Seit fast zwei Monaten geht es mit dem DAX nirgendwohin. Das wird sich in der kommenden Woche wohl ändern, denn irgendeine Entscheidung zum Thema Zölle ist unvermeidbar. Aber dass die US-Börsen trotz dieser Ungewissheit laufen, der DAX aber nicht, ist auffällig.

Deutlich höhere Zölle für Exporte zum immens wichtigen Handelspartner USA, das ist ein sehr problematisches Szenario. Und es müssen keinesfalls die zuletzt angedrohten und dann doch erst einmal wieder begrabenen 50 Prozent sein, um die EU in die Bredouille zu bringen. Dass der DAX zuletzt zwar die Vollendung einer Toppbildung im letzten Moment abwenden konnte, unter dem Strich aber seitwärts schaukelt, ist der Beleg dafür, dass den Marktteilnehmern das völlig klar ist.
Und dass der deutsche Leitindex zuvor im April und Mai stärker daherkam als die US-Indizes und neue Rekorde erzielte, die in den USA erst in den letzten zwei Wochen erreicht wurden, ist eben kein Indiz dafür, dass der Index alles, auch höhere Zölle, locker wegstecken könnte. Man kann den Umstand, dass der DAX seit dem April-Crash neue Bestmarken erreichte, sogar als seine Achillesferse interpretieren.
Expertenmeinung: Es sind auffallend wenige Aktien gewesen, die dem DAX zu seinen neuen Höhen verholfen haben. Seit Jahresbeginn bis gestern liefen gerade einmal 10 der 40 DAX-Aktien besser als der Index. Und 14 dieser 40 Aktien liegen im bisherigen Jahressaldo im Minus. Es waren die Aktien, die von dem neuen Schuldenberg profitieren würden, die den Index zogen: Infrastruktur. Rüstung, Banken.
Man klammerte sich an diese Aktien, weil es sonst nichts gab, das sich zum Einstieg angeboten hätte. Autos, Chemie, Pharma, Healthcare … alles dümpelt derzeit vor sich hin und hofft darauf, dass endlich die Nachfragebelebung kommt, auf die man schon so lange – und bislang vergebens – wartet. Da waren Aktien wie Heidelberg Materials, Siemens Energy oder Rheinmetall die Rettung für die Bullen. Da war auf einmal Phantasie drin, die musste man haben. Aber das dachten in den letzten Monaten mangels Alternativen im Index derart viele, dass diese Aktien heiß gelaufen und teuer bewertet sind.
Und das bedeutet: Die 30 DAX-Underperformer müssen nachziehen, je mehr, desto besser. Zwar würde ein „Deal“ mit den USA die Handelsbedingungen wohl kaum gegenüber dem, was war, verbessern. Aber man hätte zumindest die Hoffnung zurück, dass die Belebung der Nachfrage dann, wenn eine Einigung die Unsicherheit der Unternehmen und Verbraucher verringert, endlich kommt. Dann könnten Korrekturen bei den Überfliegern aufgefangen werden, idealerweise sogar überkompensiert werden. Aber wenn nicht, müsste man damit rechnen, dass die Toppbildung, die im Juni gerade noch abgefangen werden konnte, doch noch vollendet wird. Die Bullen brauchen diesen „Deal“ mit den USA also dringend … die kommende Woche wird somit zweifellos spannend!
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