Der Euro/US-Dollar-Kurs ist am Dienstag zum europäischen Handelsende an der oberen Begrenzung der im Juli etablierten Handelsspanne zwischen 1,1603 und 1,2010 US-Dollar vorbei und attackierte am Dienstag die obere Begrenzung der eigentlichen Widerstandszone, die bis in die Jahre 2010/2012 zurückreicht, bei 1,1876/1,2042 US-Dollar.
Und nachdem das Währungspaar per Ende November signifikant über die langfristige, bis ins Jahr 2008 zurückreichende Abwärtstrendlinie gelaufen ist und damit deutlich wurde, dass sich die Euro-Bullen derzeit nicht stoppen lassen, wäre es eher eine Überraschung, würde dieser Ausbruch nach oben dann doch noch im Bereich von 1,2042 US-Dollar ausgebremst.

Würde dieser große Sprung gelingen, läge das nächste charttechnische Kursziel bei 1,2555 US-Dollar, dem Jahreshoch 2018. Ein erreichbares Ziel, womöglich auch relativ kurzfristig. Aber zu sicher sollte man sich einer solchen Fortsetzung der Euro-Rallye nicht sein. Nicht nur, weil der Kurs in diesem Jahr ein Tief bei 1,0636 US-Dollar gesehen hatte und somit schon deutlich angezogen hat. Sondern auch, weil die Argumente für einen derart deutlich zum Greenback fester gehenden Euro zumindest in einer mittelfristigen Perspektive nicht unbedingt zwingend sind.
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Für einen weiterhin schwachen US-Dollar zum Euro, sprich für die Fortsetzung der Euro-Rallye, müsste man normalerweise mindestens eine von mehreren Voraussetzungen erfüllt sehen: Eine zunehmende Aversion gegenüber Investments ausländischer Investoren und Unternehmen in den USA. Eine in den USA deutlich schwächere Wirtschaft nebst der Perspektive, dass dies auch eine Zeitlang so bleiben würde.
Und/oder die Erwartung, dass die Renditen am US-Anleihemarkt weiter sinken und dadurch zu denen des Euroraums unattraktiver werden, entweder verursacht durch massive konjunkturelle Probleme und/oder durch Deflation. Aber nüchtern betrachtet ist ein solches Szenario mittelfristig nicht zu erwarten, das Eintreffen aller Voraussetzungen zugleich, was dann zu einem echten, umfassenden Wertverfall des Greenbacks führen könnte, erst recht nicht.
Momentan mag die geopolitische Lage und der Umgang der derzeitigen Regierung mit der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen gegen den US-Dollar sprechen. Und das wird sich nicht sofort mit der Vereidigung von Joe Biden am 20. Januar ändern; da wieder in die Spur zu kommen, braucht Zeit. Aber momentan darf man annehmen, dass es grundsätzlich gelingen wird, die US-Wirtschaft wieder so zu stärken und die politische Gesamtlage zu stabilisieren, dass die USA als Investmentziel ihre alte Attraktivität wiedererlangen und der US-Dollar damit gefestigt würde.
Es ist zwar möglich, dass man seitens der US-Wirtschaft versucht, den schwachen US-Dollar noch eine Zeitlang unten zu halten bzw. weiter zu drücken, um den daraus resultierenden Exportvorteil gegenüber der Eurozone in dieser schwierigen Phase aufrechtzuerhalten. Aber natürlich wünscht sich jeder Währungsraum aus präzise demselben Grund eine schwache Währung. Auch, wenn sich die EU dahingehend meist weniger entschlossen zeigt:
Man sollte im Hinterkopf behalten, dass die Euro-Rallye nicht in Stein gemeißelt ist. Bei aggressiveren Long-Trades wäre zu überlegen, bereits dann die Segel zu streichen, sollte Euro/US-Dollar unter 1,1860 US-Dollar und damit deutlicher in die vorherige Seitwärtsspanne zurückfallen.

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