Twilio hat einen tiefgreifenden Wandel vollzogen, vom Wachstumswert zu einer Cashflow- und Buyback-Maschine. Wird das ausreichend gewürdigt?
Die Plattform, auf der die Business-Welt kommuniziert
Twilio ist die weltweit führende Cloud-Kommunikationsplattform, mit der Unternehmen ihre Kunden über Kanäle wie SMS, Telefon, Video und WhatsApp ansprechen können.
Inzwischen setzen über 335.000 Unternehmen und Millionen von Entwicklern auf Twilio, um wichtige Kundenkommunikation zu senden und zu empfangen.
Twilio dient dabei als zentraler Anlaufpunkt, um Marketing-Mails und andere Benachrichtigungen zu steuern oder beispielsweise auch den Kundenservice durchzuführen.
Das Interessanteste daran ist, dass Twilio vor allem die technische Infrastruktur stellt, auf der die Kunden dann ihre eigenen Lösungen entwickeln können.
Das bedeutet, dass die Unternehmenskunden bereits zahllose Services und Anwendungen auf der Twilio-Plattform entwickelt und in die Arbeitsprozesse integriert worden sind.
Das macht einen Wechsel zur Konkurrenz schwierig.
Twilios Burggraben basiert auf einer entwicklerfreundlichen, skalierbaren und globalen Plattform, positiven Netzwerkeffekten, hohen Wechselkosten und innovativen Daten- und KI-Integrationen.
Durchschlagender Erfolg
Hört sich interessant an, Twilio überzeugt aber auch mit dem Zahlenwerk. Der Umsatz konnte in den letzten fünf Jahren von 1,76 auf 4,46 Mrd. USD mehr als verdoppelt werden.
Vor zehn Jahren lag der Umsatz bei nur 167 Mio. USD.
Daher ist die Aktie zeitweise zu einem absoluten Anlegerliebling geworden. Am Höhepunkt von 2021 lag das KUV bei etwa 35. Der damalige Irrsinn ist rückblickend nicht mehr nachzuvollziehen. Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit, in der Bewertungen, vor allem von Wachstumsaktien, auf ein Niveau getrieben wurden, wie man es seit der Dot-Com-Bubble nicht mehr erlebt hatte.

Wie alle Blasen ist auch die von 2021 schlussendlich geplatzt. Was übriggeblieben ist, sind zerstörte Chartbilder wie das von Twilio.
Ist das die Gelegenheit?
Das Unternehmen hat auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert, indem es den Fokus von Wachstum auf profitables Wachstum verschoben hat.
Wirklich honoriert wird das vom Markt jedoch nicht, wenngleich sich der Kurs nach meiner letzten Analyse auch mehr als verdoppelt hat:
Twilio: Bisher wurde das komplett ignoriert.
Der jüngste Rücksetzer könnte jetzt eine erneute Einstiegsgelegenheit bieten.
Im ersten Quartal lag der Gewinn mit 1,14 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,92 USD. Mit einem Umsatz von 1,17 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 1,15 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 12 % und einem Gewinnsprung um 42 %.
Der freie Cashflow lag bei 178,3 Mio. USD und die FCF-Marge bei 15 %.
Ausblick und Bewertung
Der einzige Wermutstropfen sind die hohen aktienbasierten Vergütungen, die im letzten Quartal bei 137,5 Mio. USD lagen.
Da Twilio gleichzeitig aber im großen Stil eigene Aktien zurückkauft und die Zahl der ausstehenden Papiere auf Jahressicht von 181,0 auf 161,8 Millionen Stück reduziert wurde, ist das wohl verschmerzbar.
Die Umsatzprognose für das organische Wachstum im laufenden Geschäftsjahr wurde von 7 – 8 % auf 7,5 – 8,5 % und für das operative Ergebnis und den freien Cashflow jeweils von 825 – 850 auf 850 – 875 Mio. USD erhöht.
Das würde einem Anstieg des FCF um 30 – 34 % entsprechen, hinzu kommen die laufenden Aktienrückkäufe.
Den Konsensschätzungen zufolge soll der FCF in diesem Jahr um 35 % auf 5,36 USD je Aktie steigen.
Twilio kommt demnach auf einen forward P/FCF von 18,7. Das ist in Anbetracht der hohen Wachstumsraten wenig.

Gelingt ein Ausbruch über 100 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 116 und 130 USD. Darüber wäre der Weg in Richtung 150 USD frei.
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