Wacker Chemie Aktie Prognose Wacker Chemie: Das müssen die Bullen ins Ziel bringen, sonst …

News: Aktuelle Analyse der Wacker Chemie Aktie

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Wacker Chemie
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Zu Jahresanfang war die Nachfrage im Chemiesektor schwach, aber man war sich sicher: Im zweiten Halbjahr wird es besser. Doch es kommt bislang anders, die Wacker Chemie-Aktie „lebt“ momentan von Hoffnung. Und ob die bleibt, hängt nicht unwesentlich von einer Linie ab.

Anleger, die derzeit bei Chemieaktien im Allgemeinen und der Wacker-Aktie im Besonderen einsteigen, tun das entweder, weil sie eine auf der Zeitachse bislang nicht aufgetauchte Nachfragebelebung nebst steigenden Gewinnen vorwegnehmen wollen … oder, weil sie auf rein charttechnischer Ebene agieren und auf ein bullisches Signal reagieren.

Die Aktie hat am Montag ein solches, bullisches Signal gezeigt. Aber dass das bislang ohne Begleitschutz seitens der Datenlage auskommen muss, macht die Sache natürlich wacklig. Die Ende Juli vorgelegten Ergebnisse des zweiten Quartals waren schwach … und die bereits Mitte Juli vorgenommene Senkung der Gesamtjahresprognose deutet an, dass sich das kurzfristig auch nicht ändern wird:

Wacker Chemie senkte die angepeilten Ziele für das Gesamtjahr in Bezug auf den Umsatz von zuvor 7,0 bis 7,5 auf jetzt 6,5 bis 6,8 Milliarden Euro (2022: 8,21 Milliarden) und beim Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 1,1 bis 1,4 auf jetzt 0,8 bis 1,0 Milliarden Euro (2022: 2,08 Milliarden). Das sind also erst einmal keine Kaufargumente. Es bliebe die Charttechnik.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Wacker Chemie Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Und da sehen wir, dass die Wacker-Aktie am Montag kräftig zulegte und dadurch den Kreuzwiderstand aus 20-Tage- und 200-Tage-Linie im Bereich 134/135 Euro überwand. Wenn man sich ansieht, dass die 200-Tage-Linie schon seit Jahresbeginn eine „tragende“ bzw. „drückende“ Rolle gespielt hat, sprich die ganzen Monate über entweder als entscheidende Unterstützung oder als Widerstand fungierte, kann das die Käufer mobilisieren, zumal der jüngste Ausflug des Kurses unter diese Linie ein auffällig kurzer war.

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 28.08.2023, Kurs 136,80 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 28.08.2023, Kurs 136,80 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Aber da müssten jetzt auch umgehend Anschlusskäufe her, die dieses bislang nur auf kurzfristiger Ebene relevante Signal verstetigen. Immerhin ist die Gemengelage derzeit schlecht, was man auch daran sieht, dass die Analysten der Aktie momentan im Schnitt nur 154 Euro zutrauen. Großes Aufwärtspotenzial seitens der Rahmenbedingungen würde die Aktie also aktuell nicht befeuern, die Charttechnik muss es alleine richten. Was nicht chancenlos ist, denn wenn die Aktie erst einmal ein bullisches Chartbild zeigt, blüht die Hoffnung und die Bereitschaft, bessere Zeiten in der Aktie vorwegzunehmen, oft mit auf.

Aber dazu müssen die Käufer jetzt dranbleiben … zumindest Schlusskurse über 142 Euro und damit über dem Zwischenhoch der vergangenen Wochen müssen wir hier sehen, um eine gute Chance zu haben, dass die Wacker-Aktie diese 200-Tage-Linie nicht doch in Kürze wieder von unten sieht.

Quellenangaben:
Bericht 2. Quartal 2023, 27.07.2023:
https://www.wacker.com/cms/de-de/about-wacker/press-and-media/press/press-releases/2023/detail-216448.html

Analystenschätzungen und Kursziele:
https://www.wacker.com/cms/de-de/about-wacker/investor-relations/analyst-estimates/analyst-estimates.html

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Vorherige Analysen der Wacker Chemie Aktie

Am Dienstag fiel auf, dass die Aktien der Chemiebranche querbeet stark gefragt waren. Aber kurz nach Handelsende kamen von Wacker Chemie Nachrichten, die die Käufer von gestern bei dieser Aktie zu den Verkäufern von heute machen könnten.

Es ist schon etwas, das zumindest eine hochgezogene Augenbraue wert ist: BASF senkt den Ausblick, Lanxess gibt eine Gewinnwarnung ab, trotzdem werden die Aktien der Branche stark gekauft, seit die Kurse am 20.6. nach der Lanxess-Gewinnwarnung unter Druck kamen. Mag sein, dass man da jetzt ein wenig auf Übernahmen setzt, nachdem das bei Covestro zum Thema wurde. Aber das wäre eine vage Spekulation. Dass man sich in der Chemiebranche derzeit schwerer tut als vor ein, zwei Quartalen gedacht, sind hingegen Fakten. Und das bestätigte jetzt auch Wacker Chemie.

Kurz nach 18 Uhr und damit nach Ende des regulären Handels kam das Chemieunternehmen mit vorläufigen Eckdaten zum zweiten Quartal … und mit einer deutlichen Senkung der Gesamtjahresprognose. Der abendliche, nachbörsliche Handel ist bisweilen kein guter Wegweiser, weil die Umsätze dort sehr dünn sind. Aber zwei Stunden nach der Gewinnwarnung war das gestrige Plus von 3,81 Prozent, welches Wacker im Xetra-Handel erzielt hatte, zumindest dahin. Zu Recht?

Expertenmeinung: Das kann man unterstellen. Denn auch, wenn man eigentlich hätte ahnen müssen, dass Wacker Chemie von der schwachen Nachfrage und den gedrückten Gewinnmargen, von denen andere Chemieunternehmen berichteten, nicht ausgenommen sein dürfte: Die Größenordnung der Prognosesenkung war schon beachtlich.

Nach den vorläufigen Daten lag der Umsatz im zweiten Quartal bei 1,75 Milliarden Euro, im Vorjahresquartal waren es noch 2,17 Milliarden gewesen: ein Minus von 19 Prozent. Das EBITDA, d.h. der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, lag bei 255 Millionen, im Vorjahresquartal waren das 626 Millionen: ein Rückgang um 59 Prozent.

Auf Basis dieser Daten hat Wacker Chemie die Gesamtjahresprognose in Bezug auf den Umsatz von bisher 7,0 bis 7,5 Milliarden auf 6,5 bis 6,8 Milliarden Euro reduziert. Für das EBITDA erwartet der Konzern jetzt noch 0,8 bis 1,0 Milliarden Euro, eine deutliche Reduzierung gegenüber dem bisherigen Ausblick von 1,1 bis 1,4 Milliarden. 2022 hatte das EBITDA bei 2,08 Milliarden Euro gelegen, 2021 waren es 1,54 Milliarden gewesen.

Natürlich könnte man als Optimist einfach seine Erwartung einer Nachfrage-Belebung in die Zukunft verlängern, nach dem Motto: Irgendwann wird es schon wieder laufen. Aber ob die Trader diese Geduld aufbringen wollen, ist zumindest fraglich, zumal die Wacker-Aktie seit der Lanxess-Gewinnwarnung vom 20. Juni deutlich gestiegen war. Hinzu kommt, dass man jetzt mit dem gestern gelungenen Ausbruch über die Februar-Abwärtstrendlinie auf dem falschen Fuß erwischt wurde und angesichts der nachbörslichen Schwäche eine Bullenfalle wahrscheinlich ist.

Sollte die Wacker Chemie-Aktie mit Schlusskursen unter 125 Euro die zuletzt zurückeroberten Chartmarken inklusive 200-Tage-Linie wieder unterbieten, wäre der Weg nach unten frei … und die Bären hätten angesichts dieser neuen Ausgangslage gute Argumente auf ihrer Seite.

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 18.07.2023, Kurs: 136,25 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Wacker Chemie Aktie: Chart vom 18.07.2023, Kurs: 136,25 Euro, Kürzel: WCH | Quelle: TWS

Quellenangaben: Senkung Gesamtjahresprognose 2023, 18.07.23023: https://www.wacker.com/cms/de-de/about-wacker/investor-relations/ad-hoc-disclosures/detail-215681.html

Im Minus gestartet, im Plus geschlossen: Dieser Intraday-Turnaround der Wacker Chemie-Aktie wirkt, als hätten die Bullen hier entscheidende Punkte gemacht. Aber auch, wenn der positive Ausblick auf 2023 der Anlass dieses bewegten Handelstags war: Noch ist die Sache offen.

Der Polymer-Spezialist Wacker Chemie hatte am Dienstag die bislang noch vorläufigen Ergebnisse für 2022 bestätigt. Der Umsatz stieg um 32 Prozent auf 8,21 Milliarden Euro, das EBITDA legte um 35 Prozent auf 2,08 Milliarden zu. Was bislang noch fehlte, waren konkretere Aussagen zum laufenden Jahr. Die wurden gestern geliefert: Wacker sieht den Umsatz in einer Spanne zwischen 7,0 bis 7,5 Milliarden Euro, das EBITDA zwischen 1,1 und 1,4 Milliarden. Die bisherigen Prognosen der Analysten bewegten sich in etwa in diesen Spannen, eine große Überraschung war der Ausblick also nicht.

Die Aktie startete im Minus, legte dann aber zu, als der Wacker-Vorstandchef die Perspektive im Rahmen der Jahrespressekonferenz etwas genauer darlegte und dabei hervorhob, dass man zwar mit einem verhaltenen ersten Halbjahr rechne, das zweite Halbjahr dann aber besser erwarte. Das dürfte die Käufer motiviert haben, zumal da dann auch die ersten, auf die Perspektive reagierenden Neubewertungen durch Analysten eintrudelten. Und die fielen durchaus optimistisch aus.

Warburg, UBS und Baader Bank setzten Kursziele zwischen 160 und 170 Euro und urteilten mit „Kaufen“. Und da die Analysten in Bezug auf den Nettogewinn ohnehin mit einer Halbierung des 2022er-Ergebnisses gerechnet hatten, was den Marktteilnehmern ja nicht entgangen war, ließ sich dieser Ausblick durchaus positiv werten. Das Ergebnis war, nach einem zeitweiligen Minus von 3,5 Prozent, ein Plus von 4,3 Prozent zum Handelsende. Aber:

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Expertenmeinung: Das reichte zwar dazu, die Chance auf ein bullisches Signal aufrechtzuerhalten, ein Signal selbst war dieser Turnaround noch nicht. Durch diesen Kursgewinn gelang es, die Aktie wieder in die am Montag knapp nach unten verlassene Widerstandszone 148,70/161,95 Euro zurück zu bringen. Aber es bleibt eben eine Widerstandszone und die Aktie ist in, aber nicht über dieser Zone. Dass man hier besonders vorsichtig mit einem Vorgriff auf ein bullisches Signal sein sollte, zeigt der Umstand, dass diese Widerstandszone noch bis Ende Februar nur bis 156,70 Euro reichte. Dann misslang ein Versuch, sich nach oben abzusetzen, Anfang März drehte die Wacker Chemie-Aktie am oberen Ende der Zone erneut ab.

Die Bewertung auf Basis des Kurs/Gewinn-Verhältnisses wäre zwar auf Basis dieser 2023er-Perspektive günstig. Und eine auf 12 Euro und damit über Erwartung angehobene Dividende für 2022, die nach der Hauptversammlung im Mai ausgezahlt werden soll, ist ebenso ein positiver Aspekt. Aber nicht nur der Aktienmarkt an sich ist derzeit volatil und nervös, auch die Entwicklung der Konjunktur ist mit ausreichend vielen Fragezeichen versehen, um sich besser nicht ohne den Rückenwind eines eindeutigen Chart-Signals auf die Long-Seite zu wagen. Und dazu müsste Wacker Chemie über diese Widerstandszone steigen, vorher haben die Bullen diese Chance nicht in trockenen Tüchern.

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 14.03.2023, Kurs 152,00 Euro, Kürzel WCH | Online Broker LYNX

Wacker Chemie war am Mittwoch die mit Abstand stärkste Aktie des MDAX in einem wackligen Gesamtmarkt. Kein Wunder, denn gleich zwei Analysten hoben ihr Kursziel deutlich an – und ihre Argumente haben etwas für sich. Und die Charttechnik? Die Bullen arbeiten dran!

Morgan Stanley hob das Kursziel für Wacker Chemie von 143 auf 185 Euro an und stufte die Aktie von „Halten“ auf „Übergewichten“ herauf. Auch bei Barclays lautet die Empfehlung „Übergewichten“, das Kursziel wanderte hier von 181 auf 202 Euro.

Das klingt gut. Zumal die Argumentation beider Experten eingängig ist: Der Bedarf an Silizium und Polysilizium, dem Spezialgebiet von Wacker Chemie, wird weiter stiegen, vor allem durch die rasante Ausweitung der Solarenergie. Und die politischen Bemühungen, die Grundelemente der Energieversorgung innerhalb Europas und der USA zu haben, würden dem Umsatzpotenzial des Unternehmens zusätzlich in die Karten spielen.

Aber diese 202 Euro sind das derzeit höchste aller Kursziele, der Schnitt liegt aktuell bei 161 Euro. Und davon wäre die Aktie nicht mehr allzu weit entfernt. Kann da wirklich noch viel Luft nach oben sein?

Expertenmeinung: Das hängt davon ab, ob genug Trader bereit sind, eine Kombination aus charttechnisch bullischen Signalen und mittelfristigen Hoffnungen zu handeln. Denn ja, die Aktie hat, befeuert durch diese beiden Kursziel-Anhebungen, den charttechnischen Ausbruch quasi „auf dem Fuß“. Der Kurs ist dadurch in die Widerstandszone 148,10 zu 156,70 Euro gelaufen. Gelingt es, mit 158 Euro oder mehr hinreichend deutlich darüber zu schließen, wäre Wacker Chemie aus rein chattechnischer Sicht ein Kauf, zumal der vorherige Rücksetzer zum einen die zuvor überkaufte Lage der markttechnischen Indikatoren abgebaut hat und die Aktie zum anderen dabei perfekt auf Höhe der 200-Tage-Linie nach oben drehte.

Doch die Ende Januar vorgelegten, vorläufigen 2022er-Ergebnisse waren nicht gerade erbaulich. Umsatz und Gewinn landeten am unteren Ende der unternehmenseigenen Prognose. Und für 2023 gibt sich Wacker Chemie eher skeptisch. Was die meisten Analysten genauso sehen: Im Schnitt rechnet man unter den Experten mit einem sinkenden Umsatz und einer Halbierung der 2022er-Gewinne. Die aber, das muss man hinzufügen, wegen der durch den Nachfrageüberhang massiv angehobenen Margen auch untypisch hoch waren.

Man müsste also seitens der Käufer, die nach einem solchen Ausbruch nach oben zugreifen sollen, über den Tellerrand eines voraussichtlich unerfreulichen Jahres 2023 hinausblicken, dieses Potenzial einer steigenden Nachfrage nach Wackers Produkten als entscheidend ansehen. Sprich: Kurzfristigen Tradern müssen mittelfristige Anleger folgen. Das kann gelingen, aber man täte wohl gut daran, sich für den Fall, dass es eben doch nicht so kommt, mit Stoppkursen unterhalb dieser im Falle eines Ausbruchs umgehend als Support dienenden Zone 148,10/156,70 Euro abzusichern.

Wacker Chemie Aktie: Chart vom 22.02.2023, Kurs 154,25 Euro, Kürzel WCH | Online Broker LYNX

Anfang Januar hatte die Wacker Chemie-Aktie kurzzeitig kräftig verloren, aber der Wind drehte schnell. Seither hat die Aktie eine Bodenbildung vollendet, die Wende mit einem Pullback bestätigt und die 200-Tage-Linie überwunden. Vorsicht bleibt aber angebracht.

Die 2022 schwachen Aktien der Chemiebranche waren gleich zu Jahresbeginn massiv gesucht. Es schien, als würden auch große Adressen nach dem Motto „die Letzten werden die Ersten sein“ zugreifen. Nur Wacker Chemie lief anfangs in die Gegenrichtung. Grund: Fallende Preise bei Polysilizium, der „Spezialität“ des Unternehmens. Aber die daraus resultierenden Abgaben wurden sehr schnell nicht nur aufgeholt, die Aktie schlug deutlich in die Gegenrichtung aus.

Gerüchte, Wacker Chemie würde in Sachen Energiewende von der EU stärker gefördert als bislang bekannt, führten zu einer beeindruckenden Kaufwelle. Ob das wirklich so ist, bleibt zwar offenbar bislang offen, aber kurz darauf übernahm der nächste Aspekt die Rolle des Zugpferdes: Die Preise für Polysilizium zogen wieder an. Bis zum 18. Januar ging es dann kräftig weiter aufwärts. Und der kurze Rücksetzer danach wurde mit vergangener Woche wieder einsetzenden Käufen schnell aufgeholt.

Jetzt steuert die Aktie auf den Widerstandsbereich zwischen 148,70 und 156,70 Euro zu. Und es wäre durchaus drin, dass Wacker Chemie diesen Bereich auslotet. Aber selbst, wenn der Kurs es darüber hinaus schaffen sollte, müsste man diese Rallye als „unter Vorbehalt“ sehen, denn es gibt für die Bullen problematische Aspekte, die man nicht ausblenden sollte.

Expertenmeinung: Wacker Chemie hatte am 23. Januar vorläufige Ergebnisse für das Jahr 2022 vorgelegt. Und genau an diesem Tag hatte einerseits die Korrektur ihr Tief erreicht, andererseits aber die jetzt laufende Rallye begonnen. Warum?

Druck kam auf, weil Wacker zwar die selbst zuletzt noch angehobenen Jahresziele erreichte, dabei aber bei Umsatz und Gewinn eher am unteren Ende der eigenen Prognosespanne lag. Schuld war das vierte Quartal, in dem der Gewinn deutlich unter den Prognosen der Analysten lag. Das war eine Konsequenz der zuvor schwachen Polysilizium-Preise. Da aber bereits kurz vor der Vorab-Bilanz wieder bessere Preise gemeldet wurden, befeuert auch durch das Wiederanfahren der Wirtschaft in China, sahen das einige als Schnee von gestern an und griffen wieder zu, aber:

Auch, wenn Wacker Chemie am 23.1. noch keinen Ausblick auf 2023 lieferte, lesen sich Aussagen wie die, dass man zuversichtlich sei, dass sich das Unternehmen „auch unter schwieriger werdenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erfolgreich behaupten kann“ nicht gerade bullisch.

Dass 2022 wegen der durch den Nachfrageboom stark gestiegenen Marge ein Ausnahmejahr war und 2023 die graue Normalität Einzug halten wird, sollte man einkalkulieren. Genau das wurde in den Kurs eingepreist, als er vom 2022er-Hoch bei 187,10 Euro bis auf 98,58 Euro durchgereicht wurde. Aber jetzt preist man diese sinkenden Gewinne wieder aus. Und das ist, ohne zu wissen, wie sich die Lage entwickeln wird, riskant genug, um hier mit äußerster Vorsicht zu agieren.

Wacker Chemie: Chart vom 01.02.2023, Kurs 145,45 Euro, Kürzel WCH | Online Broker LYNX

Chemie-Aktien wie BASF, Covestro oder Lanxess starten stark ins neue Jahr. Man traut der Branche offenbar zu, doch besser zu laufen als 2022 befürchtet. Doch eine Aktie scheint gerade falsch abzubiegen: Wacker Chemie fällt seit Mittwoch massiv. Was ist da los?

Zwei Faktoren spielen hier in Sachen Abgabedruck zusammen. Zum einen die Nachrichtenlage. Wacker Chemie ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Produktion von Polysilizium. Und da kamen am Mittwoch Meldungen über fallende Preise. Das ist natürlich problematisch für das Unternehmen, denn das heißt Margendruck. Und die Margen waren schon im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr zurückgekommen. Da bewegte sich die Marge auf EBITDA-Basis zwar immer noch auf grandiosen Levels von über 21 Prozent, von denen man in den meisten Vorjahren nur träumen konnte. Aber es ist eben die Marge, die die Gewinndynamik ausmacht.

Der Verband der Chemischen Industrie hatte zuletzt ja avisiert, dass die Produktion in der Branche 2023 voraussichtlich sinken werde. Und dann wäre da ja noch die hohe Abhängigkeit der Chemiebranche vom Energieträger Gas. Das zwar gerade wieder deutlich billiger ist, aber das muss keineswegs so bleiben. Allerdings darf man sich fragen, warum diese Perspektiven andere Chemietitel bzw. diejenigen, die sie seit Jahresbeginn fleißig einsammeln, kalt lässt. Da kommt der zweite Faktor ins Spiel: die Charttechnik.

Denn Sie sehen im Chart, dass sich die Wacker-Aktie zuvor wochenlang an einer aus den Tiefs des ersten und des dritten Quartals zusammengesetzten Widerstandszone zwischen 117,80 und 127,75 Euro festgebissen hatte. So etwas macht die Bullen natürlich mürbe, so dass es nicht überrascht, dass durch den ersten Druck als Reaktion auf die Meldung über fallende Polysiliziumpreise viele Stop Loss-Orders ausgelöst wurden bzw. Trader einfach direkt das Handtuch warfen. Aber heißt das, dass Wacker Chemie auch weiterhin fallen wird, die anderen Chemietitel aber steigen werden?

Expertenmeinung: Das heißt es nicht. Denn wer genauer nachdenkt, erkennt: Preisdruck bei bestimmten chemischen Produkten wird nicht dauerhaft isoliert existieren. Entweder das beruhigt sich oder es wird auch andere Produkte treffen, die dann für Unternehmen wie Covestro, Lanxess oder BASF relevanter sind. Diese Schere wird sich also höchstwahrscheinlich schließen. Fragt sich zwar, in welche Richtung. Denn die vorgenannten Perspektiven lassen den Verdacht aufkommen, dass die Käufe in anderen Chemie-Titeln nicht lange anhalten und nicht allzu weit führen dürfen. Aber wenn der Rest der Branche kippt, wäre angesichts dieses Auseinanderlaufens zumindest schon mal zu unterstellen, dass Wacker Chemie, die Aktie, die als erste und deutlich fiel, wohl das geringste Short-Potenzial hätte.

Zwar wäre es gerade wegen dieses Damoklesschwerts über der gesamten Branche keine gute Idee, nach diesem aus rein charttechnischer Sicht ja einwandfreien, bärischen Signal auf Verdacht Long zu gehen. Aber jetzt davon auszugehen, dass Wacker Chemie zwingend die nächstgelegene Kurszielzone 98,58/100,80 Euro ansteuern muss, wäre gewagt. So klar und damit verlässlich, wie es scheint, ist dieses charttechnische Signal nicht.

Chart vom 05.01.2023, Kurs 111,40 Euro, Kürzel WCH | Online Broker LYNX