Je weiter die Aktienmärkte steigen, desto mehr sehen sich diejenigen bestätigt, die sicher sind, dass sich die Risiken für die Weltwirtschaft bald verringern werden. Aber mit echten, positiven Fakten kann man da noch nicht aufwarten. Für Gold-Trader eine knifflige Ausgangslage.
Als Ende letzten Jahres immer deutlicher wurde, dass der neue US-Präsident seine im Wahlkampf verkündeten Maßnahmen offenbar kompromisslos und umgehend umsetzen wird, begann der Goldpreis zu steigen. Seitdem sich zur Jahreswende der aktuell laufende Aufwärtstrend etablierte, hatte das Edelmetall in der Spitze fast 35 Prozent zugelegt und mit 3.500 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreicht, während vor allem der US-Aktienmarkt und die US-Anleihen Mittelabflüsse sahen.
Dieses Rekordhoch stammt vom 22. April, seither konsolidiert der Kurs, vor allem, seit Anfang Mai der Versuch fehlschlug, dieses Hoch anzugehen und zu überbieten. Man weiß offenbar bei den großen Adressen nicht recht, ob man neue, massive Käufe riskieren oder doch besser die immer noch hervorragenden, bisherigen Jahresgewinne nutzen sollte, um Positionen abzubauen. Wo liegt das Problem?
Expertenmeinung: Es liegt in diesem so schwierigen Faktor der Hoffnung. Diese Hoffnung kann große Kursbewegungen auslösen, umso größer, je komplexer und unübersichtlicher die Probleme sind, mit denen sich die Anleger konfrontiert sehen. Viele kaufen seit Wochen am Aktienmarkt, weil sie von der Komplexität der derzeitigen Gesamtsituation überfordert sind, diese deswegen einfach ausblenden und der Herde folgen. Die indes aus genauso mit Hoffnung als Treibstoff laufenden Käufern besteht.
Da das ein Prozess werden kann, der sich aus sich selbst heraus nährt, könnte der Aktienmarkt auch noch weiter stiegen, ohne dass tatsächlich positive Fakten die Bewegung unterfüttern. Doch diejenigen, die da gerade bei DAX, Dow Jones & Co. zulangen sind eben eigentlich diejenigen, die man als Käufer beim Gold bräuchte, um wirklich nach oben etwas zu bewegen. Was hieße:
Wer momentan bei Gold auf der Long-Seite steht, wartet darauf, dass die Aktienmarkt-Rallye kippt und die Rückkehr der Angst vor massiven Problemen in der Weltwirtschaft dazu führt, dass Anleger wieder in den vermeintlich „sicheren Hafen“ des Goldes einfahren und idealerweise neue Käufer hinzukommen, die das Edelmetall erst jetzt für sich entdecken. Dazu dürfte aber ein Aufwärtsimpuls des Goldpreises alleine eher nicht ausreichen. Dazu müssten die Aktienmärkte wanken. Und nur, weil Gold anzieht, werden sie das eher nicht tun.

In einer Ausgangslage wie dieser wundert es nicht, wenn Gold mit einer offenen, aber spannenden Chartkonstellation aufwartet. Was wir hier im Chart in rot gehalten sehen, kann Teil einer Toppbildung sein, kann aber auch eine „Bullen-Flagge“ sein, d.h. eine Konsolidierung über einer intakten Aufwärtstrendlinie (blau), die sich nach oben auflöst und dadurch das Aufwärts-Momentum reaktiviert.
Die Entscheidung dürfte eher früher als später fallen … und könnte, wenn sich am Aktienmarkt nichts Entscheidendes tut, auch im Alleingang vollzogen werden. Wobei man vermuten dürfte, dass ein Ausbruch aus dieser „Flagge“ nach oben kaum negative Auswirkungen auf die Aktien hätte, ein Bruch der aktuell um die 3.155 US-Dollar verlaufenden Januar-Aufwärtstrendlinie bei den Aktien-Tradern aber als Bestätigung ihrer laufenden Käufe gesehen werden könnte.
Wenn die Gold-Bullen also etwas zu ihren Gunsten bewegen wollen, müssten sie den Goldpreis mit Schlusskursen über 3.366 US-Dollar zeitnah und signifikant aus dieser Konsolidierungsformation nach oben hinaus bekommen und hoffen, dass sie dabei dann nicht von der nächsten Kaufwelle am Aktienmarkt abrupt ausgebremst werden. Und das dürfte, wie eingangs geschrieben, ohne die Schützenhilfe kippender Aktienindizes eine knifflige Sache werden.
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