HelloFresh Aktie Prognose Der steile Abstieg von HelloFresh: Besteht noch Hoffnung?

News: Aktuelle Analyse der HelloFresh Aktie

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Der Kurs von HelloFresh ist komplett kollabiert. War das der finale Sell-Off, oder ist das Schicksal des Unternehmens besiegelt?

Auf dem Tiefpunkt

Bei HelloFresh ist in den letzten Jahren alles schiefgegangen, was man sich nur vorstellen kann.
Selbst als das Geschäft noch dynamisch wuchs, ging es mit dem Kurs steil bergab.

Die Aktie wurde als ehemaliger Corona-Profiteur und als Wachstumsaktie betrachtet, zwei Kategorien, die spätestens ab 2022 in Ungnade gefallen sind.

Zeitweise war die Nachfrage so hoch, dass man sie kaum mehr bedienen konnte. Es kam zu Logistikproblemen, zu Verzögerungen bei Lieferungen, oder zu Lieferungen von falschen oder beschädigten Produkten.

Darüber hinaus machte die Inflation dem Unternehmen das Leben schwer, die Preiserhöhungen kamen bei vielen Kunden nicht gut an.
Hinzu kam ein zunehmender Wettbewerb durch andere Lebensmittellieferdienste und Kochbox-Anbieter sowie operative Probleme beim Aufbau der neuen Anlagen in den USA.

All das führte zu nachlassenden Wachstumsraten. Daher musste man mehrfach die Prognosen kürzen.
Es ist nicht allzu lange her, da wurde für 2025 noch ein Unternehmensgewinn von mehr als 2 Euro je Aktie erwartet – heute liegen die Konsensschätzungen bei 0,44 Euro.

HelloFresh kassiert die mittelfristigen Ziele

Die einstiegen Ziele sind in weite Ferne gerückt und daher ist es kein Wunder, dass immer mehr Anleger die Reißleine gezogen haben.
Als man Anfang März auch noch die mittelfristigen Ziele kassierte, führte das zu einer regelrechten Panik. Obwohl die Aktie bereits seit Monaten unter Druck stand, halbierte sich der Kurs innerhalb von zwei Tagen nochmal.

Doch bei all den Problemen, sollte man einige Dinge nicht vergessen:
HelloFresh hat einen gigantischen Kundenstamm, erzielt einen Jahresumsatz von mehr als 7 Mrd. Euro, hat bedeutende Vermögenswerte und ist nach wie vor profitabel.

Es wäre gut möglich, dass das alles sehr viel mehr wert ist als der aktuelle Börsenwert in Höhe von 1,11 Mrd. Euro. Schauen wir uns die Sache gemeinsam an.

Substanzwert vs. Börsenwert: Eine kritische Betrachtung

Es gibt mehrere Wege, sich dieser Fragestellung zu nähern. Darunter beispielsweise das Substanzwertverfahren.
Der Vorteil davon ist, dass das äußerst einfach ist, jedoch die möglichen Erträge und die Zukunftserwartungen nicht berücksichtigt. Man könnte den Ansatz auch als Rettungsanker bezeichnen.

An der Börse nutzt man hierfür gerne den Buchwert. Der liegt aktuell bei etwa 6,00 Euro je Aktie, würde den Kurs also auch dann noch rechtfertigen, wenn es zu einer Liquidation kommen würde.

Das gilt zumindest theoretisch, denn was man im Falle eines Verkaufs in der Realität wirklich erzielt, weicht mitunter weit vom Buchwert ab.
Der niedrige KBV ist aber ein erster positiver Hinweis, man sollte sich die Sache aber immer etwas genauer anschauen.

Im Buchwert können beispielsweise in großem Umfang immaterielle Werte enthalten sein. Die werden beim Substanzwertverfahren normalerweise berücksichtigt, können aber auch wertlos sein, daher setzen wir sie mit null an.

Schaut man sich den letzten Geschäftsbericht an (Link), stellt man fest, dass HelloFresh den Wert der Sachanlagen auf 1,30 Mrd. Euro beziffert, hinzu kommen eine ganze Reihe „kleinerer“ Posten.
Besonders interessant sind jedoch die Zahlungsmittelbestände, also Cash, in Höhe von 433 Mio. Euro. Dem stehen 649,3 Mio. Euro an langfristigen Verpflichtungen entgegen.

Unter dem Strich landet man bei einem Substanzwert, der in etwa dem aktuellen Aktienkurs und auch dem Buchwert entspricht.

Was sind 13 Millionen Kunden und … wert?

Doch wie bereits angesprochen, darin sind keinerlei andere Werte enthalten. Der Tatsache, dass man einen Jahresumsatz von 7 Mrd. Euro erzielt, profitabel ist und 13,3 Millionen aktive Kunden hat, wurde bisher keinerlei Wert zugesprochen.

Man kann sich vortrefflich streiten, was das alles wert ist oder langfristig sein könnte, doch sicherlich ist es mehr als „null“.
Langsam aber sicher könnte man zu dem Schluss kommen, dass HelloFresh unterbewertet ist.

Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich die operativen Kennzahlen anschaut. Trotz all der Probleme, hat HelloFresh an dieser Front auch Fortschritte erzielt.
Der freie Cashflow hat sich im vergangenen Jahr von -104,0 auf +78,0 Mio. Euro verbessert, am stärksten war das Schlussquartal mit einem FCF von 33 Mio. Euro.

HelloFresh kommt demnach auf einen P/FCF von 14,2 und das mitten in der Krise. Man muss kaum eine Verbesserung der Lage und keinerlei Wachstum unterstellen, um das zu rechtfertigen.
Darüber hinaus zeigt der FCF in Höhe von 0,44 Euro je Aktie, dass der gemeldete Gewinn von 0,11 Euro je Aktie durch diverse nicht cash-wirksame Posten gemindert wurde.

Ich muss es an dieser Stelle klar sagen: Die Analyse ist bisher wesentlich optimistischer als ich es zu Beginn angenommen hätte.

Cashflow ist King

Am überzeugendsten ist der Cashflow aus der laufenden Tätigkeit. Der konnte im vergangenen Geschäftsjahr von 313,4 auf 383,8 Mio. Euro gesteigert werden.
Da perspektivisch geringere Investitionen, zum Beispiel in den Ausbau der Kapazitäten, notwendig sein werden, dürfte der FCF überproportional steigen.

Selbst bei weitgehender Stagnation, könnte der freie Cashflow durch Rationalisierungsmaßnahmen, sinkende Investitionen und den Wegfall von Earn-Out-Zahlungen erheblich gesteigert werden.
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr hat man die letzte Earn-Out-Zahlung in Höhe von 34,5 Mio. Euro an die ehemaligen Eigentümer von Factor75 beglichen. Auf Factor kommen wir später nochmal zurück.

Genau das stellt HelloFresh auch selbst in Aussicht:
„Trotz all dieser Investitionen haben wir im Jahr 2023 wieder einen positiven Free Cash Flow (FCF) erwirtschaftet und wollen den FCF pro Aktie mittelfristig deutlich steigern, da der Ausbau unserer Infrastruktur fast abgeschlossen ist.“

„Wir haben zwar strikte Disziplin bei der Entwicklung der allgemeinen Verwaltungskosten und des Personalbestands im Jahr 2023 walten lassen, doch sehen wir Möglichkeiten zur Vereinfachung unseres Geschäftsmodells und zur Erzielung zusätzlicher Einsparungen, die sich sowohl auf die Reduzierung der Kosten als auch auf die Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung auswirken werden.“

Aktienrückkäufe und Factor 75

Daher ist es folgerichtig, dass HelloFresh die liquiden Mittel in Höhe von 433 Mio. Euro (rund 40% des Börsenwerts) auch dazu verwenden will, um eigene Aktien einzuziehen.
Dazu hat man Buybacks in Höhe von 150 Mio. Euro beschlossen, was aktuell in etwa 13,5% des Börsenwerts entspricht.

Abschließend wäre noch Factor75 hervorzuheben. Dabei handelt es sich um fertige Mahlzeiten, die nur noch erhitzt werden müssen. Kochen und schnippeln, wie bei den Kochboxen, entfallen komplett.

Den Anbieter von fertigen Mahlzeiten („ready to eat“) hat man vor einigen Jahren für 277 Mio. USD übernommen.
Damals peilte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 100 Mio. USD an.

Seit der Übernahme hat sich der Umsatz von Factor verzehnfacht, im letzten Geschäftsjahr lag das Wachstum bei 60%.
Eigenständig könnte Factor heute mehr wert sein als HelloFresh als Ganzes. Vermutlich ist es auch das bessere Geschäftsmodell und könnte die Kochboxen zunehmend ersetzen.

HelloFresh Aktie: Chart vom 03.04.2024, Kurs: 6,33 - Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 03.04.2024, Kurs: 6,33 – Kürzel: HFG | Quelle: TWS

HelloFresh notiert wieder nahe des Allzeittiefs und bisher ist kein belastbarer Boden zu erkennen.
Da die Stimmung am absoluten Tiefpunkt angekommen ist und die meisten Anleger die Aktie innerlich bereits abgeschrieben haben, könnten geringfügige Verbesserungen der geschäftlichen Lage einen Kurssprung auslösen.

Die Aktie ist aber sicherlich nicht für jedermann geeignet, es muss mit einer erhöhten Volatilität gerechnet werden.

Das größte Problem ist aus meiner Sicht, dass HelloFresh in der Vergangenheit immer wieder zu optimistische Prognosen abgegeben und sie dann nicht erfüllt hat. Das hat das Vertrauen der Anleger zerstört und darf sich keinesfalls wiederholen.

Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.

Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.

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Vorherige Analysen der HelloFresh Aktie

Am Rekordhoch hatte HelloFresh im Jahr 2021 97,50 Euro erreicht. Im Zuge der Hoffnungs-Rallye im letzten Sommer ging es immerhin noch bis auf gut 34 Euro. Jetzt ist sie fast am Allzeittief, nach einem Minus von 42,1 Prozent am Freitag – und weiterhin kein „Schnäppchen“.

Auch diese Aktie war einmal Teil eines „Hypes“. Nämlich dem, der umging, als man darauf wettete, wer wohl während der Corona-Phase neue Größe erreichen und diese bei Rückkehr zur Normalität ausbauen werde. Eine Zeitlang sah es auch so aus, als würde das gelingen. Doch am Donnerstagabend nach Handelsende in Europa meldete das Unternehmen adhoc, dass der Umsatz 2023 zum Vorjahr nicht weiter zugelegt hat und der Gewinn auf bereinigter EBITDA-Basis sogar gefallen ist.

Wobei das nicht neu war, damit wurde nur die unerfreulich zeitnah nach der Prognose-Bestätigung im Rahmen der Q3-Ergebnisse doch noch gesenkte Prognose erreicht. Was den Kurs am Freitag beinahe halbierte, war der 2024er-Ausblick.

Man sieht beim Kochboxen-Hersteller einen bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes EBITDA) zwischen 350 und 400 Millionen Euro, also wesentlich weniger als die jetzt für 2023 gemeldeten 448 Millionen. Bislang lag die Erwartung der Analysten aber höher, nämlich im Schnitt bei 568 Millionen. Das ist eine dramatische Schere zwischen Erwartung und Realität, die nicht so ganz ohne eine tendenziell sehr optimistisch wirkende Berichterstattung seitens des Unternehmens zustande kam.

Expertenmeinung: Die so bald nach einer Bestätigung im Herbst doch noch gesenkte 2023er-Prognose war dahingehend ein Schuss vor den Bug, dieser Ausblick der Treffer, der den Optimismus vollends versenkte. Man habe mit der Wachstumseinschätzung falsch gelegen, hieß es vom Unternehmen. Die Analysten, die ebenso falsch lagen, handelten teils noch am selben Tag. Die Kursziele purzelten, das tiefste der neuen Ziele wurde von Jefferies mit 7,50 Euro angesetzt. (Mehr zu den Kurszielen von HelloFresh lesen Sie in unserer Kolumne Börse aktuell)

Insgesamt ist das durchschnittliche Kursziel von 32 Euro im Herbst auf jetzt knapp 19 Euro gefallen. Und die 19 Euro stehen auch nur im Raum, weil einige alte Kursziele noch in die Berechnung einfließen und nur wenige ihre bis zuletzt hoch gehaltenen Ziele so radikal senkten wie die Société Générale, die es gleich mal von 45 auf 12 Euro kappte.

HelloFresh Aktie: Chart vom 08.03.2024, Kurs 6,858 Euro, Kürzel: HFG | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 08.03.2024, Kurs 6,858 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Das bis dahin eher theoretisch wirkende charttechnische Kursziel in Form des bisherigen, Anfang 2019 markierten Rekord-Verlaufstiefs bei 5,825 Euro kommt damit in Reichweite. Im Tagestief war der Kurs schon bis 6,13 Euro gefallen, viel fehlte da also nicht mehr. Und trotzdem kann man die Aktie nicht als „Schnäppchen“ ansehen, auch, wenn die Bewertung jetzt, zumindest, wenn man den operativen Gewinn als Maßstab nehmen würde, nicht mehr hoch ist. Aber wenn ein Unternehmen so lange den Daumen hoch hält, bis man nicht mehr anders kann, als ihn zu senken, ist da einfach das ungute Gefühl, was wohl als nächstes kommt. Das ist hier, man sieht es an diesem Selloff von 42 Prozent, der Fall … und solange das so bleibt, kann man die Aktie als für die Bullen „gestorben“ ansehen.

Quellen:
adhoc-Meldung zur 2024er-Prognose, 07.03.2024 abends: https://ir.hellofreshgroup.com/websites/hellofresh/German/3900/news-detail.html?newsID=2720029
Analysten-Kursziele: https://www.finanzen.net/kursziele/hellofresh

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die Aktie des deutschen Herstellers von Kochboxen wurde in den letzten Monaten regelrecht nach unten geprügelt. Anleger suchten im großen Stil das Weite und die Bären konnten sich ordentlich austoben.

Fast wäre die HelloFresh-Aktie sogar einstellig geworden, doch knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 10 EUR scheinen die Bullen langsam wieder mehr Interesse zu entwickeln. Der letzte Kurssturz zu Beginn der Woche wurde schnell negiert und das Handelsvolumen hat dieser Tage deutlich angezogen. Der Beginn eines möglichen Trendwechsels?

Expertenmeinung: Ob die Aktie tatsächlich einen Trendwechsel hinbekommen wird, bleibt abzuwarten. Die Ebene rund um das Niveau von 14 EUR scheint hier eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Sollte den Bullen in den kommenden Tagen ein Schlusskurs darüber gelingen, wäre dies als klares Kaufsignal zu werten. Je höher hierbei das Handelsvolumen ist, desto besser.

Danach könnte mitunter eine stärkere technische Gegenreaktion anstehen. Hierbei dürfte das Gap von November des vorigen Jahres ein mögliches Kursziel darstellen. Dies wäre immerhin eine theoretische +40% Chance. Dennoch wollen wir im Vorfeld nicht zu viel Euphorie versprühen. Nun sind die Bullen gefragt.

Aussicht: NEUTRAL

HelloFresh Aktie: Chart vom 29.02.2024, Kurs: 12.865 EUR Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 29.02.2024, Kurs: 12.865 EUR Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Mit -11,82 Prozent rutschte HelloFresh gestern aus der seit Wochen geltenden Kursspanne nach unten heraus. Auslöser waren indes keine negativen Unternehmensnachrichten, sondern „nur“ ein auf 11,50 Euro gesenktes Kursziel. Übertreiben es die Bären hier nicht langsam?

Die Hoffnungs-Rallye des Sommers war ohnehin schon fast abverkauft, aber seit dem Abend des 15. Novembers kriegt die HelloFresh-Aktie überhaupt kein Bein mehr auf den Boden. Da wurde die 2023er-Prognose gesenkt, obwohl man nur drei Wochen vorher im Zuge der Ergebnisse des dritten Quartals die bisherige Umsatz- und Gewinnprognose bestätigt hatte. Die Anleger ließen die Aktie daraufhin fallen wie eine heiße Kartoffel, denn man tat sich schwer damit zu glauben, dass man von den als Grund für die gesenkte Prognose genannten Problemen in Nordamerika drei Wochen vorher nichts wusste.

Seither fällt die Aktie von einem Mehrjahres-Tief zum nächsten und erreichte mit dem gestrigen Schlusskurs den tiefsten Stand seit dem Sommer 2019. Dabei verstetigt sich dieser Abwärtstrend zweifellos auch dadurch, dass die Analysten, die lange optimistisch blieben, während die Aktie bereits fiel, jetzt doch immer zahlreicher den Daumen senken … und der dabei auch immer tiefer wandert. Gestern senkte die UBS ihr Kursziel von 14,00 auf 11,50 Euro. Und im vergangenen Monat vergaben bereits Goldman Sachs mit 12,20 und Bernstein Research mit 11,00 Euro bärische Kursziele mit der Empfehlung „Verkaufen“. Aber irgendwann müsste ja langsam Schluss sein, die Aktie wird ja nicht auf null fallen. Oder?

Expertenmeinung: Es gibt derzeit zwar keine Argumente für ein solches „Worst Case“-Szenario, aber auch keine neuen Argumente, um die Aktie einzusammeln. Davon abgesehen, dass der Kurs mit dem gestrigen Minus von 11,82 Prozent aus seiner seit Januar geltenden Handelsspanne nach unten herausfiel, was rein charttechnisch gesehen die bärische Tendenz bestätigt, weiß man bislang nicht, wie 2023 am Ende ausging und erst recht nicht, wie die Perspektiven für 2024 aussehen. Die Zahlen zum vierten Quartal sowie zum Gesamtjahr stehen erst am 15. März an … und bislang gibt es keinerlei Vorab-Ergebnisse, was man in einem Abwärtstrend und nach dieser kalten Dusche der unverhofften Prognosesenkung im November naturgemäß negativ wertet.

HelloFresh Aktie: Chart vom 26.02.2024, Kurs 11,115 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 26.02.2024, Kurs 11,115 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Rein charttechnisch betrachtet läge die nächste Unterstützung von Bedeutung jetzt erst bei 5,825 Euro, das ist das zur Jahreswende 2018/2019 markierte, bisherige Rekordtief. Und völlig aus der Welt wäre ein Anlauf an diese Marke dann nicht, wenn sich im März herausstellen sollte, dass die derzeit noch vorhandene Erwartung eines 2024 wieder deutlicher steigenden Gewinns seitens der Analysten nicht gehalten werden kann. Schon jetzt erwarten die Experten nicht, dass der Kochboxen-Hersteller in den kommenden zwei Jahren wieder an die Gewinne aus den Corona-Jahren anknüpfen kann.

Nur eine glaubhafte Bestätigung eines soliden Umsatzwachstums und wieder steigender Margen kann die Bären davon überzeugen, die Seiten zu wechseln. Und bevor das nicht der Fall ist, kann es gut sein, dass auch dieses neue Jahrestief noch keine Übertreibung ist. Hier einfach mal die Hand aufzuhalten, wäre aus heutiger Sicht auch nach diesem langen Abstieg der Aktie noch riskant.

Quellenangaben: Analysten-Kursziele:
https://www.finanzen.net/kursziele/hellofresh

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Anbieter von Kochboxen hat seine Glanzzeiten offensichtlich hinter sich. In den letzten Monaten lässt sich der freie Fall der HelloFresh-Aktie kaum noch aufhalten, und die Kurse sind geradezu ins Bodenlose gestürzt. Der gesamte Kursanstieg aus dem Jahr 2020 ist verloren gegangen, und auch die im Herbst 2023 eingeleitete Erholung gehört längst der Vergangenheit an. Derzeit befindet sich die Aktie weiterhin in einem ausgeprägten Abwärtstrend, der sich durch eine Abfolge von niedrigeren Hochs und Tiefs kennzeichnet.

Expertenmeinung: Zumindest versucht der Titel seit einigen Wochen einen Boden zu bilden. Dieser kommt nun das erste Mal auf den Prüfstand, denn die fallende 50-Tage-Linie ist mittlerweile bei den Kursen angekommen und wirkt, wie erwartet, als Widerstand im Chart. Erst wenn die Bullen diesen brechen könnten, wäre mit einer nachhaltigen Erholung der Kurse zu rechnen. Noch ist es zu früh, um hier bereits wieder bullisch zu werden, aber die Chance wäre da. Es bleibt nur abzuwarten, ob der Ausbruch über das Niveau von 13.80/14.00 EUR gelingen kann. Meine Aussichten belasse ich vorerst auf neutral.   

Aussicht: NEUTRAL

HelloFresh Aktie: Chart vom 12.02.2024, Kurs: 13.18 EUR Kürzel: HFG | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 12.02.2024, Kurs: 13.18 EUR Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Dass die HelloFresh-Aktie am Dienstag nach dem Erreichen eines mehrjährigen Tiefs das Minus eingrenzen konnte, mag manche hoffnungsfroh stimmen, dass der ewig wirkende Abstieg langsam vorbei ist. Aber es wäre wohl besser, nicht allzu viel darauf zu wetten.

HelloFresh Aktie: Chart vom 16.01.2024, Kurs 12,34 Euro, Kürzel: HFG | Online Broker LYNX
HelloFresh Aktie: Chart vom 16.01.2024, Kurs 12,34 Euro, Kürzel: HFG | Quelle: TWS

Am Ende waren es -1,52 Prozent, die bei der Aktie des Kochboxen-Lieferanten zu Buche standen. Weniger als die zeitweise 7,3 Prozent Abschlag am Tagestief. Aber eben trotzdem noch ein Minus. Die Aktie schloss über dem Eröffnungskurs, wer optimistisch denken will, würde daraus einen winzigen, potenziell bullischen „Hammer“ machen. Aber es war eben dennoch ein Minus als Reaktion auf ein neues Kursziel, das nur den Bären gefallen konnte.

Goldman Sachs stufte die Aktie von „Neutral“ auf „Verkaufen“ herunter und senkte das Kursziel drastisch von zuvor 23,40 auf nur noch 12,20 Euro. Wobei das noch nicht einmal das niedrigste, aktuelle Kursziel war, in der Vorwoche hatte Bernstein Research ein Ziel von 11,00 Euro ausgerufen. Natürlich ebenfalls mit der Empfehlung „Verkaufen“. Und auch das davor liegende neue Kursziel der UBS, kurz vor Weihnachten vergeben, war mit einer Verkaufsempfehlung verbunden. Das Ziel selbst lag bei 14,00 Euro und wäre damit bereits unterboten. Aber der Trend ist klar: Die Analysten senken immer mehr den Daumen.

Erstaunlich eigentlich, denn was die Erwartung an den 2024er-Unternehmensgewinn angeht, liegt der Schnitt der Analysten immer noch deutlich über der 2023er-Prognose. Aber wie kann eine Aktie fallen und negativ beurteilt werden, deren Gewinn anzieht?

Expertenmeinung: Das kann dann passieren, wenn die Anleger und mit ihnen eben jetzt auch die ersten Experten dem Braten nicht mehr trauen. Basis dessen dürfte die Prognose-Senkung von Mitte November gewesen sein, die dazu führte, dass die HelloFresh-Aktie mit einer Abwärts-Kurslücke in den Handel ging. Seither bekamen die Bullen hier kein Wasser mehr unter den Kiel. Und das wundert nicht.

Denn erst drei Wochen zuvor hatte HelloFresh die bis dahin bestehende Prognose im Rahmen der Bilanz des dritten Quartals bestätigt. Wie kann es sein, dass man da noch nicht einmal ahnte, dass sich die Prognose nicht halten lässt? Dass sich die Probleme in den USA da noch nicht erkennen ließen, mochten viele eben nicht glauben. Und wenn erst einmal Misstrauen umgeht, ist das so schnell nicht vom Tisch zu bekommen.

Daher mag der Abwärts-Spielraum der Aktie nach diesem immensen Abstieg womöglich begrenzt sein, so dass man hier eher nicht mehr über Short-Trades nachdenken sollte. Aber solange keine belastbaren und überzeugenden neue Zahlen auf den Tisch kommen, dürfte die HelloFresh-Aktie über die üblichen Gegenreaktionen in Abwärtstrends hinaus wohl erst einmal nichts auf der Oberseite zuwege bringen. Das hier ist immer noch ein fallendes Messer, in das man besser nicht greifen sollte.