Salzgitter Aktie Prognose Salzgitter: Spottbillig und trotzdem gefährlich?

News: Aktuelle Analyse der Salzgitter Aktie

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Salzgitter
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Heute steht Salzgitter ganz oben auf den Kaufzetteln der Anleger und rangiert im SDax auf Platz 1. Nachdem die Aktie binnen kürzester Zeit von über 48 auf aktuell 20,74 Euro abgestürzt ist, ist eine Erholung auch mehr als angebracht.

Chart vom 10.10.2022 – Kurs: 20,74 Kürzel: SZG - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 10.10.2022 – Kurs: 20,74 Kürzel: SZG – Wochenkerzen

Aus technischer Sicht ist die Aktie massiv überverkauft und an der Kreuzunterstützung bei 19 Euro vorerst abgeprallt.
Gelingt jetzt ein Anstieg über 21 Euro, könnte das eine Erholung in Richtung 22,50 und mittelfristig sogar 26 Euro einleiten.

Fällt Salzgitter hingegen unter 19 Euro, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. Für die meisten Trader dürfte das an Informationen ausreichen und für einen Trade sieht es auch nicht schlecht aus. Man tradet eben, was man sieht.

Warum darauf verzichten?

Ich möchte allerdings zu Bedenken geben, dass man auch als kurzfristiger Trader etwas weiterdenken sollte.
Wer aktiv handelt, der weiß, dass es sich um ein Spiel mit dem Chance-Risiko-Verhältnis sowie Wahrscheinlichkeiten handelt.

Wenn man erfolgreich sein will, sollte man auch alle Faktoren nutzen, die einem statistische Vorteile bringen.
Jeder kann sich die folgenden Fragen selbst beantworten.

Ist die Wahrscheinlichkeit bei einem „guten“ Unternehmen höher, einen erfolgreichen Longtrade abzusetzen, oder bei einem Unternehmen mit einer mittelprächtigen Geschäftsentwicklung oder gar ernsthaften Problemen?

Ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Longtrade, bei einer Aktie, die den Großteil der Zeit zur Oberseite tendiert, größer? Oder ist sie bei einem Mauerblümchen größer?

Die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Longtrade ist selbstverständlich bei starken und übergeordnet bullischen Unternehmen höher.
Obendrein sind die Risiken für einen dauerhaften Kapitalverlust auch niedriger.

Denkt man die Sache jetzt zu Ende, kommt man zu einem einfachen Schluss:
Wenn es einem statistische Vorteile bietet, nur noch herausragende Unternehmen long zu handeln, warum sollte man etwas anderes tun?

Konsequent zu Ende denken

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man keine Nieten mehr handelt. Also keine Trades mit Problemkandidaten, Underperformern und Unternehmen in Schwierigkeiten.

Und genau das ist eines der Argumente, warum man beim Trading nicht auf die Einbeziehung von Fundamentaldaten verzichten sollte.

Kurzfristig spielen sie zwar keine große Rolle für den Kursverlauf, aber ein Trader-Leben besteht eben nicht nur aus einem Trade, sondern aus unzähligen.
Und in Summe schlagen sich statistische Effekte eben erheblich aus.

Spottbillig und trotzdem gefährlich

Der Frage, wie hoch das Risiko in Wirklichkeit ist und ob es sich um ein „gutes“ Unternehmen handelt, kann man sich von mehreren Seiten nähern.

Damit haben wir es hier zu tun

Am naheliegendsten ist ein Blick in die Geschäftszahlen in der Vergangenheit. Im Fall von Salzgitter ist eine Interpretation einfach.
Das Stahlgeschäft ist notorisch kapitalintensiv, zyklisch und obendrein margenschwach. Im Endeffekt bestimmen die günstigsten Produzenten den Marktpreis.

In den Zahlen von Salzgitter drückt sich das dadurch aus, dass der Umsatz seit mehr als einer Dekade stagniert.
Darüber hinaus war man in dieser Zeit in sechs von zehn Jahren nicht profitabel.

Die operative Marge schwankte währenddessen zwischen -4,3 und +5,7%. Also selbst in guten Jahren ist die Profitabilität nicht gerade berauschend.
Für mich persönlich hätte das in meiner aktiven Tradingzeit bereits ausgereicht, um Salzgitter als Tradingkandidat zu verwerfen.
Zu viel „statistisches Störfeuer“.

Das gilt umso mehr für ein Investment.

KGV 1!

Viele Anleger werden aber sicherlich die Meinung vertreten, dass die Bewertung nur niedrig genug sein muss, damit diese Faktoren eine zunehmend kleinere Bedeutung haben.
Und damit liegen sie vollkommen richtig.

Im Fall von Salzgitter dürfte relativ schnell die Frage aufkommen, was bei einem KGV von 1,2 noch schiefgehen kann.
Wenn das Unternehmen in nur einem Jahr nahezu den gesamten Börsenwert erwirtschaftet und das Geld auch wirklich ausschütten könnte, könnte wahrlich wenig schiefgehen.

Die Sache hat nur ein, zwei Haken. Natürlich sind die derzeit außerordentlich hohen Gewinne nicht wiederholbar, daher sollte man sie auch nicht als Maßstab nehmen.

Die Preise für Stahl sind in den letzten Monaten bereits erheblich zurückgekommen und haben vom Hoch rund ein Drittel an Wert verloren. Der Stahlmarkt bröckelt also gehörig und in Anbetracht der konjunkturellen Lage, wird sich daran wohl so schnell nichts ändern.
Bereits jetzt wird erwartet, dass der Gewinn von Salzgitter 2023 um etwa 70% einbrechen wird.

Das eigentliche Problem ist aber, dass Salzgitter den diesjährigen Gewinn nicht ausschütten kann.
Außerdem fragt man sich nach einem Blick in die Bilanz und die Cashflow-Statements, wo sich der vermeintliche Gewinn von hunderten Millionen Euro festnageln lässt.

KGV 1?

Für das erste Halbjahr hat Salzgitter ein Konzernergebnis von 781 Mio. Euro gemeldet.
Man kann und darf allerdings die Frage stellen, was realwirtschaftlich verdient wurde, wenn der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit gleichzeitig bei -116,3 Mio. Euro lag und die Nettofinanzposition ebenfalls gesunken ist.

Irgendwie und irgendwo scheint das Geld bei Salzgitter zu versickern und was dort versickert, ist für Sie als Anleger verloren.

Ferner sollte man sich die grundsätzliche Frage stellen, ob man wirklich mit Aktien von Unternehmen handeln sollte, deren Schulden den Börsenwert um das Vielfache überschreiten.
Jeder hat ein anderes Risikoprofil, in meines passt Salzgitter nicht.

Fazit: Ein Longtrade ist erfolgsversprechend, irgendwann holt es einen allerdings ein, wenn man ständig gegen die Statistik handelt.

Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.

Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.

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Vorherige Analysen der Salzgitter Aktie

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Die Rahmenbedingungen sind derartig vorteilhaft, dass Salzgitter und Thyssen Rekordgewinne einfahren könnten. Warum sinken dann die Kurse?

Skepsis

Man sollte seine Anlageentscheidungen nicht aufgrund von Ratings treffen. In der Regel laufen die Kursziele den Kursen hinterher und nicht umgekehrt.

Auf der anderen Seite sind die jeweiligen Analysten in der Regel auch nicht auf den Kopf gefallen.
Den meisten unter ihnen dürfte vollkommen klar sein, dass die kurzfristige Ausrichtung von Ratings und Kurszielen nicht zielführend sind.
Den meisten dürfte auch vollkommen klar sein, wie es mittel- bis langfristig um die meisten Unternehmen stehen dürfte.

Es hagelt Downgrades

JPMorgan und Barclays äußerten sich letzten Freitag skeptisch zu den mittelfristigen Aussichten bei einer ganzen Reihe von Unternehmen, teilweise wurden die Kursziele deutlich reduziert.

In der am letzten Freitag vorgelegten Branchenstudie sehen die Analysten der US-Bank JPMorgan das „Risiko einer drohenden Gasrationierung in Europa“ für Voestalpine, Thyssenkrupp und Salzgitter die größten Gefahren.

Barclays verwies in Bezug auf ThyssenKrupp und andere Rohstoffwerte auf einen „zunehmenden Margendruck bei steigenden Kosten“.

Ich nehme an, dass einige von Ihnen inzwischen schmunzeln werden. Womöglich, weil wir seit Jahren ganz speziell und immer wieder vor Thyssen oder Salzgitter gewarnt haben oder womöglich auch, weil wir in den letzten 6-8 Wochen mehrfach und explizit vor diesen Sektoren gewarnt haben.

Easy

Die Raison war simpel. Hier ein Auszug aus einer Analyse vom 10. Juni (Link):

Genau die Sektoren und Branchen, die die Mehrheit gerade nicht haben möchte, sind langfristig am interessantesten, dort findet man die Schnäppchen.

Denn die Sektoren, die gerade in Mode und beliebt sind, ändern sich ständig. Jeder Sektor steht mal an der Spitze und ist dann wieder Schlusslicht.

Auf Sicht von einem Jahr stehen Rohstoff- und Energiewerte sowie Versorger ganz oben. Diese Sektoren wurden also gekauft und Anleger haben sich hier positioniert.

Wer an der Börse außerordentliche Erfolge feiern möchte, kann sich schlecht dort positionieren, wo bereits eine Rallye stattgefunden hat und worauf die Masse gerade ihre Aufmerksamkeit aufwendet.
Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Noch immer zu kurz gedacht

Am Ende des Tages sind die vorgebrachten Argumente gegen Thyssen oder Salzgitter aus meiner Sicht aber noch immer zu kurz gedacht.

Die angesprochenen Unternehmen dürften im Falle einer Gas-Rationierung vor enormen Herausforderungen stehen, aber das wären im Zweifelsfall nur ein vorübergehendes Problem.

Viel wichtiger ist zu erkennen, ob sich ein Unternehmen übergeordnet, also abseits von temporären Themen, im Aufwind befindet oder nicht.

Um das herauszufinden, gibt es keinen einfacheren, schnelleren und sicheren Weg als den Blick in den Trackrecord.
Beginnen wir mit Salzgitter.

Man muss nur die Augen öffnen

Der Umsatz ist heute niedriger als vor zehn Jahren. Bereits dieser erste Datenpunkt bringt also erhebliche Probleme mit sich.
Wie sollen die Kurse nachhaltig steigen, wenn keinerlei Wachstum stattfindet?

Aber machen wir weiter. Es wäre ja möglich, dass sich die Profitabilität erheblich verbessert hat, massive Buybacks stattgefunden haben oder etwas anderes.

Die Realität sieht aber so aus, dass Salzgitter in der letzten Dekade in 5 von 10 Jahren unprofitabel war und in Summe kein Geld verdient hat. Spätestens an diesem Punkt sollte klar sein, dass das Unternehmen strukturelle Probleme hat.

Chart vom 11.07.2022 - Kurs: 22,80 Kürzel: SZG - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 11.07.2022 – Kurs: 22,80 Kürzel: SZG – Wochenkerzen

An diesem Punkt bleibt einem als Anleger wohl nur die Hoffnung, dass Salzgitter in der aktuellen Ausnahmesituation so viel Geld verdient, dass man all die Löcher stopfen kann.

Als langfristiger Investor stellt sich aber selbst dann die Frage: Was kommt danach?

Darf man den zuvor zitierten Analysten Glauben schenken, dürfte der Gegenwind in der zweiten Jahreshälfte wieder zunehmen.
Den Prognosen zufolge soll der Gewinn spätestens im kommenden Jahr regelrecht implodieren (um etwa 60% sinken).

Warum sollte der Kurs mit Blick auf diese negativen Vorzeichen nachhaltig steigen?

Wir könnten uns noch eingehend mit Thyssen beschäftigen, aber unter dem Strich ist die Situation ähnlich.
Übergeordnet rückläufige Umsätze und Probleme mit der Profitabilität. Der Gewinn dürfte im kommenden Jahr wieder deutlich sinken. Obendrein sind die Prognosen wahrscheinlich zu optimistisch.

Am Donnerstag machte die Aktie des Stahlkonzerns Salzgitter einen Riesensatz nach oben und steuerte auf das bisherige Jahreshoch zu. Am Freitag jedoch ging es nach kurzzeitigem Plus kräftig abwärts. Bemerkenswert war, welche Nachrichten zeitgleich hereinkamen.

Die Rallye der Salzgitter-Aktie am Donnerstag hing mit der Meldung über die deutsche Rohstahlproduktion im März zusammen. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl meldete einen Produktionsrückgang um knapp 12 Prozent gegenüber März 2021. Das wurde deswegen positiv gewertet, weil das in diesem wirtschaftlich kritischen Umfeld und der dramatischen Lage am Energiemarkt immer noch als gut angesehen werden könnte, zumal das Minus durch massiv höhere Preise kompensiert wird. Wobei China im März laut zehn Tage zuvor hereingekommenen Meldungen im März 5,4 Prozent mehr Stahl produziert hat.

Doch der Kurssprung des Donnerstags um 6,9 Prozent wurde am Freitag fast komplett zurückgenommen. Die Aktie sackte, nachdem sie zeitweise über das Vortageshoch gestiegen war, um 6,4 Prozent weg. Und das als Reaktion auf die am Freitag unangekündigt vorgelegten, vorläufigen Ergebnisse des ersten Quartals, die auf den ersten Blick herausragend wirkten und auch noch mit einer Anhebung der Gewinnprognose einhergingen. Seltsam?

Expertenmeinung: Nicht unbedingt, denn da konnte man durchaus Haare in der Suppe finden. Salzgitter meldete für das erste Quartal einen gegenüber dem Vorjahresquartal (117 Millionen) drastisch gestiegenen Vorsteuergewinn (EBT) von 465 Millionen Euro. Der Umsatz stieg im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 60 Prozent. Was aber nicht an einer massiv gestiegenen Produktion, sondern den massiv gestiegenen Preisen lag. Was einem als Anleger eigentlich egal sein könnte, aber:

Für das Gesamtjahr hob Salzgitter die EBT-Prognose nur auf eine Spanne zwischen 750 und 900 Millionen Euro an. Und das, obwohl schon im ersten Quartal die „halbe Miete“ zur Obergrenze der Gesamtjahresprognose erzielt wurde? Ja, weil die Energiekosten seit Jahresbeginn massiv gestiegen sind und man nicht absehen kann, wie es mit der Energieversorgung und möglichen Sanktionsfolgen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt weitergehen wird. Salzgitter goss da selbst Wasser in den Wein, indem man darauf hinwies, dass die Vorsteuergewinn-Prognose auf Basis der aktuell geltenden Rohstoff- und Energiekosten und Stahlpreise erstellt wurde und voraussetzt, dass Erdgas als Energieträger der Produktion weiterhin uneingeschränkt verfügbar bleibt.

Das brachte offenbar einige dazu, die Gewinne des Vortages zu nutzen, um hier zu guten Kursen Gewinne mitzunehmen. Und das ist angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, denen die Gewinnperspektive unterliegt, auch nachvollziehbar. Da die Aktie dadurch einen Anlauf an das bisherige, Ende März bei 48,76 Euro erreichte Jahreshoch abgebrochen hat und damit ein tieferes Zwischenhoch entstanden ist, ist die Chance, dass die Käufer umgehend zurückkommen, nicht allzu hoch. Vor allem, nachdem jetzt potenziell kurstreibende Nachrichten auf dem Tisch sind und erst einmal nichts Neues nachkommt. Sollte die Salzgitter-Aktie daraufhin weiter nachgeben und mit Schlusskursen unter 37,60 Euro die Kreuzunterstützung aus dem April-Verlaufstief und der Januar-Aufwärtstrendlinie brechen, sollte man daher unbedingt erwägen, die Reißleine zu ziehen.

Salzgitter-Aktie: Chart vom 22.04.2022, Kurs 42,14 Euro, Kürzel SZG | Online Broker LYNX