Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Die letzten Wochen waren vor allem im Technologiesektor von erhöhter Volatilität geprägt. Wachstumswerte und größere Technologietitel verzeichneten teils deutliche Rückgänge, mit Verlusten zwischen 10 % und 20 %. Auch der Nasdaq 100 blieb von dieser Korrektur nicht verschont und verlor im November zeitweise rund 8 % an Wert.
Im Kontext der starken Anstiege aus den Vormonaten stellt diese Bewegung jedoch eine normale technische Korrektur dar. Am Oktober-Tief fanden die Kurse schließlich Unterstützung, woraufhin sich eine schrittweise Erholung einstellte. Inzwischen konnten sowohl die 20- als auch die 50-Tage-Linie zurückgewonnen werden. Der Trend ist derzeit noch als neutral einzustufen, doch die Möglichkeit einer Jahresendrallye bleibt bestehen.
Expertenmeinung: Die Rückeroberung der gleitenden Durchschnitte stellt ein erstes positives Signal innerhalb der aktuellen Erholungsbewegung dar. Gelingt es den Bullen, dieses Momentum zu nutzen, könnte der Index wieder in Richtung der früheren Höchststände vorrücken. Kurzfristige Rücksetzer wären dabei nicht ungewöhnlich, solange die Unterstützung aus dem Oktober gehalten wird.
Entscheidend wird sein, ob der Nasdaq 100 genügend Dynamik entfalten kann, um die neutrale Phase zu verlassen. Die Voraussetzungen dafür verbessern sich, und oberhalb der Marke von 25.000 Punkten bleibe ich optimistisch.
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 03.12.2025 um 7:44 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Vorherige Analysen des NASDAQ 100 Index
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 20.11.2025 um 22:46 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Am 10. Oktober gab es eine ähnlich große, rote Tageskerze beim Nasdaq 100. Allerdings mit zwei Unterschieden: Im Oktober war das kein bärischer Intraday‑Turnaround. Und es gab einen klaren Anlass. Gestern eher nicht – und das macht die Sache jetzt brandgefährlich.
Gut eine Stunde nach Beginn des regulären Handels lag der Nasdaq 100 2,36 Prozent vorne. Kein Wunder, denn die Quartalsbilanz von Nvidia vom Vorabend wurde als Beleg dafür gehandelt, dass es noch keine KI‑Blase gibt und da immer noch Luft nach oben ist. Und die Arbeitsmarktdaten des Septembers wurden nachgereicht, mit einer höheren Zahl neu geschaffener Stellen als gedacht. Was zwar die Chancen auf eine Leitzinssenkung im Dezember mindert, aber: Hauptsache Wachstum. Außerdem konnte man darauf hoffen, dass die großen Akteure am Terminmarkt den seit Monatsbeginn wackelnden Index unmittelbar vor der heutigen Abrechnung der Index‑ und Aktienoptionen schon höher ziehen würden. Um 16:30 Uhr unserer Zeit war die Welt für das bullische Lager absolut in Ordnung.
Um 22 Uhr bzw. 16 Uhr US‑Ostküstenzeit, als die Nasdaq schloss, nicht mehr. Aus +2,36 Prozent wurden –2,38 Prozent. Ein Abverkauf, den man so lange nicht mehr gesehen hat. Die durchgehandelte Kursspanne war größer als die des 10. Oktobers. Und auch, wenn es Anfang April im Zuge der Zollpanik größere Tagesverluste gab: Da startete der Index dann bereits mit einer Abwärts‑Kurslücke. Aber hier haben wir eine aktive Handelsspanne von gut 1.100 Punkten. Das ist nichts, das man unterschätzen sollte, zumal:
Diese Verkäufe liefen wie auf Schienen. Nur zweimal gab es in diesen fünfeinhalb Stunden seit dem Tageshoch Versuche von Gegenwehr. Aber die fielen schnell in sich zusammen. Das deutet an, dass große Adressen „Material“ über Bord geworfen haben. Und was diejenigen, die da nicht den Hebel aktiv umgelegt haben, umtreiben dürfte, ist die Frage: warum?
Expertenmeinung: Es mag ja sein, dass der Umstand, dass bei Nvidia in die anfänglichen Gewinne hinein Abgaben aufkamen, den Optimismus unterminiert hat. Und es ist sicherlich so, dass einige Akteure es für problematisch halten, dass die Arbeitsmarktdaten die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinssenkung im Dezember deutlich gemindert haben, obgleich es eigentlich nicht entscheidend ist, ob das im Dezember oder im neuen Jahr passiert. Und es könnte irritiert haben, dass man die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukts‑Wachstum des dritten Quartals, die für den 26. November avisiert waren, vermutlich verschiebt. Aber ansonsten war zum Handelsende nichts anders als zum Handelsstart. Während man bei der letzten, großen roten Kerze am 10. Oktober die massiven Zolldrohungen von Trump Richtung China als nachvollziehbaren Grund der Verkäufe hatte.
Nur bei den US‑Indizes, da war eben allerhand anders. Auch Dow Jones Industrial Average und S&P 500 bekamen einiges ab, aber am härtesten traf es den Nasdaq 100. Und ein derart massives „bearish engulfing pattern“, das dadurch entstand, ist selten. Dass das so unmittelbar vor dieser heutigen Terminmarkt‑Abrechnung auftritt, auch. Damit dürfte so mancher bullische Trader eine unruhige Nacht verlebt haben. Und sich genötigt sehen, heute eine Entscheidung zu treffen:
Dagegenhalten, in der Hoffnung, dass genug andere das auch tun und der Index dadurch die Supportzone 23.969 zu 24.207, in die er gestern hineingerutscht ist, verteidigt? Oder lieber das Heil in der Flucht suchen und einem Bruch dieser Zone zuvorkommen, die, wenn sie fällt, aus charttechnischer Sicht Abwärtspotenzial bis in die Region 21.943 zu 22.320 Punkte (Letzteres ist die 200‑Tage‑Linie) auftun würde?
Da geht man mit offenem Visier in einen solchen Tag. Aber sollte diese bereits angelaufene Zone 23.969/24.207 Punkte deutlicher brechen, wäre schon wegen der Ungewissheit über die Hintergründe dieses markanten Abverkaufs nach unten nichts unmöglich. Vorsicht ist jetzt geboten!
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 2 Wochen
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 14.11.2025 um 7:46 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Ein Blick auf den Nasdaq 100 offenbart, was viele Marktteilnehmer bereits seit Wochen vermuten: Seit Ende Juli sind die breiten Zugewinne im Technologiesektor weitgehend ausgeblieben. Während der nach Marktkapitalisierung gewichtete Nasdaq 100 noch solide erscheint, ist diese Stabilität im Wesentlichen einigen wenigen großen Tech-Titeln zu verdanken.
Seit Mitte Oktober hat sich das Chartbild merklich eingetrübt. Die zuvor stabile Rallye-Struktur ist verflogen, und die Volatilität ist deutlich gestiegen. Sowohl Käufer als auch Verkäufer werden derzeit regelmäßig auf dem falschen Fuß erwischt. Noch zur Wochenmitte deutete vieles auf eine mögliche Fortsetzung der Aufwärtsbewegung hin, doch im gestrigen Handel drehte die Stimmung abrupt – zahlreiche führende Einzeltitel verzeichneten deutliche Kursrückgänge.
Expertenmeinung: Derzeit wirkt der Markt wie ein Kräftemessen ohne klaren Gewinner. Solange sich der Nasdaq 100 jedoch oberhalb der 50-Tage-Linie halten kann, bleibt die übergeordnete bullische Struktur erhalten.
Kurzfristig könnte die anhaltend hohe Volatilität jedoch dazu führen, dass neue Ausbruchsversuche immer wieder scheitern. Auf der Unterseite stellt die Zone um die letzten Pivot-Tiefs eine wichtige Unterstützung dar. Ein Bruch dieser Bereiche würde das technische Bild deutlich verschlechtern.
Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.
Analysemethode
Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 07.11.2025 um 23:51 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Es war eine der übleren Wochen des Jahres für den Nasdaq 100. Aber sie hätte weit übler werden können, hätte der technologielastige Index nicht zum Freitags-Handelsende das Gros der Verluste aufgeholt und einen „Hammer“ im Chartbild ausgebildet. Rettet das die Bullen?
Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der Nasdaq 100 am Tagestief bereits knapp unter die violett gehaltene 50-Tage-Linie gerutscht war, die dem Index seit Monaten als Leitstrahl dient. Zum Handelsende jedoch gelang es, ein zeitweise 2,1 Prozent betragendes Minus in einen harmlos wirkenden Abschlag von 0,2 Prozent zu verwandeln.
Zugleich wurde damit nicht nur die 50-Tage-Linie verteidigt, es entstand auch ein potenziell bullischer „Hammer“ im Candlestick-Chart: ein grüner Kerzenkörper (Schlusskurs höher als der Eröffnungskurs) mit langem, unterem Docht, der deutlich macht, dass viel der zeitweiligen Abschläge aufgeholt wurde. Eine starke Leistung des bullischen Lagers.
Eine Leistung, die sich indes relativiert, wenn man sich den Nasdaq 100 auf Wochenbasis ansieht. Denn da bleibt es trotzdem bei einer langen, roten Kerze, die den grünen Kerzenkörper der Vorwoche komplett einhüllt: ein „bearish engulfing pattern“, das wiederum potenziell bärisch ist. Und das, nachdem einiges in Sachen Zollstreit mit China geklärt werden konnte und die Ergebnisse der großen US-Tech-Unternehmen auf dem Tisch liegen. Keine ermutigende Reaktion.
Damit geht der Index ergebnisoffen in diese neue Handelswoche. Nur eines ist klar: Die Trader agieren hier aktuell mit offenem Visier. Die Frage ist: Welche Seite wird sich durchsetzen?
Expertenmeinung: Das wird vermutlich vor allem von zwei Aspekten abhängen: dem Shutdown und der Frage, ob man es beim KI-Hype am Markt jetzt übertrieben hat oder nicht.
Letzteres liegt natürlich im Auge der Betrachter. Ob man hier eine Blase vor sich hat und die eher noch wachsen kann oder im Gegenteil kurz davor steht zu platzen, ist eine subjektive Einschätzung. Starke Abgaben in KI-nahen Aktien, basierend auf zunehmenden Warnungen, dass hier seitens der Unternehmen ebenso wie der Anleger extrem viel investiert wird, ohne zu wissen, was am Ende an Profit herauskommen könnte, können sich in Käufe verwandeln … wenn die richtigen Leute die richtigen Worte finden, um diese Bedenken wieder zu zerstreuen. Das muss man eben abwarten.
Das gilt genauso für die Frage, wie stark der konjunkturelle Schaden für die US-Wirtschaft durch den Shutdown bereits ist und vor allem, ob er womöglich jetzt endet. Denn die einzige Nachricht, die die Akteure direkt hätte veranlassen können, die Abschläge im Nasdaq 100 in den letzten anderthalb Handelsstunden des Freitags deutlich zu reduzieren, war, dass die US-Demokraten angeboten haben, einer übergangsweisen Haushaltsfinanzierung zuzustimmen, wenn die Subventionen für den „Affordable Care Act“, der einkommensschwächeren Menschen den Zugang zu einer Krankenversicherung ermöglicht, wenigstens um ein Jahr verlängert würden.
Sollte das auf zumindest teilweise Akzeptanz im republikanischen Lager stoßen, könnte dieser Stillstand der öffentlichen Hand, der bereits Rekordlänge erreicht hat, umgehend enden. Das würde zwar andere Risiken, denen sich der Aktienmarkt auf diesem Kursniveau ausgesetzt sieht, nicht verschwinden lassen, aber vorerst womöglich effektiv übertünchen. Kommt es dazu?
Wir werden es, Stand Freitagabend, abwarten müssen. Für die Unterseite ist die jetzt verteidigte 50-Tage-Linie bzw. das Freitags-Verlaufstief des Index bei 24.604 Punkten der Dreh- und Angelpunkt. Schlusskurse über 25.500 Punkten könnten im Gegenzug bereits reichen, um den Kelch einer größeren Korrektur wieder einmal am Nasdaq 100 vorbeiziehen zu lassen.
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Der Inhalt dieses Artikels wurde erstellt am 24.10.2025 um 22:27 Uhr. Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Für erfahrenere Trader waren die neuen Hochs der großen US-Indizes am Freitag absehbar: Dass ein Ausbruch das Ziel zum Wochenschluss war, konnte man bereits am Vortag sehen. Das „Vehikel“, das die Käufe begründen sollte, war zwar eher lahm. Aber ist das ein Problem?
Der Held rettet die holde Maid, die bösen Buben sind am Ende alle hinter Gittern. Helden reiten Schimmel, die Finsterlinge Rappen. Und ein Duell als Showdown, das muss auch sein. Viele Filme liefen jahrzehntelang nach diesem Schema F ab. Und man wusste, bevor die Popcorntüte leer war, wie die Sache ausgehen würde. Trotzdem waren die meisten zufrieden. Weil? Weil sie genau den Verlauf bekamen, der sie zufrieden machte. Damals im Kino. Heute am US-Aktienmarkt.
Ich vermute, dass auch von denen, die bereits am Donnerstagabend wussten, was da am Freitag ablaufen sollte, nur wenige die Stirn gerunzelt hatten, einfach, weil das, was passieren sollte, in ihrem Sinne war. Ein Ausbruch nach oben bekommt eben automatisch den größeren Applaus, weil die erdrückende Mehrheit der Anleger ausschließlich auf steigende Kurse setzt. Was zudem die Sicherheit erhöht, dass ein solcher „Coup“ auch dann gelingt, wenn der gewählte Auslöser gar nicht so bullisch ist, wie er es für kräftige Käufe eigentlich sein müsste.
Das „Vehikel“, der Auslöser? Die US-Verbraucherpreisdaten des Septembers. Verspätet, aber trotz Shutdown geliefert, weil Behörden die Daten brauchen, um Inflationsanpassungen bei der Sozialversicherung vorzunehmen. Dazu braucht es die Inflationsdaten von Juli, August und September. Und die Anpassung muss bis zum 31. Oktober errechnet sein. Wäre das nicht so, hätten wir diese Zahlen auch nicht bekommen. Die auf den ersten Blick bullisch waren, auf den zweiten aber nicht unbedingt. Weil?
Expertenmeinung: Die US-Inflationsrate lag im September bei 3,0 Prozent, in der Kernrate (bei der Nahrungsmittel- und Energiepreise herausgerechnet werden) ebenso wie in der Gesamtrate. Das war, genauso wie bei der Monatsveränderung, ein Zehntelprozent unter der Prognose. Nicht viel also, zumal der Inflationslevel, den die US-Notenbank erreichen will, nicht 3,0, sondern 2,0 Prozent ist. Das war also kein entscheidender Durchbruch. Und es war auch keine Rate, bei der man sagen könnte: Jetzt ist die Sache für die „Fed“ klar, jetzt werden die Leitzinsen nicht nur noch einmal am Mittwoch um 0,25 Prozent gesenkt, ab jetzt geht es schnell zurück in die „Wohlfühlzone“ für die Anleger, die man bei zwei Prozent verorten könnte. Zumal man nicht weiß, was sich gerade am Arbeitsmarkt tut, dem Shutdown sei Undank.
Aber die Bullen haben ja noch ein Argument in Reserve, eine Karte, die man spielen kann, wenn zu vielen diese so geringfügig besser als gedacht ausgefallenen Inflationsdaten zu mager wären: Das Treffen zwischen Trump und Xi Jinping, das – Stand letzten Freitag – am Donnerstag dieser Woche stattfinden soll. Bis zum Beweis des Gegenteils kann man in einem derart bullisch dominierten Markt immer „verkaufen“, dass das den Durchbruch bringen wird und die Kurse danach erst recht durch die Decke gehen.
Diejenigen, die den Nasdaq 100 am Vorabend der Inflationsdaten nah an sein bisheriges Hoch gezogen haben, um dann mit einer Aufwärts-Kurslücke einen Ausbruch zu erzwingen, der die Trader vor diese typische Wahl stellen sollte, entweder mitzuziehen oder in der Angst leben zu müssen, nicht mehr in die Rallye des Jahres hineinzukommen, riskierten also nicht viel. Und haben gewonnen. Von Abgabedruck war den ganzen Freitag über nichts zu sehen.
Ein Coup mit Ansage, bei dem niemand „kontra“ sagt? Offenbar. Aber denken könnten es einige. Zum Beispiel die Autoren des Drehbuchs selbst. Diejenigen also, die die Kurse im Vorfeld höher gezogen hatten und jetzt gemütlich im Gewinn sind. Und damit im Gegensatz zu Tradern, die jetzt erst kurz vor diesem Treffen Trump/Xi einstiegen, kein Problem damit hätten, einen Gutteil ihrer „Anschub-Position“ mit Gewinn glattzustellen und so ihr Risiko nahe null zu senken. Für den Fall, dass da – wie man nüchtern betrachtet befürchten müsste – außer großen Sprüchen auch nach diesem Treffen nichts geboten ist.
Der Nasdaq 100 ist untypisch teuer bewertet, zu wenige Aktien ziehen ihn höher, die 200-Tage-Linie ist sehr weit weg und beim RSI sehen wir auf Tagesbasis eine negative Divergenz. Und statt eher ein wenig den Kopf einzuziehen, wie es in einem „normalen“ Marktumfeld zu erwarten wäre, geht man mit „all in“ in dieses Treffen USA/China. Hinzu kommt, dass der Index selbst auf kurzfristiger Ebene erst dann ein negatives Signal generieren würde, wenn er unter 23.969 Punkte fällt. Das ist unschön weit weg.
Ich meine, es wäre einen Gedanken wert, gerade diesen Umstand, dass so viele mit fliegenden Fahnen und ohne Deckung auf Hausse setzen, Grund genug ist, eigene Long-Trades auf dem Level neuer Rekorde ein wenig zu reduzieren und so einen Teil des Geldes dorthin zu verfrachten, wo ihm ein böses Erwachen nichts mehr anhaben kann: auf das Konto.
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Er ist immens teuer bewertet und markttechnisch überkauft. Aber noch ist der Aufwärtstrend des Nasdaq 100 intakt, auf allen Zeitebenen. Dass er heiß gelaufen ist, ist ein Warnsignal: An irgendeinem Tag wird es vorbei sein mit der Hausse. Aber an allen Tagen davor eben nicht.
Das ist schon etwas, das einerseits unerfahrene Anleger freut und zugleich gierig macht, den alten Hasen aber die Haare zu Berge stehen lässt. Zeitzeugen, die 1929 schon Anleger waren, gibt es keine mehr. Aber man kann es nachlesen, wie es damals zuging, bevor der große Knall kam. Vieles davon erinnert an heute: Wieder glaubt jeder, dabei sein zu müssen, nichts wissen zu müssen und einfach ohne Arbeit und Aufwand viel Geld zu machen. Damals ging diese Milchmädchen-Hausse, wie man das nannte, dramatisch schief. Diesmal könnte es genauso enden. Doch das grundsätzlich zu wissen, ist eine Sache. Genau vorherzusagen, wann und auf welchem Kursniveau das Hoch erreicht wird und ob es dann schnell oder gemächlich abwärts geht, eine andere. Eine, die im Bereich des Unmöglichen liegt.
Bislang passt ja noch alles. Gerade aktuell sieht das Chartbild auf Tagesbasis tadellos aus. Ja, der Nasdaq 100 ist seitens des RSI überkauft. Aber das ist er öfter. Und kann lange in der Überhitzungszone bleiben, der RSI ist ein Warn-, aber kein Trading-Indikator. Außerdem drehte der Index am Mittwoch genau auf Höhe des vorherigen Hochs vom August sauber nach oben und markierte neue Hochs: Besser kann ein Chart nicht aussehen.
Sicher, dass dieser technologielastige Index sogar auf Monatsbasis überkauft ist und deutlich über die obere Begrenzung des 202er-Aufwärtstrendkanals hinausgelaufen ist, ist ein Signal dafür, dass die Sache langsam heiß läuft. Aber Gold ist ebenso aus seinem Trendkanal nach oben hinausgelaufen.
Und das sogar weiter als der Nasdaq 100. Und man darf annehmen, dass das Gros derer, die beim Nasdaq „Crashgefahr“ rufen, genau das gleiche Szenario bei Gold völlig in Ordnung finden. Es ist eben eine Frage der Perspektive. Und wenn es darum geht, wie man mit einem heiß gelaufenen Index wie diesem umgeht, reduziert sich das genau auf diesen Punkt:
Expertenmeinung: Auf die Perspektive. Aber dabei sollte man sich hüten, die eigene Sicht der Dinge als entscheidend anzusehen, denn das ist sie nicht. Vielleicht ist Ihre Meinung ja rein auf rationaler Ebene richtig, wenn Sie der Ansicht wären, dass diese Hausse des Nasdaq 100 eher über kurz als über lang schiefgehen muss und sich dann immens viel Luft nach unten auftut. Aber es ist die Mehrheit des aktiv an der Börse agierenden Kapitals, das die Richtung vorgibt. Und wer derzeit weiter kauft, teilt Ihre Sicht der Dinge offenbar nicht … und wird es auch weiterhin nicht tun. Es sei denn…
… der Trend bricht, also die Indikation, die das Gros der wenig erfahrenen Marktteilnehmer als einzigen Wegweiser nutzt. Steigen die Kurse weiter, muss alles in Ordnung sein, sonst würde es ja nicht höher gehen, so die Sicht vieler. Einfach, weil sie nicht tiefer blicken können oder wollen. Daraus folgt, dass es nie darum gehen kann, ob man eigentlich, ganz grundsätzlich, mit einem für die Zukunft gesenkten Daumen in Bezug auf den Nasdaq 100 recht hätte. Erst, wenn man auch recht bekommt, weil er wirklich nach unten abdreht, wird die Sache so relevant, dass es gälte, zu handeln.
Daher wäre es der falsche Weg, in dem Moment auf die Short-Seite zu gehen, in dem man immense Risiken erkennt, die aber viele andere nicht sehen wollen. Der Kurs gibt den Weg vor, nie ein „müsste eigentlich“. So gesehen ist der beste Weg, mit einem so deutlich steigenden Risiko für kippende Kurse umzugehen, indem man zwar weiterhin konsequent dem Trend folgt, aber zugleich etwas tut, was zu viele andere für unnötig halten: sich absichern.
In Sachen Stoppkurse heißt es jetzt, frei nach dem alten Aftershave-Werbespruch: „Man geht nicht mehr ohne“. Wo konkret man den Stopp ansiedelt, ist immer von der Größe, der eventuellen Hebelung und dem Zeithorizont der eigenen Positionierung abhängig. Und natürlich kann man nie sicher sein, dass ein Stoppkurs oder, sicherheitshalber, eine Stop-Loss-Verkaufsorder genau da liegt, wo der Punkt X erreicht wäre, unter dem eine Verkaufslawine beginnt. Aber lieber steigt man ein-, zweimal doch wieder ein, als ohne Sicherungsseil in einem derart „heißen“ Umfeld unterwegs zu sein. Dem Trend folgen und sich absichern – etwas anderes kann (und muss) man nicht tun, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.