Die am späten Dienstagabend vorgelegten Halbjahreszahlen von Renault zeitigten am Mittwoch eine drastisch negative Reaktion. Dabei könnte man zwar darüber diskutieren, ob die Verluste übertrieben waren, aber die Charttechnik macht eine Gegenbewegung schwierig.
Im vergangenen Jahr war Renault der Konzern unter den großen Autobauern, der sich auffallend gut gegen ansonsten überall schwindende Verkaufszahlen und Margendruck stemmen konnte. Jetzt ist indes auch dieses Unternehmen in den Sog geraten, wie die am Dienstagabend präsentierten, vorläufigen Ergebnisse zum ersten Halbjahr zeigen.
Zwar gelang noch ein kleines Umsatzplus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aber die operative Gewinnmarge fiel mit 6,0 Prozent klar unter den Erwartungen der Analysten und des Marktes aus. Und damit konnte man sich ausrechnen, dass auch der Gewinn auf operativer Ebene, der in diesen Vorab-Zahlen noch nicht explizit genannt wurde, klar unter den bisherigen Markterwartungen liegen wird.
Vor allem im Juni seien die Absätze enttäuschend ausgefallen, so Renault. Und da man derzeit davon ausgeht, dass sich schwächere Verkaufszahlen und erhöhter Wettbewerbsdruck auch im zweiten Halbjahr fortsetzen dürfte, senkte Renault auch gleich die Gesamtjahres-Prognose für die operative Gewinnmarge von zuvor mindestens 7,0 auf jetzt um die 6,5 Prozent.
Dass das keine guten Nachrichten sind, ist klar, aber ein derart drastisches Minus von 18,47 Prozent, das die Aktie daraufhin am Mittwoch zeigte – ist das nicht überzogen?
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Expertenmeinung: Das könnte man auf den ersten Blick denken, immerhin war der Kurs seit seinem Jahreshoch im Februar (53,26 Euro) bereits zuvor deutlich zurückgekommen. Aber wenn man die Performance der Aktie einmal ab Anfang 2024 mit denen der großen drei deutschen Autobauer Mercedes-Benz, BMW und VW vergleichen würde, könnte man sehen, dass letztere drei über diese Zeitspanne allesamt um die 18 bis 20 Prozent Minus ausweisen, während Renault seit Anfang 2024 ein Plus von gut zehn Prozent erreicht hat … zumindest bis zu der gestrigen Reaktion.
Dass Renault viel richtig gemacht hat, während andere Konzerne deutlicher unter Druck gerieten, wurde also von den Investoren durch eine markante Outperformance honoriert. Und sollte man am Markt zu dem Schluss kommen, dass Renault jetzt ebenso Druck abbekommt und daher eine bessere Performance nicht mehr gerechtfertigt ist, könnte es sogar noch weiter abwärts gehen. Um sich wieder in die Entwicklung der anderen europäischen Autobauer einzureihen, müsste der Kurs in die Region um 31 Euro zurückkommen.
Aber selbst, wenn sich genug Anleger finden, die der Ansicht sind, dass auch das gestrige Minus bereits zu viel war, ist der Weg nach oben jetzt steinig. Denn jetzt ist, Sie sehen das im Chart, das bisherige Jahrestief unterboten und ein großes Doppeltopp vollendet … was den Abgabedruck noch durch ausgelöste Stop-Loss-Orders noch intensiviert haben dürfte. Und das macht den Weg zurück nach oben eben knifflig, denn:
Das Zwischentief des Doppeltopps und damit der Level der Nackenlinie, die jetzt als Widerstand dient, wartet als nächstliegende Hürde bereits bei 35,59 Euro. Und sollte es gelingen, den Renault-Kurs über diesen Widerstand zu heben, würde bei 38,09 Euro das vorherige Jahres-Verlaufstief als nächste Hürde im Weg stehen.
Nur, wenn sich in den kommenden Tagen am Markt die Meinung durchsetzen sollte, dass das alles am Ende sicher nicht so heiß gegessen wird, wie es gestern gekocht wurde, könnte der Renault-Aktie eine größere Gegenbewegung nach oben, ggf. sogar eine Aufwärtswende gelingen. Bleibt aber die gestrige Ernüchterung weiter im Raum, werden die Bären diese vorgenannten Widerstandslinien mit recht hoher Wahrscheinlichkeit als Ausgangspunkte für gezielten, erneuten Druck auf die Aktie nutzen.

Quellenangaben: Ergebnis 1. Halbjahr 2025, 15.07.2025:
https://assets.renaultgroup.com/uploads/2025/07/Press-release-RG-July-15-2025.pdf
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