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Die Märkte stehen am Allzeithoch, die Nervosität ist jedoch so hoch wie sonst nur in Bärenmärkten. Je nachdem, ob die Quartalszahlen gut oder schlecht ausfallen, kommt es derzeit zu massiven Kurssprüngen.
Jetzt hat es auch Smartsheet erwischt. Die Aktie rauscht nachbörslich um 11 % auf 35,78 USD in die Tiefe.
Sollte der Absturz im regulären Handel bestätigt werden, wäre das aus technischer Sicht ein harter Schlag. Fällt die Aktie per Wochenschluss unter 38 USD, wird ein Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen zwischen 32,00 und 27,50 USD ausgelöst.
In diesem Unterstützungsbereich ist jedoch mit starkem Kaufinteresse durch antizyklische Investoren zu rechnen.
Kurzfristig hilft den Bullen jedoch nur eine schnelle Rückkehr über die Unterstützung bei 38 USD. Gelingt das, würde sich die Lage vorerst wieder entspannen.
Die wichtigere Frage ist jedoch, ob es bei Smartsheet wirklich so schlecht läuft und der Kurssturz gerechtfertigt ist, oder ob es sich dabei um eine Kaufgelegenheit handelt?
Mit Blick auf die technische Lage, gibt es aktuell keinen Grund, in das fallende Messer zu greifen. Langfristig könnte die Sache trotzdem aussichtsreich sein.
Hohe Kundenbindung und planbare Cashflows
Smartsheet bietet eine Plattform an, die Unternehmen dabei unterstützt, Arbeitsprozesse zu organisieren, zu verfolgen und zu automatisieren.
Die Software von Smartsheet ermöglicht das Erstellen von Projektplänen, Aufgabenlisten, Gantt-Diagrammen, Berichten und Dashboards.
Sie kann für verschiedene Anwendungsfälle eingesetzt werden, von Projektmanagement und Aufgabenverfolgung bis hin zur Ressourcenplanung und Kundenverwaltung.
Die Kundenbindung ist hoch, denn sobald man die Systeme erstmal nutzt, ist eine Umstellung aufwändig bis unmöglich. Jeder, der mit ähnlichen Systemen, beispielsweise Confluence, Jira oder Trello arbeitet, kann das bestätigen.
Ein großer Vorteil von Smartsheet ist, das es in nahezu jedes bestehende System, welches potenzielle Kunden nutzen, integrierbar ist.
Die Software läuft in der Cloud und wird in der Regel pro Nutzer und Monat abgerechnet.
Wir haben es also mit einem typischen Abo-Modell zu tun, wie wir es von vielen anderen Unternehmen wie Salesforce, Workday, Atlassian oder Adobe kennen.
Umsatz +762 %, Kurs +100 %
Seit dem Börsengang 2018 hat Smartsheet den Umsatz von 111 Mio. auf 958 Mio. USD vervielfacht.
Der freie Cashflow ist seit dem vorletzten Geschäftsjahr positiv und ist zuletzt stark überproportional angestiegen.
Smartsheet scheint auf einem guten Weg zu sein, doch bisher wird das an der Börse nicht honoriert. Wie so viele Wachstumsaktien hat sich der Kurs von dem Absturz nicht erholt.
Das KUV ist dadurch von über 20 auf etwa 5 gesunken.
Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr hat man durchweg die Erwartungen übertroffen, doch selbst das scheint nicht zu helfen.
Unter dem Strich ist der Umsatz um 25 % auf 958,3 Mio. USD gestiegen. Das operative Ergebnis hat sich von -36 auf +101 Mio. USD deutlich verbessert und der freie Cashflow ist von 10 auf 145 Mio. USD gestiegen.
Trotzdem notiert die Aktie heute niedriger als noch vor einem Jahr.
Warum stürzt die Aktie ab, obwohl die Zahlen gut sind?
Dabei stehen alle Zeichen auf Wachstum. Die wiederkehrenden Einnahmen (ARR) konnten auf Jahressicht um 21 % auf 1,03 Mrd. USD gesteigert werden.
Die Net Rentention Rate lag bei 116 %, das bedeutet, dass die Bestandskunden ihre Ausgaben gegenüber Smartsheet durchschnittlich um 16 % gesteigert haben. Hinzu kommt das Neukundengeschäft.
Für das laufende Geschäftsjahr stellt Smartsheet ein Umsatzwachstum von 16-17 % auf 1,11 – 1,12 Mrd. USD sowie einen Anstieg des freien Cashflows um 38 % auf 200 Mio. USD in Aussicht.
Falls Sie sich wundern, warum die Aktie in Anbetracht dieser Tatsachen abstürzt, wundern Sie sich zurecht. Doch der Grund dafür ist einfach.
Der Markt ignoriert die starke Entwicklung und auch den Ausblick, weil der Ausblick von Smartsheet die Erwartungen in einem Punkt nicht erfüllt hat.
Bisher war man davon ausgegangen, dass Smartsheet im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,14 Mrd. USD erreichen wird.
Das Unternehmen stellt aber „nur“ einen Anstieg um 16-17 % auf 1,11 – 1,12 Mrd. USD in Aussicht.
Ausblick und Bewertung
Falls Sie sich jetzt noch immer wundern, warum die Aktie deshalb abstürzt, wundern Sie sich zu Recht.
Das gilt umso mehr, da Smartsheet beim Gewinn einen höheren Gewinn in Aussicht stellt, als bisher erwartet wurde, nämlich 1,06 – 1,13 USD je Aktie statt 0,89 USD je Aktie.
Dasselbe gilt für den freien Cashflow, der dürfte auf 1,54 USD je Aktie steigen, weit mehr als die bisherigen Schätzungen in Höhe von 1,28 USD je Aktie.
Vorbörslich notiert Smartsheet bei 35,78 USD und kommt demnach auf einen forward P/FCF von 23,2.
Unternehmen, die durch wiederkehrende Einnahmen und planbare Cashflows gekennzeichnet sind und kaum Wachstum verzeichnen, werden in der Regel mit einem P/FCF von 25 bewertet.
Da Smartsheet jedoch massives Wachstum verzeichnet, ließe sich eine wesentlich höhere Bewertung rechtfertigen. Es ließen sich etliche börsennotierte Unternehmen finden, die schlechtere Charakteristiken als Smartsheet aufweisen und ein geringeres Wachstum verzeichnen und trotzdem höher bewertet sind.
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