Die Restriktionen gegenüber Wind- und Solarenergie im jetzt im Senat verabschiedeten, neuen US-Steuergesetz fielen weniger harsch aus als im Vorfeld befürchtet. Das führte bei vielen Aktien der beiden Branchen zu kräftigen Kursgewinnen, bei Nordex aber kaum. Wieso?
Andeutungen darüber, dass der Rotstift, mit dem die US-Regierung durch die Wind- und Solarenergie-Förderungen gehen wollte, womöglich durch den Senat noch dicker wird, hatten viele Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien im Juni zeitweise drastisch einbrechen lassen. Die Version, die jetzt vermutlich Gesetz wird, ist zwar trotzdem ein Rückschritt, aber eben keiner, der ein Worst Case-Szenario darstellt. Die Aktie des Windkraft-Branchenriesen Vestas legte daraufhin am Mittwoch gut elf Prozent zu, die vom Umsatz her nur ein Drittel so große Nordex jedoch nur um 2,3 Prozent. Wurde Nordex übersehen? Kommt die Reaktion vielleicht erst noch?
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Expertenmeinung: Vermutlich nicht, denn Nordex wurde von den Tradern nicht übersehen, sondern ist nur geringfügig von dieser Problematik betroffen, weil der Umsatzanteil, den das Hamburger Windkraftunternehmen in den USA macht, prozentual zum Gesamtumsatz klein ist, während z.B. Vestas sehr viel in den USA agiert.
Allzu sehr grämen muss man sich deswegen aber nicht, immerhin läuft Vestas seit über einem Jahr im Abwärtstrend, dagegen konnte der gestrige Kurssprung dieser dänischen Aktie nicht viel ausrichten. Nordex zeigt im Gegenteil seit Februar eine dynamische Aufwärtsbewegung und hatte im Vorfeld, als andere Windkraft- und Solaraktien aufgrund dieses Hickhacks um das US-Steuergesetz zeitweise einbrachen, auch nicht nennenswert an Boden verloren.

Ein wenig „toppisch“ sieht das Chartbild seit ein paar Wochen dennoch aus. Das hat aber weniger mit irgendwelchen neuen US-Regularien zu tun, sondern mit dem Umstand, dass diese Aktie im ersten Halbjahr zu den Top-Gewinnern in MDAX und TecDAX gehörte und langsam die Argumente für unmittelbar weiter steigende Kurse knapp werden.
Man hat mit diesen Käufen in den ersten zwei Quartalen das gemeldete ebenso wie das aufgrund der starken Auftragseingänge zu erwartende Umsatzwachstum eingepreist. Man hat erfreut registriert, dass Nordex wieder „gesunde“ Gewinnmargen erreicht. Und man hat auch, seitens der Analysten genauso wie seitens der Anleger, das mit dem beschleunigten Ausbau der Infrastruktur hierzulande und in einigen anderen Ländern einhergehende Wachstumspotenzial großenteils bereits vorweggenommen.
Im Schnitt erwarten die Analysten, dass Nordex 2026 einen Euro pro Aktie verdienen wird. Kommt es so, wäre die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis mit 17,2 auf Basis des aktuellen Kurses zwar noch nicht teuer. Aber das gilt eben für die Gewinne des nächsten Jahres und nur dann, wenn die Aktie bis dahin auf dem derzeitigen Kursniveau bleiben würde. Davon abgesehen, dass Prognosen nie zwingend auch eintreffen müssen.
Dementsprechend liegt das Durchschnitts-Kursziel der Analysten momentan mit 19,10 Euro zwar noch ein Stück über dem gestrigen Schlusskurs, aber Anfang Juni war die Aktie diesem Ziel mit einem bisherigen Jahres-Verlaufshoch von 18,56 Euro schon sehr nahegekommen. Da jetzt der größte Trubel um die Windkraft-Branche erst einmal ausgestanden sein dürfte, wäre die wahrscheinlichste Variante bei Nordex eine Seitwärtsbewegung zwischen dem bisherigen Jahreshoch und der wichtigen Unterstützungszone 15,70/15,80 Euro.
Solange dieser Bereich hält, könnte man am Ball bleiben. Und sollte der Deckel gesprengt werden und Nordex neue Jahreshochs erzielen, sollte das von entsprechend positiven Zahlen begleitet sein (die Bilanz des zweiten Quartals wird am 28.7. erwartet). Ansonsten sollte man in der Region um 19/20 Euro aus aktueller Sicht eher über Gewinnmitnahmen nachdenken.
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