Henkel Aktie Prognose Henkel: Da kann man schon mal genauer hinsehen

News: Aktuelle Analyse der Henkel Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Henkel Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Unmittelbar vor den Anfang März vorgelegten 2024er-Ergebnissen nebst Ausblick erreichte die Henkel Vorzugsaktie mit 88,50 Euro ein mehrjähriges Hoch, danach ging es wie in einem defekten Fahrstuhl bergab. Aber könnte man da nicht langsam ans Einsammeln denken?

Henkel Vorzugsaktie: Chart vom 24.04.2025, Kurs 68,46 Euro, Kürzel: HEN3 | Online Broker LYNX
Henkel Vorzugsaktie: Chart vom 24.04.2025, Kurs 68,46 Euro, Kürzel: HEN3 | Quelle: TWS

Vom Jahreshoch bei 88,50 Euro ging es binnen gut eines Monats um in der Spitze 25,4 Prozent nach unten. Angesichts der extremen Bewegungen am Gesamtmarkt sicherlich ein moderat wirkender Absturz, aber für eine eher gemächlich laufende Aktie wie Henkel war das schon ein Pfund, immerhin ging es auf den tiefsten Level seit Herbst 2023. Die Argumente für die Verkäufe wirkten dabei durchaus fundiert:

Henkel hatte nicht nur mit der zusammen mit den 2024er-Gesamtergebnissen vorgelegten Bilanz des vierten Quartals enttäuscht, sondern auch beim Ausblick auf das laufende Jahr. Man sieht ein organisches, also um Zukäufe und Verkäufe von Unternehmensteilen bereinigtes Umsatzwachstum zwischen 1,5 und 3,5 Prozent, eine Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 14,0 und 15,5 Prozent (2024: 14,3 Prozent) und einen Anstieg beim Gewinn pro Aktie im einstelligen Prozentbereich. Und das war Anfang März und damit vor dem „Zoll-Hammer“ der USA.

Alleine dieser unter den vorherigen Erwartungen der Analysten liegende Ausblick führte zu erheblichem Abgabedruck bei der Aktie. Und als dann Donald Trump am Abend des 2. April seinen Zoll-Rundumschlag vollzog, kam es zum zweiten Bein des Abverkaufs, immerhin machte Henkel im Vorjahr um die 28 Prozent seines Umsatzes in den USA.

Grundlos fiel die Aktie also keineswegs. Nur stellt sich jetzt, da sie Anzeichen einer Bodenbildung zeigt, die Frage: Muss man da noch weitere Abverkaufs-Wellen fürchten oder könnte dieser Boden womöglich halten und wieder Luft nach oben vorhanden sein? Für Letzteres könnte man durchaus Argumente finden:

Expertenmeinung: Zunächst einmal geht Henkel bislang ja noch trotz eines mageren Wachstumsausblicks davon aus, dass der Gewinn gesteigert werden kann. Aber nehmen wir einmal an, es gelänge nur, den Gewinn des Vorjahres knapp zu behaupten und man würde auf 5,30 Euro nach den 5,36 Euro des Jahres 2024 kommen. Dann würde die Vorzugsaktie auf dem derzeitigen Kursniveau ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp 13 ausweisen. Das ist ungewöhnlich günstig, zwischen 2015 und 2024 hatte das KGV zum Jahresende jeweils zwischen 18 und 24 gelegen.

Hinzu kommt eine Dividendenrendite die, auch, wenn die Dividende nicht wie derzeit noch von den Analysten erwartet steigt, sondern für 2025 wieder auf die vorjährige Größenordnung von 1,85 Euro gekürzt werden sollte, bei soliden 2,7 Prozent liegen würde.

Aber etwas anderes ist womöglich noch bedeutsamer, wenn es um die Frage geht, ob hier bereits genug „Krise“ eingepreist ist: Der hohe Umsatzanteil in den USA. Denn Henkel weist dort nicht nur hohe Umsätze aus, der Konzern produziert dort auch und kann nach eigener Aussage den Großteil dessen, was der US-Markt benötigt, auch dort vor Ort herstellen, sodass Trumps Einfuhrzölle kein Damoklesschwert, sondern eher ein stemmbares Ärgernis für Henkel wäre.

Aktuell niedrige Bewertung, ein begrenztes US-Risiko und eine ordentliche, über dem Marktschnitt liegende Dividendenrendite, dazu der Versuch einer Bodenbildung über dem Level des Zwischentiefs vom Herbst 2023 (65,88 Euro): Das ist durchaus eine Aktie, die auf diesem Level einen Blick wert wäre.

Wobei es der persönlichen Risikoneigung und dem Trading-Stil eines jeden überlassen wäre, ob man überlegt, die Aktie in die Bodenbildung hinein mit einem Stop Loss zwei, drei Euro unter dem 2023er Herbst-Tief abzufischen oder zu warten, bis eine Bodenbildung durch Schlusskurse über dem Bereich 70,00/71,50 Euro als gelungen anzusehen wäre. Ebenso muss man abwägen, ob man sich zeitnah zum Handeln entschließt oder besser abwartet, bis Henkel am 8. Mai das Ergebnis des ersten Quartals vorlegt und den 2025er-Ausblick dabei ggf. anpasst.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Ein Minus von gut zehn Prozent, das ist bei einer Aktie wie Henkel eine Seltenheit. Dass es zustande kam, nachdem das Unternehmen 2024er-Ergebnis nebst 2025er-Ausblick vorgelegt hatte, macht klar: Letzterer konnte nicht gefallen. Aber man sollte die Aktie im Auge behalten.

2024 war gut gelaufen, die selbst gesteckten Ziele hat das Unternehmen erreicht. Der Umsatz konnte organisch um 2,6 Prozent zulegen, weniger als die 4,2 Prozent im Jahr 2023, aber immerhin im Rahmen dessen, was zu erwarten war. Die Restrukturierung im Bereich Consumer Brands zeitigte Erfolge: Die EBIT-Marge des Gesamtunternehmens stieg 2024 von 11,9 auf 14,3 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte dadurch zum Umsatz überproportional um 20,9 Prozent zu. Das war nichts, das die Anleger hätte irritieren können.

Beim Ausblick sah das schon anders aus. Hier avisierte Henkel ein organisches Umsatzwachstum zwischen 1,5 und 3,5 Prozent, eine EBIT-Marge zwischen 14,0 und 15,5 Prozent und einen Anstieg des Gewinns pro Aktie im einstelligen Prozentbereich. Das hat offenbar einige bewogen, die Aktie wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen … mit entsprechenden Folgen für das Chartbild:

Henkel Vorzugsaktie: Chart vom 11.03.2025, Kurs 77,74 Euro, Kürzel: HEN3 | Online Broker LYNX
Henkel Vorzugsaktie: Chart vom 11.03.2025, Kurs 77,74 Euro, Kürzel: HEN3 | Quelle: TWS

Die Aktie, die wenige Tage zuvor eine seit Mai 2024 bremsende Widerstandszone überwunden hatte, fiel nicht nur durch diese hindurch, sondern auch durch die Supportzone nebst 200-Tage-Linie bei 81,56/82,12 Euro, wodurch auch diese schlagartig von einer Unterstützung zum Widerstand wurde. Das nächste charttechnische Kursziel wäre jetzt die Auffangzone im Bereich 76,10/76,34 Euro. Indes könnte man sich fragen …

Expertenmeinung: … warum dieser Abverkauf dermaßen drastisch ausfiel. Denn so wirklich dramatisch unter den bisherigen Prognosen kam Henkels 2025er-Prognose nicht daher. Und wenn man sich die daraufhin neu vergebenen Kursziele der Analysten ansieht, ist da zwar von 78 Euro mit der Einstufung „Verkaufen“ bis 105 Euro mit dem Rating „Kaufen“ für jeden etwas dabei. Aber diese 78 Euro von Goldman Sachs sind zugleich auch das niedrigste Kursziel von allen. Und diesen Kurslevel hat die Vorzugsaktie am Dienstag zudem bereits erreicht.

Hinzu kommt, dass die Henkel-Aktie nicht gerade überbewertet wäre. Derzeit könnte man das 2025er-Kurs/Gewinn-Verhältnis um die 16 einordnen, das ist keineswegs teuer. Nun hat der Vorstand zwar im Rahmen der Bilanz von einem langsamen Jahresstart auf Basis wirtschaftlicher Unsicherheit und schwacher Konsumneigung geschrieben. Und natürlich würde Henkel eher nicht von einem Infrastrukturpaket der kommenden Bundesregierung profitieren. Nur hatte das alles die Trader ja bis zum Tag vor der Bilanz auch nicht gestört. Und dieser genannte langsame Start ins Jahr soll, wenn Henkel recht behält, in der zweiten Jahreshälfte von mehr Dynamik abgelöst werden. Alles irgendwie kein Argument für ein Minus von über zehn Prozent.

Und wenn man sich den Chart ansieht, könnte die Dimension dieses Abverkaufs durchaus „aus Versehen“ so groß ausgefallen sein. Abgaben als Reaktion auf den etwas mageren Ausblick könnten auf zu wenig Kaufneigung getroffen sein, die Aktie hätte allemal trotzdem mit einer nur moderaten Abwärts-Kurslücke aufmachen können. Aber wenn die vorbörslichen Taxierungen schwach ausfielen und potenzielle Käufer ihre Orders zurückzogen, kann das gereicht haben, um vorbörsliche Kurse unter dieser kurz zuvor unterbotenen Chartzone im Bereich 84,60/85,74 zu zeigen. Das hat Stop-Loss-Verkäufe von denen ausgelöst, die ihre Stopps nach dem Ausbruch nach oben sinnvollerweise eng unter diesen Bereich angehoben hatten. Dadurch entstand noch mehr Verkaufsdruck, der ausreichte, um die Vorzugsaktie gleich zum ersten Kurs an und dann in Windeseile auch unter diese Kreuzunterstützung aus 200-Tage-Linie und der unteren Begrenzung der zwischen Dezember und Februar gelaufenen Seitwärtsbewegung zu drücken. Was erneute Stop-Loss-Verkäufe auslöste, die den Kurs noch schneller und weiter nach unten führten. Denn wer so etwas sieht, studiert nicht in aller Ruhe die Bilanz, sondern zieht Kauforders schnell zurück bzw. überlegt sich nicht den Einstieg. Jedenfalls nicht mitten in einem immens hektischen Handel am Gesamtmarkt. So könnte es durchaus gelaufen sein.

Wer aber nach Handelsende ein wenig Muße hatte, könnte Ausblick und Kursreaktion miteinander vergleichen, eine wie vorstehend beschrieben entstandene Verkaufslawine als Ursache sehen und sich überlegen, dass, wenn der Gesamtmarkt weiter wankt oder gar kippt, eine jetzt wieder deutlich günstigere Henkel-Aktie womöglich eine interessante, defensive Alternative wäre. Zwar wäre es riskant, hier die Hand aufzuhalten, bevor der Kurs nicht wenigstens wieder eindeutig über der Zone 81,56/82,12 Euro schließt. Aber das wäre denkbar genug, um die Aktie im Auge zu behalten.

Quellen:
Ergebnis 2024, Ausblick 2025, 11.03.2025: https://www.henkel.de/presse-und-medien/presseinformationen-und-pressemappen/2025-03-11-sehr-gute-geschaeftsergebnisse-2024-belegen-erfolgreiche-umsetzung-der-ganzheitlichen-wachstumsagenda-2044252

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.