Am Freitagnachmittag meldete Wacker Chemie Vorab-Zahlen für das 2. Quartal und passte die Gesamtjahresprognose nach unten an. Aber obwohl der Ausblick für den operativen Gewinn deutlich gesenkt wurde, reagierte die Aktie nur wenig. Ist das ein positives Signal?
Eigentlich überrascht die gelassene Reaktion der Marktteilnehmer nicht allzu sehr. Denn in der Branche waren in den vorangegangenen Tagen bereits mehrere Prognose-Senkungen aufgetaucht, man konnte also damit rechnen, dass es Wacker nicht viel besser ergehen würde. Zwar lagen die Vorab-Ergebnisse für das am 30. Juni beendete Quartal nur marginal unter den Prognosen – leicht gesunkener Umsatz und deutlich gesunkenes EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Aber für das Gesamtjahr sieht man jetzt grau bis schwarz … mit den zuletzt auch von Branchenkollegen zu hörenden Begründungen:
Hohe Unsicherheit im Markt und eine schwache Nachfrage. Und, auch das war mittlerweile öfter zu lesen: Eine Erholung sei, so Wacker Chemie, bislang nicht erkennbar. Aus der zu Anfang des Jahres erhofften, deutlichen Verbesserung der Lage wird also vermutlich nichts. Allerdings fiel die Dimension der Prognose-Senkung doch so umfassend aus, dass das kleine Minus, mit dem die Aktie am Freitag ins Wochenende ging, zumindest nicht zwingend gewesen wäre. Da hätte allemal eine größere Reaktion kommen können.
Denn Wacker sieht den 2025er-Umsatz jetzt nach der bisherigen Prognose-Spanne von 6,1 bis 6,4 Milliarden nur noch bei 5,5 bis 5,9 Milliarden Euro. Und für das EBITDA liegt die Erwartung nach bislang 700 bis 900 Millionen nur noch bei 500 bis 700 Millionen Euro. Das ist dann schon alles andere als harmlos. Warum reagierte der Kurs also nur so wenig?
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Expertenmeinung: Man könnte hineininterpretieren, dass man dieses schwache Szenario längst erwartet und eingepreist hatte, so dass sich zu wenige Akteure fanden, die daraufhin noch austeigen oder Wacker-Aktien gezielt leer verkaufen wollten. Das wiederum wäre durchaus ein Signal.

Keines, das zum Kauf einladen würde. Dazu müsste sich zum einen der fundamentale Ausblick verbessern und die Aktie zum anderen zumindest mit Schlusskursen über 79 Euro den übergeordneten, seit Sommer 2022 bestehenden Abwärtstrend sprengen. Aber es wäre eines, das indiziert: Hier sollte man besser nicht mehr neu Short gehen und erwägen, bestehende Short-Trades glattzustellen. Denn wenn „bad news“ keine entsprechende Reaktion mehr auslösen, wird die Luft nach unten langsam dünn.
Aber um abschätzen zu können, ob das bärische Lager wirklich bereits ausgebrannt ist, sollte man vielleicht besser noch ein, zwei Tage abwarten, was sich beim Kurs tut. Denn Wacker Chemie hatte die Vorab-Ergebnisse gegen 14 Uhr am Freitag veröffentlicht, nur dreieinhalb Stunden vor der Abrechnung der Juli-Optionen an der Terminbörse. Es ist zumindest denkbar, dass größere Adressen am Terminmarkt die Aktie gezielt auf dem aktuellen Level „festgezurrt“ haben, z.B. durch in den Markt gelegte große Kauforders unter der Freitags-Handelsspanne, die bärischen Tradern die Lust an Leerverkäufen zumindest bis zum Handelsende nehmen würden. Erst wenn die Wacker-Aktie auch heute und in den kommenden zwei, drei Tagen keine Ambitionen für einen erneuten Abwärtsruck zeigt, könnte man überlegen, hier in Sachen Short-Trades Kasse zu machen.
Aber wie gesagt: Der geringe Abwärtsdruck ist ein Warnsignal für die Bären, nicht aber zugleich ein Kaufsignal für die Bullen … hier wäre Neutralität vorerst weiter die bessere Wahl.
Quellenangaben: Vorläufige Zahlen zum 2. Quartal, 18.07.2025: https://www.wacker.com/cms/de-de/press-and-media/press/press-releases/2025/press-releases-detail-2025-258048.html
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