Vor vier Wochen hatte der US-Autoteile- und Autozubehörhändler O’Reilly Automotive einen Aktiensplit im Verhältnis 15:1 durchgeführt. Oft führen solche Splits dazu, dass die danach optisch billigeren Aktien kräftig ansteigen. Bei O’Reilly blieb dieser Effekt aus … wieso?
Das hat zwei Gründe: Zum einen griff hier ein „Vorkauf-Effekt“. Da dieser immense Split einer zuvor ebenso immens teuren Aktie von 15:1 (d.h. man hatte ab dem Split-Termin am 10. Juni dann statt einer automatisch 15 Aktien) erwarten ließ, dass die Aktie dadurch auch für kleinere Anleger wieder lukrativ würde, hatten viele bereits im Vorfeld in Erwartung des kurssteigernden Effekts gekauft. Die Folge: Die erwartete Kurssteigerung entstand zwar, aber wegen dieser vielen Vorkäufe eben vor und nicht nach dem Split. Als der dann vollzogen war, warteten diejenigen, die vorher eingestiegen sind, auf steigende Kurse, aber der Aktie waren so eben die Käufer knapp geworden.
Zum anderen ist die Aktie zu teuer, um, Split hin oder her, noch viele neue Käufer anzulocken. Eine optisch wieder günstige Aktie, die zugleich auch noch von der Bewertung her günstig ist, das hätte den erhofften Aufwärtsschub bringen können. Aber O’Reilly bewegt sich derzeit mit einem KGV von 32 oberhalb der Kurs-/Gewinn-Verhältnis-Spanne der vergangenen zehn Jahre, die man zwischen 20 und 30 verorten kann. Das ist noch nicht extrem teuer, aber:
Expertenmeinung: Für eine höhere Bewertung bräuchte es gute Argumente – und die sind gerade ein wenig knapp. Man könnte argumentieren, dass Autoteilehändler mehr Umsatz erzielen werden und zugleich höhere Margen erreichen, falls höhere Zölle auf ausländische Neuwagen zu so stark steigenden Preisen führen, dass die Leute ihre Fahrzeuge länger fahren und damit öfter reparieren. Da aber auch die Autoteile teurer werden, bliebe die Frage offen, ob das wirklich zu nennenswert mehr Umsatz und Marge führt, als man ohnehin schon angesichts dieser sportlich wirkenden Bewertung vorweggenommen hat.
Zwar steigen Umsatz und Gewinn bei O’Reilly seit Jahren permanent wie an der Schnur gezogen. Aber zuletzt war die Aktie eben schneller gestiegen als die Gewinne, zumal die Analystenprognosen für den Gewinn pro Aktie in den vergangenen drei Quartalen jedes Mal, wenngleich nur leicht, verfehlt wurden. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt zwar mit momentan 97,26 US-Dollar über dem letzten Kurs, aber es entspricht dem am 3. April mit 97,27 US-Dollar erreichten Verlaufsrekord. Bis dahin wäre ggf. noch Luft, vielleicht sogar an die runde 100 US-Dollar-Marke. Aber darüber dürfte die teure Bewertung den Spielraum aus heutiger Sicht drastisch begrenzen.
Wären in den Monaten vor dem Split nicht so viele die Zoll-Wette und die Split-Wette gleichzeitig eingegangen und hätten den Kurs dadurch im ersten Quartal beschleunigt nach oben und auf neue Rekorde getrieben, könnte man sich von diesem Wachstums-Dauerläufer auch kurzfristig noch etwas versprechen. So aber ist da ein Deckel drauf, der sich in einem absteigenden Dreieck manifestiert.
Würde diese Formation durch Schlusskurse über der aktuell bei knapp 93 US-Dollar verlaufenden April-Abwärtstrendlinie nach oben verlassen, könnte man mit einem Versuch, sich an oder knapp über das Rekordhoch zu schieben, rechnen. Aber ob das genug Potenzial wäre, um daraufhin noch einzusteigen? Beantworten zu viele diese Frage mit „nein“, käme O’Reilly nicht weit.
Geht es mit Schlusskursen unter 85,60 US-Dollar nach unten hinaus und damit zugleich unter die 200-Tage-Linie, wäre allemal Spielraum für eine Korrektur an die nächste Supportlinie bei 78,30 US-Dollar denkbar, denn „zu billig“ wäre die Aktie dann von ihrer Bewertung her immer noch nicht.

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