S&P 500 Prognose S&P 500: Diese Marke muss halten

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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S&P 500
ISIN: US78378X1072
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Chartanalyse
Basis 6 Monate bullish
Zum S&P 500

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Oktober startete ähnlich schlecht wie der September und sorgte an der Wall Street für Abschläge. Wenn wir uns jedoch das Gesamtbild im S&P 500-Index genauer ansehen, dann blicken wir auf eine völlig normale Zwischenkorrektur in einem intakten Aufwärtstrend.

Gerade erst konnte ein neues Allzeithoch erreicht und der Übergang in eine bullische Trendphase geebnet werden. Dass es nach einer solchen Rallye auch zu kleineren Gewinnmitnahmen kommt, ist völlig normal und aus aktueller Sicht absolut nicht ungewöhnlich.  

Den aktuellen Kurs und Chart des S&P 500 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Interessant wird es in den kommenden Tagen. Wir konzentrieren uns dabei auf das bisherige Allzeithoch und die 20-Tage-Linie. Somit rückt der Bereich bei 5.660 bis 5.670 Indexpunkten in den Fokus der Anleger.

Dieser wichtige Unterstützungsbereich sollte möglichst nicht unterschritten werden, da ansonsten die Partystimmung schnell einen Dämpfer bekommen könnte. Vorerst ist noch alles im Lot und die Risiken nach unten scheinen überschaubar. Solange der erwähnte Bereich gehalten werden kann, bleiben die Bullen fest im Sattel.

Aussicht: BULLISCH

S&P 500 Index: Chart vom 01.10.2024, Kurs: 5.708,47, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 01.10.2024, Kurs: 5.708,47, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Mal läuft der Dow Jones und der Nasdaq 100 kommt nicht auf Touren, mal ist es andersherum. Um dieses Hin und Her zu glätten, bietet sich ein Blick auf den S&P 500 an, der alle wichtigen Aktien beider Indizes umfasst. Und dieser Blick zeigt: Hausse. Was treibt die Käufer an?

Dass der S&P 500 zum Ende eines Quartals neue Hochs markiert, ist ebenso nicht neu wie verwunderlich. Zwar war es Ende des vierten Quartals 2023 „nur“ ein Jahreshoch, weil zum Überwinden des zum Anfang markierten, damaligen Rekordhochs noch ein paar Pünktchen fehlten. Aber Ende März und Ende Juni waren neue Rekorde angezeigt, jetzt also auch. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Anleger in kalendarischen „Schachteln“ denken, wodurch eine Quartalsperformance für die Frage, ob man einsteigt, zukauft oder Gewinne mitnimmt, sehr wichtig ist. Und all diejenigen, die Geld mit dem Geld der Anleger verdienen, wissen das.

S&P 500: Monats-Chart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Daher haben wir hier oft ein ausgeprägtes „Window Dressing“, d.h. ein gezieltes Optimieren der Performance zu einem Quartalsultimo durch große Geldverwalter. Was aber auch mal eine ungute Wegweisung für das nächste Quartal sein kann, denn zu Beginn des zweiten und dritten Quartals waren dann recht zeitnah Korrekturen angesagt. Und diesmal? Bleiben die Käufer zu Beginn des Herbstquartals bei der Stange, kaufen sie weiter zu, ist die 6.000 im Index also auf der 2024er-Zielgerade zu erreichen?

Expertenmeinung: Wenn man sich ansieht, dass der S&P 500 zwischen Mitte Juli und Anfang August und dann erneut Anfang September heftig Druck abbekam und das Quartal trotzdem noch mit einem Plus beendet, könnte so mancher Trader den Eindruck gewinnen, dass diese Hausse durch nichts und niemanden kleinzukriegen ist und weiter kaufen.

Wenn man sich überlegt, dass es sich sehr viele Anleger in Bezug auf sinkende Leitzinsen einfach machen und sie pauschal als bullisch ansehen, hätte diese Klientel bis zum Jahresende sicherlich noch ein Argument, um aufgrund der Erwartung weiterer Senkungen durch die US-Notenbank immer weiter zu kaufen.

Natürlich hätte man dann einen „Tunnelblick“. Der Beginn von Leitzinssenkungen bedeutet der Beginn des Wartens auf noch niedrigere Zinsen und idealerweise auf zugleich fallende Preise. Was bedeutet: die Konjunktur startet nicht sofort durch, sondern wird erst einmal ausgebremst.

Und dass niedrigere Zinsen auf Sicht alle Probleme lösen, ist auch nicht richtig. Hinzu könnten turbulente Kurse um den Wahltermin Anfang November herum anstehen. Und der S&P 500 ist mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von derzeit 30 auf Basis der faktischen, vorliegenden Gewinne der im Index gelisteten Unternehmen so teuer bewertet wie außerhalb von (die Bewertung immer nach oben verzerrenden) Rezessionsphasen nur einmal in der Geschichte des Index: ein paar Monate vor dem Platzen der Internet-Blase Mitte 1999.

All das müsste man ausblenden, wenn man weiter kaufen wollte. Indes: Genau das tun die meisten Anleger ja auch. Die Frage ist aber, ob sich die großen Adressen, allen voran die Hedgefonds, die problemlos auch massiv Short gehen und den Index drücken können, wenn sie die Basis dafür sehen, das nicht ausnutzen. Möglich ist es, denn je länger und steiler ein Markt ansteigt, desto sorgloser und leichtsinniger werden die meisten Trader. Da fällt es umso leichter, einen Index „abzuschießen“. Daher:

Ja, der S&P 500 kann weiter steigen und auch die 6.000 erreichen, trotz der dafür nicht günstigen Rahmenbedingungen. Aber nur, wenn die großen Akteure am Markt ihn auch lassen. Achten Sie daher immer darauf, dass Ihr „Fallschirm“ gut gepackt ist, sprich der Stop Loss sukzessiv nachgezogen wird, denn je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen.

S&P 500: Tages-Chart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Aktuell wären die Hochs vom Juli und August bei 5.651/5.670 Punkten als ebenso nächstgelegene wie markante Supportzone eine sinnvolle Orientierung für einen mit einem „Rangierabstand“ von ein bis anderthalb Prozent darunter denkbaren Stoppkurs, wenn man hier aggressiv Long tradet.

Wer mittelfristig investiert ist, orientiert sich normaler- und sinnvollerweise an der 200-Tage-Linie, aber da die derzeit gerade erst bei 5.230 Punkten angekommen ist, sollte man da zumindest darüber nachdenken, ein paar kleine Gewinne zu realisieren, falls der Oktober mit einem Rutsch unter obengenannte Unterstützung bei 5.651/5.670 Punkten starten sollte.

Viele im bullischen Lager hatten auf eine große Zinssenkung der US-Notenbank um 0,50 Prozent gehofft … und sie bekamen sie. Aber statt ungebremst davonzuziehen, lief es in den beiden Handelsstunden nach der Entscheidung beim S&P 500 eher nicht nach Plan.

Im August versuchten sich die Bullen daran, das im Juli markierte Rekordhoch des marktbreiten S&P 500 (5.670 Punkte) zu überwinden und scheiterten. Auch am Dienstag, im Vorfeld der gestrigen US-Notenbankentscheidung, klopfte der Index dort an … und gestern dann, kurz nach der Vorlage des Statements um 20 Uhr unserer Zeit, überwand er dieses Hoch und setzte mit 5.689,75 Punkten eine neue Bestmarke. Das Problem: Er konnte sie nicht halten.

Das kann an den ergänzenden Aussagen von US-Notenbankchef Powell im Rahmen der an die Entscheidung folgenden Pressekonferenz gelegen haben. Denn er verwies zwar darauf, dass sich der Arbeitsmarkt abgeschwächt habe und man diesen im Auge behalten müsse. Er stellte aber auch klar, dass die Inflation „gut verankert“ wirke, sprich sich hartnäckig zeige und betonte: Niemand sollte glauben, dass diese Senkung um einen halben Prozentpunkt jetzt das Tempo für kommende Zinssenkungen vorgeben würde. Allerdings waren da auch noch die neuen Projektionen für Wachstum, Arbeitslosenrate und den Leitzinslevel … und die hätten den Bullen eigentlich gefallen müssen.

Denn der Schnitt der Erwartungen der einzelnen Mitglieder des Entscheidungsgremiums FOMC sieht das Wachstum im laufenden Jahr gegenüber den letzten Schätzungen vom Juni (jeweils dahinter in Klammern) jetzt zwar nur noch bei 2,0 Prozent (2,1) und sieht auch 2025 kein stärkeres Wachstum. Auch bei der Arbeitslosenrate wird man skeptischer und sieht per Ende des Jahres 4,4 Prozent (4,0), 2025 ebenso 4,4 Prozent (4,2).

Aber auf der anderen Seite liegt die Inflationsprognose für 2024 jetzt nur noch bei 2,3 Prozent in der Gesamtrate (2,6) und 2,6 Prozent in der Kernrate (2,8) Für 2025 erwarten die FOMC-Mitglieder durchschnittlich 2,1 Prozent in der Gesamtrate (2,3) und 2,2 Prozent in der Kernrate (2,3). Und das bedeutet, was sich auch in der Prognose der eigenen Zinsentscheidungen niederschlug: Freie Bahn für stärker als noch im Juni avisiert sinkende Leitzinsen.

Konkret sank der prognostizierte Level der Fed Funds Rate, dem Leitzins der „Fed“, für Ende dieses Jahres von 5,1 auf 4,4 Prozent, was indiziert, dass noch 0,5 bis 0,75 Prozent Senkung bis zum Jahresende möglich wären. Für 2025 sieht man jetzt 3,4 statt bislang 4,1 Prozent. Das wiederum hieße aber, dass man zwar bereit ist, den Leitzins auch im kommenden Jahr weiter zurückzunehmen, aber eben aus aktueller Sicht nur um ein weiteres Prozent. Und mit einem 2025er-Ziel von 3,4 Prozent läge man immer noch weit von einer expansiven Geldpolitik entfernt, die „billiges Geld“ und die Rückkehr des Konsumrauschs verheißen würde.

Trotzdem, man bekam letztlich so ziemlich das Optimum dessen, was die Bullen sehen wollten. Wie kann es da angehen, dass der S&P 500 ebenso wie Dow Jones und Nasdaq 100 am Ende im Minus landeten, ein neues Verlaufshoch also humorlos abverkauft wurde?

Expertenmeinung: Das kann daran liegen, dass recht deutlich wurde, dass die „Fed“ erkannt hat, dass man mit den Zinsmaßnahmen bereits „hinter der Kurve“ unterwegs war und Nachholbedarf hatte. Der jetzt aber erst einmal vom Tisch ist, zumal Powell unterstrich, was man eigentlich auch genauso erwarten konnte: dass weitere Schritte wie immer von dem abhängig sind, was die Konjunktur bis zur jeweils nächsten Sitzung an Daten liefert. Die neuen Projektionen mögen die Bullen erfreut haben, aber ein verbindlicher Pfad für die kommenden Monate sind sie eben nicht. Und dass man aktuell den Zins eher deswegen senkt, weil man es glaubt mit Blick auf den Arbeitsmarkt zu müssen statt alleine auf Basis einer besiegten Inflation zu können, dürfte manchen dazu bewogen haben, den Aufwärtsimpuls in den ersten Minuten nach dem Statement um 20 Uhr für Verkäufe zu nutzen, zumal:

S&P 500: Tages-Chart vom 18.09.2024, Kurs 5.618,26 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 18.09.2024, Kurs 5.618,26 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

„Selling on good news“ ist ja nicht von Ungefähr ein gängiger Begriff. Viele hatten in der Hoffnung, einen großen Zinsschritt zu sehen, vorgekauft. Da können einem Index schnell mal die Käufer knapp werden, wenn zu viele schon drin sind, wenn kommt, worauf man gesetzt hatte. Außerdem sehen wir im Chart auf Tagesbasis, dass der massive Turnaround nach oben nach den US-Inflationsdaten der vergangenen Woche (die ja keine positive Überraschung brachten) auf Höhe des in der Woche davor markierten Zwischentiefs und der 100-Tage-Linie mehr nach Rettungsaktion denn nach Überzeugungskäufen aussah. Das entgeht erfahrenen Tradern natürlich nicht.

Zwar ist das Minus am Ende klein geblieben, ein echter Selloff folgte dem nicht gehaltenen, neuen Verlaufshoch also nicht. Aber so ganz ohne ist die Sache dennoch nicht, denn immerhin steht morgen der „dreifache Hexensabbat“, die große Abrechnung von Optionen und Futures mit Laufzeitende September, an. Da wird eine Notenbank-Entscheidung knapp davor gerne als Sprungbrett genutzt, um eine Abrechnung am oberen Ende der vorherigen Handelsspanne zu erreichen.

Das ist zwar mit diesem Abwärts-Turnaround noch nicht vom Tisch, dafür fielen die Abgaben nicht groß genug aus. Aber ein Stirnrunzeln dürfte das dennoch ausgelöst haben, nicht zuletzt, weil zwar der September der statistisch schwächste Börsenmonat ist, da konkret aber die zweite Monatshälfte die wirklich üble ist. Spätestens, wenn der S&P 500 unter 5.400 und damit unter diese beiden letzten Zwischentiefs nebst 100-Tage-Linie rutschen sollte, brennt hier etwas an.

S&P 500: Wochen-Chart vom 18.09.2024, Kurs 5.618,26 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochenchart vom 18.09.2024, Kurs 5.618,26 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Da die US-Notenbank für einen stabilen Arbeitsmarkt zu sorgen hat und der im August erneut zu wenige Jobs schuf, sind Zinssenkungen zu erwarten. Aber beim S&P 500 kam trotzdem kein Jubel auf, denn ein anderer Aspekt der Daten bremst das Senkungspotenzial aus.

Nur 141.000 neue Arbeitsplätze im August. Weniger als von den Volkswirten erwartet, das deutet an, dass der zuvor zu enge, die Notenbank in ihrem Zinssenkungspotenzial bremsende Arbeitsmarkt schwächer wird, zumal die Zahl neuer Jobs im Juli nachträglich auf nur 89.000 nach unten korrigiert wurde. Dass einige Mitglieder des FOMC, des Entscheidungsgremiums der US-Notenbank, noch am Freitag andeuteten, dass das eine Basis für Zinssenkungen sei, ist daher kein Wunder. Doch die Sache hat einen Haken: die Löhne.

Die Arbeitslosenrate stieg nicht, sie fiel sogar auf 4,2 Prozent. Was deutlich macht, dass man hier immer noch von Vollbeschäftigung sprechen darf (zumindest auf Basis dieser offiziellen Daten) und daher die Kaufkraft der US-Bürger insgesamt durch diesen zu niedrigen, unter dem (wegen des Bevölkerungswachstums) monatlich nötigen Level von mindestens 150.000 bleibenden Stellenaufbau nicht nennenswert leidet. Druck auf die Preise und damit die Erwartung, dass solche Daten die Inflationsrate nunmehr sicher auf zwei Prozent drücken würden, kann man daher daraus nicht ablesen … im Gegenteil, denn was weiter zulegt, sind die durchschnittlichen Stundenlöhne.

S&P 500: Tages-Chart vom 06.09.2024, Kurs 5.408,42 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 06.09.2024, Kurs 5.408,42 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Zwar wurde die Veränderung der durchschnittlichen Löhne für Juli von +0,2 auf -0,1 Prozent nach unten korrigiert, der Anstieg für August lag mit +0,4 Prozent aber höher als die erwarteten +0,3 Prozent., in der Jahresveränderung zum August 2023 liegt der Lohnanstieg bei 3,8 Prozent (Prognose +3,7 Prozent). Das ist viel … und solange die Löhne steigen, sprich die Kaufkraft zulegt, ohne dass die Zahl der Lohnempfänger sinkt, muss man befürchten, dass die US-Unternehmen ihre Preise weiter anheben, wenn sie nur die geringste Chance dafür sehen. Und die Konsequenz daraus?

Expertenmeinung: Die US-Notenbank mag zwar nächste Woche erstmals den Leitzins senken. Aber hier die große Keule herauszuholen und gleich zwei 0,5 Prozent-Senkungen nacheinander zu vollziehen, wie einige das zuletzt dachten, wäre in diesem Umfeld hoch riskant. Das Beispiel der späten 70er und frühen 80er Jahre lehrt: Wenn man den Leitzins zu früh zu stark senkt, kann die Inflation zurückkommen und die Zinsen müssen wieder nach oben. Was für die US-Wirtschaft ein Worst Case-Szenario wäre.

Man muss also, solange die Gesamtsituation sich nicht deutlich ändert, mit vorsichtigen, langsamen Senkungen arbeiten, als würde man auf einer Hängebrücke laufen, deren Stabilität man nicht trauen kann. Und das ist eben keineswegs das Szenario, das man im Zuge der wilden Aufholjagd nach dem Abverkauf Anfang August in den S&P 500 eingepreist hatte, und keines, das den nun eben doch beginnenden Abstieg des US-Wachstums zeitnah umkehren könnte.

Eine kurzzeitig positive Reaktion auf die Arbeitsmarktdaten wurde daher, nicht unbedingt überraschend, für erneute Verkäufe genutzt. Das Ergebnis ist aus Sicht der Bullen brenzlig:

Dass sich die wilde Aufholjagd der Bullen knapp unterhalb des bisherigen Rekordhochs festfuhr und der S&P 500 erst jetzt, beim Abwärtsschwenk, wieder dynamisch wird, ist für sich genommen schon ungut. Aber das eigentliche Gefahrenpotenzial zeigt sich im Chart auf Wochenbasis:

S&P 500: Wochen-Chart vom 06.09.2024, Kurs 5.408,42 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochenchart vom 06.09.2024, Kurs 5.408,42 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Der S&P 500 hatte Anfang August genau dort gedreht, wo es für die Bullen drauf ankam: Knapp über der 200-Tage-Linie und in der oberen Begrenzungszone des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals. Und jetzt sehen wir eine lange rote Kerze, die zusammen mit der vorherigen grünen Kerze und dem dazwischen liegenden „Hanging Man“ einen „Evening Star“ bildet. Eine potenziell bärische Formation, die dann Gültigkeit erlangt, wenn die folgende Wochenkerze ebenso Kursverluste zeigt … also die Kerze der jetzt beginnenden Handelswoche.

Käme es so, wäre diese jetzt auch noch durch die 200-Tage-Linie verstärkte, obere Zone des Trendkanals zwischen 5.170 und 5.282 Punkten ein naheliegendes Kursziel. Und dass diese Zone dann erneut halten würde, wäre alles andere als sicher.

Das Chartbild des S&P 500 ließ dem mit dem Rücken zur Wand stehenden bullischen Lager keine Wahl: Sie mussten einen Ausfall wagen, ansonsten wäre das Risiko, mit Mann und Maus unterzugehen, mit Händen greifbar gewesen. Der Gegenangriff gelang – aber reicht das aus?

Wenn wir uns den Chart des marktbreiten S&P 500 auf Tagesbasis ansehen wird klar: Die Kursgewinne vom Donnerstag und Freitag waren mehr „offensive Defensive“ als alles andere. Die Frage ist, ob man sie bereits als erfolgreich einordnen darf.

S&P 500: Tages-Chart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Am 1. August fiel der S&P 500 zum dritten Mal innerhalb weniger Tage auf die im Herbst 2023 etablierte Aufwärtstrendlinie zurück. Einmal zu viel: sie brach am 2. August, mit ihr die zuvor als zuverlässiger Leitstrahl der Bullen fungierende 50-Tage-Linie. Dieser 2. August drückte den Index auf die 100-Tage-Linie, die aber nur an diesem Tag hielt. Am vergangenen Montag, den 5. August, brach auch sie. Und an diesem Tag gelang es nicht, das herbe Minus im Index nennenswert einzugrenzen.

Das wurde dann am Dienstag versucht, aber nachdem das Gap vom Freitag auf den Montag geschlossen wurde, kamen sofort Verkäufe auf. Zweiter Versuch am Mittwoch: Der ging noch massiver schief, der S&P 500 eröffnete weit im Plus, nur um dann doch im Minus zu schließen. Das hätte reichen können für die nächste Verkaufswelle. Zweimal Gegenwehr, zweimal kam nichts dabei heraus: Ein weiterer Tag dieser Couleur hätte den Index an und womöglich unter das bisherige Korrekturtief von 5.119 Punkten drücken können. Was aber aus Sicht der Bullen keinesfalls passieren durfte, aus zwei Gründen:

Expertenmeinung: Erstens, weil ihnen mehrheitlich klar sein dürfte, dass die aktuelle wirtschaftliche Perspektive der USA nach Druck auf die Unternehmensgewinne aussieht. Und der S&P 500 mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 28 auf Basis der tatsächlich gemeldeten Gewinne der letzten vier Quartale (und nicht auf Basis von Analystenschätzungen für zukünftige Quartale) hoch bis zu hoch bewertet ist. Zweitens, weil das langfristige Chartbild auf Monatsbasis nach dem „Doji“, den der Juli generiert hatte und dem angedeuteten Doppeltopp des sogar auf dieser langfristigen Zeitebene überkauften RSI-Indikators im Fall eines markant schwachen Augusts einen noch schwächeren September nach sich ziehen könnte.

S&P 500: Monats-Chart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 09.08.2024, Kurs 5.344,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Also packte man die Brechstange aus: Der S&P 500 musste rauf, um jeden Preis weg von dem Korrekturtief. Das gelang erst einmal. Und ein potenzieller Vorteil ist, dass der S&P 500 auf Tagesbasis beim RSI-Indikator die überverkaufte Zone touchiert hat, was oft eine gute Ausgangsbasis für einen neuen Aufwärtsimpuls ist, so auch Ende Oktober 2023 und im April dieses Jahres. Oft, aber nicht immer. Denn schon Anfang Oktober 2023 gab es eine solche Berührung des „Oversold“-Bereichs … und dennoch markierte der Index ein weiteres Tief, erst im zweiten Anlauf begann dann die große Rallye.

Das bärische Lager könnte mit dem Stand des Freitags überrumpelt sein. Aber nicht einmal das sollte man als sicher annehmen, denn in solchen Fällen kommt die bärische Gegenwehr erst wieder, wenn die Bullen sich wieder sicher fühlen und es sich für die Short-Seller richtig lohnt. Und das wäre erst ein Stückchen über dem Freitags-Closing der Fall.

Sie sehen, dass da noch ein Gap, d.h. eine Abwärts-Kurslücke offen wäre, die man schließen könnte/müsste. Nicht, das so etwas rein von der Logik her zwingend wäre, aber es ist so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz der Trader, dass offene Kurslücken Kursziele von Gegenbewegungen sind, bevor der Trend sich in der vorherigen Richtung fortsetzt.

Diese Kurslücke entstand zwischen dem 1.8. und 2.8. und reicht bis 5.447 Punkte nach oben. Genau dort verläuft auch momentan der alte Leitstrahl des bullischen Lagers, die 50-Tage-Linie. Dorthin bzw. knapp darüber an die Oktober 2023-Trendlinie bei aktuell 5.480 Punkten könnte eine Gegenbewegung führen. Erst, wenn der S&P 500 klar darüber schließt, wäre hier mehr gelungen als ein Ausfall der belagerten Bullen. Bis dahin aber täte man gut daran, diesen vermeintlichen Boden als das einzuordnen, was er bislang noch ist: wacklig.

In China brennt die Hütte, in Europa läuft es mittelprächtig und die US-Wirtschaft kühlt sich ebenfalls ab. Stehen uns böse Überraschungen bevor?

Wie lange kann das noch gutgehen?

In den letzten Wochen haben etliche Unternehmen schwache Zahlen gemeldet, ihre Prognosen gesenkt oder Probleme signalisiert.
In Europa trifft das gefühlt auf nahezu jedes Unternehmen zu, vor allem auf diejenigen, die ein China-Exposure aufweisen.

Wenn die Wirtschaft in China nicht rund läuft, und das dürfte sicher sein und sich die Konjunktur in Europa ebenfalls abkühlt, wie lange kann sich die USA dann noch diesem Abwärtstrend entziehen?

S&P500 Index: Chart vom 16.07.2024, Kurs: 5.643 - Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P500 Index: Chart vom 16.07.2024, Kurs: 5.643 – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Bisher wird dieses Problem an der Börse vollkommen ignoriert. Der S&P 500 feiert die anstehenden Leitzinssenkungen mit einem neuen Allzeithoch.
Das ist einerseits verständlich, doch es wäre möglich, dass die FED bereits „behind the curve“ ist.

Ist es für die FED schon zu spät?

Es ist verständlich, dass man zunächst sicher sein wollte, dass die Inflation auch nachhaltig gesunken ist.
Doch das bringt auch Gefahren mit sich.

Sollte sich die Wirtschaft jetzt spürbar abkühlen oder sogar in Richtung Rezession tendieren, wird man nicht mehr rechtzeitig reagieren können, denn es dauert einige Monate, bis Leitzinssenkungen ihre Wirkung entfalten.

Darüber hinaus würde es, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, nicht ausreichen, den Leitzins um 1-2 Schritte zu senken.
Das zieht die Sache weiter in die Länge.

Die Erwartungen sind zu hoch

Eine ganze Reihe von US-Unternehmen hat bereits Quartalszahlen vorgelegt. In den meisten Fällen wurden die Erwartungen übertroffen, die Wachstumsraten waren aber eher verhalten.

Trotzdem geht man derzeit davon aus, dass die Unternehmen im S&P 500 ihren Gewinn in diesem Jahr durchschnittlich um 9% steigern werden.
Um das zu erreichen, müsste sich die konjunkturelle Lage im Jahresverlauf aufhellen.

Wie das mit der aktuellen Lage zusammenpassen soll, kann wohl niemand beantworten.
Die meisten Indikatoren zeigen zur Unterseite das schon länger.
Im dritten Quartal 2023 lag das US-Wirtschaftswachstum noch bei 4,9%. Im Schlussquartal waren es 3,4% und im ersten Quartal 2024 nur noch 1,4%.

Der Trend zeigt zur Unterseite – auch in den USA

Die Atlanta FED musste ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in Q2 in den letzten Wochen mehrfach nach unten revidieren, in Summe von über 4% auf 2%.
Ein Wirtschaftswachstum von 2% ist noch weit entfernt von einer Rezession, aber die Richtung zeigt abwärts.

Dafür sprechen auch die Mitteilungen vieler Unternehmen. Laut JP Morgan ist die Kreditnachfrage gedämpft. Maersk, Pepsi, Fastenal, L’Oreal verweisen auf zurückhaltende Kunden und eine schwache Nachfrage.
Nike musste die Prognose zusammenstreichen, ebenso wie General Mills, Dassault, Pfeiffer Vacuum, Swatch, Hugo Boss und so weiter.

All das innerhalb weniger Wochen. Wirklich positive Überraschungen gab es hingegen kaum.
Hält dieser Trend an, ist vollkommen klar, wie es um die Konjunktur steht.

Diese Woche legen mehr als 10% aller Unternehmen im S&P 500 Quartalszahlen vor. Danach werden wir ein gutes Bild davon haben, wie es um die meisten Unternehmen steht.