Im Gegensatz zum DAX ist der Euro Stoxx 50 unter seinem im März markierten Rekordhoch hängengeblieben. Mit der laufenden Korrektur ist bereits der zweite Versuch gescheitert, den Deckel zu sprengen. Aber bärisch ist er auch noch nicht – die Trader haben Handlungsbedarf.
Dass der Euro Stoxx 50 der Wall Street ebenso hinterherhinkt wie dem DAX, liegt vor allem daran, dass französische Aktien hier sogar noch einen Tick stärker vertreten sind als deutsche. Und dass der französische Aktienmarkt wegen der politischen Dauerkrise im Land derzeit schwach ist. Aber für Trader, die den Index insgesamt handeln, ist das letztlich sekundär. Für sie zählt die Performance des Euro Stoxx 50 selbst – und entsprechend relevant sind dessen wichtige charttechnische Ankerpunkte für ihre Entscheidungen.
Und in dieser Hinsicht sitzt man momentan mitten zwischen zwei Stühlen. Denn auch wenn der Index kurzfristig droht, bärisch zu werden, nachdem der jüngste Rallye-Versuch genau auf Höhe des Mai-Hochs und damit klar unter dem Jahreshoch abgewiesen wurde: Noch ringt der Euro Stoxx 50 mit seiner 20-Tage-Linie. Und solange die einigermaßen hält, könnte er jederzeit einen erneuten und dann womöglich erfolgreichen Aufwärtsimpuls starten.

Zumal er sich inmitten des einmal nach oben, einmal nach unten durchbrochenen August-2024-Aufwärtstrendkanals befindet, der aber vor allem auf der Unterseite trotzdem seine Funktion als wichtiger Support behält, weil die untere Begrenzung des Kanals zusammen mit der 200-Tage-Linie und den Hochs zwischen April und Oktober 2024 eine massive Unterstützungszone bildet. Nur: Mit „könnte durchstarten“ kommt man am Markt nicht weit, ein erneuter Impuls nach oben müsste auch so zeitnah erfolgen, dass den Bullen nicht vorher Geduld und Nerven ausgehen. Und das mit dem Durchstarten ist in der derzeitigen Gemengelage eben leicht gesagt, aber womöglich weniger leicht getan, denn:
Expertenmeinung: Was bislang an Vorab-Ergebnissen seitens von im Euro Stoxx 50 gelisteten Unternehmen kam, war weniger erfreulich. So konnten BASF und ASML die Erwartungen der Anleger nicht erfüllen … und die Gewinnwarnung von Renault lässt für die drei im Index enthaltenen, großen deutschen Automobilkonzerne auch nichts Gutes erwarten. Darüber hinaus schwebt ja noch das Damoklesschwert der US-Einfuhrzölle über dem Markt. Solange man da keine befriedigende Lösung bekommt, ist jeder Aufwärtsimpuls einer auf Bewährung, das dürfte vielen Tradern vollkommen bewusst sein.
Aber was, wenn die Bilanzdaten keine klare Richtungsvorlage liefern und sich das Zoll-Theater noch weiter, ggf. auch über den 1. August hinaus, hinzieht? Trader sind nicht dafür bekannt, besonders viel Geduld zu haben. Sie wollen Bewegung – und entsteht die nicht auf Basis der Nachrichtenlage, sorgen sie selbst dafür. Es wäre also ziemlich überraschend, wenn dieses charttechnische Unentschieden bis zum 1. August anhält, da wird vermutlich vorher etwas passieren. Die Frage ist indes: Sollte man dann mitziehen?

Wer als mittelfristiger Anleger die Geduld hat, die kurzfristige Trader meist nicht haben, sollte doch eher abwarten, wie sich die Perspektiven der Euro Stoxx 50-Unternehmen und die Auflösung des Zollproblems darstellen. Denn Zölle und Gegenzölle zahlen am Ende die Verbraucher, das Geld wandert in die jeweiligen Staatskassen. Und kaufen alternativ beide Seiten vermehrt ihre nationalen Produkte, drückt das auf die Gesamtwirtschaft durch einen schwindenden Ex- und Importhandel. Zumal ohne einen internationalen Warenfluss mit den USA fraglich werden dürfte, ob all das regional zu bekommen ist, was man bräuchte. Ein Umfeld, das nachhaltig über das Rekordhoch laufende Kurse beim Euro Stoxx 50 unterstützen würde, ist daher zweifelhaft. Eines, das so negativ ist, dass der Index sang- und klanglos durch die mittelfristig entscheidende Auffangzone 5.052/5.156 Punkte fallen würde, derzeit aber genauso. Also?
Also kann es gut sein, dass der Euro Stoxx 50 zwar in nächster Zeit sein kurzfristiges Trendproblem lösen kann, aber noch keine mittelfristig relevanten, größeren Trendimpulse zeigen wird … immer vorausgesetzt, dass der Faktor des Unerwarteten nicht mal wieder zuschlägt. Innerhalb der Spanne zwischen 5.052 und 5.568 Punkten lässt es sich dabei tadellos kurzfristig traden. Aber wer größere Positionen mit einem längeren Zeithorizont auf- oder ausbauen will oder über die Reduzierung bzw. den Verkauf bestehender Positionen nachdenkt, sollte besser abwarten, ob und in welche Richtung der Index diese breite Handelsspanne verlässt … und eher auch erst dann reagieren, wenn die Nachrichtenlage die Ausbruchsrichtung auch tatsächlich unterstützt.
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