Von der einstigen Wachstumsfantasie ist bei Nel nicht mehr viel übrig. Stattdessen hagelt es Verluste, Umsatzrückgänge und Entlassungen.
Trotz Kurssturz ein Dauerbrenner
Seit Jahren warne ich vor Geldvernichtungsmaschinen wie Nikola, Leoni, Varta, Ballard Power, Plug Power, Nel und einigen mehr.
Teilweise hat das bereits in einer Insolvenz geendet. Für die Überlebenden gilt: Was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Das Erstaunliche daran ist, dass Aktien wie Nel, obwohl der Wert bereits um mehr als 90 % eingebrochen ist, noch immer zu den beliebtesten Aktien in Deutschland gehören. Das Suchvolumen ist enorm, vermutlich sind zigtausende Privatanleger investiert.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Doch solange sich die Geschäftszahlen nicht nachhaltig und dauerhaft verbessern, wird jede zwischenzeitliche Rallye am Ende wieder in sich zusammenfallen. Nel ist rückblickend nicht mal das schlimmste Beispiel.
Im vergangenen Jahr (17. Januar 2024) hatte ich das Unternehmen im Vergleich zu Plug Power und Nikola sogar als Lichtblick bezeichnet – allerdings ein Lichtblick fernab einer Kaufempfehlung. Denn vielmehr ging es darum, dass Nel die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit aufwies, mehr nicht. („Plug Power, Nikola und Nel: Zwei Insolvenzkandidaten und ein Lichtblick – Plug Power und Nikola sind unglaubliche Geschichten. Inzwischen stellen beide eine Insolvenz in Aussicht. Und wie sieht es bei Nel aus?“)
Was noch nicht ist, kann ja noch werden
Seitdem hat Nikola Insolvenz angemeldet, Plug Power und Nel haben jeweils mehr als die Hälfte an Wert verloren.
Doch darum soll es nicht gehen, sondern darum, dass sich die Lage seitdem drastisch verschlechtert hat.
Im vergangenen Geschäftsjahr kam es bei Nel zu immer größeren operativen Problemen. In einem Quartal war der Umsatz sogar rückläufig und im Schlussquartal herrschte weitgehende Stagnation.
Dass es mit den Kursen abwärts ging, ist daher gut nachvollziehbar. Das Schlimmste, was einem unprofitablen Wachstumswert passieren kann, sind nachlassende Wachstumsraten, eine Stagnation oder gar rückläufige Umsätze.
Nach diesen Warnschüssen im vergangenen Jahr kam es im Auftaktquartal 2025 zu einer vollen Breitseite. Spätestens jetzt sollte man erkennen, dass die Hoffnung mit hoher Wahrscheinlichkeit vergebens ist.
Erst Warnsignale und jetzt der Offenbarungseid?
Der Umsatz ist um 44 % auf 155 Mio. NOK eingebrochen. Der skandinavische Winzling hat einen Quartalsumsatz von umgerechnet 13,1 Millionen Euro erzielt. Unternehmen in dieser Größenordnung sollten nicht mal an der Börse sein, die Kosten für die Notierung stehen in keinem Verhältnis.
Aber hätte Nel die Börse nicht, um sich ständig frisches Kapital zu beschaffen, wäre man wohl längst insolvent – also hat man keine Wahl.
Der Umsatzeinbruch um 44 % hat dazu geführt, dass das operative Ergebnis von -13 auf -180 Mio. NOK eingebrochen ist.
Der Geschäftsbereich Alkaline-Eletrolyser, auf den zuletzt noch fast die Hälfte des Umsatzes entfiel, befindet sich in einem regelrechten Niedergang. Der Umsatz ist im ersten Quartal um 69 % auf 70 Mio. NOK eingebrochen und der Auftragseingang ist um 92 % auf mickrige 21 Mio. NOK gesunken.
Die Kunden laufen davon
Mindestens genauso bedenklich ist, dass der Auftragsbestand auf Jahressicht von 2,12 auf 1,46 Mrd. NOK gesunken ist.
Darin noch nicht enthalten, ist ein Ende April geplatzter Deal. Das norwegische Staatsunternehmen Statkraft hat eine Bestellung mit einem Auftragsvolumen von 120 Mio. NOK storniert. Damit hat sich einer der größten Hoffnungsträger in den Auftragsbüchern in Luft aufgelöst.
Es kommen also nicht nur zu wenige Aufträge rein, teilweise springen die Kunden sogar ab.
Nel ist inzwischen dazu übergegangen, Personal zu entlassen. Im vierten Quartal hat man die Zahl der Angestellten von 430 auf 409 reduziert und im ersten Quartal auf 394. Nach einer intakten Wachstumsstory sieht das nicht aus.
Das wahre Geschäftsmodell: Neue Aktien ausgeben
Das Einzige, was bei Nel blendend funktioniert, ist die Geldbeschaffung über den Kapitalmarkt und die damit einhergehende Verwässerung und Entwertung der Aktien.
Im letzten Quartal hat man sich auf diesem Weg 338 Mio. NOK beschafft, also mehr als das Doppelte des Umsatzes – und trotzdem sind die Barmittelbestände auf Jahressicht um 37 % eingebrochen.
Es ist wirklich erstaunlich. Nel hat es geschafft, innerhalb von 12 Monaten 623 Mio. NOK in neue Anlagen und Betriebsmittel zu stecken und einen operativen Verlust von 564 Mio. NOK einzufahren, um am Ende mit sinkenden Umsätzen, sinkenden Barmitteln und einem sinkenden Auftragsbestand dazustehen.

Solange sich Nel immer wieder Geld am Kapitalmarkt beschaffen kann, wird man dieses Spiel noch lange weitertreiben können.
Die ständige Ausgabe neuer Aktien führt aber selbstverständlich zu einer Entwertung der Aktien und langfristig zu sinkenden Kursen.
Im ersten Quartal ist die Zahl der ausstehenden Aktien beispielsweise von 1,671 auf 1,708 Milliarden Stück gestiegen.
Auf den ersten Blick wirkt das relativ unspektakulär, aber langfristig summieren sich die ständigen Kapitalmaßnahmen.
Ende 2014 gab es beispielsweise 265 Millionen Nel-Aktien, Ende 2024 waren es 1,67 Milliarden. Wenn damals jemand die Hälfte des Unternehmens gekauft hätte, würde ihm heute nicht mal mehr ein Zehntel gehören.
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