PVH ist vielen unbekannt, doch die Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger kennt jeder. Hinter den Kulissen könnte sich nun eine spannende Gelegenheit auftun.
Wer kennt schon PVH?
Was die Börse angeht, hat PVH ein handfestes Marketing-Problem. PVH steht für Phillips-Van Heusen und einer gleichnamigen Marke, die schon längst den sich ständig ändernden Modetrends zum Opfer gefallen ist.
Das Unternehmen war jedoch klug genug, Calvin Klein und Tommy Hilfiger zu übernehmen. Heute besteht PVH faktisch nur noch aus diesen beiden Marken, alle anderen Geschäftsaktivitäten sind bedeutungslos.
Ohne die beiden Zukäufe würde PVH wohl nicht mehr existieren.
PVH wäre vermutlich gut damit beraten sich in Calvin Klein & Tommy Hilfiger umzubenennen, denn mit dem Begriff PVH kann niemand etwas anfangen.
Bei den beiden namhaften Modemarken läuft es aber auch nicht optimal und daher ist die PVH Aktie ein langfristiger Underperformer.
Deshalb ist die Bewertung so niedrig und…
Nach meiner Ansicht leidet das Unternehmen, wie auch viele andere, unter den Effekten der „Consumer Hourglass Theory“.
Demnach haben alle Hersteller von Gütern im „mittelpreisigen“ Segment mit Problemen zu kämpfen.
Dieser Theorie zufolge, die eigentlich keine Theorie mehr ist, erodiert das mittelpreisige Segment bei allen möglichen Produktkategorien. Es findet eine Spaltung in billig und teuer statt, dazwischen gibt es nicht mehr viel.
Im Kleidungsbereich erleben wir das seit Jahren eindrucksvoll. Einerseits gibt es Anbieter von fragwürdiger Billigware wie Primark, die einen Siegeszug erleben. Auf der anderen Seite stehen Louis Vuitton oder Hermes, denen man regelrecht die Bude einrennt.
Im Gegensatz dazu strauchelt alles, was nicht billig genug oder Luxus ist.
Der Grund dafür ist so traurig wie simpel: Die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich, die Erosion der Mittelschicht, die ungleiche Verteilung von Vermögen.
Die Armen können sich Calvin Klein nicht leisten und für die Reichen ist es nicht exklusiv genug. Mit Calvin Klein sammelt man keine Likes auf Instagram.
Das muss einem nicht gefallen, aber es ist die Realität.
… das wurde dabei übersehen
Dieser grundlegende Gegenwind muss einem bewusst sein. An der Börse scheint man das erkannt zu haben, daher ist PVH mit einer P/E von knapp unter 8 auch außerordentlich niedrig bewertet – vielleicht zu niedrig.
Dabei wurde scheinbar übersehen, dass PVH die richtigen Schlüsse aus der Situation gezogen hat.
Das Unternehmen versucht ganz offensichtlich gar nicht mehr zu wachsen und hat stattdessen die Organisation gestrafft und sich effizient aufgestellt.
Dadurch konnte die Profitabilität erheblich gesteigert werden. Den Cashflow nutzt man wiederum, um im großen Stil eigene Aktien einzuziehen.
Dadurch sind trotz fehlendem Wachstum erhebliche Gewinnsteigerungen erzielt worden. In den letzten drei Jahren hat der Umsatz bei etwa 9,0 Mrd. USD stagniert und lag etwa 10% unter dem Niveau von 2019.
Das Ergebnis konnte jedoch erheblich gesteigert werden und erreichte im letzten Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 11,74 USD je Aktie ein neues Rekordniveau.
Dazu haben unter anderem auch die massiven Buybacks beigetragen.
PVH hat die richtigen Schlüsse gezogen
Die Zahl der ausstehenden Aktien wurde in den letzten drei Geschäftsjahren von 71 auf 56 Millionen Stück reduziert.
Wenn man in derartiger Geschwindigkeit eigene Aktien einzieht, ist kein organisches Wachstum mehr nötig, um die EPS zu steigern.
In Deutschland werden Buybacks gerne verteufelt. Aber wenn man auf Unternehmensebene zu dem Schluss kommt, dass das erwirtschaftete Kapital auf diese Weise die höchste Rendite erzielt, dann sind Aktienrückkäufe richtig.
Die einzige andere sinnvolle Alternative wären Dividenden und vermutlich würde PVH auch auf dieses Instrument zurückgreifen, wenn die Bewertung nicht so niedrig wäre.
Im laufenden Geschäftsjahr hat sich dieser Trend fortgesetzt, dank der niedrigen Bewertung kann man umso mehr eigene Aktien einziehen.
Dadurch ist die Zahl der ausstehenden Papiere geradezu kollabiert und lag zuletzt nur noch bei 48,5 Millionen Stück.
Zu viel Pessimismus?
Hinzu kommt, dass PVH zuletzt immer wieder die Erwartungen übertroffen hat. Die Prognostiker waren für das laufende Geschäftsjahr aufgrund der Zölle und der allgemein schwierigen Rahmenbedingungen pessimistisch.
PVH hat sich jedoch als resilienter erwiesen, als zunächst angenommen wurde.
Im letzten Quartal lag der Gewinn mit 2,52 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 2,00 USD. Mit einem Umsatz von 2,17 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 2,12 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 4 % und einem Gewinnrückgang (non-GAAP) um 16 %.
Nach GAAP ist das Ergebnis allerdings gestiegen.
Die wichtigsten Rückschlüsse, die sich daraus ziehen lassen, sehen aus meiner Sicht so aus: PVH ist trotz der schwierigen Rahmenbedingungen solide profitabel, außerordentlich niedrig bewertet und kauft in rasantem Tempo eigene Aktien zurück.
Selbst im Falle einer Stagnation würde das Ergebnis je Aktie dadurch zukünftig stetig steigen. Sollten operative Fortschritte erzielt werden – und das wird erwartet – könnte PVH erhebliches Potenzial bieten.
Derzeit sehen die Konsensschätzungen für die kommenden beiden Jahre jeweils Gewinnsprünge um 10 – 11% vor. Daraus lassen sich entsprechende Szenarien ableiten.
Sollte die Bewertung auf dem aktuellen Niveau bleiben, müsste die Aktie um 10 – 11 % p.a. zulegen.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die steigenden Gewinne eine Neubewertung herbeiführen. Unterstellt man beispielsweise eine P/E von 10, ergibt sich daraus auf Sicht von 12 – 16 Monaten ein Kursziel von 108,90 USD.

PVH ist zum langfristigen Aufwärtstrend nahe 63 USD zurückgekommen und hat auf diesem Niveau einen Doppelboden ausgebildet.
Gelingt jetzt ein Ausbruch über 90 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 100 und 107 – 112 USD.
Für antizyklische Investoren könnte der Bereich zwischen 70 und 63 USD interessant sein.
Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie jedoch nicht unter das Jahrestief fallen.
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