Die US-Notenbank erneuerte ihren mageren Zinssenkungs-Ausblick, korrigierte Wachstums- und Inflationsprognosen zum Negativen … und der S&P 500 reagierte wie der gesamte US-Aktienmarkt kaum. Seit knapp zwei Wochen wirkt der Index wie festgenagelt … was ist da los?
Wenn zu viele offene Fragen im Raum stehen und man nicht weiß, was man tun soll, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man tradet extrem kurzfristig und wild in der Gegend herum … oder man tut erst einmal nichts und wartet, in welche Richtung der Markt ausbricht. Nachdem Ersteres in den vergangenen Monaten bei vielen einen ziemlich hohen, monetären Blutzoll gekostet haben dürfte, könnten sich viele jetzt auf die zweite Variante verlegt haben. Aber gerade dann, wenn viele auf einen Ausbruch lauern und sich gegenseitig belauern, ist die Ruhe, die das Chartbild dadurch vorgaukelt, trügerisch.

Derzeit hätte das bärische Lager deutlich mehr Argumente auf seiner Seite. Die Aussagen der US-Notenbank gestern Abend kamen da noch obendrauf. Die Prognose des Leitzinses beinhaltete weiter nur ein Abwärtspotenzial von einem halben Prozentpunkt bis Jahresende. Der Ausblick auf das Wirtschaftswachstum wurde von bislang 1,7 auf 1,4 Prozent gesenkt, dafür aber die Inflationsprognose von 2,7 auf 3,0 Prozent angehoben. Erfreulich war das nicht.
Aber das heißt nicht, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis der S&P 500 die mittelfristig wichtige Supportzone 5.700 zu 5.813, dessen oberes Ende von der 200-Tage-Linie gestellt wird, brechen wird. Die Käufer haben so lange so viele Warnsignale ignoriert und sind damit bislang durchgekommen, dass auch ein gezielt losgetretener Ausbruch nach oben, hinaus über das nahe gelegene Rekordhoch von 6.147 Punkten, möglich ist und Anschlusskäufe generieren kann. Aber je mehr problematische Aspekte in den Hinterkopf verdrängt werden (wo sie ja dennoch vorhanden sind und ab und an anklopfen), desto schwieriger wäre es dann, einen Fehlausbruch zu verhindern. Leicht wäre der Weg für einen Ausbruch nach oben also nicht. Möglich ist er dennoch.
Aber das Risiko eines „False Breakout“ gilt für die Unterseite genauso. Denn aktuell glauben viele, absolut jeder Kursrücksetzer sei ein Kaufsignal. So absurd das an sich ist: Weil so viele sich dieser „Regel“ angeschlossen haben, funktionierte es zuletzt eben. Zwar nur, weil man tut, woran man glauben will … aber solange es gutgeht, irritiert das die Wenigsten.
Expertenmeinung: Aber für immer und ewig kann der S&P 500, dieser so wichtige US-Index, der die großen Blue Chips aus Dow Jones und Nasdaq 100 vereint, doch nicht in einer derart engen Range von weniger als zwei Prozent hängenbleiben?
Wird er auch nicht. Aktuell wird er von dieser Verunsicherung, ob man Hoffnungen oder Fakten handeln soll, ausgebremst. Aber auch von etwas anderem: von der morgen anstehenden Abrechnung an der Terminbörse, die diesmal, wie in jedem dritten Monat eines Quartals, die Futures einschließt und deswegen besonders wichtig ist.
Es ist kaum zu übersehen, dass die großen Adressen dort den S&P 500 in einer engen Range um 6.000 Punkte in die Abrechnung der Index-Optionen und Index-Futures schicken wollen. Diese „Sollflughöhe“ wurde diesmal recht früh erreicht, jetzt versucht man, diesen Level festzuzurren. Da es dabei um gewaltige Summen geht, lohnt es meist, eine solche Zone zu verteidigen, solange der Kesseldruck für einen Ausbruch nicht zu groß wird. Und das wird er derzeit nicht, weil niemand so recht weiß, was er tun soll. Aber heute ist in den USA ein Feiertag, morgen geht die Abrechnung über die Bühne und dann tritt der Terminmarkt ins zweite Glied zurück, sprich:
Ein solcher Ausbruch aus der winzigen Handelsspanne zwischen 5.960 und 6.060 Punkten könnte in der kommenden Woche jederzeit erfolgen und, je nach Nachrichtenlage, auch kein Fehlausbruch werden. Aber wie geht man mit eben diesem Problem „je nach Nachrichtenlage“ um? Es kommt darauf an, ob es neue, marktbewegende Nachrichten gibt, ob diese positiv oder negativ sind und ob sie in Verbindung mit der vorbestehenden Gemengelage ausreichen, um einen echten Ausbruch zu vollziehen. Was man nicht absehen kann, daher wäre, wie immer in Phasen, in denen alles ebenso offen wie unklar ist, der beste Weg, sich a) einer Meinung konsequent zu enthalten und b) nicht minder konsequent einen Ausbruch zu traden, sobald dieser seinen Namen verdient.
Was für die Oberseite hieße, dass der S&P 500 das bisherige Rekordhoch von 6.147 Zählern auf Schlusskursbasis überwinden müsste. Was für die Unterseite hieße, dass man ein kleines, bärisches Signal im Fall eines Schlusskurses unterhalb der momentan bei 5.950 Punkten verlaufenden 20-Tage-Linie hätte, ein echtes, über reines Daytrading hinaus nutzbares Short-Signal aber erst, wenn die Supportzone 5.700 zu 5.813 gefallen ist.

Solche Situationen sind für Trader immer knifflig, zumal man angesichts eines Dauerregens an „Breaking News“ immer damit rechnen muss, dass auch ein klares Chartsignal in einem Umfeld wie diesem nicht in Stein gemeißelt ist. Aber solche Phasen sind nicht selten … und wer es schafft, sich so lange konsequent zurückzunehmen, bis der Index wieder Fahrt aufnimmt, und dann in Ausbruchsrichtung mit konsequenten Stop Loss antritt, hätte die weit bessere Perspektive als Trader, denen das Wassertreten zu bunt wird. Denn einfach mal Positionen aus der eigenen Marktmeinung heraus aufbauen und dann hoffen, dass die Sache am Ende irgendwie gutgeht, ist am Ende selten von Erfolg gekrönt.
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