Brent Crude Oil Prognose Brent Crude Oil: hopp oder topp?

News: Aktuelle Analyse des Brent Crude Oil Futures

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des Brent Crude Oil Futures

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Mit 11,55 Prozent (vom Hoch gerechnet) war die Handelsspanne bei Brent Crude Oil am Montag die größte seit vielen Jahren. Wäre das Teil eines gewaltigen, erneuten Kursanstiegs gewesen, hätte das wohl nur wenige gewundert. Aber das Gegenteil war der Fall.

Ein gewaltiger Intraday-Turnaround nach unten, ausgerechnet am ersten Handelstag, an dem die Märkte auf die zuvor nicht angekündigte Einmischung der USA in den Israel/Iran-Konflikt reagieren konnten … da kann man sich ein wenig wundern. Bis man sich die Argumentation des Selloffs ansieht. Danach kann man sich nämlich noch mehr wundern.

Dass Brent Crude Oil am frühen Montagmorgen mit einem Plus von über fünf Prozent in den Handel startete, basierte auf der Sorge, dass der US-Beschuss der iranischen Atomanlagen zu einer umgehenden, massiven Eskalation der Lage führen würde.

Doch bereits unmittelbar nach der Eröffnung wurde in den Kurssprung hinein verkauft. Das Plus war zur Mittagszeit dahin, zugleich zogen die Aktienmärkte wieder an. Das Argument: Die USA könnten mit dieser Aktion bereits mit ihrem Iran-Engagement „durch“ sein. Und der Iran könnte auf eine Reaktion verzichten, weil eine Eskalation das Regime gefährden könnte, nachdem Donald Trump am Sonntag auf seiner Plattform offen darüber nachdachte, dass ein solcher Regimewechsel womöglich eine gute Sache sein könnte.

Als der Iran dann am Abend einige Raketen auf US-Stützpunkte abfeuerte, wurde das nicht als Eskalation, sondern als Schlusspunkt der Auseinandersetzung ausgelegt. Der Iran hat offiziell dagegengehalten, dabei aber keinen Schaden angerichtet oder US-Bürger getötet, sondern nur sein Gesicht gewahrt. Sprich:

Man unterstellt, dass die größte Gefahr jetzt vorbei ist und auch eine Sperrung der Straße von Hormus als extrem wichtigem Transportweg für Rohöl vom Tisch ist. Also wurde bei Brent Crude Oil und den anderen wichtigen Ölsorten nach den iranischen Raketenangriffen nur umso heftiger verkauft. Aber diese Argumentation hat einen Haken: Sie muss nicht zutreffen.

Expertenmeinung: Ob es der Iran damit bewenden lässt oder diese Raketen auf US-Stützpunkte nur eine Finte waren, während andere Reaktionen noch anstehen, kann man definitiv nicht sicher vorhersagen. Immerhin hatte auch Trump eine Finte angewandt, als er behauptete, Bedenkzeit zu brauchen. Und dann doch am Sonntag zuschlug. Es kommt auch darauf an, was Israel weiter tut. Von „sicher“ kann man hier in keiner Weise sprechen. Aber am Ölmarkt agierte man, als wäre es so. Und das ist riskant.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 23.06.2025, Kurs 70,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 23.06.2025, Kurs 70,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Rein aus chart- und markttechnischer Sicht haben wir hier natürlich ein mächtiges Signal. Ein „bearish engulfing pattern“ aus einer massiven Widerstandszone heraus bei zugleich überkauften markttechnischen Indikatoren, das ist schon was. Aber die Dimension dieses Selloffs ist nicht zwingend vergleichbar mit dem Maß, mit dem die Trader wirklich von einer endgültigen Entwarnung überzeugt sind, denn hier dürfte der Lawinen-Effekt gegriffen haben.

Man darf unterstellen, dass die immense Dynamik des vorherigen Kursanstiegs dazu führte, dass ungewöhnlich viele hoch gehebelte Long-Trades im Markt waren. Und je höher der Hebel oder je größer die Zahl der Long-Positionen im Future, desto geringer ist die Risikotoleranz. Solche Positionen muss man mit eher engen Stop Loss-Verkaufsorders absichern. Und mit jeder Supportlinie, die brach, wurden solche Stop Loss-Verkäufe ausgelöst, die den Druck aufrechterhielten, den Kurs tiefer schickten, bis die nächste Linie brach und erneut Stop Loss-Verkäufe einsetzten. Eine klassische Verkaufslawine, die irgendwann aus sich selbst heraus läuft und nicht zu stoppen ist. Zumindest nicht, bis ein Kurslevel erreicht wurde, auf dem die zu spekulativen Bullen aus dem Markt geflogen sind. Ein Level wie der, den diese Lawine gestern erreichte?

Das kommt auf die Nachrichtenlage der kommenden ein, zwei Tage an. Wirklich massiv würde der Support aus charttechnischer Sicht erst im Bereich der Kreuzunterstützungszone 63,80 zu 67,95 US-Dollar. Bis dahin könnte Brent Crude, wenn es in Bezug auf den Iran keine Überraschungen gibt, durchrutschen. Aber um diese Zone nach unten zu durchbrechen, müsste schon weitaus mehr passieren, daher: Hierin den Beginn der Super-Baisse beim Ölpreis zu sehen, könnte sich als falsch erweisen … es ist gut denkbar, dass der größere Teil des Abverkaufs bereits hinter uns liegt.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Brent Crude Oil hat am Mittwoch eine Phalanx an Widerständen nach oben durchbrochen und den Ausbruch am Donnerstag gegen Gewinnmitnahmen verteidigt. Ausgerechnet jetzt kann steigende Ölpreise kaum jemand gebrauchen … aber genau danach sieht es momentan aus.

Auslöser der Mittwochs-Rallye war die Meldung, dass die USA Botschaftspersonal aus dem Irak abziehen. Eine klare Begründung wurde nicht gegeben, aber Donald Trump erklärte auf Anfrage: „Weil es ein gefährlicher Ort sein könnte“. Man geht davon aus, dass die Maßnahme vorsorglich erfolgt, um im Fall eines – mittlerweile erfolgten – israelischen Angriffs auf den Iran als Druckmittel im Rahmen der wie immer schleppend verlaufenden Atomverhandlungen USA/Iran nicht im Fadenkreuz iranischer Vergeltungsschläge zu stehen. Kurz:

Der Ölpreis stieg, weil die Käufer auf eine erneute Zuspitzung der Lage im Nahen Osten und eine damit einhergehende Angebotsverknappung nebst Bedrohung der Schifffahrtswege spekulieren. Ob es so kommt, ist offen. Aber käme es so, hätte dann nicht längst gekauft, wer kaufen wollte, sodass aufgrund dieses Vorgriffs das Kursrisiko nach oben begrenzt ist?

Expertenmeinung: Das ist zumindest fraglich, darauf verlassen sollte man sich lieber nicht. Denn auch, wenn die Weltpolitik immer wieder Auslöser für starke Kursausschläge bei Rohöl liefert: Wenn dadurch erst einmal charttechnische Fakten geschaffen wurden, können die sich leicht verselbständigen, denn der Anteil an kurzfristiger, rein chart- und markttechnisch orientierter Spekulation ist beim Ölpreis hoch. Und jetzt wurden solche Fakten geschaffen:

Brent Crude hat durch den starken Anstieg des Mittwochs die bereits am Vorabend erreichte Widerstandszone zwischen 66,41 und 67,36 US-Dollar überboten und damit eine tadellose, untere Umkehrformation vollendet. Damit nicht genug: Zugleich überbot der Kurs auch noch die 100-Tage- sowie die 200-Tage-Linie und die mittelfristige, im Januar etablierte Abwärtstrendlinie. Viel markanter kann ein bullisches Signal kaum daherkommen.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.06.2025, Kurs 69,70 USD, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.06.2025, Kurs 69,70 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Damit wäre der Weg frei bis zunächst an das Anfang April ausgebildete Zwischenhoch bei 73,79 US-Dollar, danach wäre ein Widerstandsbereich bei knapp 75 US-Dollar dran, bevor es dann bereits um das Jahres-Verlaufshoch von 78,93 US-Dollar ginge. Das wäre ein Impuls, der für die Hoffnung, dass die inflationären Impulse der Zollpolitik durch niedrigere Energiepreise ausgeglichen werden, fatal wäre. Aber das würde die bullischen Trader wohl kaum davon abhalten, hier weiter auf der Long-Seite zu agieren.

Um dieses Aufwärtsrisiko beim Ölpreis vom Tisch zu bekommen, müsste dieses bullische Signal zur Bullenfalle werden. Das wäre dann zu unterstellen, wenn Brent Crude Oil den kompletten Aufwärtsimpuls zurücknimmt und mit Schlusskursen unter 64 US-Dollar durch die Kreuzunterstützung aus Mai-Aufwärtstrendlinie und 50-Tage-Linie fiele. Unmöglich wäre das nicht, aber darauf zu setzen, bevor das wirklich passiert ist, wäre hochriskant.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Brent Crude Oil: Trendwende in Arbeit … nach oben!

Noch ist keine Aufwärtswende vollzogen. Aber das Chartbild zeigt, dass sich die Bullen bereits aufgestellt haben: Brent Crude Oil ist an eine entscheidende Widerstandszone herangelaufen. Jetzt muss sich zeigen, ob die Nachrichtenlage dem Ausbruch Rückenwind verleiht.

Es ist schon auffällig, dass OPEC+ die Fördermenge erhöht, die Wachstumsaussichten weltweit nicht gerade für eine rasant anziehende Nachfrage sprechen und der Ölpreis trotzdem ein Chartbild abliefert, in dem er sich sprungbereit für die Vollendung einer tadellosen Aufwärtswende zeigt.

Wir sehen im Chart, dass Brent Crude Oil Mitte Mai die Chance hatte, ein perfektes Doppeltief zu vollenden, dann aber auf Höhe der 50-Tage-Linie gestoppt wurde. Dieser gleitende Durchschnitt wurde am Dienstag leicht überboten. Was zwar noch keine zwingende Basis für weiter anziehende Kurse ist, aber es ist ein erster Schritt.

Darüber wartet eine markante Widerstandszone zwischen 66,39 und 67,36 US-Dollar pro Barrel, drüber kommen dann die 100-Tage- und die 200-Tage-Linie. Und als Abschluss des Bereichs, durch den die Bullen hindurch müssten, um nach oben freie Bahn zu haben, die Januar-Abwärtstrendlinie bei momentan 69,50 US-Dollar.

Das wirkt wie eine massive Phalanx an Hürden, an der sich bullische Trader die Zähne ausbeißen könnten. Aber dass Brent Crude Oil nicht nennenswert nach unten drehte, obwohl der Kurs am unteren Ende dieser Zone zweimal an der 50-Tage-Linie scheiterte, sondern im Gegenteil ein drittes Mal anrannte und, zumindest bei diesem 50-Tage-Durchschnitt, Erfolg hatte, zeigt zweierlei:

Expertenmeinung: Zum einen, dass die Bären derzeit offenbar andere Betätigungsfelder haben. Und zum anderen, dass die Bullen nicht aufgeben. Und das steigert das Risiko einer über 69,50 US-Dollar tadellos vollendeten Aufwärtswende mit erstem Kursziel bei 73,79 US-Dollar (das Hoch von Anfang April) deutlich.

Was fehlt, wäre ein Anlass, um diese Widerstandszone anzugehen – einer, der stark genug ist, um weitere Käufer anzuziehen und die Bären fernzuhalten. Da setzen die Rohöl-Bullen auf weiterhin ergebnislose Verhandlungen in den Krisenregionen Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt ebenso wie auf die für das Rohöl-Angebot immer kritischen US-Verhandlungen mit dem Iran.

Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob sich hier wirklich für den Ölpreis bullische Nachrichten ergeben. Solange diese Januar-Abwärtstrendlinie nicht überboten ist, ist grundsätzlich alles offen. Aber der Weg bis an und über diese Linie ist kein langer … daher kann es hier, wenn die Bullen auf der Nachrichtenseite Bestätigung erhalten, leicht auch mal ganz schnell gehen.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 03.06.2025, Kurs 65,58 Euro, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 03.06.2025, Kurs 65,58 Euro, Kürzel: COIL | Quelle: TWS
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Die USA und China machen Fortschritte in Sachen Handelsbeziehungen und der Ölpreis legt zu – eine logische Reaktion. Doch eigentlich hätte man mit einem deutlich größeren Anstieg rechnen können. Vor allem mit einem, der nicht Richtung Handelsende immer kleiner wurde.

Die drastische Reduzierung der zuvor wie ein gegenseitiges Handelsembargo wirkenden Einfuhrzölle zwischen China und den USA könnte für viele Unternehmen in letzter Minute gekommen sein, immerhin sind sechs Wochen vergangen, seitdem die Zölle auf für beide Seiten nicht mehr tragbare Höhe getrieben wurden. Eine relativ lange Zeit, in der viele Waren in beide Richtungen in den Lagern blieben, weil der Import ins Zielland Verluste eingebracht hätte. Jetzt könnte vieles, was auf Halde lag, sofort in Marsch gesetzt werden, um leere Lager und Regale aufzufüllen … und das heißt:

Ein kräftiger Anstieg im internationalen Frachtverkehr zwischen den beiden riesigen Industrienationen … und somit ein anspringender Bedarf nach Rohöl bzw. Benzin, Diesel, Kerosin. Dass der Ölpreis auf diese am Montagmorgen konkret offengelegte Einigung hin ansprang, ist also völlig nachvollziehbar. Zumal man angesichts dieser Fortschritte vermuten dürfte, dass auch andere wichtige Handelspartner und Produktionsländer in Asien und Europa eine Chance haben, bald wieder klare Verhältnisse in Bezug auf den US-Handel zu haben.

Daher ist es schon eine hochgezogene Augenbraue wert, dass der zeitweise 3,9 Prozent ausmachende Kursgewinn bei Brent Crude Oil zum Ende des offiziellen Handels an der Chicagoer Terminbörse so deutlich zusammenschmolz, am Schluss nur noch um die 1,5 Prozent ausmachte. Ein Warnsignal?

Expertenmeinung: Durchaus, denn wir sehen im Chart, welche große Chance das bullische Lager jetzt hätte. Würde der Brent-Crude-Oil-Future (hier gezeigt ist der nächste Liefertermin Juli, der sogenannte „Frontmonat“) die am Tageshoch bereits touchierte Widerstandszone 66,24 zu 67,92 US-Dollar pro Barrel überwinden, wäre ein großes Doppeltief vollendet, man hat eine mittelfristige Aufwärtswende sozusagen „auf dem Fuß“.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.05.2025, Kurs 64,82 US-Dollar, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.05.2025, Kurs 64,82 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Gut, vergeben könnte man diese Chance auch dann noch, weil die wichtigen gleitenden Durchschnittslinien der letzten 100 und 200 Handelstage sowie die Januar-Abwärtstrendlinie (aktuell bei 71,75 US-Dollar über den vorgenannten Linien) auch noch überboten werden müssten, um den Weg nach oben wirklich frei zu bekommen. Aber es wäre ein wichtiger erster Schritt, der schon auffallend deutlich unter der Nackenlinie des potenziellen Doppeltiefs bei 67,64 US-Dollar auf Abgabedruck traf.

Denkbar wäre als Grund für die Verkäufe in steigende Kurse hinein, dass Donald Trump einige Bemerkungen machte, die ein wenig Wasser in den Wein gossen. So beklagte er sich über die Verhandlungsstrategie der EU und betonte, dass die Zölle gegen China wieder steigen würden, sollte es nach 90 Tagen keine Einigung geben. Was man glauben kann oder auch nicht. Aber ob diejenigen, die an einer deutlicher und stabil anziehenden Rohöl-Nachfrage und einem dadurch in eine Aufwärtswende laufenden Brent-Crude-Oil-Kurs zweifeln, damit richtig liegen oder nicht: Kurzfristig wird sich das nicht belegen lassen. Daher ist es das Chartbild, das über die Frage „Long oder Short“ entscheidet. Und das zeigt aktuell eben nur eine Chance für die Bullen. Bevor sie die nicht „eingetütet“ haben, bliebe die Long-Seite bei Brent Crude riskant.

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Die Mehrzahl der Investoren hatte sich unter „reziproken Zöllen“ das vorgestellt, was man auch hätte erwarten können: Gleiche Zollsätze für beide Seiten. Was Trump dann aber am 2. April verkündete, war etwas ganz anderes. Der Ölpreis brach ein – und hat sich seither kaum erholt.

Als die Investoren einige Zeit nach Trumps Rede zu seinem selbst gekürten „Tag der Befreiung“ herausbekamen, auf welch bizarre Art und Weise die großenteils absurd hohen Zölle errechnet bzw. kreiert wurden, war man schockiert. Hatte zugleich aber auf einmal ein ziemlich klares Bild vor Augen: Das einer wie ein Hefeteig in sich zusammenfallenden Weltwirtschaft. Was wiederum bedeuten würde: Viel weniger Frachtverkehr, weniger Produktion, weniger Reisen, weniger Berufsverkehr, sprich eine insgesamt deutlich sinkende Rohölnachfrage.

Dass Brent Crude Oil wie vom Beil gefällt durch eine ganze Reihe an Supportlinien rutschte und kurzzeitig im Future auf den tiefsten Stand seit Ende 2021 fiel, was also durchaus nachvollziehbar. Was indes manchen wundern dürfte ist, dass der Ölpreis seit Mittwoch nicht wieder rasant auf alte Höhen lief.

Denn immerhin hatte Donald Trump ja am Mittwochabend unverhofft die gerade erst implementierten Zölle für die meisten Länder für 90 Tage auf Eis gelegt. Der Aktienmarkt feierte das mit einer unglaublichen Hausse nach dem Motto „jetzt wird alles wieder gut“. Bei Brent Crude Oil war davon herzlich wenig zu sehen:

Brent Crude Oil: Tages-Chart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Tageschart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Der Kurs zeigte an diesem Mittwoch zwar eine beeindruckende Rallye, die aber setzte auf einem mehrjährigen Tief ein. Und zum Wochenschluss blieb Brent Crude Oil unter den jetzt als Widerstand fungierenden „Ex-Unterstützungen“ bei 65,52, 67,20 und 67,92 US-Dollar pro Barrel. Warum?

Weil man am Rohstoffmarkt deutlich weniger emotional zu agieren pflegt als am Aktienmarkt. Weil man sah, wie Kapital auch bzw. gerade nach dieser Kehrtwende des Mittwochs aus US-Anleihen und dem US-Dollar floh. Viele interpretierten diesen 90-Tage-Aufschub offenkundig als einen Beleg dafür, dass die US-Regierung gefährlich planlos und unprofessionell agiert und das Risiko eines K.O. der Weltwirtschaft damit keineswegs vom Tisch ist, womöglich sogar noch gestiegen sein könnte.

Ob diese Befürchtungen von der Zukunft bestätigt werden, kann, so lapidar das klingt, erst die Zukunft zeigen. Aber dieses auffällige „Verweigern“ dieser von unten angelaufenen Charthürden ist markant genug um zwei Dinge daraus ableiten zu können. Zum einen, dass eine Chance besteht, dass diese Entwicklung wenigstens günstigere Energiepreise mit sich bringt. Und zum anderen, dass man sich hüten sollte, bei Brent Crude über Long-Trades auch nur nachzudenken, bevor diese charttechnisch und auch psychologisch wichtige Widerstandszone zwischen 65,52 und 67,92 US-Dollar eindeutig und auf Schlusskursbasis zurückerobert wurde.

Brent Crude Oil: Wochen-Chart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Wochenchart vom 11.04.2025, Kurs 64,75 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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