 2020/2021 und jetzt wieder ab 2022.
Es wäre gut möglich, dass es sich nur um eine zufällige Häufung handelt, aber es ist mindestens genauso wahrscheinlich, dass sich der Aktienmarkt strukturell gewandelt hat.
Der Zeithorizont an der Börse scheint immer geringer zu werden.
Es wird ruppiger
In den 1950er Jahren lag die durchschnittliche Haltedauer von Aktien noch bei 8 Jahren. Aus heutiger Sicht erscheint das unvorstellbar.
In einer Studie von Reuters und der NYSE lag die durchschnittliche Haltedauer im Jahr 2022 nur noch bei 5,5 Monaten.
Heute dürfte es noch weniger sein. Hinzu kommen Futures, Optionen und zahllose Derivate wie CFDs, Hebelzertifikate & Co., die in einem noch sehr viel kürzeren Zeitrahmen gehandelt werden.
Heutzutage wird von Schlagzeile zu Schlagzeile gedacht, bestenfalls von Quartal zu Quartal.
Das belegen unzählige Beispiele.
Wir sollten uns also besser darauf einstellen, dass die Volatilität zunehmen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir in Zukunft ähnliche Kurskapriolen erleben werden wie in den letzten 5-6 Jahren.
In dieser kurzen Zeit ist der S&P500 von 2.940 auf 2.346 Punkte eingebrochen, dann auf 3.400 Punkte gestiegen, wieder auf 2.250 Punkte gefallen, auf 4.750 gestiegen, auf 3.500 eingebrochen und zuletzt auf 5.250 Punkte gestiegen.
Es ist noch nicht sicher, ob wir das finale Hoch gesehen haben, dass der Markt irgendwann aber nochmal gehörig unter Druck kommen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die Basis für die Rallye bröckelt
Die Rallye seit Oktober 2022 basierte vor allem darauf, dass die erwartete (schwere) Rezession in den USA ausgeblieben ist, dass die Inflation rückläufig war und Zinssenkungen möglich erschienen.
Als es im Oktober 2023 klar wurde, dass die Fed die Leitzinsen nicht mehr erhöhen würde, schalteten die meisten Investment-Modelle, wie beispielsweise Aladdin von Blackrock, von einem Tag auf den anderen von „Risk off“ auf „Risk on“ und der Markt schoss in die Höhe.
Das bringt uns jetzt in eine problematische Lage. Denn die Gründe für die Rallye zerbröseln langsam, aber sicher vor unseren Augen.
Die Inflation in den USA stellt sich als hartnäckiger heraus, als man erwartet hatte. Im März kletterte die Teuerungsrate von 3,2% auf 3,5%.
Die Kerninflation, ohne die stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie, lag sogar bei 3,8%.
Solange die Inflation auf einem derartigen Niveau bleibt, wird die Fed die Leitzinsen nicht senken. Punkt.
Für den Aktienmarkt ist das ein erhebliches Problem. Setzt sich die Erkenntnis durch, dass es noch länger dauern wird, bis die Leitzinsen sinken, könnte das den Markt spürbar unter Druck bringen.
Zinssenkungen werden immer unwahrscheinlicher
Fed-Direktorin Bowman, ein stimmberechtigtes Mitglied der Fed, warnte kürzlich sogar davor, dass die Fed die Zinsen möglicherweise wieder anheben muss, um die Inflation einzudämmen.
Im Moment sei das zwar nicht sehr wahrscheinlich, so Bowman, aber es könne notwendig werden, falls die Inflation weiter hoch bleibt.
Bowman ist als „Falke“ bekannt, steht also für eine straffe Geldpolitik.
Die Fed Futures, die die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen abbilden sollen, sind in den letzten Tagen regelrecht kollabiert.
Den Fed Futures zufolge ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung am 12. Juni von 55% auf 18% gesunken und für den 31. Juli von 73% auf 45%.
Derzeit werden in diesem Jahr noch zwei Zinssenkungen erwartet, zumindest ist das aktuell der Konsens. Im Oktober vergangenen Jahres, als die Rallye richtig Fahrt aufgenommen hat, wurden noch fünf Zinssenkungen erwartet.
Sollte die Inflation nicht sinken, und danach sieht es aus, wird es am Ende gar keine Zinssenkung geben.
Selbst wenn die Inflation wieder sinken würde, wird die Fed nicht sofort reagieren, sondern abwarten. Denn die Wirtschaft wächst und der US-Arbeitsmarkt ist stabil. Daher gibt es keinerlei Gründe, warum die US-Notenbank stimulieren müsste.
Das wahrscheinlichste Szenario scheint zu sein, dass es in diesem Jahr in den USA keine Zinssenkungen mehr geben wird.
Sollte sich diese Meinung an der Börse durchsetzen, wäre es gut möglich, dass der S&P500 eine Korrektur in Richtung 4.800 oder 4.600 Punkte vollzieht.
Möglicherweise wird sogar der Aufwärtstrend nahe 4.400 Punkte angesteuert.
In welchem Umfang der Markt korrigieren wird, hängt maßgeblich davon ab, wie sich die Inflation entwickelt.
Wenn es ganz schlecht läuft, wird es bald nicht mehr darum gehen, ob und wann die Fed die Leitzinsen senkt, sondern ob und wann man sie erhöht.
Dem CEO von JP Morgan zufolge könnte der US-Leitzins auf 8% steigen. Darüber hinaus sei die Wahrscheinlichkeit einer „harten Landung“ deutlich höher als die Märkte es einpreisen würden.
(„JPMorgan CEO Dimon: US could push interest rates as high as 8% as a large number of persistent inflationary pressures likely to continue […] Although the US economy is proving resilient, the chances of a hard landing are significantly greater than markets are pricing in.“ Quelle: thetimes.co.uk)
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