S&P 500 Prognose S&P 500: Der Druck im Kessel steigt

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Es hätte ein so guter Tag für die S&P 500-Bullen werden können. Trump telefonierte Mittwoch mit Putin, gestern mit Xi Jinping, Kanzler Merz war zu Besuch – das hätte die derzeit alles dominierenden Hoffnungen der Trader befeuern können. Dann kam die Sache mit Elon Musk.

Wenn die Kurse fallen, muss man sofort einsteigen, denn am Ende steigen sie höher als zuvor. Diese „Regel“ findet man zwar in keinem Börsenbuch. Und jeder erfahrene Investor würde sich angesichts solcher Ideen die Haare raufen. Aber sehr viele Anleger sind eben nicht erfahren, agieren nach dem „Trial-and-Error“-Prinzip und stellen dabei fest, dass diese Vorgehensweise in den letzten Jahren immer funktioniert hat. Mal besser, mal weniger gut, aber bei Indizes, die in einem Umfeld wie diesem an den bisherigen Rekordhochs kratzen, nachdem es im April einen dramatischen Kurseinbruch gab, liegt der Gedanke nahe, dass es genau so und nicht anders funktioniert.

Zwar haben sich die Gründe, die im April zu diesem dramatischen Ausverkauf führten, bis heute nicht erledigt, im Gegenteil ist zum Zoll-Streit noch das von Donald Trump forcierte Steuerpaket hinzugekommen. Aber viele kennen sich mit Wirtschaft und Politik nicht aus. Für sie sind es die Kurse allein, die die Richtung weisen. Und wenn genug Anleger nicht nur so denken, sondern auch so handeln, steigen diese eben. Da neigt man dann auch dazu, Misserfolge und negative Nachrichten einfach auszublenden oder ins Positive umzudichten:

Nichts beim Telefonat mit Putin erreicht? Macht nichts, das betrifft ja die US-Wirtschaft nicht. Nichts beim Telefonat mit Xi Jinping erreicht, während dieser Donald Trump laut chinesischer Quellen eher hart angefasst hat? Doch, bestimmt, Trump wirkte ja zufrieden und das Wort „Deal“ kam oft. Eher Belanglosigkeiten bei den Gesprächen mit dem deutschen Kanzler? Na, ist doch besser als Streit, Hauptsache, man redet miteinander. Wenn der Trend passt, machen Kurse die Nachrichten und nicht umgekehrt. Und so wunderte es nicht, dass all das den Anstieg des marktbreiten S&P 500 ebenso wenig bremsen konnte wie die schwachen US-Konjunkturdaten der letzten Tage. Etwas anderes bremste dann doch.

Irgendwie ist es einerseits ernüchternd, andererseits amüsant, dass der Anteil an unerfahrenen Anlegern, die auch keinerlei Ambitionen haben, sich Fachwissen anzueignen, in den letzten Jahren so gestiegen ist, dass komplexe wirtschaftliche Risiken kaum jemand versteht oder verstehen will, ein „Rosenkrieg“ aber die Kurse in Bewegung bringen kann. Denn wenn zwei sich streiten, kennt man sich umgehend wieder aus. Und jeder weiß:

Da haben sich gerade der mächtigste und der reichste Mann der Welt entzweit … und allein aufgrund deren immensen Egos wundert es nicht, dass die Sache binnen Stunden ist Groteske eskalierte. Was der eine über den anderen auf „Truth Social“ schrieb und dieser andere wiederum über den einen auf „X“, kann man in der Presse nachlesen. Was für den S&P 500 relevant ist:

Expertenmeinung: Erstens eliminierte das den Bonus, den man der Tesla-Aktie wegen Musks Nähe zu Trump zubilligte, komplett. Was bleibt, ist die Firma von einem, der jetzt wohl fast überall in Ungnade gefallen ist und die an einem massiven Absatzproblem leidet. Zudem schrieb Trump unter anderem, dass man doch wunderbar Geld sparen könne, wenn man all die Verträge und Unterstützungen der Regierung für Tesla streichen würde. Da Tesla in allen Indizes ziemlich hoch gewichtet ist, war der drastische Ausverkauf, den dieses Gezänk bei der Aktie auslöste (-14,27 Prozent) ein Grund, warum der S&P 500, der vorher bei jedem kleinen Rücksetzer sofort Käufe sah, am Donnerstag ins Minus rutschte.

Zweitens unterstrich das, wie emotional und unberechenbar der mächtigste Mensch der Welt agiert. Keine gute Basis für Zollverhandlungen, Fiskalpolitik und Wirtschaftswachstum. Ein solcher Streit, der medial alles andere (eigentlich wichtigere wie den Merz-Besuch und das Xi-Telefonat) in den Hintergrund drängte, wird allgemein verstanden und wahrgenommen … und sägt am Bild des US-Präsidenten als entschlossener und pragmatischer „Macher“. Es wird den US-Anlegern dadurch schwerer fallen, ihren Optimismus, der sich angesichts der steigenden Kurse (durch eigene Käufe) immer wieder selbst erneuerte, beizubehalten und auch weiterhin blind in jeden Rücksetzer zu kaufen. Solche Ereignisse können wie ein „Black Swan“, der all das, was man zuvor verdrängte, wieder ins Bewusstsein ruft.

S&P 500: Intraday-Chart vom 05.06.2025, Kurs 5.939,30 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Intraday-Chart vom 05.06.2025, Kurs 5.939,30 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Wir sehen im Intraday-Chart des S&P 500 auf Eine-Minute-Basis, dass das sture Kaufen von Abwärtsimpulsen auch am Donnerstag nicht aufhörte. Jeder Abwärtsimpuls im Tagesverlauf führte sofort zu einer Gegenreaktion nach oben, so dass das Minus am Ende charttechnisch noch irrelevant war. Allerdings lagen die Zwischenhochs nach dem gegen 17 Uhr unserer Zeit markierten Tageshoch sukzessiv niedriger. Alle sind also keineswegs der Ansicht, dass man Abwärtsimpulse kaufen und dann stur dabeibleiben müsse.

S&P 500: Tages-Chart vom 05.06.2025, Kurs 5.939,30 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tages-Chart vom 05.06.2025, Kurs 5.939,30 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, worauf es jetzt zu achten gälte, wenn man hier Long ist. Der S&P 500 war gerade dabei, der Gefahr eines Doppeltopps zu entkommen, indem er über die 6.000 in Richtung des bisherigen Rekordhochs bei 6.147 Punkten davonzieht. Jetzt ist er wieder unter das Mai-Hoch bei 5.969 Punkten gerutscht, wenngleich nur leicht.

Wenn es eine Chance gibt, die heutigen US-Arbeitsmarktdaten positiv auszulegen und sich die durch diesen „Rosenkrieg“ weggerutschte Tesla-Aktie erholen sollte, kann der Anstieg in Richtung Rekordhoch durchaus wieder aufgenommen werden. Aber man darf vermuten, dass diese blinde Zuversicht vieler Anleger gestern genug Risse bekommen hat, um einen weiteren Anstieg noch fragiler zu machen als er angesichts der in die Gegenrichtung weisenden Rahmenbedingungen ohnehin ist. Daher sollte man die Chartzone, deren Bruch für die Bullen problematisch wäre, besser nicht aus den Augen lassen.

Es geht um die Supportzone 5.767 zu 5.795 Punkte, in der die Nackenlinie des potenziellen Doppeltopps, das markante Zwischenhoch von Ende März und die 200-Tage-Linie eine Kreuzunterstützung bilden, unter der zwar dann viele denkbare, aber meist eher weit zurückliegende Auffanglinien warten würden. Wenn diese Zone fällt, kann auch der Optimismus zerbrechen, denn wie gesagt: Die komplexe Problematik der US-Wirtschaft mag vielen zu weit weg sein, aber einen „Krieg der Köpfe“ und seine Folgen versteht jeder.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Eine US-Notenbankentscheidung ist eigentlich immer für starke Kursbewegungen gut. Aber diesmal erwartete man keine richtungweisenden Entscheidungen, zumal der Fokus auf dem Weißen Haus liegt. Dort müssen Ergebnisse kommen, damit der S&P 500 weiter steigen kann.

Kurzfristig haben sich die Bullen beim marktbreiten S&P 500 ein wenig festgefahren. Zwar sind wichtige Widerstandslinien nach dem vor einem Monat schlagartig in eine Kaufwelle übergegangenen Selloff zurückerobert worden. Aber die richtig schwierigen Widerstände kommen erst noch. Schwierig, weil sie bereits als Widerstände fungiert hatten. Und schwierig, weil der Index jetzt bereits wieder auf einem Level notiert, der vor dem Abverkauf Anfang April galt, bevor Donald Trump in Sachen Zölle mit seinem „Tag der Befreiung“ gleich mehrere Gänge hochgeschaltet hatte.

S&P 500 Index: Monatschart vom 07.05.2025, Kurs 5.631,28 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Monatschart vom 07.05.2025, Kurs 5.631,28 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Zwar wurde da an einigen Stellen zurückgerudert. Aber weder haben Verhandlungen mit der EU noch mit China überhaupt begonnen. Und auf diese beiden Wirtschaftsregionen kommt es eben an. Was auch der „Fed“, der US-Notenbank, klar ist. Weswegen sie nicht nur den Leitzins erneut unverändert ließ, sondern klar auf die gestiegenen Risiken für Wachstum und Arbeitsmarkt hinwies, die diese Zölle verursachen. Aber damit hatte man großenteils gerechnet, weshalb es nach der Entscheidung gestern keine erratischen Kursausschläge gab. Die gab es vorher und nachher, nur eben aus anderen Gründen.

Expertenmeinung: So schoss der S&P 500-Future in der Nacht zum Mittwoch auf einmal nach oben, als gemeldet wurde, dass der US-Finanzminister und Chinas Vize-Premier sich am Wochenende zu Gesprächen in der Schweiz treffen würden. Man reagierte, als sei man damit bereits auf der Zielgeraden in Bezug auf eine Normalisierung des Handels zwischen den beiden Industrieregionen, obgleich der US-Finanzminister betonte, dass es keineswegs um einen „Deal“ gehe sondern man erst einmal sondieren wolle, was machbar scheint und wo im Gegenteil rote Linien liegen.

Zu Redaktionsschluss kurz nach US-Handelsende war noch unklar, wie das Gerücht zu werten ist, Donald Trump wolle alle Beschränkungen für den Export von KI-Chips aufheben, die von der Biden-Regierung verhängt wurden, denn man kann nicht abschätzen, welche neuen Regeln er selbst denn einführen will. Es war ebenso offen, wie drastisch er die Entscheidung der US-Notenbank kommentieren würde, da er ein ums andere Mal gefordert hatte, man solle umgehend die Leitzinsen senken. Und es ist erst recht offen, ob die USA jetzt, da man den Rohstoff-Deal mit der Ukraine in der Tasche hat, wirklich die Vermittlerrolle aufgibt und ggf. auch die Unterstützung der Ukraine beendet.

Es sind all diese offenen Fragen, alle mit einer gehörigen Portion Sprengstoff dahinter, die die Marktteilnehmer umtreiben. Und jetzt, nachdem Hoffnung gekauft hat und in etwa zwei Drittel der Abwärtsbewegung des S&P 500 egalisiert wurden … jetzt, da man wieder da ist, wo man vor diesem denkwürdigen 2. April war … müssen Fakten weiterkaufen. Denn jetzt kommen die schwierigen Hürden, die, die schon vor dem 2. April als Widerstände wirkten und an denen sich die Bären zurückmelden dürften, wenn die Fakten nicht „passen“:

S&P 500 Index: Tageschart vom 07.05.2025, Kurs 5.631,28 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Tageschart vom 07.05.2025, Kurs 5.631,28 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Es geht um die Widerstandszone 5.670/5.696 Punkte, mit der der Index momentan ringt. Und es geht darüber um die 200-Tage-Linie bei aktuell 5.747 Punkten, an welcher der S&P 500 Ende März nach unten abgewiesen wurde. Die Notenbanksitzung ist über die Bühne, die meisten Quartalsbilanzen liegen vor … jetzt wird es Zeit, dass da etwas Handfestes auf der Nachrichtenseite beikommt. Man darf gespannt sein, ob man kommende Woche dann minimale Fortschritte in Bezug auf China bejubelt oder aber erkennt, dass es wohl noch sehr lange dauern wird, bis es da zu einer Lösung kommt … die dann für beide Seiten nicht besser sein muss als das, was vorher war. Der S&P 500 müsste über dem Verlaufshoch von Ende März bei 5.787 Punkten schließen. Dann wären wenigstens die unmittelbar wartenden, wichtigen Widerstände überwunden. Bevor das nicht gelungen ist und das idealerweise gute Gründe auf der Nachrichtenseite hätte, bewegen sich die Bullen hier, so trittfest das alles auf den ersten Blick auch wirkt, auf Treibsand.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der S&P 500 hat jetzt in etwa die Hälfte seines massiven Abstiegs korrigiert. Rein charttechnisch betrachtet haben die Bullen in den vergangenen Tagen wichtige Punkte gemacht. Aber was treibt die Käufer in diesem Umfeld eigentlich an?

Der marktbreite S&P 500 als idealer Repräsentant des gesamten US-Aktienmarkts ist zwar deutlich weiter von seinen Rekordhochs entfernt als beispielsweise unser DAX. Aber die Basis dessen, was im Moment die Weltwirtschaft umtreibt, liegt ja auch nicht hier bei uns, sondern in den USA. Und diese Probleme, allen voran die Zoll-Thematik, sind alle noch da.

S&P 500 Index: Monatschart vom 28.04.2025, Kurs 5.528,75 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Monatschart vom 28.04.2025, Kurs 5.528,75 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Zwar hat Donald Trump von US-Notenbankchef Powell erst einmal abgelassen und einige Zölle für eine befristete Zeit ausgesetzt. Aber Letzteres zweifellos nur, weil der Markt empört reagierte und Trumps Juristen keinen Weg fanden, durchzusetzen, was der US-Präsident wollte: Die Entlassung des Notenbankchefs, um ihn gegen jemanden zu ersetzen, der tut, was er, der Präsident, will. Sein Wille, die Geldpolitik bestimmen zu können, ist damit nicht vom Tisch und bleibt ein andauerndes Risiko.

Und wie es mit den Zöllen weitergeht, weiß niemand. Derzeit gelten z.B. für die EU diese „Sockelzölle“ von zehn Prozent, aber bislang gibt es keinerlei Gespräche mit der EU über eine Einigung, während das 90-Tage-Moratorium läuft. 20 Tage sind bereits verstrichen. Und selbst wenn man es schaffen würde, binnen dieser 90 Tage „Deals“ mit vielen Ländern zu erzielen: Solche Deals wären allesamt zweitrangig, wenn man sich nicht mit China einigt.

Und es ist schwer vorstellbar, dass all diejenigen, die in den vergangenen Tagen eingestiegen sind nicht bemerkt haben, dass China mehrfach klar dementiert hat, dass es, wie Donald Trump wiederum mehrfach erklärte, Gespräche gebe. Zumindest nicht zum Thema Zölle. Und was hätte China davon, die Unwahrheit zu sagen?

Das, was den S&P 500 im März und April zu Boden schickte, ist also alles noch da. Sicher, von den bislang eingelaufenen Unternehmensbilanzen fielen viele gut aus. Aber auch da ist kaum anzunehmen, dass die bullischen Trader nicht verstanden hätten, dass diese Zahlen eine Zeitspanne beleuchten, die großenteils vor der echten Eskalation der Lage lag. Worauf es jetzt ankommt, ist das laufende Quartal … und was in diesen drei Monaten passiert. Für die aktuelle Stärke des Index gäbe es also in Bezug auf die Rahmenbedingungen keine Entsprechung. Und damit nicht genug:

In den kommenden Tagen kommen immens viele wichtige Daten auf den Markt zu. Quartalszahlen, u.a. von Microsoft, Apple und Amazon. Das US-Verbrauchervertrauen des Conference Board. Die Arbeitsmarktaten für den April. Und dann auch noch die erste Berechnung des US-Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal. Und da wird im Vorfeld beherzt zugelangt? Wie ist das zu erklären?

Expertenmeinung: Man kann den Marktteilnehmern nicht in die Köpfe schauen, daher können Versuche, ein tendenziell unlogisches Marktverhalten zu erklären, immer nur Mutmaßungen sein. Aber hier könnten momentan drei Faktoren zusammenkommen:

Erstens ist durchaus denkbar, dass viele Marktteilnehmer die Risiken aufgrund deren Komplexität nicht wirklich durchdringen und einfach blind darauf setzen, dass, was stark gefallen ist, auch stark steigen wird. Immerhin hat das in früheren Jahren oft funktioniert. Und wer glaubt, gerade eine perfekte Gewinnchance vor sich zu haben und eingestiegen ist, neigt dazu, aus dem Wörtchen „oft“ im Geiste ein „immer“ zu machen.

Zweitens dürften große Adressen sehr daran interessiert sein, dass die US-Aktienindizes eine optimistische Grundstimmung liefern, wenn es jetzt in diese Tage mit den oben erwähnten, geballten Zahlen und Daten geht. Denn sie wissen sehr wohl, dass unschöne Überraschungen weit weniger zu Abgabedruck führen, wenn die Tendenz im Vorfeld aufwärts weist.

Drittens haben rein technisch agierende Akteure, ob Trader oder Handelsprogramme, jetzt zumindest auf kurzfristiger Ebene ein bullisches Umfeld. Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Index die Februar-Abwärtstrendlinie gerade, wenn auch eher knapp, bezwungen hat, die Marktechnik noch nicht wieder überkauft ist und mit dem Überwinden des 50-Prozent-Korrekturlevels (um 5.490 Punkte) auch die Charthürde in Form des März-Tiefs bei 5.505 Punkten überboten wurde. Die nächsten Widerstände von Bedeutung liegen erst in der Zone 5.651/5.696 Punkte.

Zusammengefasst ließe sich festhalten: Wir sehen hier gerade eine Kombination aus kurzfristig tadellos aufwärts weisendem Trend, großen Hoffnungen und dem Versuch großer Adressen, aus einem verloren geglaubten Monat, der massive Anschlussverkäufe seitens der Anleger hätte nach sich ziehen können, ein Argument zu machen, investiert zu bleiben.

All das kann den S&P 500 auch in und über diese nächste Widerstandszone 5.651/5.696 Punkte tragen. Aber nur, wenn all die jetzt anstehenden Daten „passen“ und es keine unangenehmen Überraschungen aus dem Weißen Haus mehr gibt. Und da das nicht unbedingt etwas ist, worauf man Haus und Hof wetten würde, wäre es, sofern man hier Long ist, besser, regelmäßig nach unten zu sehen.

Aktuell wäre die Schlüsselzone, die halten muss, um die Chancen nach oben zu wahren, das Gap von 22. auf den 23. April. Würde diese Kurslücke mit Schlusskursen unter 5.287 Punkten geschlossen und der Index dreht nicht nach oben, sondern fällt weiter … wodurch er auch die steile, kurzfristige Aufwärtstrendlinie brechen würde … brennt hier etwas an! 

S&P 500 Index: Tageschart vom 28.04.2025, Kurs 5.528,75 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Tageschart vom 28.04.2025, Kurs 5.528,75 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Der S&P 500 hatte vergangene Woche über einer mittel- und langfristig immens wichtigen Kreuzunterstützung mit hoher Dynamik gedreht. Doch ob die Käufer es schaffen, die für eine Aufwärtswende entscheidenden Marken zu überbieten, steht auf einem anderen Blatt.

Hoffnung kann einen Aktienmarkt erstaunlich stark und zugleich lange nach oben ziehen. Was nicht wundert, immerhin sind fast alle Marktteilnehmer auf die Long-Seite fixiert: Rauf ist gut, runter ist schlecht. Daher greift man nur zu gerne nach jedem Strohhalm, der einem im Abwärtstrend in Reichweite gelangt. Das zumindest in Ansätzen sichtbare Zurückrudern der zuvor geradezu grotesken Zölle, die für Einfuhren verhängt wurden, war genau das: ein Strohhalm.

Das führte dazu, dass der marktbreite S&P 500 am vergangenen Montag mit 4.835 Zählern fast punktgenau auf Höhe des 2022er-Jahreshochs (4.819 Punkte) nach oben drehte, dann zwar wieder zurückfiel, aber mit dem kurz darauf verkündeten 90-Tage-Aufschub für viele Zölle einen zweiten Anlauf unternahm. Dadurch gelang es, die Kreuzunterstützung aus der unteren Begrenzung des im März 2009 etablierten, übergeordneten Aufwärtstrendkanals und der 1.000-Tage-Linie im Bereich von 4.680 Punkten erst einmal auf Distanz zu halten. Klar ist damit schon einmal der Ankerpunkt auf der Unterseite:

S&P 500: Tages-Chart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Fällt dieses 2022er-Hoch und wird dadurch ein neues Jahrestief markiert, ist der Index sofort wieder klar bärisch. Und bricht diese langfristig bedeutsame Kreuzunterstützung durch Closings klar unter 4.680 Zähler, brennt die Luft. Für den Moment ist das erst einmal abgewendet. Das Problem der Bullen ist aber:

Expertenmeinung: Die Käufe der vergangenen Tage haben nur erreicht, dass der S&P 500 kurzfristig neutral einzuordnen ist. Bullisch ist er jedoch noch nicht. Dazu müsste der Widerstandsbereich aus 20-Tage-Linie, März-Verlaufstief und Februar-Abwärtstrendlinie bezwungen werden. Der liegt derzeit zwischen 5.470 und 5.560 Punkten. Dran war man Anfang der Woche schon. Aber am Mittwoch gab es einen Rückschlag, der klar macht: Wenn die Käufer jetzt nachlassen, kann diese Sache mit dem Befreiungsschlag schiefgehen.

Auslöser des derzeit nur einen Tag ausmachenden, erneuten Abwärtsschwenks waren Aspekte, die man sich eigentlich hätte denken können. Zum einen, dass die Chiphersteller mit den neuen Ausfuhr-Regularien schon wieder Probleme bekommen würden. Zum anderen, dass, wie US-Notenbankchef Powell am gestrigen Abend betonte, diese Zölle das Inflationsrisiko spürbar erhöhen und man derzeit nicht unmittelbar über Zinssenkungen reden könne. Wenn Faktoren, die die Käufer in einem Umfeld begleiten und daher nicht abschrecken sollten, genau das aber doch bewirken, dürfte das viele darüber nachdenken lassen, wie stabil dieser Strohhalm und der Griff, mit dem er umklammert wird, wohl sein mögen.

Damit werden kommende Nachrichten womöglich zum Zünglein an der Waage. Sollten sie imstande sein, die Hoffnung, dass das alles ohne nachhaltigen und großen Schaden an der US-Wirtschaft vorbeigeht, zu bestärken, kann der S&P 500 jederzeit einen erneuten Anlauf nach oben unternehmen und diese Schlüsselzonen auf der Unterseite so auf Distanz halten. Aber erst, wenn dieses „Widerstandsnest“ 5.470 zu 5.560 Punkte wirklich klar und auf Schlusskursbasis bezwungen wurde, würden diese Hoffnungen mit charttechnisch positiven Fakten unterfüttert. Bis dahin bleibt die Sache extrem fragil und der Trend abwärtsgerichtet.

S&P 500: Monats-Chart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Trumps Wirtschaftspolitik ist keine Strategie – sie ist Ideologie. Wer auf Vernunft hofft, verkennt die Dynamik dieses Handelskonflikts.

EU reicht die Hand, Trump schlägt sie aus

Gestern hat die Europäische Union den Vereinigten Staaten ein Freihandelsabkommen für Industriegüter angeboten. Diesen Schritt halte ich aus wirtschaftlicher und auch aus strategischer Sicht für richtig. Kurzzeitig keimte die Hoffnung in mir auf, dass Trump wenigstens bei diesem Punkt einlenken könnte. Doch es dauerte nicht lange, bis der US-Präsident den Vorschlag der EU abgelehnt hatte.

Diese Entscheidung unterstreicht einmal mehr, dass der Präsident nicht auf Freihandel setzt, sondern Zölle als ein grundsätzlich positives Instrument betrachtet. Es geht ihm nicht darum, durch protektionistische Maßnahmen lediglich Zugeständnisse zu erzwingen, wie viele gehofft hatten.

Die Vorstellung, dass Trump nur blufft, um Zugeständnisse zu erzwingen, hat sich als Wunschdenken erwiesen.
Die Mehrheit verhält sich aber immer noch so, als bestünde Hoffnung. Nein, es besteht keine Hoffnung. Trump wird nicht einlenken, er betrachtet Zölle als etwas Gutes.

Darauf hatte ich bereits hingewiesen, nachdem Trump die Zölle gegen Kanada und Mexiko beschlossen hatte. Trump geht es nicht um Freihandel, ganz im Gegenteil. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn ihm alle Wirtschaftsexperten dieser Welt das Gegenteil erzählen.
Er ist fest davon überzeugt, dass er es besser weiß.

Willkommen im Handelskrieg

Trump ist überzeugt, dass Zölle die amerikanische Wirtschaft stärken, und diese Überzeugung scheint weder von Banken noch von Prognose-Instituten vollständig verstanden zu werden. Viele Experten klammern sich weiterhin an die Hoffnung, dass er irgendwann einlenken könnte.

Doch das wird er weder durch Verhandlungen noch gutes Zureden. Das Einzige, was aus meiner Sicht ein Umdenken bewirken könnte, ist Schmerz. Die wirtschaftliche Lage muss so schlecht werden, dass man es nicht mehr ignorieren kann und/oder es müssen Wahlen verloren werden.
Erst dann wird Trump einlenken, doch dann wird es bereits zu spät sein, vielleicht ist es das jetzt schon. Denn selbst wenn die Zölle morgen auf Eis gelegt werden, ist der wirtschaftliche Schaden bereits enorm.

Die USA werden von den einstigen Partnern nicht mehr als zuverlässig wahrgenommen.
Gleichzeitig verhageln die Zölle und die dadurch steigenden Preise die Konsumlaune, den wichtigsten Pfeiler der US-Wirtschaft.

Bananenrepublik und Bananenexporteur

Vor wenigen Wochen galten die USA noch als einer der attraktivsten Wirtschaftsstandorte der Welt. Trump hat es geschafft, dass der Standort zu einem Unsicherheitsfaktor geworden ist. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind unvorhersehbar, und wo keine Planbarkeit vorhanden ist, investiert niemand, der es nicht muss.
Daran würde sich selbst dann nichts ändern, wenn sich das Zoll-Thema wie von Geisterhand auflösen wird.

Doch das ist ohnehin nicht der Fall. Trump hat eine Freihandelszone mit der EU abgelehnt und die Freihandelszone mit Kanada und Australien einseitig aufgekündigt. Es geht ihm nicht um Zölle, es geht um die Handelsbilanzen – doch die lassen sich nicht durch Zölle ausgleichen.

In vielen Fällen ist das schlichtweg nicht möglich und es ist auch nicht sinnvoll.
Die USA haben nicht die günstigen Arbeitskräfte, um Kleidung, Schuhe und andere arbeitsintensive Güter herzustellen. Sie haben keine mexikanischen Arbeiter, die für 300 USD 50-60 Stunden die Woche Autoteile produzieren.
Sie haben nicht die Patente und das Know-how für eine Vielzahl von Medikamenten und die Produktion von medizinischen Geräten.
Sie haben nicht genug Dünger und andere Rohstoffe im eigenen Land… und die USA werden auch niemals im großen Stil Kaffee oder Bananen produzieren.

Xi Jinping wird nicht nachgeben

Nichts davon lässt sich durch Zölle lösen. Man kann die Zölle für Bananen so stark erhöhen, wie man will, dadurch gewinnt niemand etwas, es steigen nur die Preise.

Doch das hält Trump nicht davon ab, weiter zu eskalieren. Ein möglicher Handelskrieg mit der Volksrepublik China rückt damit immer näher, und die Dynamik zwischen Trump und Xi Jinping lässt wenig Raum für Optimismus.

Die US-Regierung hatte Zölle in Höhe von 34 % gegen China verhängt. China antwortet ebenfalls mit 34 %. Nun droht Trump mit weiteren 50 % und hat Xi ein Ultimatum gestellt.
Dabei übersieht er jedoch zwei zentrale Punkte.

Xi Jinping steht unter ganz anderen Voraussetzungen als Trump. Während Trump innenpolitisch mit erheblichem Druck konfrontiert ist, sei es durch die Midterm-Wahlen, die öffentliche Meinung oder die Wirtschaftsdaten, hat Xi in China eine weitaus stabilere Position.
Als autoritärer Führer muss er sich nicht mit einer kritischen Opposition oder unmittelbaren Wahlen auseinandersetzen. Sein innenpolitischer Druck ist minimal im Vergleich zu dem, was Trump erlebt.

Der Preis der Sturheit: Warum Trumps Zölle alle ärmer machen

Hinzu kommt ein kultureller Aspekt: Xi wird nicht nachgeben, weil er sein Gesicht wahren muss. In der chinesischen Politik und Gesellschaft spielt der Verlust von Ansehen eine zentrale Rolle, und ein Einlenken gegenüber den USA würde als Schwäche interpretiert werden. Für Xi ist es daher keine Option, Trumps Forderungen nachzugeben, selbst wenn die wirtschaftlichen Folgen enorm sind.

Die Konsequenzen dieser Pattsituation sind weitreichend. Trump wird seine Zölle vermutlich weiter verschärfen, während China mit Gegenmaßnahmen reagieren wird. Beide Seiten haben bereits gezeigt, dass sie bereit sind, wirtschaftliche Schäden in Kauf zu nehmen.

Die EU, die mit ihrem Angebot an die USA eine Deeskalation versucht hat, wird sich jetzt die Frage stellen müssen, ob man nicht ebenfalls Maßnahmen gegen die USA verhängt.
Einseitige Zölle in Höhe von 20 % kann, darf und wird man nicht hinnehmen.

Das wird dazu führen, dass am Ende alle ärmer werden. Zölle sind eine Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand (Zölle: Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand) und daher ist die Panik angebracht (Panik ist angebracht. China verhängt Gegenzölle).

Aus meiner Sicht werden die wirtschaftlichen Schäden, die durch die Zölle und die Unvorhersehbarkeit der US-Politik verursacht werden, nicht über-, sondern immer noch unterschätzt. Nach wie vor glauben viele, dass Trump pokert, einen Plan hat oder 4D-Schach spielt. Das ist nicht der Fall. Er ist schlichtweg überzeugt, dass Zölle etwas Gutes sind. Je früher der Markt das einsieht, umso besser.

S&P 500 Index: Chart vom 04.04.2025, Kurs: 5.143 Punkte - Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 04.04.2025, Kurs: 5.143 Punkte – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Es bleibt abzuwarten, wie die globalen Märkte auf diese sich zuspitzende Lage reagieren werden, doch eines ist klar: Die Weltwirtschaft steuert auf unruhige Zeiten zu, und Trumps Zölle könnten der Auslöser für eine Kette von Ereignissen sein, die niemand mehr vollständig kontrollieren kann.

Über den Autor

Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.

Analysemethode

Die Aktienanalysen von Tobias Krieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.