Wie kann es sein, dass die Aktie von O’Reilly Automotive, dem „nur“ drittgrößten Autoteile-Händler in den USA, seinen Heimatindex Nasdaq 100 weit hinter sich lässt und ein Rekordhoch nach dem anderen erzielt … obwohl die Quartalszahlen nur „in line“ waren?
Diese Frage dürften sich viele stellen – und die Antwort liegt zumindest nicht gerade auf der Hand. Aber deswegen aussteigen mag offenbar kaum jemand. Was indes bei dynamischen Aufwärtstrends normal ist. Aber wenn die O’Reilly-Aktie nicht ein sehr gutes Argument hat, um auf diesem Rekordniveau zu notieren, können schon kleine Gewinnmitnahmen große Folgen in Form eines Lawineneffekts haben. Also, gibt es diese guten Argumente?
Nicht in den aktuellen Bilanzdaten. Ja, O’Reillys Umsatz legte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, wie am 23. Juli gemeldet wurde, aber das spielte sich im einstelligen Prozentbereich ab. Und mit einem Gewinn pro Aktie von 0,78 US-Dollar im zweiten Quartal lag dieser gerade einmal acht Cent über dem Vorjahr … während die Aktie seither über 40 Prozent zugelegt hat. Was sie teuer macht.
Das KGV (Kurs-/Gewinn-Verhältnis) liegt derzeit auf Basis der Konsens-Analystenprognose für den 2025er-Gewinn bei 35. In den letzten zehn Jahren lag diese Bewertung zum jeweiligen Jahresende zwischen 20 und 30. Und was die Kursziele der Analysten angeht, liegt das höchste zwar bei 120 US-Dollar, im Schnitt sehen die Experten O‘Reilly aber bei 106 US-Dollar … und dieses Konsens-Ziel wurde mit dem im Verlauf der vergangenen Woche markierten Verlaufsrekord von 104,86 US-Dollar quasi erreicht. Bietet wenigstens die Charttechnik eine Grundlage dafür, dass hier weiterhin mehr Trader ein- als aussteigen?
Expertenmeinung: Natürlich war es bullisch, dass die O’Reilly-Aktie aus einem absteigenden Dreieck ausgebrochen war und dann das vorherige Rekordhoch überbot. Nachdem der Aktiensplit im Juni keine positive Reaktion zeitigte, konnte man damit eigentlich nicht rechnen. Eine gute Sache also, die aber langsam heiß läuft, denn der Kursverlauf zeigt Anzeichen einer „Fahnenstange“, während die Aktie markttechnisch überkauft ist.
Der vermutliche Grund, wieso hier so kräftig zugelangt wird, dürfte darin liegen, dass die US-Anleger vermuten, dass höhere Zölle für Importfahrzeuge und kommender Inflationsdruck für deutlich nachgebende Neuwagen-Zulassungen sorgen. Die US-Bürger werden ihre Autos einfach länger fahren, dadurch mehr pflegen und reparieren … was wiederum die Kasse von O’Reilly als Autoteile- und Autozubehör-Händler klingeln lassen würde, so die Überlegung.
Aber das basiert auf Annahmen, nicht auf Fakten. Bislang wachsen Umsatz und Gewinn hier viel zu wenig für das derzeitige Kursniveau nebst 35er-KGV. Und man darf unterstellen, dass das vielen sehr wohl bewusst ist und so mancher, der hier engagiert ist, bereit ist, bei der kleinsten Irritation Kasse zu machen. Daher sollte man sich da einreihen, indem man überlegt, in die noch laufende Rallye hinein einen Teil der Aktien zu verkaufen und für den Rest einen Stoppkurs einzuziehen, für den sich derzeit als Orientierung die Supportzone 95,25/97,22 US-Dollar anbieten würde … und den man, sobald sich auf höherem Niveau ein tauglicher Ankerpunkt anbietet, auch unbedingt nachziehen sollte. Denn das Fundament, auf dem diese Hausse steht, ist auf diesem Kursniveau nicht mehr das solideste.

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