Am Donnerstag machte die Aktie des Stahlkonzerns Salzgitter einen Riesensatz nach oben und steuerte auf das bisherige Jahreshoch zu. Am Freitag jedoch ging es nach kurzzeitigem Plus kräftig abwärts. Bemerkenswert war, welche Nachrichten zeitgleich hereinkamen.
Die Rallye der Salzgitter-Aktie am Donnerstag hing mit der Meldung über die deutsche Rohstahlproduktion im März zusammen. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl meldete einen Produktionsrückgang um knapp 12 Prozent gegenüber März 2021. Das wurde deswegen positiv gewertet, weil das in diesem wirtschaftlich kritischen Umfeld und der dramatischen Lage am Energiemarkt immer noch als gut angesehen werden könnte, zumal das Minus durch massiv höhere Preise kompensiert wird. Wobei China im März laut zehn Tage zuvor hereingekommenen Meldungen im März 5,4 Prozent mehr Stahl produziert hat.
Doch der Kurssprung des Donnerstags um 6,9 Prozent wurde am Freitag fast komplett zurückgenommen. Die Aktie sackte, nachdem sie zeitweise über das Vortageshoch gestiegen war, um 6,4 Prozent weg. Und das als Reaktion auf die am Freitag unangekündigt vorgelegten, vorläufigen Ergebnisse des ersten Quartals, die auf den ersten Blick herausragend wirkten und auch noch mit einer Anhebung der Gewinnprognose einhergingen. Seltsam?
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Expertenmeinung: Nicht unbedingt, denn da konnte man durchaus Haare in der Suppe finden. Salzgitter meldete für das erste Quartal einen gegenüber dem Vorjahresquartal (117 Millionen) drastisch gestiegenen Vorsteuergewinn (EBT) von 465 Millionen Euro. Der Umsatz stieg im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 60 Prozent. Was aber nicht an einer massiv gestiegenen Produktion, sondern den massiv gestiegenen Preisen lag. Was einem als Anleger eigentlich egal sein könnte, aber:
Für das Gesamtjahr hob Salzgitter die EBT-Prognose nur auf eine Spanne zwischen 750 und 900 Millionen Euro an. Und das, obwohl schon im ersten Quartal die „halbe Miete“ zur Obergrenze der Gesamtjahresprognose erzielt wurde? Ja, weil die Energiekosten seit Jahresbeginn massiv gestiegen sind und man nicht absehen kann, wie es mit der Energieversorgung und möglichen Sanktionsfolgen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt weitergehen wird. Salzgitter goss da selbst Wasser in den Wein, indem man darauf hinwies, dass die Vorsteuergewinn-Prognose auf Basis der aktuell geltenden Rohstoff- und Energiekosten und Stahlpreise erstellt wurde und voraussetzt, dass Erdgas als Energieträger der Produktion weiterhin uneingeschränkt verfügbar bleibt.
Das brachte offenbar einige dazu, die Gewinne des Vortages zu nutzen, um hier zu guten Kursen Gewinne mitzunehmen. Und das ist angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, denen die Gewinnperspektive unterliegt, auch nachvollziehbar. Da die Aktie dadurch einen Anlauf an das bisherige, Ende März bei 48,76 Euro erreichte Jahreshoch abgebrochen hat und damit ein tieferes Zwischenhoch entstanden ist, ist die Chance, dass die Käufer umgehend zurückkommen, nicht allzu hoch. Vor allem, nachdem jetzt potenziell kurstreibende Nachrichten auf dem Tisch sind und erst einmal nichts Neues nachkommt. Sollte die Salzgitter-Aktie daraufhin weiter nachgeben und mit Schlusskursen unter 37,60 Euro die Kreuzunterstützung aus dem April-Verlaufstief und der Januar-Aufwärtstrendlinie brechen, sollte man daher unbedingt erwägen, die Reißleine zu ziehen.

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