Der Devisenmarkt hat traditionell eine „politische Nase“, reagiert intensiver auf politische Einflüsse als der Aktienmarkt. Was nachvollziehbar ist, da die Politik die Perspektiven der jeweiligen Volkswirtschaft maßgeblich beeinflussen kann. Was die Forex-trader in dieser Hinsicht erwarten, zieht oder bremst eine Währung, auch und gerade die Euro/US-Dollar-Relation.
Dass der Euro zum US-Dollar im November und Dezember deutlich zulegte, ist solch eine „politische Bewegung“. Der Wahlsieg der US-Demokraten schürte die Befürchtung, dass mehr Reglementierung der Wirtschaft und des Handels sowie Steuerhöhungen dazu führen werden, dass das Wachstum der US-Wirtschaft ausgebremst wird, die US-Notenbank noch intensiver eingreifen wird und damit der Renditelevel am Anleihemarkt ebenso wie eine geringere Stabilität der US-Wirtschaft den Greenback als Anlagewährung unattraktiver machen werden.
Eine sehr pauschale Denkweise, zumal sich dieses Schwarz/Weiß-Denken bei vielen früheren demokratischen Regierungen am Ende als falsch erwies. Und langsam schleichen sich dahingehend offenbar auch Zweifel ein, denn der US-Dollar gewinnt wieder an Boden, der Euro kommt zurück. Aber ist das schon eine mittelfristig relevante Abwärtswende, ist die starke Phase des Euro damit vorbei?
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Dafür würde sprechen, dass sich die Befürchtungen in Sachen Steuererhöhungen und Reglementierung bislang nicht bestätigt haben und die Biden-Regierung versucht, vieles anzuschieben, um zu verhindern, dass die US-Wirtschaft in die Rezession zurückfällt … während das für Europa bislang nicht zu beobachten ist. Hier wirkt die EU derzeit paralysiert, die Wirtschaft siecht in einem immer wieder verlängerten Lockdown dahin und die Spätfolgen dieser Situation sind kaum absehbar. Es wirkt, als würde die „sicherere“ Anlagewährung und das attraktivere Renditeniveau am Anleihemarkt in den kommenden Jahren eher in den USA zu finden sein und daher der US-Dollar eher nachgefragt werden als der Euro. Aber:
Noch weist die Charttechnik keine echte Abwärtswende aus. Erst, wenn der Euro/US-Dollar-Kurs die wichtige, langfristige Auffangzone 1,1876/1,2042 US-Dollar, an die die Bullen bis zum Ausbruch im Dezember längere Zeit vergebens angerannt waren, wieder unterbieten würde, würde sich langsam ein bärisches Szenario für den Euro etablieren. Und selbst dann könnte es sich noch bloß um eine Korrektur handeln, die in ein Pullback an den Ausbruchslevel mündet. Der Ausbruchslevel wäre definiert durch die beiden langfristigen Abwärtstrendlinien, die untere verläuft derzeit bei 1,14 US-Dollar. Auch von dort aus könnten die Euro-Bullen wieder durchstarten, daher: Sollte Euro/US-Dollar in den Bereich zwischen 1,14 und 1,1876 US-Dollar abrutschen, würde er sich auf mittel- und langfristiger Ebene in einer neutralen Zone befinden, in der man das Feld den kurzfristigen Tradern überlassen sollte. Aber oberhalb dieses Bereichs hätten die Euro-Bullen noch alle Chancen, das nächste, größere Kursziel bei 1,2555 US-Dollar doch noch zu erreichen, denn solange der Trend hält, erweisen sich die Akteure am Forex-Markt gegen Veränderungen ihrer vorherigen „politischen“ Meinungen oft als recht widerstandsfähig.

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