Am Sonntag verkündeten die USA nach Gesprächen mit China „substanzielle Fortschritte“. Und Selenskyj erklärte sich zu einem direkten Gespräch mit Putin bereit. In dieser Woche könnte viel gelöst werden … oder komplizierter werden. Eine spannende Vorlage für den DAX.

Der deutsche Leitindex beendete die Handelswoche sprungbereit, um bei „good news“ sofort nach oben davonzuziehen, idealerweise mit einer Aufwärts-Kurslücke, die die Marktteilnehmer in eine „Friss-oder-stirb“-Situation versetzt: Entweder auf Rekordhoch noch kaufen bzw. Leerverkäufe eindecken oder Gefahr laufen, eine massive Aufwärtsbewegung zu verpassen bzw. bei Short-Positionen auf der falschen Seite in den Steigbügeln mitgeschleift zu werden. Auf den ersten Blick würde das, was im Verlauf des frühen Sonntagabends gemeldet wurde, einen solchen Kantersieg der Bullen begünstigen:
Auf der einen Seite verkündete der in die Schweiz gereiste US-Finanzminister, dass nach produktiven Gesprächen mit China „substanzielle Fortschritte“ erreicht wurden, während, zumindest Stand 20 Uhr, von China noch nichts zu hören war und man seitens der USA konkrete Ergebnisse erst heute am Morgen (US-Zeit) mitteilen will.
Auf der anderen Seite ging der ukrainische Präsident Selenskyj auf das Angebot des russischen Präsidenten ein, sich mit ihm am Donnerstag in der Türkei erstmals zu einem direkten Gespräch zu treffen. Womöglich auf Druck Trumps, der offenbar langsam die Geduld verliert, weil seine Vermittlungen bislang zu nichts führten.
Beides klingt nach großen Chancen. Ein Umfeld, in dem der Zoll-Hammer der USA wieder eingepackt wird und in dem eine Einigung mit China indiziert, dass man auch mit der EU schnell zu einem für beide Seiten akzeptablen Kompromiss kommen kann … ein Umfeld, in dem die Waffen in der Ukraine ruhen und man mit Worten um eine Lösung ringt … wäre das nicht perfekt für eine DAX-Rallye an die nächste, runde Marke von 25.000 und darüber hinaus?
Expertenmeinung: Tendenziell schon, aber da gibt es zumindest einige große Fragezeichen, wenn es im Fall eines Kurssprungs darum ginge, ob der denn nachhaltig sein könnte.
Aber erst einmal geht es hier ja nur um Chancen. Wenn der US-Finanzminister und einer von Trumps Handelsbeauftragten von Erfolgen sprechen, die aber nicht konkretisieren, wird sich erst heute offenbaren, ob man da womöglich versucht, ein „so gut wie nichts“ in einen Erfolg umzudichten. Die Andeutung, die kurz fiel, man sei sich einig, das Handelsbilanzdefizit zu reduzieren, wäre, wenn das alles ist, genau dieses „nichts“.
Und was das jetzt im Raum stehende Treffen Selenskyj/Putin angeht, wäre es eher überraschend, wenn etwas anderes dabei herauskäme als ein beiderseitiges Beharren auf den bisherigen Positionen. Aber:
Angenommen, in Sachen China hätte man wirklich etwas erreicht, Donald Trump würde daraufhin wie am Freitag angedeutet den Einfuhrzoll für chinesische Waren von 80 Prozent zurücknehmen und China ähnliches im Gegenzug tun, angenommen, könnte man ernsthaft damit rechnen, dass es diesmal im Gegensatz zu Trumps erster Amtszeit gelingt, den Händel binnen weniger Wochen zu beenden: Hat die massive DAX-Hausse vom Crash-Tief Anfang April bis zum Freitag genau das nicht schon vorweggenommen?
Und angenommen, es würde wirklich zu einer glaubhaften Annäherung der Positionen zwischen der Ukraine und Russland und einer realistischen Chance auf ein baldiges Ende des Krieges kommen: Wie würden die extrem gestiegenen und neben den Finanzwerten die Hausse anführenden Rüstungs-Aktien reagieren? Immerhin würde man dann seitens der Politik die Notwendigkeit einer rasanten Aufstockung der europäischen Verteidigungsfähigkeit vermutlich anders beurteilen.
Sollte es heute, beispielsweise nach einer detaillierteren Aussage in Bezug auf diese USA/China-Gespräche in der Schweiz, zu einem Ausbruch kommen, wäre dieser daher womöglich instabil, einen Fehlausbruch müsste man einkalkulieren.

Klar ist aber: In dieser Woche ist mit reichlich Bewegung im DAX zu rechnen. Geht es nach oben hinaus, wäre ein Stop Loss Long zwei- bis dreihundert Punkte unter dem vorherigen Hoch von 23.476 Punkten sicher kein Fehler. Dreht der DAX hingegen schnell nach unten ab, wird es kniffliger, denn die nächstgelegene Unterstützungszone findet sich erst im Bereich 22.148/22.226 Punkte. Die einzige Möglichkeit, dem zu begegnen wären Positionsgrößen, die man nötigenfalls so reduziert, dass sie einen Rücksetzer dieser Größenordnung aushalten könnten.
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