Adobe Aktie Prognose Adobe: Starke Zahlen, jetzt haben die Bullen ihre Chance!

News: Aktuelle Analyse der Adobe Aktie

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Mit +5,9 Prozent gehörte die Aktie des Software-Riesen Adobe am Donnerstag zu den größten Gewinnern im Nasdaq 100. Basis waren die Prognosen schlagende Ergebnisse im letzten Quartal und ein angehobener Ausblick. Eine sehr gute Ausgangsbasis für die Bullen.

Adobes Geschäftsjahr reicht immer bis zum 30. November. Das bedeutet, dass das erste Geschäftsjahresquartal am 28. Februar endete, deswegen kamen die Quartalsergebnisse außerhalb der üblichen Flut an Bilanzen. Und diese Ergebnisse waren gut: Mit 3,80 US-Dollar Gewinn pro Aktie lag Adobe über der durchschnittlichen Prognose von 3,68 US-Dollar. Und auch der Umsatz lag mit 4,66 Milliarden US-Dollar etwas höher als die Konsens-Schätzung von 4,62 Milliarden.

Das war nicht grandios mehr als erwartet, aber in einem nervösen Marktumfeld werden „good news“ gleich mal etwas höher gehängt. Zudem hob Adobe die Prognose für den Gewinn pro Aktie für das Gesamt-Geschäftsjahr an, konkret ging es da von 15,15 bis 15,45 US-Dollar auf 15,30 bis 15,60 US-Dollar. Ein Prozent mehr als vorher, das ist zwar wirklich nicht die Welt.

Aber den Tradern ging es weniger um die Dimension der guten Nachrichten, sondern darum, dass sie überhaupt kamen. Denn damit fiel die Entscheidung leichter, ob man versuchen sollte, den gefährdeten Aufwärtstrend der Aktie zu verteidigen oder nicht. Sie sehen es im Chart: Man griff zu.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Adobe Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Wie der Technologiesektor insgesamt hatte auch Adobe nach einem starken Januar wieder kräftig an Boden verloren. Ende Februar war der vorherige Anstieg des Januars dahin. Es kam zu einer Gegenbewegung, die dann aber an der 20-Tage-Linie abgewiesen wurde. Eine Linie, die vor allem kurzfristige Akteure als Leitlinie nutzen, so dass deutlich wurde:

Hier waren bärische Trader aktiv geworden und ebenso bereit wie imstande, ihr Terrain zu verteidigen. Als Adobe daraufhin Ende vergangener Woche erneut zurückkam, wurde es spannend:

Adobe Aktie: Chart vom 16.03.2023, Kurs 353,29 US-Dollar, Kürzel ADBE | Online Broker LYNX
Adobe Aktie: Chart vom 16.03.2023, Kurs 353,29 US-Dollar, Kürzel ADBE | Quelle: TWS

Denn da stellte sich die Frage, ob es gelingen würde, die Aufwärtstrendlinie, die sich aus dem Tief vom November und dem jüngsten Zwischentief von Ende Februar ergab, sowie die um diese Linie herum laufende Supportzone 320/329 US-Dollar zu brechen. Wäre das gelungen, wäre der Weg nach unten erst einmal frei gewesen. Damit wurde die Quartalsbilanz, die am Mittwochabend nach US-Handelsende vorgelegt wurde, zum entscheidenden Element.

Durch diesen Kursanstieg als Reaktion auf die Zahlen haben die Bullen jetzt eine ideale Ausgangsbasis … wenn sie dranbleiben. Denn die Aktie müsste jetzt Anschlusskäufe sehen, damit sie über das letzte Zwischenhoch und die jetzt angelaufene, aber noch nicht überwundene 200-Tage-Linie hinauskommt. Erst dann wäre hier ein klar bullisches Signal gelungen, das aus rein charttechnischer Sicht Aufwärtspotenzial an das bisherige Jahres-Verlaufshoch bei 402,49 US-Dollar bieten würde. Die Bullen haben es jetzt also in der Hand!

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Vorherige Analysen der Adobe Aktie

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Die Börse ist ein eigenwilliger Ort. Nicht alles, was dort vor sich geht, ergibt auch nur halbwegs Sinn.
Ein gutes Beispiel dafür ist Adobe.

Übernahme löst Kurssturz aus

Vor einigen Monaten hatte man bekanntgegeben, dass man für 20 Mrd. USD Figma schlucken würde.
Als Reaktion darauf ging es mit dem Kurs spürbar abwärts.

Bis zu einem gewissen Maß war das nachvollziehbar, denn der Preis war sicherlich grenzwertig.
Wir kamen damals trotzdem zu einem positiven Ergebnis:
Adobe stürzt nach Milliardenübernahme ab

Die Gründe dafür waren einfach. Adobe hatte nach Bekanntgabe der Übernahme rund 30 Mrd. USD an Börsenwert verloren, also noch wesentlich mehr als der Zukauf kosten sollte.
Obendrein ergab der Zukauf aus unserer Sicht Sinn. Der mögliche Schaden, den Figma als Konkurrent im UX/UI-Bereich anrichten könnte, ist höher als der Kaufpreis. Mit der Übernahme hätte man seine Vormachtstellung in diesem Segment zementiert.

Scheitern der Übernahme löst Kurssturz aus

Genau das scheinen nun auch die US-Justizministerium zu fürchten. In den letzten Wochen gab es bereits Gerüchte, dass die US-Behörden einschreiten könnten, was den Kurs von Adobe unter Druck brachte.

Nachdem Bloomberg am vergangenen Donnerstag berichtet hatte, dass das US-Justizministerium einschreiten wolle, sackte Adobe um weitere 7,63% auf 320,54 USD ab.

Zuerst wurde die Übernahme von Figma mit einem Kurssturz quittiert und jetzt geschieht dasselbe, da der Deal scheitern könnte.
Wie bereits eingangs angesprochen: Nicht alles, was an der Börse vor sich geht, ergibt auch nur halbwegs Sinn.

Es können nicht beide Kursreaktionen „richtig“ sein.
Oder vielleicht gehöre ich einfach nur zu der Fraktion „halbvolles Glas“, denn ich kann beiden Möglichkeiten etwas abgewinnen.

Das Glas ist mindestens halbvoll

An sich halte ich die Übernahme von Figma für sinnvoll, da man damit einen direkten und aufstrebenden Konkurrenten ausschalten und die eigene Position stärken würde.
Der Preis ist dennoch grenzwertig.
Adobe kann sich nun die Frage stellen, ob 20 Mrd. USD oder deutlich weniger nicht ausreichen würden, um Figma weitgehend zu kopieren.

Es gibt zahllose Beispiele aus der Börsen- und Wirtschaftswelt, in denen ein etabliertes Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen kopiert und den eigentlichen Erfinder verdrängt hat.
Wer ein paar Beispiele sucht, muss sich nur mit der Unternehmensgeschichte von Microsoft beschäftigen.

Doch eine Sache ist vielleicht noch wichtiger:
Am Kerngeschäft von Adobe ändert sich gar nichts, egal ob man Figma nun übernehmen wird oder nicht.
Diese simple Tatsache wurde beim Abverkauf im September ebenso ignoriert wie es heute scheinbar wieder der Fall ist.

Und dieses Geschäft wächst schnell, ist gut skalierbar, nicht kapitalintensiv, hochprofitabel und liefert planbare Cashflows.

Darf man den Prognosen Glauben schenken, dürften Umsatz, Gewinn und FCF im laufenden und den kommenden Geschäftsjahren jeweils um 10-13% p.a. zulegen.
Das Wachstum wäre damit zwar ordentlich, für die Verhältnisse von Adobe aber niedrig. Die Annahmen sind demnach konservativ oder vielleicht sogar pessimistisch.

Die Konsensschätzungen wurden in den letzten Monaten jedenfalls deutlich gesenkt, wie gewohnt ist das geschehen, nachdem die Kurse bereits gesunken waren.
Die Kurse selbst dürften also der Auslöser für die gesenkten Prognosen sein.
Die Geschäftszahlen von Adobe selbst können es nicht gewesen sein, denn das Unternehmen hat mindestens 10 Quartale in Folge die Erwartungen übertroffen.

Chart vom 27.02.2023 – Kurs 320,54 Kürzel: ADBE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 27.02.2023 – Kurs 320,54 Kürzel: ADBE – Wochenkerzen

Für antizyklische Investoren könnte der laufende Rücksetzer eine willkommene Gelegenheit sein.
Adobe ist zu den langfristigen Aufwärtstrends sowie der Unterstützungszone bei 278 – 314 USD zurückgekommen. Wir werden sehen, ob es auf diesem Niveau wieder zu einer Bodenbildung kommen wird, die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie allerdings nicht unter 278 USD fallen, wobei die nächsten Unterstützungen in diesem Szenario nicht weit wären.

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Adobe hat es wieder geschafft, den schwierigen Rahmenbedingungen getrotzt und die Erwartungen übertroffen. Zum Hoch hätte die Aktie über 100% Luft. Sollte man zuschlagen?

Das ist alles nicht so wichtig

Adobe dürfte jedem ein Begriff sein, Acrobat Reader und PDFs sind im Internet geradezu allgegenwärtig und wer einen Blick in eine beliebige Marketing-Abteilung wirft, wird auf Photoshop stoßen.
Doch das sind nur einige Beispiele, die zeigen, was für herausragende Produkte das Unternehmen hat und wie stark sie verbreitet sind.
In vielen Fällen sind sie der unangefochtene Standard und genau das ist das wichtigste, was man über das Unternehmen wissen muss.

Im Gegensatz dazu sind einzelne Quartale vollkommen bedeutungslos. Diesen einzelnen Datensätzen wird viel zu viel Bedeutung beigemessen, dabei entscheiden sie überhaupt nicht über den Erfolg eines Investments.

Investments sind erfolgreich, wenn man einen vernünftigen Preis gezahlt hat und sich das Unternehmen anschließend gut entwickelt.
Je höher der Preis ist, desto mehr muss das Unternehmen liefern und umgekehrt.

Ein schönes Beispiel dafür ist Adobe selbst. Vor ziemlich genau sechs Monaten hatte das Unternehmen Quartalszahlen abgeliefert (Link).

Damals wurde in allen gängigen Medien von „Gewinnwarnung“, „Dämpfer“, einem „gesenkten“ oder „enttäuschenden Ausblick“ gesprochen.

Hätte man mal besser…

Sie können die genauen Vorgänge gerne nachlesen. Es ist im Nachhinein immer wieder erstaunlich, wie bedeutungslos Dinge erscheinen, die zu dem damaligen Zeitpunkt für viele Anleger sehr wichtig waren.

Und das ist an der Börse ständig so, nicht nur bei Einzelaktien, sondern auch bezogen auf den Gesamtmarkt.

In Wirklichkeit sollte man all der „Noise“ nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Konzentrieren Sie sich besser darauf, die besten Unternehmen der Welt zu identifizieren.

Es wird immer Krisen geben, die wirklich herausragenden Unternehmen hat das aber nicht davon abgehalten, sich weiterzuentwickeln und Umsatz/Gewinn/Cashflow trotzdem immer weiter zu steigern.

Welche Chancen man hätte nutzen können, wird erst den meisten erst rückblickend klar.
Ich hatte Anfang der Woche American Tower und Chuck Akre als Beispiel genutzt (Link: Investieren ist einfach).

Akre hat die Aktie die letzten beiden Jahrzehnte gehalten und der Kurs hat sich mehr als verhundertfacht.
Er hat sich weder von schwachen Quartalszahlen noch von den zahllosen Krisen in dieser Zeit verunsichern lassen.

Trotzdem

Schauen wir uns trotzdem die Quartalszahlen an, auch wenn sie nicht mehr als eine Wasserstandsmeldung sind.

Der Gewinn lag in Q4 mit 3,60 je Aktie über den Erwartungen von 3,50 USD. Der Umsatz übertraf mit 4,53 Mrd. die Analystenschätzungen von 4,50 Mrd. USD ebenfalls.

Was vor sechs Monaten war, interessiert heute niemanden mehr. Und genau das ist der Punkt.

In Q4 konnte Adobe den Umsatz um 10% steigern und den Gewinn um 12%. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr lag das Umsatzplus bei 12%, das Ergebnis konnte um 10% auf 13,71 USD je Aktie gesteigert werden.

Adobe hat also trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sehr solide Zahlen abgeliefert, die beispielsweise ohne die negativen Währungseffekte noch deutlich besser ausgefallen wären.

Im neuen Geschäftsjahr dürfte sich der positive Trend fortsetzen. Für das erste Quartal stellt man ein Ergebnis von 3,65 – 3,70 USD in Aussicht und für das Gesamtjahr 15,15 – 15,45 USD je Aktie.
Das würde in jedem Fall einem neuen Rekordgewinn entsprechen und im Mittel einer Gewinnsteigerung um 11,6%.

Ausblick und Bewertung

Adobe kommt demnach auf eine P/E von 24,0 und eine forward P/E von 21,5. Bei dem anhaltend hohen Wachstum und der marktbeherrschenden Stellung des Unternehmens ist das problemlos zu rechtfertigen.

Wenn es Adobe gelingt, in diesem wirtschaftlichen Umfeld Wachstumsraten von 10-12% zu erzielen, kann man sich ausmalen, was nach der Krise möglich sein wird.

Aus diesem Grund lag die P/E in den letzten fünf Jahren auch durchschnittlich bei 41,4. Auch in der halben Dekade vor dem allgemeinen Börsenhype von 2020/2021, war die P/E im Durchschnitt nicht viel niedriger und lag bei 40,6.

Während Adobe also neue Rekordzahlen geliefert hat und die nächsten in Aussicht stellt, hat sich der Kurs halbiert.

Chart vom 16.12.2022 – Kurs: 329 Kürzel: ADBE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 16.12.2022 – Kurs: 329 Kürzel: ADBE – Wochenkerzen

In den letzten Wochen unternahm die Aktie jedoch einen erneuten Bodenbildungsversuch. Gelingt jetzt per Wochenschluss ein Anstieg über 342 USD, oder besser noch 350 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal.
Mögliche Kursziele liegen bei 366 sowie 383 USD.
Übergeordnet wäre sogar Luft bis 440 USD.

Antizyklische Investoren dürften hingegen darauf hoffen, dass der Ausbruch auch im nächsten Anlauf scheitert und die Aktie nochmal in Richtung 325 USD oder sogar zur Aufwärtstrendlinie nahe 290 USD zurückkehrt.

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Adobe übernimmt für 20 Mrd. USD Figma und verliert als Reaktion 30 Mrd. USD an Börsenwert. Jetzt ist guter Rat teuer.

Absolute Katastrophe?

Langjährige Leser werden es wissen, ich bin kein großer Freund von gigantischen Übernahmen. In der Regel wird damit kein Mehrwert für Anleger geschaffen.
Ganz im Gegenteil, dadurch entstehen erhebliche Risiken.

Man würde sich wünschen, dass die Manager dieser Welt zukünftig von solchen Ambitionen absehen würden.

Es gibt genug mahnende Beispiele in der Geschichte, vor allem in unseren Gefilden. Die größten Risiken entstehen, wenn eine Übernahme auf Augenhöhe stattfindet, also ein Unternehmen gekauft wird, welches fast so viel Wert ist wie man selbst.

Das ist im Fall von Adobe und Figma nicht so. Selbst nach dem gestrigen Absturz lag der Börsenwert von Adobe noch bei 144 Mrd. USD, der Kaufpreis von Figma liegt bei 20 Mrd. USD.

Vielfältige Risiken

Eine andere unterschätzte Gefahr ist die Kultur eines Unternehmens. Nehmen wir beispielsweise Adobe mit seinen rund 26.000 Mitarbeitern.
Der Trackrecord ist blendend und die Aktie ein massiver langfristiger Outperformer, irgendetwas macht man also richtig.
Man hat dominante Produkte, die „best in class“ sind.

Würde man ein anderes Unternehmen von ähnlicher Größe übernehmen, bestünde die Gefahr, die eigene Unternehmenskultur zu zerstören.
Im schlimmsten Fall kauft ein Outperformer einen großen Underperformer und schwächt sich damit nachhaltig.
All das haben wir schon erlebt.

Glücklicherweise ist auch das nicht der Fall. Figma wächst atemberaubend schnell und hat nur 850 Mitarbeiter.

Das führt zu weit

Absolute Katastrophen sind durch den Deal also nicht zu erwarten, das bedeutet aber nicht, dass der Deal eine gute Idee war.

Der Kurs von Adobe ist am Donnerstag um 16,79% auf 309,13 USD eingebrochen und hat somit fast 30 Mrd. USD an Wert eingebüßt.
Die Börse gesteht dem Zukauf von Figma für 20 Mrd. USD somit einen Wert von unter null zu.

Hinzu kommt vermutlich die Enttäuschung der Anleger über solch einen Deal und ein gewisser Vertrauensverlust.
Wenn man kühl rechnet, lohnt sich ein Verkauf von Adobe jetzt aber nicht mehr. Wer vor dem Deal bullisch war, sollte es auch bleiben.
Bewertungstechnisch ist der Deal schließlich bereits verarbeitet.

Sollte sich Figma als absoluter Flop herausstellen, und das scheint geradezu unmöglich, wäre dieser Flop jetzt bereits eingepreist.

Das bleibt

Was bleiben würde, wäre das Kerngeschäft von Adobe. Kurstechnisch bewegen wir uns inzwischen auf dem Niveau von 2019.
Daher drängt sich die Vermutung auf, dass es sich inzwischen um eine Übertreibung zur Unterseite handelt.

Immerhin hat sich der Gewinn je Aktie in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Inzwischen kommt Adobe nur noch auf eine forward P/E von 22,7.
In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 41,4.

In den fünf Jahren vor dem Börsenhype von 2020/2021 lag die P/E durchschnittlich bei 40,6.

Da war doch was

Wir haben also erste „dezente“ Hinweise darauf, dass es sich um eine Überreaktion handeln könnte.
Im Zuge der Übernahme von Figma, ist auch vollkommen untergegangen, dass Adobe Quartalszahlen vorgelegt hat.

Der Gewinn lag mit 3,40 je Aktie weit über den Schätzungen von 3,32 USD. Der Umsatz lag mit 4,43 Mrd. USD im Rahmen der Erwartungen.

Für das vierte Quartal stellt man ein Ergebnis von 3,50 USD je Aktie in Aussicht, bisher wurden 3,44 USD erwartet.

Der Gedanke hinter Figma

Doch kommen wir nochmal zurück zu Figma. Man darf annehmen, dass dem Vorstand durchaus bewusst war, dass die Übernahme eine negative Kursreaktion auslösen wird.
Das passiert bei größeren Übernahmen meistens und aktuell stehen unprofitable Wachstumswerte auch nicht gerade hoch im Kurs.

Man kann es auch drehen und wenden, wie man will, ein Kaufpreis von 20 Mrd. USD für ein Unternehmen mit 400 Mio. USD an ARR (jährlich wiederkehrenden Umsätzen) ist definitiv üppig.
Man darf und kann sich als Anleger durchaus die Frage stellen, wie sich das jemals auszahlen soll.

Adobe selbst gibt an, dass der adressierbare Markt von Figma im Jahr 2025 bei nur 16,5 Mrd. USD liegen dürfte.
Der Kaufpreis von 20 Mrd. USD ist daher schwer zu rechtfertigen. Es sei denn, Figma wäre auf dem besten Weg, in diesem Segment eine regelrechte Alleinherrschaft zu erreichen. Und auf der Design-Ebene scheint das tatsächlich der Fall zu sein.

Unser Lead-Designer von LYNX drückte es auf Nachfrage wie folgt aus: „In a year the world adopted it. […] it’s a cult.“

Der größte Mehrwert entsteht aber erst dadurch, dass Figma in das Ökosystem von Adobe integriert wird.
Adobe sichert sich mit dem Zukauf die Vorherrschaft im Bereich UI & UX Design. Daher ergibt die Übernahme strategisch durchaus Sinn, wenngleich der Preis auch gerne niedriger hätte sein können.

Hatte Adobe keine andere Wahl?

Auf der anderen Seite schwören alle User Experience (UX) und User Interface (UI) – Designer mit denen man spricht auf Figma.
Wie wären Wachstumsraten von 100%+ und eine Net Retention Rate von 150%+ sonst denkbar.

Eine weitere Sache könnte der Markt ebenfalls übersehen. Figma war auf dem besten Weg, Adobe Photoshop im Bereich UX/UI-Design das Wasser abzugraben.

Wenn sich an der Börse die Erkenntnis durchgesetzt hätte, dass es einen aufstrebenden Konkurrenten gibt, der Adobe das Wasser abgräbt, hätte man wohl mehr als 16,79% an Börsenwert verlieren können.
Es wäre gut möglich, dass sich Adobe daher gezwungen sah, die Konkurrenz auszuschalten und zu übernehmen, bevor es dazu kommt.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Struktur des Deals. Der Kaufpreis wird jeweils zur Hälfte in Cash und Aktien gezahlt.
Die Barmittel wird Adobe weitgehend aus dem Cashflow aufbringen, man verschuldet sich also nicht bis über beide Ohren.

Gleichzeitig wird der Verwässerung der Aktienbasis durch Buybacks entgegenwirkt. Um die Verhältnismäßigkeiten aufzuzeigen:
Beim heutigen Kurs müsste Adobe, um den Kaufpreis aufzubringen, die Zahl der ausstehenden Aktien um etwa 7% erhöhen, also um etwa 33 Millionen Stück.
Im letzten Quartal hat Adobe 5,1 Millionen eigene Aktien eingezogen, im Jahresverlauf waren es 10,8 Millionen.
Man kann sich also ungefähr ausrechnen, wie lange es dauern wird, bis die Zahl der Aktien wieder auf das Niveau sinken wird, wie vor dem Deal.

Chart vom 16.09.2022 – Kurs: 304,15 Kürzel: ADBE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 16.09.2022 – Kurs: 304,15 Kürzel: ADBE – Wochenkerzen

Adobe befindet sich an einer technischen Schlüsselstelle. Fällt die Aktie nachhaltig unter den Aufwärtstrend und die Unterstützungszone bei 300-307 USD, muss mit einer Ausdehnung der Korrektur gerechnet werden.

Wo der Abverkauf dann genau stoppen wird, ist schwer vorauszusagen, aber unterhalb von 300 USD reihen sich die Unterstützungen regelrecht auf. Der erste Support läge bei 290 USD, weitere folgen bei 272 sowie 250-256 USD.

Es wäre aber auch gut möglich, dass der Spuk mit dem Abverkauf vom Donnerstag bereits vorüber ist und auf dem derzeitigen Niveau eine Bodenbildung stattfindet. Klar positive Signal ergeben sich allerdings erst über 350 USD.

Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Adobe mit enttäuschendem Ausblick. Das ist ein echter Dämpfer. Ist die Wachstumsstory jetzt vorbei und geht der Crash unvermindert weiter?

Schlagzeilen

Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich so manche Überschriften sehe. Leider kann ich das jobbedingt nicht vermeiden. Während der Arbeit stoße ich unweigerlich auf unzählige Artikel.

In den meisten Fällen handelt es sich um Übertreibungen und Zuspitzungen der wirklichen Lage.
Das Ziel ist klar: Klicks.

Leser klicken Überschriften, keine Artikel. Das muss man wissen.

Der deutschsprachige und englische Raum nehmen sich übrigens wenig. Die Wortwahl ist quasi dieselbe.
Nach den Quartalszahlen von Adobe wurde allenthalben von „Gewinnwarnung“, „Dämpfer“, einem „gesenkten“ oder „enttäuschenden Ausblick“ gesprochen.

Quartalszahlen

Doch kommen wir zurück zum „enttäuschenden“ Ausblick und den „schwachen“ Quartalszahlen.

Es gibt einen guten Grund, warum all die negativen Schlagzeilen nur zu einer kurzzeitigen Kursschwäche geführt haben. Jeder, der den Quartalsbericht zu Gemüte geführt hat, statt nur die Überschriften und Schlagzeilen zu lesen, kommt zu einem komplett anderen Ergebnis.

Der Gewinn lag in Q2 mit 3,35 je Aktie über den Erwartungen von 3,30 USD. Der Umsatz übertraf mit 4,39 Mrd. die Analystenschätzungen von 4,35 Mrd. USD ebenfalls.

Für das dritte Quartal stellt man ein Ergebnis von 3,33 USD je Aktie in Aussicht, die Konsensschätzungen lagen bisher bei 3,35 USD je Aktie.

Realität

Was bedeutet bisher im Klartext? Adobe hat die Erwartungen übertroffen und hat in diesem Quartal 5 Cent mehr an Gewinn erzielt als angenommen, wird dafür aber wahrscheinlich im kommenden Quartal 2 Cent weniger erzielen als angenommen.

Mein Fazit: Komplett bedeutungslos, alles im Rahmen.

Dasselbe gilt übrigens für die gekürzte Prognose für das Gesamtjahr. Adobe stellt nun 13,50 statt 13,70 USD je Aktie in Aussicht und beim Umsatz 17,7 statt 17,9 Mrd. USD.

Die Gründe dafür nennt Adobe im selben Atemzug. Das Unternehmen hat das Geschäft in Russland und Belarus weitgehend eingestellt, darüber hinaus wirkt sich die Aufwertung des Dollar natürlich negativ aus.

Mein Fazit: Selbst, wenn die Anpassung nicht durch externe Faktoren verursacht worden wäre, komplett bedeutungslos.

Es ist immer dasselbe

Trotzdem sind Banken und Reasearchhäuser wie gewohnt wieder aktiv. Ich möchte das Thema nicht ausufern lassen, wir haben es auch schon oft genug thematisiert.

Das Schema ist immer dasselbe. Solange die Kurse steigen, werden die Kursziele erhöht. Sobald die Kurse gefallen sind, werden nachträglich die Kursziele wieder gesenkt.

Im Endeffekt laufen die Ratings den Kursen hinterher und nicht umgekehrt.

Das ist auch derzeit der Fall. Mehr als ein halbes Dutzend von Banken und Researchhäuser haben die Quartalszahlen als Anlass genutzt, um ihre Kursziele zusammenzustreichen.

Warum Adobe nach diesen Zahlen plötzlich 50 oder 100 USD weniger wert sein soll, ist mir schleierhaft.
Aber darum geht es eben auch nicht, das ist ja die Krux.

Mit den Ratings wird keinerlei Aussage über den Wert von Unternehmen getroffen.

Ausblick und Bewertung

Adobe dürfte den Gewinn in diesem Jahr also um 8% auf 13,50 USD je Aktie steigern. Andernorts würde man sich darüber freuen, für Adobe ist das das schlechteste Geschäftsjahr seit 2014.
Der Vergleich hinkt allerdings, da der Konzern von damals mit dem von heute kaum noch etwas zu tun hat.

Es soll nur zeigen, welche Gewinnsteigerungen hier die Regel sind. Daher werden für 2023/24 auch jeweils wieder Wachstumsraten von 16-17% erwartet.
Selbst das ist für Adobe noch wenig. Wir werden sehen, ob die Schätzungen im Zuge des allgemeinen Pessimismus nicht auch zu niedrig sind.

Doch nehmen wir an, dass die Prognosen richtig sind. Das würde bedeuten, dass der Gewinn von 2021 bis 2024 um nahezu 50% steigen wird.
Es gibt wahrlich schlimmeres und daher drängen sich einige Fragen auf.

Führt der derzeitige Abverkauf zu weit? Wo könnte die Aktie dann (2024) stehen?

Beide Fragen sind nicht trivial, aber stellen wir doch einige Vergleiche an. Am Tief des 2020-Crash lag die P/E von Adobe bei 32,4 und heute bei 28,9.

The End is near!

Also entweder sind die Geschäftsaussichten von Adobe heute noch schlechter und die Zukunft noch unsicherer als damals, oder wir haben es mit einer Unterbewertung zu tun.

In den letzten fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 41,4. Man sollte nicht suggerieren, dass die Bewertung zukünftig wieder auf ein derartig hohes Niveau steigen muss, aber nehmen wir an, es wir wieder eine P/E von 35 erreicht.

Unterstellt man, dass die Prognosen richtig sind, müsste die Aktie im Jahr 2024 bei 642,95 USD notieren.
Der Kurs müsste sich also verdoppeln.

Wenn man bedenkt, dass die Aktie vor wenigen Monaten noch auf diesem Niveau notiert hat, erscheint die Sache nicht unrealistisch.

Chart vom 20.06.2022 - Kurs: 360,55 Kürzel: ADBE - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 20.06.2022 – Kurs: 360,55 Kürzel: ADBE – Wochenkerzen

Mit Unterschreiten der Unterstützung bei 382 USD und dem primären Aufwärtstrend ist es zu einem Verkaufssignal gekommen, welches seine Wirkung erzielt hat.

Bei 335-340 USD verlaufen allerdings zwei untergeordnete Aufwärtstrends, die stützend wirken.
Aus technischer Sicht sind das die Entscheidungsmarken.

Gelingt eine Rückkehr über 382 und in den Aufwärtstrend, hellt sich das Chartbild schlagartig auf.

Fällt Adobe hingegen unter 335 USD, muss mit einer Ausdehnung der Korrektur in Richtung 315 oder möglicherweise sogar 275 USD gerechnet werden.