Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Das Cloud-basiertes Software-as-a-Service-Unternehmen gehörte im letzten Halbjahr zu den großen Gewinnern an der Wall Street. So war die Snowflake-Aktie bislang unter Tech-Fans sehr beliebt, doch die jüngsten Quartalsergebnisse haben die Kurse eine 180-Grad-Wende machen lassen.
Die Zahlen für das abgelaufene Quartal selbst waren eigentlich recht gut. Es konnten sowohl die allgemeinen Gewinn- als auch die Umsatzerwartungen geschlagen werden. Lediglich die Flüsterschätzungen wurden verfehlt. Da fragt sich mancher Anleger, warum der Kurs der Aktie derart stark abgestraft wurde.
Expertenmeinung: Es waren die Aussichten für das laufende Quartal und für das Gesamtjahr 2024, welche den Anlegern gar nicht gefallen haben. So soll der Umsatz im Q1 lediglich im Bereich von 745 bis 750 Millionen USD liegen. Bislang waren Analysten von über 805 Millionen USD ausgegangen. Gleichzeitig wurden die Aussichten für das Gesamtjahr von 3.64 Milliarden auf 3.25 Milliarden USD nach unten korrigiert.
Das ist ein harter Schlag für eine Aktie, die jüngst mehr als 60% zugelegt hat und sich nahezu perfekt entwickelte. Aber perfekt waren die Zahlen und vor allem die Aussichten nicht, so dass der Kurs fiel. Aus technischer Sicht ist der Kampf rund um den Boden bei 180 USD entbrannt.
Aussicht: NEUTRAL
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Seit dem letzten Artikel zu Snowflake ist die Aktie um 35% gestiegen. Das Chance-Risiko-Verhältnis könnte heute trotzdem so gut sein wie damals.
High Risk, high Reward
Im Verhältnis zu einem Kauf beim Börsengang macht man ein echtes Schnäppchen. Am ersten Handelstag eröffnete die Aktie bei 245 USD. Aktuell liegt der Kurs bei 184 USD, obwohl sich der Umsatz in dieser Zeit vervielfacht hat. Das KUV ist dadurch von 145 auf 23 gesunken.
Das bedeutet, dass das KUV aktuell in etwa auf dem Niveau liegt, wie zum Zeitpunkt der letzten Analyse. Die Aktie ist seitdem zwar massiv gestiegen, der Umsatz von Snowflake jedoch auch.
Der freie Cashflow dürfte im laufenden Geschäftsjahr um 45% auf 2,26 USD je Aktie steigen. Snowflake kommt demnach auf einen P/FCF von 82. Im nächsten Geschäftsjahr dürfte der P/FCF auf 61 sinken.
Für preissensitive Anleger ist das sicherlich nichts, wer allerdings nach massivem Wachstum sucht, könnte fündig werden. Derartige Bewertungen bringen aber ohne jeden Zweifel ein deutlich erhöhtes Risiko mit sich.
Zum Erfolg verdammt
Stellen sich die erwarteten Wachstumsraten als zu optimistisch heraus, beispielsweise, weil ein anderes Unternehmen ein ernstzunehmendes Konkurrenzprodukt auf den Markt bringt, kann es zu massiven Kursverlusten kommen.
Darüber sollte man sich unbedingt bewusst sein.
Snowflake ist zum Erfolg verdammt. Es muss hervorragend laufen, sonst sieht es für die Aktionäre schlecht aus. Und die sitzen unter anderem auch im Vorstand, denn mehr als 8% aller ausstehenden Aktien werden von Insidern gehalten.
CEO Slootman besaß zuletzt 295.000 Aktien, SVP Kleinerman hatte 658.000, CFO Scarpelli 342.000, Direktor McMahan 582.000 und Direktor Speiser 1,55 Millionen Stück. In Bezug auf die medienscheuen Gründer sind die Meldungen widersprüchlich, vermutlich halten sie einen Großteil ihre Aktien indirekt über eine Holding oder ähnliches.
Eine Sache ist jedoch auch eindeutig: Es finden so gut wie keine Insider-Käufe statt, jedoch nennenswerte Verkäufe, sowohl im Umfang als auch der Zahl. In einigen Fällen wurden sogar deutlich mehr Aktien abgestoßen, als man im Zeitverlauf in Form von Optionen erhalten hat.
Insider stopfen sich die Taschen voll
Und das, obwohl die Gehaltspakete einiger Führungspersonen absurd hoch sind. CEO und CFO dürften zu den bestbezahlten Vorständen unseres Planeten gehören (Fortune Artikel). All das geht natürlich zulasten der anderen Aktionäre. Sie zahlen für die üppige Kompensation, direkt und indirekt über die Verwässerung der Aktienbasis. Auf den Kursverlauf von Snowflake wird das nur eine untergeordnete Rolle spielen, es stößt mir aber sauer auf und ich sehe es als meine Pflicht, unseren Lesern diese Fakten nicht zu verschweigen.
Operativ läuft es bei Snowflake jedoch blendend. Im letzten Quartal lag der Gewinn mit 0,25 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,16 USD. Der Umsatz übertraf mit 734 Mio. die Analystenschätzungen von 710 Mio. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 34% und einem Gewinnsprung von 127% auf 72 Mio. USD.
So sieht es jedenfalls aus, wenn man aktienbasierte Vergütungen ignoriert. Ich bin kein dogmatischer Gegner von SBC, aber in diesem Fall scheint die Sache komplett aus dem Ruder zu laufen.
Snowflake hat im laufenden Geschäftsjahr 862,5 Mio. USD für aktienbasierte Vergütungen aufgewendet, im dritten Quartal waren es 298,3 Mio. USD. Berücksichtigt man diese Kosten, lag das Ergebnis im letzten Quartal nicht bei +72 Mio. USD, sondern bei -215 Mio. USD.
Ein kritischer Blick und ein Fazit
Und es wird noch schlimmer. Die Lücke zwischen dem operativen Gewinn und SBC sind nicht besser geworden. Der operative Cashflow ist auf Jahressicht von 328 auf 504 Mio. USD gestiegen, die Aufwendungen für SBC jedoch von 610 auf 862 Mio. USD.
Snowflake hat operativ 176 Mio. USD mehr verdient, dafür aber 252 Mio. USD mehr an Aktienoptionen verteilt.
Das führt zu einem schwierigen Fazit: Snowflake ist ein tolles Unternehmen, das Wachstum ist hoch, die Margen steigen, das Produkt ist gut, der adressierbare Markt ist gigantisch. Umsatz und Cashflow dürften in den kommenden Jahren mit erheblichem Tempo steigen (30% p.a. und mehr). Die Aktie könnte daher trotz der astronomisch hohen Bewertung laufen.
Auf der anderen Seite verhält man sich absolut verantwortungslos gegenüber den Aktionären. Der Vorstand scheint Snowflake als Selbstbedienungsladen zu betrachten.
Aus technischer Sicht steht eine Richtungsentscheidung an. Die Bullen dürften jedoch die besseren Chancen haben. Kann der Abwärtstrend überwunden werden, wäre der Weg in Richtung 200 USD frei. Darüber würde sich das Chartbild deutlich aufhellen.
Scheitert der Ausbruch jedoch wieder, ist ein erneuter Rücksetzer in Richtung 170 USD oder an den Aufwärtstrend nahe 140 USD denkbar.
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