Nike ist der weltweit größte Sportartikelhersteller und deckt fast alle relevanten Bereiche des Sportmarktes ab.
Das Unternehmen entwickelt, designt und vertreibt Sportschuhe, -kleidung, -ausrüstung, -geräte, Freizeit- und Lifestyle-Produkte sowie Accessoires.
Das ist klar
Bevor es etwas kritischer wird, möchte ich es klarstellen: Grundsätzlich gehört Nike zu der Sorte von Unternehmen, die man als langfristiger Investor in seinem Depot haben möchte.
Daher habe ich mich in der Vergangenheit immer positiv zu Nike geäußert. Das Unternehmen bringt gleich eine ganze Reihe von wünschenswerten Eigenschaften mit.
Die Markenmacht ist riesig. Schauen Sie sich nur um, wie oft Ihnen Nike im Alltag begegnet. Vom Kind bis zum Rentner, alle tragen Sie die Schuhe des Konzerns.
Dieser Umstand mündet in einem hohen Wachstum, sehr ordentlichen Margen und einem starken Cashflow. Nike kann es sich leisten, jedes Jahr die Dividende zu erhöhen und eigene Aktien zurückzukaufen.
Kein Wunder also, dass die Aktie ein Outperformer ist.
Aber?
Derzeit steht die Aktie allerdings auch am Allzeithoch und höher bewertet war der Sportartikelhersteller auch nie.
Sowohl absolut als auch relativ ist die Bewertung kaum zu vertreten. Nimmt man den Vorjahresgewinn als Grundlage, kommt Nike aktuell auf eine P/E von 39,7. Adidas kommt beispielsweise auf einen Wert von 23,5.
Dass die US-Amerikaner nicht grundsätzlich höher bewertet sind, habe ich im folgenden Artikel aufgezeigt:
Adidas: Die Nr.1 im Dax
Es ist erstaunlich, wie sich die Bewertungen über die Jahre hinweg entwickelt haben. Es ist nicht lange her, da war Adidas sehr viel teurer als Nike. Inzwischen hat sich die Lage vollkommen umgekehrt.
Zahlenbombe
Doch ist Ihnen etwas aufgefallen? Ich habe den Vorjahresgewinn als Grundlage für die Berechnung der P/E herangezogen.
In Wirklichkeit kann nämlich niemand auch nur annähernd abschätzen, wie sich das Geschäft in Zeiten von Corona entwickeln wird.
Ebenso wenig, wie lange sich die Krise hinziehen wird.
Ich möchte Ihnen nicht die Hoffnung rauben, doch die ganze Sache dürfte sich wohl noch über Monate ziehen. Wir werden uns auch 2021 noch mit der Pandemie beschäftigen, auch wenn die Lage in Deutschland unter Kontrolle erscheint.
Die Auswirkungen für die Weltwirtschaft sind enorm.
Nehmen wir als Beispiel die USA. Dort melden sich nach wie vor wöchentlich anderthalb Millionen Menschen arbeitslos. Insgesamt haben seit dem Ausbruch der Pandemie rund 47 Millionen US-Amerikaner ihren Job verloren.
Wie viel werden diese Menschen mittelfristig konsumieren? In der Summe wird die Nachfrage sinken, selbst wenn viele nach einigen Monaten wieder einen Job finden würden.
Um das in einen Kontext zu stellen: Rechnet man es auf die Bevölkerung Deutschlands, entspräche das 11,89 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote läge dann bei 30%!
Wenn das länger dauert…
Die Konsumlaune vieler US-Bürger dürfte also äußerst verhalten sein. In anderen Ländern sieht es nicht besser aus.
In Deutschland sind die Verwerfungen verhältnismäßig gering und es gibt wenige Entlassungen. Daher vergessen wir wohl allzu schnell, wie bescheiden die Lage andernorts ist.
Ich möchte gar nicht großartig auf die Corona-Fallzahlen eingehen. Es scheint bereits zur Normalität geworden zu sein, dass Covid-19 täglich 4.000 – 5.000 Menschen tötet.
Es dürfte auch jedem Bekannt sein, dass wir auf diesem Planeten fast täglich neue Rekordzahlen bei den Neuinfektionen erleben.
Was ich damit sagen möchte: Es wird wohl sehr viel länger dauern, bis diese Pandemie zu Ende ist und die Wirtschaft wird noch über viele Monate hinweg unter der Situation leiden.
Zahlenbombe 2.0
Doch wie schlimm ist es überhaupt? Wie stark ist der Konsum eingebrochen? Nun, die Quartalsmittelung von Nike vermittelt einen gewissen Eindruck.
Das Geschäftsjahr des Unternehmens endet am 31. Mai. Die folgenden Quartalszahlen sind also sehr aktuell.
Im gerade abgelaufenen Quartal ist der Umsatz um 38% von 10,18 auf 6,31 Mrd. USD eingebrochen. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 790 Mio. USD, nach einem Gewinn von 989 Mio. USD im Vorjahr.
Das Ergebnis lag mit -0,51 USD je Aktie auch weit unter den Erwartungen von 0,00 USD. Bisher hatte man Nike noch eine schwarze Null zugetraut. Die Erwartungen waren viel zu hoch. Gilt das auch für die kommenden Monate?
Der Konzern selbst rechnet im neuen, gerade begonnenen Geschäftsjahr mit einem stagnierenden Umsatz. Selbst ein leichter Anstieg sei möglich. Das würde ich doch ganz stark bezweifeln.
Derzeit dürfte es wohl kaum besser laufen als im Mai. Und so geht das wohl noch einige Zeit weiter.
An allen Ecken
Die Probleme beschränken sich auch nicht auf eine Region, die derzeit eben besonders stark betroffen ist.
Im Endeffekt läuft das Geschäft derzeit nur in China relativ normal. In Nordamerika ist der Umsatz um 46% eingebrochen, ebenso in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika.
In Asien und Lateinamerika lag das Minus bei 42%.
Woher nimmt der Vorstand die Zuversicht? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass die hohen Erwartungen verfehlt werden? Das dürfte der Aktie dann nicht helfen.
Ebenso wenig hilft die bereits angesprochene, außerordentlich hohe Bewertung. Bisher hatten wir zur Berechnung das krisenfreie Vorjahr herangezogen.
Bereits auf dieser Grundlage war die P/E mit 39,7 weit über den historischen Normalwerten von 22-27.
Nimmt man das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr als Grundlage, liegt die P/E sogar bei 62,2. Und im jetzt angebrochenen Geschäftsjahr? Wer weiß.
Aus meiner Sich passt das Chance-Risiko-Verhältnis an dieser Stelle überhaupt nicht. Vor allem nicht, wenn sich die Probleme in die Länge ziehen und genau danach sieht es derzeit aus.
Und leider sieht es bei sehr vielen Aktien genauso aus – bei den allermeisten sogar. Der Markt war vor Corona bereits überbewertet.
Die wirtschaftliche Lage ist heute aber weitaus schlechter als noch vor einigen Monaten. Gleiches gilt für die Perspektive, sie hat sich massiv eingetrübt. Gleichzeitig ist die Unsicherheit größer.
Der Markt ignoriert das vollkommen und wir sollten es ihm danken. Sie kennen meine Devise: Kaufen im Crash, verkaufen am Allzeithoch.
Jetzt ist das möglich.
Aus meiner Sicht findet man also mehr als genug Argumente, die dafür sprechen die Cashquote hochzufahren.
Technische Einschätzung
Der Chart von Nike gleicht so manchem Index. Crash und schneller Rücklauf an das Allzeithoch – mit der Gefahr einer harten Landung.
Nike ist in den letzten Wochen mehrfach im Widerstandsbereich bei 100 – 105 USD gescheitert. Der Weg des geringsten Widerstands dürfte abwärts sein. Mögliche Korrekturziele liegen bei 90 sowie 85 USD.
Darunter trübt sich das Chartbild zunehmend ein.
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