Im Herbst 2024 hatte die Evotec-Aktie eine gewaltige Rallye aufs Parkett gelegt, doch Mitte April war der gesamte Anstieg komplett dahin. Danach startete sie erneut durch, sackte dann aber gestern auf einmal abrupt wieder ab. Was geht da vor sich?
Immer dann, wenn man bei einem eher marktengen, sprich unter eher niedrigen Umsätzen laufenden Titel bei starken Bewegungen vergebens nach einer Entsprechung auf der Nachrichtenseite sucht, sollte eine Augenbraue nach oben gehen. Denn das ist ein Indiz dafür, dass kurzfristige Trader hier ihre Zelte aufgeschlagen haben und schlicht „zocken“. Was jeden Impuls, egal ob nach oben oder nach unten, zu einer äußerst wackligen Angelegenheit macht.
Schon der Start der Aufwärtsbewegung Anfang/Mitte April war nicht gerade solide unterfüttert. Der Gesamtmarkt hatte eine Rallye gestartet, nachdem man aus Trumps „Zoll-Hammer“ einen Mini-Crash machte und dann glauben wollte, dass mit seinem eine Woche später verkündeten 90-Tage-Moratorium wieder alles im Lot sei. Evotec stabilisierte sich ebenso, nicht zuletzt, weil sich das aus charttechnischer Sicht anbot, denn die Aktie hatte im Zuge des vorherigen Abstiegs genau auf Höhe der beiden markanten Zwischentiefs vom August und Oktober 2024 aufgesetzt.
Aber das alleine ist, vor allem, wenn der Gesamtmarkt dann irgendwann auch mal wieder nach unten dreht, dünnes Eis. Da müssten tragfähige Argumente her. Und da kamen Mitte April und in den vergangenen Tagen zwei aus der Kategorie „dünn bis fragwürdig“. Die da wären?
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Evotec Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Im April kam die 2024er-Bilanz, die etwas besser ausfiel als von den Analysten im Schnitt erwartet. Zwar lag dafür die 2025er-Prognose niedriger als erhofft. Aber Evotec wartete mit einem Mittelfrist-Szenario bis 2028 auf, bei dem Verschlankung und gezielte Fokussierung große Fortschritte bringen sollen. Das kann man als Basis für Käufe sehen … wenn man sich darüber im Klaren ist, dass sich Unternehmen zwar Ziele setzen können, man aber nie sicher sein kann, dass die Umstände so ausfallen, dass sie am Ende auch erreicht werden. Zudem lässt sich ein solcher Blick mehrere Jahre in die Zukunft schlecht in Kursziele umsetzen. Zumal die Analysten derzeit vermuten, dass Evotec nicht vor 2027 wieder schwarze Zahlen auf Netto-Basis erreichen wird. Ein Problem?
Für mittel- und langfristige Investoren eher schon, für charttechnisch orientierte, kurzfristige Trader nicht. Evotec war über die Jahre immer mal wieder ein Tummelplatz der Trader, es scheint, als sei es die Aktie jetzt erneut. Denn der immense Anstieg nebst dem Abverkauf gestern wirkt sehr wie reines Trading, vor allem, weil das Argument für die vorherige Kaufwelle eigentlich keines war.
Es hieß dazu am Markt, Evotec sei durch die lange Abwärtsbewegung so „billig“ geworden, dass das Biotech-Unternehmen zu einem lukrativen Übernahmeziel größerer Unternehmen geworden sei. Was im Prinzip zwar stimmt, aber erstens ist das keine „Nachricht“, zweitens wäre die Aktie bei dem Touchdown knapp über fünf Euro umso mehr ein solches Ziel gewesen. Bei sieben Euro, als die Käufe losgingen, schon weniger und bei neun oder zehn Euro natürlich noch weniger. So etwas als Basis massiver Käufe herzunehmen, ohne dass es wirklich handfeste Aussagen von Interessenten gibt, ist ein schmales Brett … daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass kurzfristiges Trading gerade den Kurs dominiert, eher hoch.

Zumal wir im Chart sehen, dass die Kaufwelle letzten Donnerstag startete, gerade als die Aktie drohte, unter die Unterstützungszone 6,64/6,88 Euro zu rutschen, über die sie im April gelaufen war und seither seitwärts konsolidiert hatte. Und wir sehen auch, dass sich die Käufe am Freitag extrem intensivierten, nachdem der Kurs zunächst 20-Tage- und 200-Tage-Linie und dann das obere Ende der vorherigen Konsolidierungsspanne überbot: Das ist rein charttechnisches Trading.
Und jetzt geht es um die Frage, ob Trader andere gezielt in eine Bullenfalle gelockt haben, um mit dem vagen Argument einer möglichen Übernahme Käufe zu generieren, in die hinein man selbst tiefer gekaufte Positionen abbaut oder sogar Short geht – oder nicht. Dass die Aktie gestern derart drastisch zurückkam – erneut ohne „News“ – und dadurch wieder in die Seitwärtsspanne 6,64 zu 7,75 Euro zurückfiel, ist erst einmal nur ein Warnsignal. Bärisch würde das Chartbild erst, wenn es doch noch unter 6,64/6,88 Euro nach unten hinausgehen sollte. Ob es so kommt, werden die kommenden Tage zeigen, aber klar ist: Diese Aktie ist derzeit hoch volatil und kaum berechenbar … wer sich hier ins Getümmel stützt, sollte sich dessen bewusst sein.
Mit einem Margin Konto können Sie zum Beispiel mit Hebel handeln und Ihre Trading-Strategien durch Leerverkäufe oder den Einsatz von Optionen und Futures diversifizieren.
Entdecken Sie jetzt die umfangreichen Handelsmöglichkeiten, die Ihnen dieser Kontotyp bietet: Margin Konto
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen