Der Hang Seng China Enterprises Index, kurz HSCEI, listet die größten chinesischen Unternehmen, die in Hongkong frei handelbar sind. Damit ist er eine gute Indikation, wie chinesische und internationale Trader Chinas Lage und Perspektive beurteilen. Und man sieht:
Angst scheint da kein Thema zu sein. Der hier abgebildete Wochenchart des HSCEI zeigt zwar, dass auch dieser Index negativ auf Donald Trumps Zölle reagierte und genauso am 7. April „crashte“. Aber diese mit einem kapitalen Kursrutsch begonnene Woche endete mit einem bullischen „Dragonfly Doji“, seither geht es aufwärts. Auch die am 7. April entstandene Abwärts-Kurslücke ist wieder geschlossen … und statt nach unten abzudrehen, was die Bären ermutigt hätte, lief der HSCEI weiter. Und das muss noch nicht das Ende der Aufwärtsbewegung sein.

Dafür spricht die Charttechnik, denn jetzt stünde keine nennenswerte Hürde mehr vor dem bisherigen Jahres-Verlaufshoch bei 9.160,83 Punkten. Dafür spricht aber auch die Position, die China bzw. seine Unternehmen in diesem Zoll-Streit haben, den Donald Trump vom Zaun gebrochen hat. Denn natürlich sind auch die jetzt befristet auf 30 Prozent bzw. für Warenwerte unter 800 US-Dollar auf 54 Prozent gesenkten Einfuhrzölle in die USA äußerst problematisch und drücken auf Umsatz und Gewinn. Aber im Gegensatz zu den USA leisten in China Staat und Notenbank Hilfestellung.
Expertenmeinung: Gerade erst hat die Notenbank PBoC, die „People’s Bank of China“, wieder einmal den Leitzins gesenkt, die Referenz-Zinssätze für ein Jahr und fünf Jahre wurden jeweils um 0,1 Prozent auf 3,0 und 3,5 Prozent nach unten genommen. Im Sommer 2024 hatte der jetzt bei 3,0 Prozent liegende Ein-Jahres-Referenzzins noch bei 3,45 Prozent gelegen. Das sieht zwar nicht nach Riesenschritten aus, aber Chinas Notenbank pflegt nie vergleichbar große Schritte zu machen wie die „Fed“ oder die EZB, Zehntelprozent-Schritte sind eine normale Größenordnung. Aber damit ist es ja nicht getan:
Versicherungen dürfen mehr Geld am Aktienmarkt anlegen, Banken müssen weniger Kapitalreserven halten, Investoren erhalten günstigere Konditionen am Immobilienmarkt: China stützt seine Wirtschaft, die vor Trumps Zöllen ohnehin schon Stützung nötig hatte, weil der zu lange und zu stark aufgeblasene und jetzt instabile Immobilienmarkt schon genug Probleme verursacht hatte. Aber die Investoren sehen: China ist imstande und dabei, sich auf eine wirtschaftliche Konfrontation mit den USA einzustellen.
Und dort kann man das Durchhalten nötigenfalls anordnen, während die Lobbyisten dem US-Präsidenten schon mehrfach auf die Füße stiegen und er in bestimmten Bereichen zurückrudern musste … während die US-Notenbank konsequent bei ihren Aufgaben bleibt und Trumps Zoll-Abenteuer nicht mit billigem Geld mit finanziert … und während die US-Verbraucher immer nervöser werden, wie die Verbrauchervertrauens-Daten der vergangenen zwei Monate zeigen.
Nicht wenige Investoren glauben, dass China am Ende am längeren Hebel sitzen und problematische Forderungen abwehren wird. Das reflektiert der Anstieg des HSCEI … und damit könnten sie Recht haben.
Da die Stützungsmaßnahmen allesamt notwendig sind, um den Status quo aufrechtzuerhalten und das Ergebnis der Verhandlungen mit den USA keine goldene Zeit für China einläuten wird, sondern nur ein Wachstum, wie sich die chinesische Regierung das vorstellt, ist es zwar eher gewagt, jetzt noch auf den Aufwärtstrend des HSCEI aufzuspringen. Aber aussteigen oder gar Short-Trades aufbauen, das wäre noch deutlich riskanter. Wer hier Long wäre, könnte einfach im fahrenden Zug sitzen bleiben und müsste nur darauf achten, die Notbremse in Form von konsequent charttechnisch ausgerichteten Stop Loss in Reichweite zu behalten.
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