Monday.com ist nach den Quartalszahlen um 30 % eingebrochen. Aber warum eigentlich? Ist das eine Kaufgelegenheit?
Das Geschäftsmodell hinter dem Erfolg
Monday.com ist ein börsennotiertes SaaS-Unternehmen, das sich auf cloudbasierte Projektmanagement-Plattformen spezialisiert hat.
Das Unternehmen bietet Organisationen eine flexible, visuell orientierte Umgebung, um Projekte, Prozesse und Workflows zentral zu planen, zu verfolgen und zu optimieren.
Seit der Gründung im Jahr 2012 in Tel Aviv hat das Unternehmen die Produktpalette stetig erweitert und sich von einem reinen Projektmanagement-Tool zu einem umfassenden Work Operating System (Work OS) entwickelt, das unterschiedlichste Anwendungsfälle von Marketingkampagnen bis hin zu IT-Ticketing-Systemen abdeckt.
Das Geschäftsmodell basiert auf einem Software-as-a-Service-Ansatz (Abonnement). Kunden zahlen eine monatliche oder jährliche Gebühr pro Nutzer, was für wiederkehrende, planbare Umsätze sorgt und eine hohe Skalierbarkeit ermöglicht.
Der modulare Aufbau der Plattform erlaubt es Unternehmen, individuelle Workflows zu gestalten, ohne auf starre Templates angewiesen zu sein.
Die Plattform zeichnet sich durch eine besonders intuitive, farblich strukturierte Benutzeroberfläche und eine hohe Integrationsfähigkeit mit anderen Softwarelösungen wie Slack, Microsoft Teams oder Salesforce aus.
Die Kraft des Locked-in-Effekts
Das Kernprodukt, die Monday-Work-OS-Plattform, wird durch spezialisierte Produkte wie Monday Sales CRM, Monday Dev und Monday Projects ergänzt. Diese Lösungen adressieren spezifische Geschäftsbereiche und erweitern den potenziellen Markt erheblich.
Die besondere Stellung von Monday.com in der Branche ergibt sich aus der Positionierung als universelles Betriebssystem für Arbeit, statt nur als Tool für einzelne Anwendungsfälle. Während viele Wettbewerber vor allem im Projektmanagement verwurzelt bleiben, versucht Monday.com eine übergreifende Infrastruktur zu schaffen, die von kleinen Start-ups bis zu globalen Konzernen skaliert.
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass der Wettbewerb für Work-Management-Tools hoch ist. Unternehmen wie Asana, Smartsheet oder Atlassian bieten ähnliche Produkte an, was Monday.com zwingt, sich durch kontinuierliche Innovation und starke Nutzererfahrung zu differenzieren.
Hat man einen Kunden jedoch erstmal gewonnen, ist die Kundenbindung außerordentlich hoch. Gemeinhin spricht man von einem „Locked-in-Effekt“. Sobald die Kunden die Angebote von Monday.com in die Arbeitsabläufe integriert haben, sind die Wechselkosten erheblich.
Beeindruckende Entwicklung
Das Konzept von Monday.com scheint jedenfalls aufzugehen. Seit dem Börsengang im Jahr 2021 konnte der Umsatz von 308 auf 972 Mio. USD massiv gesteigert werden.
Der freie Cashflow verbesserte sich in dieser Zeit von 0,09 auf 5,64 USD je Aktie.
Monday.com war gerade dabei, den Sprung in die Profitabilität zu schaffen, als das Unternehmen an die Börse gegangen ist. Seitdem ist der FCF dynamisch gestiegen, im letzten Geschäftsjahr um 33 %.
Darüber hinaus wurde das Wachstum nahezu vollständig aus dem laufenden Cashflow finanziert. Das Unternehmen hat keine nennenswerten Schulden und die Zahl der ausstehenden Aktien ist seit dem Börsengang lediglich von 46 auf 50 Millionen Stück gestiegen.
Für die Aktionäre hat sich die Geschichte bisher trotzdem nicht ausgezahlt, obwohl die geschäftliche Entwicklung beeindruckend ist.
Der Grund dafür dürfte erfahrene Anleger nicht überraschen: Die Bewertung war zum Zeitpunkt des Börsengangs schlichtweg astronomisch hoch. Das KUV lag damals bei etwa 28 und dass zeitnah ein positiver Cashflow erzielt werden würde, war nicht mehr als eine Hoffnung.
Durch den jüngsten Kurssturz ist das KUV auf 8,1 gesunken und der P/FCF auf 30,5. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist heute ungleich besser und mit dem CRV zum Zeitpunkt des Börsengangs kaum mehr zu vergleichen.
KI – Gefahr oder Chance für Monday.com?
Der jüngste Kurssturz könnte sich daher als Gelegenheit herausstellen. Derzeit geht die Furcht um, dass Software-Anbieter wie Monday.com durch KI disruptiert werden. Das ist jedenfalls das vorherrschende Argument, welches nach den Quartalszahlen für den Kurssturz bemüht wurde.
Die Furcht vor KI mag begründet sein. Dass das jedoch den Kurssturz ausgelöst hat, halte ich für weit hergeholt. Dass KI eine Gefahr sein könnte, war auch schon vor den Quartalszahlen bekannt.
Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass Monday.com an eigenen KI-Anwendungen arbeitet. Seit dem Launch vor einem Jahr haben die Kunden 46 Millionen KI-Anwendungen durchgeführt, davon fast die Hälfte im letzten Quartal.
Der Gewinn lag in Q2 mit 1,09 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,84 USD. Mit einem Umsatz von 299 Mio. USD wurden die Analystenschätzungen von 293 Mio. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 27 % und einem Gewinnsprung um 16 %.
Der freie Cashflow verbesserte sich um 26 % auf 64,1 Mio. USD.
Starke Kundenbindung
Die Net Dollar Retention Rate lag bei 111 %, das bedeutet, dass die Bestandskunden das Geschäft mit Monday.com stetig ausbauen.
Die Net Dollar Retention Rate (NDR) ist ein Maß dafür, wie viel Umsatz ein Unternehmen aus bestehenden Kunden im Vergleich zum Vorjahr generiert – in diesem Fall also 11 % mehr.
Darüber hinaus ist die Net Dollar Retention Rate bei größeren Kunden noch höher. Kunden mit mehr als 10 Nutzern kommen auf eine NDR von 115 %, Kunden mit mehr als 50.000 USD ARR haben eine NDR von 116 % und Kunden mit mehr als 100.000 USD ARR haben eine NDR von 117 %.
ARR bezeichnet in diesem Fall die wiederkehrenden Umsätze, die Monday.com mit den jeweiligen Kunden erzielt.
Das ist umso erfreulicher, da der Bereich mit Großkunden auch mit Abstand am stärksten wächst. Die Zahl der Kunden mit einem ARR von über 50.000 USD konnte auf Jahressicht um 36 % auf 3.702 gesteigert werden.
Bei Kunden mit einem ARR von über 100.000 USD lag das Plus sogar bei 46 % auf 1.472 Stück.
Ausblick und Bewertung
Eines der wenigen Haare in der Suppe ist der „enttäuschende“ Ausblick für das kommende Quartal, für das Monday.com einen Umsatz von 311 – 313 USD und eine operative Marge von 11 – 12 % in Aussicht stellt.
Bisher wurden ein Umsatz von 313 Mio. USD und eine operative Marge von 12 % erwartet.
Aus meiner Sicht lässt sich der Kurssturz damit schwer rechtfertigen. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich genauer anschaut, was Monday.com in der Vergangenheit für das jeweils darauffolgende Quartal in Aussicht gestellt hat.
Ende des ersten Quartals hat man für das gerade abgeschlossene Quartal beispielsweise einen Umsatz von 292 – 294 Mio. USD in Aussicht gestellt und am Ende 299 Mio. USD abgeliefert.
Darüber hinaus hat Monday.com im gleichen Zug die Prognose für das operative Ergebnis in diesem Jahr von 144 – 150 auf 154 – 158 Mio. USD erhöht.
Die Prognose für den freien Cashflow wurde von 310 – 316 auf 320 – 326 Mio. USD erhöht.
Nennen Sie mich gerne altmodisch, aber das Gesamtjahresergebnis ist für mich wichtiger als ein einzelnes Quartal.
Mit einem forward P/FCF von 28,4 ist Monday.com sicherlich kein klassisches Schnäppchen, aber seit dem Börsengang war die Aktie niemals auch nur annähernd so niedrig bewertet.
Vielleicht wäre das der richtige Zeitpunkt, um ein Zeichen zu setzen und Aktienrückkäufe zu beschließen, denn Monday.com verfügt derzeit über Barmittelreserven in Höhe von 1,59 Mrd. USD.
Das entspricht nahezu einem Fünftel des Börsenwerts. Monday könnte sich demnach umfassende Aktienrückkäufe leisten, die wiederum das Ergebnis je Aktie nachhaltig steigern würden.

Aus technischer Sicht ist die Lage schwierig. Der langfristige Aufwärtstrend wurde durchbrochen.
Aus Sicht der Bullen muss die Aktie möglichst schnell wieder über 180 USD zurückkehren. Gelingt das, würde sich die Lage vorerst entspannen. Klar positive Signale ergeben sich jedoch erst über 200 und 225 USD.
Gelingt keine Rückkehr über 180 USD, muss mit einer Ausdehnung der Verluste in Richtung 150 – 158 USD gerechnet werden.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Ausgezeichnete Preise. Ausgezeichneter Service. Mein Broker ist LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen