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Börse aktuell vom 12.-18.05.2025

Die Blaupause des Zollstreits basiert nicht auf Trumps erster Amtszeit

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„Substanzielle Fortschritte‘“ nach den Gesprächen USA/China in der Schweiz? Heute werden wir lesen, was genau da denn erreicht wurde. Aber es bleibt das Problem, dass Unternehmen weltweit mit höheren Zöllen konfrontiert werden und nicht wissen, wann und wie diese Problematik gelöst sein wird. Viele Trader hoffen, dass kleine Schritte die Aktienmärkte Schritt für Schritt immer höher ziehen, wie es bereits in Trumps erster Amtszeit gelang. Aber ist das überhaupt die richtige „Blaupause“?

Bereits in seiner ersten Amtszeit von Januar 2017 bis Januar 2021 hatte sich der aktuelle US-Präsident mit China angelegt. Dabei wurde viel geredet … und Donald Trump gelang es, die US-Aktienmärkte immer wieder nach oben zu peitschen, indem er in regelmäßigen Abständen von großen Fortschritten schrieb und ein ums andere Mal behauptete, der „Deal“ stehe unmittelbar bevor und werde herausragend positive Veränderungen nach sich ziehen. Es dauerte indes bis 2019, bis erste Teile des auf mehrere Stufen angesetzten „Deals“ in trockenen Tüchern waren. Und wirklich verändert hat sich, wenn wir uns mal ansehen, wie sich das Handelsbilanzdefizit der USA in den letzten 40 Jahren entwickelt hat, nichts. Außer, dass es sich zuletzt gegenüber Ende 2024 fast verdoppelt hat.

Das Defizit von diesem katastrophalen Level von -140 Milliarden US-Dollar im März 2025 zu verringern ist keine Kunst, man sollte indes nicht vergessen, dass Trump selbst es ja auf diesen Level befördert hat. Und genau hier setzt meine Argumentation an, warum man lieber nicht zu sicher sein sollte, dass es am Aktienmarkt diesmal genauso laufen wird wie 2017 bis 2019, sondern womöglich eher wie 2020 bis 2022.

Die „Gezeiten“ des Welthandels … Trump hat sie unberechenbar gemacht

Erinnern wir uns, wie es ab 2017 lief. Donald Trump hat gedroht, gelockt, aber wenig gehandelt. Es wurden Forderungen gestellt, es wurden Gespräche erzwungen, aber es waren konkrete Forderungen da. Diesmal wissen die von den US-Zöllen betroffenen Länder aber gar nicht, was Trump genau von ihnen erwartet. Klar ist nur eines: Er will für die USA mehr Vorteile. Was hieße: Die anderen Länder werden sich im Handel mit den USA deutlich schlechter stellen. Und dass das keineswegs eine Kleinigkeit würde, zeigt schon dieses vorstehende, gewaltige Handelsbilanzdefizit. Aber gehen wir mal durch, was da gerade passiert:

Trump hatte diese Zölle bereits Monate zuvor angekündigt. Damit wussten in die USA exportierende Unternehmen bereits am Tag seines Wahlsiegs: Da kommt Sturm auf. Und die nach seiner Vereidigung am 20.1. Stück für Stück verordneten Zölle und die Ankündigung, am 2.4. werde so richtig Tacheles geredet, führten dazu, dass die Unternehmen mehrere Wochen Zeit hatten, so viel zu produzieren wie irgend möglich und alles, was machbar war, vor diesem 2. April in die USA zu verschiffen. Dass die Zölle, die dann kamen, auf höchst schräge Art berechnet wurden, viel höher waren als selbst Pessimisten dachen und dann großenteils für 90 Tage gestundet wurden, ist natürlich nicht unwichtig. Aber es spielt meiner Meinung nach nicht die entscheidende Rolle. Entscheidend ist, was de facto passiert.

Wir haben eine gewaltige Flut an Waren erlebt, die bis Ende März in die USA kam. Das führte zu diesem irren Handelsbilanzdefizit. Und, weil sich dadurch die Warenströme zu Ungunsten der US-Wirtschaftsleistung veränderten, auch zu dem Minus beim US-Bruttoinlandsprodukt des 1. Quartals. Das wird sich ändern, beides.

Ab April kehrt sich die Sache nämlich um. Die Importe in die USA werden wegsacken. Dass China im April gut 20 Prozent weniger in die USA verschickt hat als im Vorjahresmonat, sind die ersten Daten in diese Richtung. Aber für andere asiatische Länder und vermutlich auch, wenngleich weniger drastisch, für die EU, wird das ebenso der Fall sein. 

Zugleich wird das, was bis April noch hereinkam, von den US-Verbrauchern vermehrt gekauft, weil sie ja wissen: Was jetzt auf Lager ist, kann man noch zu normalen Preisen bekommen. Danach wird es entweder drastisch teurer oder überhaupt nicht mehr zu bekommen sein. Diese Gemengelage hatten wir in Trumps erster Amtszeit nicht. Sie erinnert aber durchaus an die Lockdown-Phase 2020/2021. Und auch das, was danach kommen könnte.

Nach der Trump-Zoll-Ebbe müsste man mit Flut rechnen. Vor allem bei den Preisen

Aktuell bestellen US-Händler aus China nur das allernötigste, denn warum sollten sie 145 Prozent Zoll für China-Produkte zahlen, wenn sie hoffen können (bzw. müssen), dass diese Zollrate bald wieder sinkt. Zugleich werden auch US-Verbraucher nicht zu Mondpreisen Dinge kaufen, die nicht unbedingt sein müssen. Entweder, weil sie vorgekauft haben oder, weil sie abwarten wollen, bis die Preise wieder normal werden. Aber nehmen wir mal an, sie werden wieder normal und in ein paar Monaten gibt es wieder so etwas wie Planungssicherheit, weil man sich mit allen asiatischen Produktionsländern und Europa geeinigt hat, was dann?

Dann wollen alle alles gleichzeitig. Dann wollen die Kunden umgehend das haben, was sie monatelang aufgeschoben haben. Dann müssen Hersteller sofort die Teile haben, die ihnen wegen der irren Zölle ausgegangen sind. Dann kommt nach der Flut vor und der Ebbe während der Zölle die Flut nach den Zöllen. Und das hieße:

Während aktuell die US-Häfen vor allem an der Pazifikküste massiv leiden, werden sie dann überlastet sein. Die Frachtkapazitäten, aktuell durch Trumps Zölle nicht ausgelastet, werden dann ebenso überlastet. Die Folge? Dieselbe wie nach den Lockdowns:

Steigende Preise, sprich Inflation. Wie gesagt: Das ist ein Szenario, wenn der Zollstreit in ein paar Monaten eine Lösung sieht. Wenn nicht, wenn nichts mehr geht, den Fabriken die Zulieferteile ausgehen und sich die Regale in den Warenhäusern leeren, ist die Alternative: Rezession.

Man hat jedoch nicht den Eindruck, dass die Aktienmärkte das realisieren. Und mit Querblick auf den DAX auch nicht, was eine wegbrechende US-Wirtschaft für Europa bedeutet, auch ohne abseitig hohe Zölle.  Und wir reden hier auch von einem Szenario, das sehr langfristige, massive Schäden nach sich ziehen könnte. Ein konkretes Risiko ist mir gerade vor Augen gekommen:

Mit der Trump-Strategie „out of business“?

Eines meiner Hobbys ist der Modellbau. Da gibt es eine US-Firma in Missouri, die seit 50 Jahren hervorragende Dinge vertreibt, unter anderen ein hoch effektives Beleuchtungssystem für Modellbahnen. Das wollte ich haben, irgendwann im Herbst, wenn diese Bauphase bei mir anstehen würde. Doch dann habe ich letzte Woche doch mal nachgesehen, wie sich die Lage da so darstellt, weil mir schwante: Hoppla, die lassen doch in China fertigen? Und was ich zu sehen bekam, macht sehr deutlich, was diese Zolltirade gerade anrichtet und noch anrichten kann bzw. wird.

Die Bauteile waren bei deutschen Händlern nur noch lückenhaft zu bekommen, also bin ich auf Händler in den USA und Großbritannien ausgewichen, aber auch da bekam ich nicht alles, was ich brauchte, einige Teile waren wie vom Erdboden verschluckt. Also bin ich auf die Homepage des US-Unternehmens gegangen und sah: Bei vielen Produkten stand „temporarily out of stock“! Und ja, wen wundert’s?

Die Kunden weltweit wissen ja, dass das Unternehmen in China produziert, es steht ja überall (wenngleich gegenüber der Aufschrift „manufactured in the U.S.A.“ winzig klein) drauf. Also wussten sie auch: Hoppla, es wird eng, die können und werden ja den Nachschub aus der China-Produktion nicht mit 145 Prozent Zoll obendrauf einführen, das kauft ihnen ja keiner ab. Also wird ihnen das Lager leergekauft. Das bedeutet: Erst einmal ein drastisch steigender Umsatz und dann … nichts mehr mangels Masse!

Das ist die Ebbe, von der ich oben schrieb. Die wir noch nicht in den Konjunkturdaten sehen können, denn die berichten, weil rückwärts gewandt, gerade von einer aufkommenden Flut. Die April-Konjunkturdaten dürften, was den Einzelhandelsumsatz angeht, extrem stark ausfallen, der Mai vielleicht auch. Aber was dann?

Das US-Unternehmen, von dem ich hier schreibe, hat laut Angaben von Websites, die Unternehmen skizzieren, nur 25 Mitarbeiter. Gefertigt wird halt in China, dort, in Missouri, sitzen nur Entwickler, Vertriebsleute und die, die IT und Logistik besorgen. Was passiert mit solch einem Unternehmen, wenn Mr. Trump sich Zeit lässt, weil man es „richtig“ machen will mit dem Handel und vor allem mit China und glaubt, die eigene Wirtschaft müsse und werde das aushalten? Was passiert, wenn das drei Monate so weitergeht … oder sechs … oder ein Jahr? Wie will dieses Unternehmen überleben, wenn es keine Waren hat, die es verkaufen kann? Die Technik und die Maschinen dafür sind nun einmal in China. Das kann man gar nicht mal schnell nach Missouri holen, vor allem: Mit welchem Geld denn, wenn die Lager immer leerer werden?

Es geht nicht einfach nur darum, dass die US-Wirtschaft durch diese Handelspolitik eine Zeit lang in die Knie geht. Es geht darum, dass viele kleine und mittlere Betriebe danach nicht mehr aufstehen, weil sie ruiniert sind, bis Trumps Handelsstrategen in die Pötte kommen. Dann heißt es nicht mehr „temporarily out of stock“ für die Waren, sondern „out of business“ für die ganze Firma.

In die Knie zu gehen ist ohnehin nicht gut, aber wenn man danach nicht mehr aufstehen kann …

Es ist der Mittelstand, der das Rückgrat einer Volkswirtschaft bildet, das gilt für hier, das gilt genauso für die USA. Und es ist dieser Mittelstand, der nicht mal schnell bei Trump durchklingeln kann wie Ford oder GM, um Ausnahmen zu erjammern. Das ist es, was die Corona-Jahre umso mehr zur realistischeren Blaupause für das macht, was kommt. Auch da wurden viele Unternehmen am Ende ruiniert, und sei es dann, wenn es darum ging, die Hilfsgelder zurückzuzahlen. Auch da kamen Inflation und gerissene Lieferketten, weil dann plötzlich nach der Ebbe die Flut kam und man nicht darauf vorbereitet war.

Der Aktienmarkt scheint das nicht zu sehen, viele Verbraucher, die zweifellos in eigener Erfahrung dasselbe registrieren wie ich mit meinen Beleuchtungs-Tools, die auf einmal nirgends mehr zu kriegen sind, sehen es anders, weil sie es unmittelbar erfahren. Wer da am Ende wohl richtig liegt?

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.


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