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Die Aktie des deutschen Pharmaunternehmens Merck KGaA sah gestern mit +10,05 Prozent den größten Kursgewinn seit Langem. Charttechnisch ist sie damit auf dem Sprung zu einem markanten Kaufsignal. Aber was konkret hat die Käufer bewogen, derart massiv einzusteigen?
Es war offenbar die Annahme, dass das Risiko, in den USA durch hohe Einfuhrzölle Absatz- und Margenprobleme zu bekommen, jetzt vom Tisch sei. Richtig ist: Donald Trump hatte vergangene Woche verkündet, dass ab 1. Oktober Einfuhrzölle für Medikamente von 100 Prozent verhängt würden. Zudem war lange bekannt, dass er plant, die Preise für Medikamente in den USA zu drücken – und zwar so weit, dass ein Medikament in den USA nicht mehr kosten soll als der niedrigste Preis dafür in einem anderen Industrieland.
Jetzt wurde gemeldet, dass Donald Trump mit dem US-Pharmariesen Pfizer eine Vereinbarung getroffen hat, nach der Pfizer Medikamente auf einer von der US-Regierung betriebenen Plattform deutlich billiger anbieten wird. Im Vorfeld unsicher, am Ende aber wohl anzunehmen ist auch, dass die Zollvereinbarung mit der EU auch Pharmaprodukte einschließt und für EU-Exporte in die USA damit ein 15-Prozent-Zoll gilt – und nicht die im Raum stehenden 100 Prozent.
Es scheint, die Käufer bei der Merck-KGaA-Aktie unterstellen damit, dass man auch mit anderen Konzernen eine Einigung finden wird, diese dann ihre Produkte auf Trumps Plattform anbieten werden – und so um Zölle herumkommen. Ist das so?
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Expertenmeinung: Das kann man hoffen, aber nicht wissen. Zumal sich die Frage stellt, ob die dann deutlich niedrigeren Preise auf Trumps Plattform nicht stärker an der Marge zehren als die Zölle. Die ja offenbar für die EU ohnehin nur 15 Prozent betragen. Das ist alles außerdem noch völlig offen, bislang hat nur Pfizer diesen „Deal“, mit einem weiteren US-Unternehmen ist man gerade in Verhandlungen. Hinzu kommt:

Sollte man hier den Gedanken hegen, den Kurseinbruch aufzuholen, der nach Trumps 100-Prozent-Zölle-Ankündigung entstand, wäre man schief gewickelt. Denn den, man sieht es im Chart, gab es ja gar nicht. Aktuell notiert die Merck-KGaA-Aktie auf einem Kursniveau, das nicht die jüngsten Abschläge ausgleicht, sondern den höchsten Stand seit Mitte Mai bedeutet.
Dass die Merck-&-Co.-Aktie stark anzieht, ist da noch nachvollziehbar. Das US-Unternehmen hat ja nur mit Trumps Preisforderungen zu schaffen und könnte von einem Deal profitieren. Mit diesen Einfuhrzöllen hat man aber nichts zu tun. Aber Merck KGaA und Merck & Co. sind eben nicht dasselbe. Diese beiden Unternehmen haben, seitdem die US-Regierung eine Abspaltung der US-Aktivitäten der deutschen Merck erzwang, nichts mehr miteinander zu tun. Und das ist schon seit 1919 so.
Nun ist diese Rallye aber nicht völlig absurd. Nur taugt das Argument von Trumps „Pharma-Plattform“ nicht als Einstiegsgrund. Die meisten Analysten sind für die Merck-Aktie bullisch. Das durchschnittliche Kursziel liegt derzeit um 147 Euro. Und das Kurs-/Gewinn-Verhältnis liegt bei – im Vergleich zu den letzten zehn Jahren – niedrigen 13. Das wären Argumente, um die Aktie einzusammeln. Und die Charttechnik würde ein weiteres liefern, sobald es gelingen sollte, neben der gestern bereits bezwungenen mittelfristigen Abwärtstrendlinie auch noch die bei momentan 122,23 Euro verlaufende 200-Tage-Linie zu überwinden.
Aber dann müsste man sie wegen ihrer grundsätzlichen, mittelfristigen Perspektive und der eher günstigen Bewertung kaufen – wegen der Hoffnung, dass der wichtige asiatische Markt bald wieder in Schwung kommt, Europa dito. Aber nicht, weil Trump mit Pfizer einen Deal über Medikamentenpreise erreicht hat und die US-Merck-Aktie steigt. Aber genau deswegen stieg sie jetzt. Daher: Vorsicht.
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