Es wirkt, als seien sich die Anleger noch unsicher, ob sie es wagen könnten, in Bezug auf die Chemiebranche zu hoffen bzw. auf eine solche Hoffnung hin zu kaufen. Wobei das Chartbild da meist eine größere Rolle spielt als die Daten. Es müsste nur jemand den Anfang machen.
Zwischen Juni 2022 und Januar 2024 hatte sich der Kurs des Polymer-Spezialisten Wacker Chemie glatt halbiert. Dazwischen war es immer wieder zu kleinen und großen Hoffnungs-Rallyes gekommen, die aber alle scheiterten. Da ist es dann kein Wunder, wenn die Anleger anderen den Vortritt lassen, hoffen, dass die dann die Kartoffeln aus dem Feuer holen und die Aktie in bullisches Terrain zurückbringen. Man mag einfach nicht noch einmal mit Zuversicht zugreifen und mit Verlust aussteigen müssen. Doch wenn alle so denken, geht eben nichts voran.
Aber irgendwann endet jede Baisse. Kommt dieser Moment doch langsam nahe … oder war dieses bisherige Jahrestief aus dem Januar bei 90,34 Euro womöglich bereits das Tief des Abwärtstrends? Mit solchen Antworten aufwarten zu können, wäre zwar eine tolle Sache, aber schon der Versuch wäre unseriös, denn die Faktoren, auf die es dahingehend ankommt, lassen sich zwar benennen, aber deren weitere Entwicklung nicht vorhersagen. Und worauf käme es hier an?
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Expertenmeinung: Vor allem auf die Entwicklung der Nachfrage im Chemiesektor. Die zwar immer noch enttäuschend schwach ist, aber wenn der Verband der Chemischen Industrie (VCI) Recht behält, ist da ein Silberstreif am Horizont. Denn die Mitte Mai neu gefasste Prognose für das laufende Jahr beinhaltete nach einem besser als befürchtet gelaufenen ersten Quartal die Erwartung eines Produktionsanstiegs von 3,5 Prozent (bislang +/-0) und eines Umsatzanstiegs um 1,5 Prozent (bislang -3,5 Prozent) zum Vorjahr für die gesamte Chemie- und Pharmabranche.
Wer genau da mehr, wer weniger profitieren wird und ob sich diese bessere Prognose wird halten lassen oder sogar noch einmal angehoben wird, man weiß es eben nicht. Wacker Chemie selbst hatte im Zuge der Ergebnisse zum ersten Quartal einen im Rahmen der Analystenerwartungen zum Vorjahr gesunkenen Umsatz und einen sehr deutlich gefallenen, aber zugleich über den Prognosen liegenden Gewinn gemeldet und die bisherige 2024er-Prognose bestätigt. Und die sieht leicht rückläufige Umsätze und Gewinne gegenüber 2023.
Bleibt Wacker Chemie also außen vor, wenn es um eine Erholung in der Chemiebranche geht? Oder war man bei der Ausarbeitung des Ausblicks nur besonders konservativ und wollte einer Erholung beim Ausblick nicht vorgreifen, bevor die wirklich auf stabilen Füßen steht, wäre dann aber umgehend wieder auf der Überholspur?
Antworten auf diese Fragen könnten Analysten in einer Glaskugel zu finden versuchen, aber solange das Unternehmen selbst nicht klar indiziert, dass wieder Schwung ins Geschäft kommt, sind das ebenso nichts als reine Vermutungen. Und damit sind wir beim einzigen, das sich wirklich mit Händen greifen lässt und daher die Entscheidungen der Trader bis zum Eintreffen von handfesten, neuen Zahlen entscheidend beeinflusst: beim Chartbild.
Um sich die Chancen auf der Oberseite zu erhalten, muss es zunächst gelingen, die nach dem erneuten Abwärtsschwenk der Aktie Anfang April näher kommende Supportzone 90,34/95,16 Euro zu halten. Fällt sie, wäre das untere Ende des Anfang 2023 etablierten Abwärtstrendkanals bei derzeit etwa 80 Euro allemal ein Ziel der bärischen Trader, denn wie gesagt: Ohne neue Fakten fällt es leicht, einen dynamisch wirkenden Trend durchzuziehen, ohne dass sich einem viele in den Weg stellen. In diesem Fall, weil man eben nicht weiß, ob ein Abstieg auf 80 Euro nicht vielleicht bald von enttäuschenden Daten unterfüttert würde.
Die Bullen hätten den längeren Weg: Ihnen müsste es gelingen, die 200-Tage-Linie, die obere Begrenzung des Abwärtstrendkanals und das Zwischenhoch vom April zu überwinden, um ein klar bullisches Signal zu erzeugen, das wäre erst mit Schlusskursen über 117,50 Euro gelungen. Aber wenn hier nach oben etwas gehen soll, dann eben erst, wenn diese Widerstände abgeräumt wurden. Idealerweise mit dem Rückenwind ermutigender, neuer Daten, aber notfalls ginge es auch ohne, denn wie gesagt: In einem Umfeld allgemeiner Verunsicherung macht das Chartbild den entscheidenden Unterschied aus.
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